12/I/17
titte
schon gehört?
titte ist tot.
den hammse gerade gefunden
lag wohl schon länger
unbemerkt in der wohnung
schlecker hat ja schon
vor jahren
dichtgemacht
und jetzt ist auch noch
der alte schuhmacher weg
der alles reparieren konnte
alles
gegenüber haben sie die
tür zur kneipe
die schon ewig zugemauert ist
neu verklinkert
so dämliche heimwerker
wo alles schief wird
und schlimmer
als vorher
und noch 7 läden stehen leer
und den udo haben sie auch erst
nach 2 oder 3 wochen gefunden
als es stank
im treppenhaus
titte
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Gefällt mir sehr.
Zwei kleine Anmerkungen:
unbemerkt finde ich nicht so glücklich gewählt (ich kanns nicht richtig begründen ... vielleicht brauche ich hier überhaupt gar keine Erläuterung)
und die Zeile mit den dämlichen Heimwerkern halte ich für überflüssig. Könnte man nicht einfach sagen "schief verklinkert"?
Zwei kleine Anmerkungen:
unbemerkt finde ich nicht so glücklich gewählt (ich kanns nicht richtig begründen ... vielleicht brauche ich hier überhaupt gar keine Erläuterung)
und die Zeile mit den dämlichen Heimwerkern halte ich für überflüssig. Könnte man nicht einfach sagen "schief verklinkert"?
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hallo Amanita,
Jetzt, wo du's sagst, gefällt mir die ganze Strophe mit den Handwerkern nicht mehr. Ich hab zwar versucht, ein großes Geschehnis (hier: den Tod) u.a. anhand von Banalitäten wiederzugeben, oder mit Dingen, die damit vordergründig nix tun haben, oder einfach parallel weiterlaufen, aber ich glaube, da muss ich noch ein neues Bild ansttatt dieser Strophe reinkriegen. Ich gehe mal in mich ... :o)
Das "unbemerkt" finde ich schon wichtig.
Besten Dank,
Tom.
Jetzt, wo du's sagst, gefällt mir die ganze Strophe mit den Handwerkern nicht mehr. Ich hab zwar versucht, ein großes Geschehnis (hier: den Tod) u.a. anhand von Banalitäten wiederzugeben, oder mit Dingen, die damit vordergründig nix tun haben, oder einfach parallel weiterlaufen, aber ich glaube, da muss ich noch ein neues Bild ansttatt dieser Strophe reinkriegen. Ich gehe mal in mich ... :o)
Das "unbemerkt" finde ich schon wichtig.
Besten Dank,
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
oh, das gefällt mir auch, tom.
zusammen mit dem bild ist es eine feine, leise, in seiner (scheinbaren) einfachheit berührende hommage.
es wirk nur vordergründig "banal", denn durch die zeilen kommt ganz viel (an gefühl, zeitgeschehen, alltag, der aber so viel aussagt ...) rüber.
die strophe mit den "dämlichen heimwerkern" fände ich auch entbehrlich ... oder aber zumindest könnte hier vielleicht noch stärker herauskommen, dass außer ein paar sogenannten heimwerkern ja niemand mehr in der lage ist, so etwas professionell zu reparieren (feine sozialkritik) - "schief verklinkert" scheint mir aber auf jeden fall eine gute idee von amanita zu sein, klingt gut und ist audrucksstark.
lg
birke
zusammen mit dem bild ist es eine feine, leise, in seiner (scheinbaren) einfachheit berührende hommage.
es wirk nur vordergründig "banal", denn durch die zeilen kommt ganz viel (an gefühl, zeitgeschehen, alltag, der aber so viel aussagt ...) rüber.
die strophe mit den "dämlichen heimwerkern" fände ich auch entbehrlich ... oder aber zumindest könnte hier vielleicht noch stärker herauskommen, dass außer ein paar sogenannten heimwerkern ja niemand mehr in der lage ist, so etwas professionell zu reparieren (feine sozialkritik) - "schief verklinkert" scheint mir aber auf jeden fall eine gute idee von amanita zu sein, klingt gut und ist audrucksstark.
lg
birke
Ja, gefällt mir auch sehr. Es ist irgendwie sozialromantisch. Titte, vermutlich ein einsamer versoffener Assi, wird zu Che gegen das Spießertum in Wort und Bild, bekommt eine warme ungestelzte Grabrede, die ihn irgendwie dann doch wieder sozial einbettet, ihm Würde zurück gibt, ihn wieder zum Kumpel macht.
dieses 'zu' finde ich hakelig, ginge nicht vermauert und 'die' weggelassen?
Die Heimwerker passen für mich auch nicht so, da defokussierst du, die Kritik am Heimwerken ist spießig wie das Heimwerken selbst, das ist nicht Che.
Grüße
die schon ewig zugemauert ist
dieses 'zu' finde ich hakelig, ginge nicht vermauert und 'die' weggelassen?
Die Heimwerker passen für mich auch nicht so, da defokussierst du, die Kritik am Heimwerken ist spießig wie das Heimwerken selbst, das ist nicht Che.
Grüße
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Birke, Nifl:
Vielen Dank für Eure Betrachtungen.
Freut mich schon fast, dass es offensichtlich noch mehr an Komprimierung bräuchte, wo das doch genau immer mein Ansinnen ist :o)
Hier ist das so ein Spagat. Auf der einen Seite möchte ich den Tod so beschreiben, wie ich ihn oft selbst erlebt habe; nämlich dadurch, dass alle banalen Dinge einfach weitergehen, während für die Betroffene höchstes Leid herrscht. Die Welt interessiert es einen Furz, wenn jemand stirbt.
Wie sagte Max Goldt so treffend: "Auch in der Nazizeit war zwölf Mal Spargelzeit."
Ich habe hier erstmal den Flow mitgenommen und ungefiltert runtergeschrieben; ich warte denn mal auf den zweiten Flow :o)
Allerdings haben meine Texte für mich auch einen Rhythmus, den es zu wahren gilt. Da müssen Änderumngen dann auch wieder reingrooven.
***
Titte war einsam, ja, aber frappierend fand ich, dass er mit guten Bekannten im selben Haus wohnte, und keiner von denen mal auf die Idee kam, einen Notdienst zu rufen, nachdem er tagelang trotz anklingeln nicht aufgemacht hatte.
Es gab dann auch eine Beerdigung (für die hatte er wohl gespart) auf einem Anonymfeld. Auf einem Stein hätte man eh kein Sterbedatum gravieren können. Unbekannt. Grob geschätzt.
Vielen Dank für Eure Betrachtungen.
Freut mich schon fast, dass es offensichtlich noch mehr an Komprimierung bräuchte, wo das doch genau immer mein Ansinnen ist :o)
Hier ist das so ein Spagat. Auf der einen Seite möchte ich den Tod so beschreiben, wie ich ihn oft selbst erlebt habe; nämlich dadurch, dass alle banalen Dinge einfach weitergehen, während für die Betroffene höchstes Leid herrscht. Die Welt interessiert es einen Furz, wenn jemand stirbt.
Wie sagte Max Goldt so treffend: "Auch in der Nazizeit war zwölf Mal Spargelzeit."
Ich habe hier erstmal den Flow mitgenommen und ungefiltert runtergeschrieben; ich warte denn mal auf den zweiten Flow :o)
Allerdings haben meine Texte für mich auch einen Rhythmus, den es zu wahren gilt. Da müssen Änderumngen dann auch wieder reingrooven.
***
Titte war einsam, ja, aber frappierend fand ich, dass er mit guten Bekannten im selben Haus wohnte, und keiner von denen mal auf die Idee kam, einen Notdienst zu rufen, nachdem er tagelang trotz anklingeln nicht aufgemacht hatte.
Es gab dann auch eine Beerdigung (für die hatte er wohl gespart) auf einem Anonymfeld. Auf einem Stein hätte man eh kein Sterbedatum gravieren können. Unbekannt. Grob geschätzt.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 15 Gäste