Im Nebel...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 30.08.2006, 23:01

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, ihre Texte zu löschen. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 02.09.2006, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 30.08.2006, 23:05

Liebe Gerda,

bevor ich genauer hin- lese eine Frage zur äußeren Form: Warum beginnst du mit Kleinschreibung?

Eine neugierige KÖ

Gast

Beitragvon Gast » 30.08.2006, 23:10

Liebe KÖ,

das Gedicht beginnt eigentlich mit dem Titel, vielleicht sollte ich ihn noch Mal mit vor den Text setzen?

LGG

steyk

Beitragvon steyk » 31.08.2006, 19:44

Liebe Gerda,
ich liebe den Herbst und schon deshalb finde
ich deinen Text gut. Ein etwas frischer Morgen,
ein wenig Nebel steigt auf. Da steckt für mich
Romantik drin.
Aber ganz ungeschoren will ich dich nicht lassen ;-)

Die Sache mit dem Titel, der ja gleichzeitig Beginn des Textes
ist, hast du ja schon bemerkt.

Mich stört A: der „Fixpunkt“.
Ich glaube, ein „Punkt“ wäre ausreichend
oder einfach nur
„sucht zwischen
Dächern und Himmel,“

und B: „aufgeplustert“ paßt nun wirklich nicht in
dieses Bild. Vielleicht so:

„seltsam fremd wirkt
hinter dem Baugerüst
im Morgenschleier.“

Sind natürlich nur Vorschläge.

Liebe Grüße
Stefan

Gast

Beitragvon Gast » 01.09.2006, 10:29

Lieber Stefan,
ich danke dir herzlich, dass du gelesen und gemäkelt hast. ;-)

Das "Aufgeplustert", habe ich im Hinblick auf die Falken gewählt.
Es ist doch naheliegend, dass ich sie dort früher aufgeplustert habe sitzen sehen und den Kirchturm, der sich nun ausnahm wie Westminster Abbey im Nebel - so gewaltig- in diese Erinnerung einbinde.
Du schreibst "romantisch" - ja einerseits- aber mehr noch ist mir gerade der letzte Satz wichtig, der weniger romantisch ist, denn weist darauf hin, dass sich das lyr. Ich Gedanklen macht, wo die Falken denn überwintern, Qauartier machen werden, wenn am Kirchturm ständig gearbeitet wird, und sie in íhre Schlupflöcher nicht hineinkönnen...
Mit dem "Fix"punkt wollte ich ausdrücken, dass der Blick "Halt" sucht.
Fixpunkt und Punkt ist nicht dasselbe, aber ich werde darüber nachdenken, ob ich das ggf. auch anders sagen kann.

Danke nochmals und
LGG

steyk

Beitragvon steyk » 01.09.2006, 11:36

Liebe Gerda,
ich habe nicht geschrieben, daß das Gedicht romantisch ist, sondern das Romantik drin steckt.
Es ist vielleicht meine Lesart, aber ich bezog das "aufgeplustert" auf den Kirchturmhinter dem Gerüst. Die Falken kommen erst am Schluß und sind meiner Meinung nach etwas zu weit entfernt, um einen Bezug herzustellen.
Beim Fixpunkt hast du schon recht. Ein Fixpunkt ist ein Punkt, an dem man etwas festmacht, bezw. den man als Orientierungshilfe nimmt. Ich stehe oft morgens auf dem Balkon (wohne zum Glück in einer relativ ruhigen Ecke in Kreuzberg) und laß mein Blick über die Gegend schweifen. Irgendwo fange ich damit an. Ich denke, daß ist in diesem Moment der Fixpunkt. Ich meine nur, daß das Wort an sich, nicht so recht zu den anderen Bildern deines Textes paßt.
Aber das ist eben nur meine Ansicht.

Liebe Grüße
Stefan

Last

Beitragvon Last » 01.09.2006, 12:18

Hallo Gerda,

das gefällt mir. Als Naturbeschreibung gelungen, das Bild zeichnet sich in meine Gedanken und der Symbolgehalt spricht mich auch an, besonders die erste Strophe und der Schlusssatz.

Mich stört A: der „Fixpunkt“.
Ich glaube, ein „Punkt“ wäre ausreichend
oder einfach nur
„sucht zwischen
Dächern und Himmel,“

Nein, der Fixpunkt leuchtet mir ein, empfinde ihn auch als sehr stimmig.

Es ist vielleicht meine Lesart, aber ich bezog das "aufgeplustert" auf den Kirchturmhinter dem Gerüst.

Ja, durch die Zeichensetzung wäre es mir auch zu phantasievoll das "aufgeplustert" auf die Falken zu beziehen

Gast

Beitragvon Gast » 01.09.2006, 12:23

Ja, ja, ich denke... kann aber dauern...
Was die Sprache angeht hast du ja völlig recht... vielleicht irgend etwas in der richtung: mein Blick ankert...
Die Romantik habe ich nicht als negativ aufgefasst, keine Sorge.
Ich bin romantisch veralagt, wie ich gerade vor ein paar Tagen auf einem Spaziergang wieder feststellen konnte.
Mal schauen, ob Andere zum Aufgeplustert noch etwas schreiben
Fällt es weg, so fällt das Gedicht für mich irgenwo auseinander...Wenn ich es ersetze wird es schwer...
LGG und Danke

versuch:

Der Blick fängt
erste Sonnenstrahlen,
sucht - ankert
zwischen Dächern und Himmel,


... muss ich noch drunter schreiben... gefällt mir jetzt schon besser als Fixpunkt... gut dass du so zäh nachhakst ;-)

aram
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Beitragvon aram » 01.09.2006, 17:48

hallo gerda,
nur zu diesem punkt:

ich finde den 'aufgeplusterten kirchtum' sehr schön -
würde aber sagen 'im baugerüst' -

damit wird die nächste zeile natürlich unhaltbar - hab dafür gerade keine lösung parat (außer das zweite 'im' ersatzlos zu streichen -dann beginnen aber die satzzeichen zu stören- oder durch 'durch' zu ersetzen), wollte das aber trotzdem schon mal sagen.

('aufplustern mit' passt nicht, weil beim aufplustern ja nichts von außen dazukommt)

liebe grüße, aram

Gast

Beitragvon Gast » 02.09.2006, 13:18

Hallo aram, danke, ja - ja und nochn Mal ja! wieso ist mir das nicht aufgefallen...
Ich werde eine Lösung finden.

Danke, Last, fürs Lesen, ich finde ankern besser, poetischer, nachdem ich noch mal in mich gegangen bin.

Ich bin mal wieder sehr angenehm überrascht, was für Tipps ich erhalte, und wie sich mich bewegen noch einmal zu suchen und ... zu finden... das hoffe ich.

Danke, danke
LGG :smile:

Gast

Beitragvon Gast » 02.09.2006, 14:07

Hallo stefan,
Hallo aram,
ich habe über eure Änderungsvorschläge hinaus
nachgedacht und die Version II mal anders geschrieben, alles klein.
Ich bin so sehr zufrieden.

Vielleicht gebt ihr mal feedback - im Voraus Danke - und im Nachhinein noch Mal.

Liebe Grüße
Gerda

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 02.09.2006, 14:30

Hallo Gerda,

ich kann zu Lyrik nicht so fachkundig Stellung nehmen wie andere, aber den Gedanken, Kleinschreibung zu verwenden, finde ich sehr gut.

Einmal, weil das Lesen so mehr Konzentration verlangt und den Blick mehr auf das einzelne Wort fixiert - und zum anderen wegen der optischen "Gedämpftheit", das Gedicht sieht weniger sperrig aus. Das passt auch sehr gut zum Thema.

Mir gefällt es so besser.

Grüße von Zefira, die das Gedicht sehr mag
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 02.09.2006, 15:38

liebe gerda,

schön finde ich das - ein gutes beispiel, was kleinschreibung bewirken kann - der text wird intensiver, ohne dass ich es erklären kann.

und es zeigt, wie menschen gedichte verschieden schreiben und mögen - es gibt gemeinsames - so können 'tipps' manchmal funktionieren- aber auch eigenes, unantastbares.
(wäre es mein text, würde ich in diese richtung daran weiterarbeiten - ist jetzt also kein 'vorschlag' -

im nebel

enger beisammen
die giebel der dächer
in schmäleren gassen

verschwommen gezeichnet
das fachwerk
alter birnbaum
und büsche im garten

mein blick fängt
erste sonnenstrahlen
sucht anker
zwischen häusern und himmel

am schleier des kirchturms
im baugerüst aufgeplustert

ich vermisse die turmfalken


-wenn dir was davon passt, kannst du's aber gerne verwenden) - schön; ich mag dein gedicht
für mich eins deiner besten

liebe grüße,
aram


(ps. kommentare am computer schreib ich nur der einfachheit halber klein)

Gast

Beitragvon Gast » 02.09.2006, 16:00

Liebe Zefi, vielen Dank, ja ich komme immer mehr dahinter, das fü die meisten meiner lyr. Texte, die Kleinschreibung passender ist.

Lieber aram,
ich bin sehr angetan von deiner Version.
Ich werde sie mir zu meiner abspeichern, vielen Dank für deine Erlaubnis ;-)
Meine Version beruht auf meinem Erleben auf meiner persönlichen Empfindung, sie ist aus meiner Sicht so wie sie da steht wahrhaftig. Deswegen wird sie so bleiben.
Aber wir könnten diese beiden Versionen doch mal irgendwo nebeneinander stellen, nicht untereienander - mit deinem Kommentar, den ich sehr schätze, weil er differenziert aufzeigt, wie unterschiedliche Sichtweisen sich im Gedicht niederschlagen und keine davon "Die richtige" ist...
alles ist Annäherung
Nochmals Danke
Liebe Grüße an euch zwei.

Gerda


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