Entzaubert

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
resumee

Beitragvon resumee » 19.08.2006, 19:29

Der Zauber des Moments
ruft nach der Traumfabrik,
erfüllt die Wünsche
am Fließband.

Verzauberst die Welt
in Wolkenkuckucksheime
voller Wunder -
erstaunte Kinderaugen,
die Sterne fangen
vor lauter Glück
oder
Sterntaler, die
vom Himmel fallen
und zerbersten
als Illusion.

Max

Beitragvon Max » 19.08.2006, 20:42

Liebe Resumee,

mit dem Gedicht habe ich ein paar Probleme.

Zum einen wechselt die Person und damit Perspektive von Strophe zu Strophe 1 auf 2 und ich weiß nich, wer das lyrische Du in Strophe 2 ist. Zum anderen hat das Gedicht eine ganze Fülle von umschreibenden Wörtern, die zwar gängig, aber nicht sonderlich poetisch sind, z.B.
Traumfabrik, Wolkenkuckucksheim, Sterntaler ... außerdem sind die Bilder Sterne fangen und Sterntaler fangen so dicht beeienander, dass mir das erste davon überflüssig erscheint.

Liebe Grüße
max

resumee

Beitragvon resumee » 20.08.2006, 10:21

Lieber Max,

Ein Gedicht auf zwei Ebenen: Der erste Teil eine allgemeine Darstellung des Zaubers, im zweiten Teil die konkrete Situation des Zaubers zwischen lyrischem Ich und Du.

Ich denke, es hat jeder schon einmal erlebt, dass ein Moment so traumhaft ist, dass man ihn behalten möchte, man aber nicht sicher weiß, ob er eine Realität bekommen wird, oder sich die momentane Empfindung als Illusion herausstellt.
Das Sterne fangen in diesen verzauberten Momenten liegt sehr dicht bei dem Zerbersten der Sterntaler,die eben nicht im Wolkenkuckucksheim bleiben, sondern an der Realität zerschellen.

Wunsch und Wirklichkeit
Traum und Realität.

Die Sterntaler und das Wolkenkuckucksheim entsprechen der Märchenwelt des Kindes. Erstaunte Kinderaugen entsprechen demzufolge dem naiven Glauben an den Moment.

Aber wer mag nicht hin- und wieder solche Momente kindlichen Glücks genießen, obgleich das erwachsene Ich die Gefahr kennt?

Einen schönen Sonntag,

resumee



[b]

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 20.08.2006, 12:32

Hallo resumee

Ich habe das Gedicht eher als Kritik an der Film- und Fernsehindustrie gelesen. Die Traumfabrik (klingt stark nach Hollywood) produziert ihre Ware (am Fließband, also Massenproduktion), den Zuschauer erscheinen die vorgeführten Ideale wie Sterne, die aber doch nur Illusion sind. Das Ganze lebt vom Zauber des Moments, in dem der Film oder die Fernsehsendung gesehen wird und den Zuschauer in ihren Bann schlägt.

Liege ich mit Dieser Interpretation völlig daneben oder hattest Du diese Intention?

MfG

Jürgen

resumee

Beitragvon resumee » 22.08.2006, 08:42

@gurke

Dein Kommentar hat mich überrascht.
Tatsächlich war es so, dass als ich dieses Gedicht schrieb, ich eine Geschichte erlebte, von der ich sagte: Sie wäre guter Stoff für Hollywoods Traumfabriken. "Das Glück ist einen Momentaufnahme und jede Minute wert, die es währt.", war der zweite Grundgedanke.
Daraus entwickelte sich dieses Gedicht, das für mich eigentlich den in meiner ersten Erklärung beinhalteten Sinn haben sollte...

So habe ich einen Moment nachdenken müssen, über das, was Du geschrieben hast. Du hast nicht die vordergründige Aussage wahr genommen, aber den Hintergrund gesehen. Natürlich kann man es auch so interpretieren.

Ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar.

resumee

Sterntalerchen

Beitragvon Sterntalerchen » 27.08.2006, 18:03

Also ich finde das Werk durchaus nicht unpoetisch

und warum sind denn Worte wie
Sterntaler Wolkenkuckucksheim und Traumfabrik unpoetisch?
es kommt doch immer auf den Zusammenhang an, ich finde sie sehr passend
zum Gedicht


gefällt mir sehr gut dieses Werk


Grüsse Sterntalerchen

Max

Beitragvon Max » 29.08.2006, 21:52

Liebes Sterntalerchen,

ein Wort wird für mich unpoetisch, wenn selbst die Werbeindustrie es aus ihrem Wortschatz streicht. Dann braucht man einen neuen Atemhauch, eine Idee, um es wiederzubeleben.

Liebe Grüße
max


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