gedankenlos

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 14:18

Er hatte es eilig, wie immer.
Darum sah er sie auch nicht,
mit ihrem roten Täschchen,
den geschminkten Lippen,
den viel zu hohen Schuhen
zierlich, schüchtern, unscheinbar,
wie bestellt und nicht abgeholt.

Er hastete an ihr vorbei,
hatte längst vergessen,
dass er sie einladen wollte.

Als er den Weg zurückkam -
es mochten Stunden verstrichen sein -
war sie natürlich längst gegangen,
um ein Stück lautloser und hoffnungsloser,
als sie gekommen war.

Man sagt,
er habe nichts besseres gefunden
und dennoch nicht nach ihr gesucht.
Nie wieder sei er ihr begegnet.
Er lasse sein Leben verstreichen
ohne zu ahnen, wie sehr sie ihm fehlte.




Nein, ich bin nicht hoffnungslos. Ich hab nur grad meine Luftballons nicht zur Hand. (Andrea Schwarz)
Zuletzt geändert von tulpenrot am 13.09.2006, 09:35, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.09.2006, 14:27

Also, ein echt starker Anfang! :daumen:

Willkommen :hut0039:

Für mich ist das Brecht-Theater, was du da bietest, Berlin.

Gibt Villingen diese Kulisse?

moshe.c

Last

Beitragvon Last » 01.09.2006, 14:35

Hallo Tulpenrot,

ich kann mich Moshe nur anschließen ein starker Text, der mich durch seinen direkten aber tiefsinnigen Stil sehr anspricht. Ganz nah am Leben

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 14:39

Booohh, jetzt bin ich platt!
Deine Einschätzung meines Textes ist ja toll! Ob Villingen sowas hergibt? Na, hier in der Gegend wird viel Kultur aller Stilrichtungen betrieben.
Danke für deinen Willkommensgurß - nur, ich bin ncoh nciht mit der Navigation so ganz vertraut - und würde meinen eigenen "Beitrag" über dir löschen...
LG nach Israel!
tulpenrot

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 14:41

Hallo last,
danke dir für deinen "Anschluss"
LG tulpenrot

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 01.09.2006, 14:45

Hallo tulpenrot!

Herzlich willkommen im Forum! :smile:

Beiträge kannst du nicht selbst löschen, das können nur Admins oder Moderatoren. Ich habe das mal gemacht und den Satz unter den Text gesetzt. Wenn du ihn dir anders formatiert wünscht, kannst du das über den "edit"-Button über dem Beitrag machen (oder du fragst einfach nochmal).

Leider hab ich gerade keine Zeit, näher auf den Text einzugehen, aber ich finde ihn auf den ersten Blick stimmungsvoll und gut geschrieben! Nicht zuletzt deshalb nochmal herzlich willkommen!

Liebe Grüße
lichelzauch

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 14:55

Hallo lichekzauch ;-)
da hat sich wohl eine mitleidige Seele inzwischen meinen Hilferuf zu Herzen genommen - der Beitrag ist gelöscht. Von dieser Seite her also danke! Das "edit" mit der Schere hat doch den Sinn des Löschens - oder?
LG tulpenrot
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

Gast

Beitragvon Gast » 01.09.2006, 15:18

Hallo tulpenrot,
herzlich Bild im Blauen Salon.

Ich habe deinen Text aufmerksam gelesen und festgestellt, dass er in seiner gesamten schlichten punktuellen Sprache sehr schön auf den tiefen Sinn, der verpassten (Lebens)chance hinsteuert.

Ich bin mir nur noch nicht im Klaren darüber, ob es tatsächlich Liebelyrik ist, oder doch eher das Erzählende im Vordergrund steht.
Der Text ist prosisch für Lyrik nicht verdichtet genug und es wird eine Begebenheit erzählt.

Was ich ändern würde wäre "die hohen Schuhe" weil es zu sehr Umgangsdeutsch ist. "Hochhackig" wäre da das passende Attribut.

Liebe Grüße und viel Freude.
Gerda

Soltest du wünschen, dass der Text verschoben wird zu den Erzählgedichten, macht dies eine/r der Moderatoren.

scarlett

Beitragvon scarlett » 01.09.2006, 15:25

Hallo tulpenrot,
(welch schöner Nick!)

herzlich willkommen im Salon und viel Freude hier!

Deinen Einstiegstext finde ich auch sehr ansprechend, gelungen - allerdings frage ich mich auch, ob dein Text tatsächlich hier in dieser Kategorie daheim ist - ich empfinde ihn eigentlich eher als erzählend.

Gruß,

scarlett

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.09.2006, 16:08

Zur Liebe gehört u.a. auch die verpasste Liebe.

Meine Damen!, sollte ihnen dies fremd sein?

Haben sie den keine Stöckelschuhe mehr im Schrank, die davon erzählen könnten?

Und Berlin......, ist ein Pflaster für sowas.

Man wende den Blick auch ein wenig von der Institution der Ehe im klassischen Sinne.

moshe.c

P.S. Es handelt sich nicht um einen Zeitungsartikel. Man höre die Melodie des Textes. Für mich ist es Lyrik.

Gast

Beitragvon Gast » 01.09.2006, 17:27

Ja, moshe, ja, du hast Recht.
Das hat niemand bestritten, dass es so ist, und dass das Gedicht von der Liebe handelt.
Es geht aber um die Form und du schreibst leider an der Form vorbei oder hast sie nicht zur Kenntnis genommen.
Sei so gut und gehe auf das, was scralett und ich schreiben ein.
Keine von uns hat geschrieben, dass es kein Liebesgedicht ist.
Auch erzählende Gedichte können ja von der Liebe handeln ;-) dieses ist geradezu der Beweis hierfür.

Liebe tulpenrot, mach dir jetzt mal über diese FORMSache keine Gedanken.
Diese diskiussionen haben wir des Öfteren.
Sie dienen halt der Orientierung im Salon, der immer größer wird.
Es hat ja auch nicht mit der Textqualität zu tun.

Liebe Grüße in die Runde
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 01.09.2006, 17:39

Hallo,
ich möchte gerda absolut zustimmen. Mir kam bei diesem Gedicht auch gleich der gedanke, dass es so stark an ein Erzählgedicht erinnert, dass es in der entsprechenden Rubrik gut erstrahlen würde (erstrahlen, weil es auch mir gefällt). Natürlich ist es ein Liebesgedicht. Moshe - da hast du dich verirrt, entschuldige.

Tulpe:

Herzlich Willkommen erst mal...nimm den Ansturm, was das Verschieben hier angeht nicht so ernst. letzlich dienen die kategorien mehr der orientierung des lesers als einer textkategorisierung. Aber vielleicht gefällt dir ja die idee mit dem Erzählgedicht. Wenn nicht, steht es hier genauso gut.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

steyk

Beitragvon steyk » 01.09.2006, 17:53

Hallo tulpenrot,
auch von mir ein herzliches Willkommen und ein Jauu für diesen Einstand.
An den hohen Schuhen würde ich nichts ändern, es paßt besser zum Text als "zu hochhackige", auch wenn es Umgangssprache sein sollte. Viele gute Texte leben davon ;-)

Gruß
Stefan

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.09.2006, 18:02

Es tut mir leid, aber ich kann eurer Argumentation nicht folgen.
Ihr selbst sagt nun, daß es sich um ein Liebesgedicht handelt, beide. In der Beschreibung des Pfauengartens-Liebeslyrik steht nichts davon, daß dort eine bestimmte Form eingehalten werden müßte oder irgendeine Form ausgeschloßen sei. Ich interpretiere es so: Sobald ein Autor einen Text hat, der von Liebe oder angrenzenden Bereichen handelt, er dort hingehört, bzw. er ihn dort einstellen kann, wenn er möchte.

Gerda: resumee hatte dir dieser Tage Auszüge von renomierten Literarurwissenschaftlern zum Thema Form gesendet. Hast du die gelesen?

moshe.c


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