getragen in den tag

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 21.08.2006, 14:14

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.

Niko

Beitragvon Niko » 21.08.2006, 14:58

hallo gerda!
ein erster leseeindruck: es kommt mir unvollständig vor. oder lass es mich anders schreiben: ohne einen wirklichen schluss. vor allem "laptops auf den knien" finde ich persönlich unglücklich. mag daran liegen, dass mir diese situation fremd ist. schon allein deswegen, weil ich kein schlapptop habe. ich frage nach der quintessenz des ganzen und find doch keine. sicher, du magst schreiben: einfach eine situationsbeschreibung, aber mir fehlt da am ende etwas.
zudem würde mich reizen(wenn du gestattest an der uhr zu drehen:

schlag sieben

augen auf
blinzeln
laszives räkeln auf laken
der duftkitzel aus deinem haar
verlangen bis in die fingerspitzen
nach haut und hals und haar
und mehr

ha(l)b acht

müde gesichter
gähnen
hinter tageszeitungen
beleidigende gerüche
drängeln um sitzplätze
laptops auf knien



aber das ende............sorry....-es ist nur mein ganz persönlicher eindruck ohne anspruch auf allgemeingültigkeit.
lieben gruß: Niko

Gast

Beitragvon Gast » 21.08.2006, 17:43

Danke Niko fürs Lesen und Kommentieren,
och, wegen der zeiteinteilung, ne du, da mache ich mir keine Gedanken, aber ne Stunde nachdem Räkeln auf Laken, die braucht es schon, um dann die Beobachtungen in der Frankfurter U-Bahn zu machen... ;-) (Duschen, Haare trockenen, Kaffee...)
Es ist ein Stimmungsbild, keine reine Beschreibung... die Überschrift ist wichtig... zund

.. fahr mal morgens irgendwo mit der Bahn, wenn Manager und Broker im "Blaumann" zur Arbeit hasten... Verkäuferinnen frisch parumiert neben Arbeitern, die noch vom Vortag ein wenig streng riechen auch die Stehplätze füllen...
Wenn mein Gedicht es nicht schafft, das reale Erlebnis wird dich in Stimmung bringen ;-)

Liebe Grüße
Gerda

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 22.08.2006, 11:56

Die Symmetrie der beiden Strophen finde ich sehr schön und fein beobachtet; im selben Schema aber mit ganz anderem Inhalt, was die Wirkung verstärkt. Toll!

Beim ersten Lesen hat mich gestört, dass die Zeitangaben nach der jeweiligen Strophe kamen, man dachte, "Schlag sieben" würde sich schon auf U-Bahn-Fahrt beziehen (allerdings... wenn man Schlag Acht davor setzt, ist es nicht ganz richtig, oder? Um Acht sollte man ja schon da sein... )

Mit dem Ende gebe ich NJK aber recht, es ist etwas unabgeschlossen (was ein Stimmungsbild natürlich sein darf). Vielleicht...

drängeln um sitzplätze
mit laptos auf den knien
ausruhn
(vlt. auch: um auszuruhen)

?? Aber du wirst schon wissen, was du tust.

Ach so! Der Titel ist mir ehrlich gesagt ein bisschen ein Rätsel... "getragen" kann ich höchstens als "gemächlich" lesen (als Tempobezeichnung --> Musik), aber nicht als Partizip (jedenfalls macht's da keinen Sinn... es müsste ja in beiden Strophen getragen werden, für die 2. würde das noch gehen...) - verrätst du es, oder soll ich noch ein bisschen raten?

Liebe Grüße,
lichelzauch

Gast

Beitragvon Gast » 22.08.2006, 12:58

Der Titel, lieber lichelzauch ist ironisch gemeint oder wörtlich... ganz nach Belieben
er hatte sogar mal Gänsefüßchen, aber mir ist geraten worden, den Leser nicht mit der Nase drauf zu stubsen...
getragen von der Liebe über den Alltag mit seinen Misslichkeiten hinweg oder ironisch "getragen" = "gemächlich" ;-) durch die morgenliche Hektik...
Die zeitangeben sind abgesehen davon, dass morgens immer die Uhrzeit eine rolle spielt, gute Zäsuren.
Deswegen, und weil man gerade morgens, siehe weiter oben, eine gewisse Zeit braucht möchte ich daran nichts ändern.
Was den "Ausgang" angeht, ich glaube ich verstehe überhaupt nicht was ihr (du und Niko) meint.Warum meinst du denn, da müsste noch was kommen?
Ich wollte nicht beschreiben, wie die Arbeit beginnt, sondern nur die Zeit davor und dieses Ankommen in der Realität...
"mit" laptops auf knien drängeln geht aber nicht , das sind zwei verschieden Verse. ;-)

vielen Dank und liebe Grüße
gerda

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 22.08.2006, 13:27

Gut... der Titel ist schonmal angekommen (aber auf "von der Liebe über den Alltag mit seinen Misslichkeiten hinweg" getragen, wäre ich nie gekommen. Denn das Gedicht endet ja mit dem Alltag und es finden sich auch keine Anzeichen dafür, dass das lyr. Ich diesen jetzt irgendwie besser erträgt. Ironisch find ich's gut.)

Die Zeitangaben stören mich ja auch nicht, nur ihre Positionierung - beim ersten Lesen waren das für mich keine Zäsuren, sondern neue Anfänge. Das heißt, ich dachte bei "Schlag sieben" das nun Folgende würde um sieben passieren, und eben nicht das Räkeln im Bett. Erst, als nach "Schlag acht" nichts mehr kam, wurde mir klar, dass die Zeitangaben Abschlüsse waren. Irgendwie ist das für mich die natürliche Lesart: Zeitangabe - Handlung. Ob man das nun ändern kann, bezweifle ich auch.

Auch bei dem Ausgang, kann ich nur auf meinen subjektiven Eindruck verweisen, mir fehlt da einfach was, ein Fazit, ein persönlicher Eindruck von der Fahrt, der das ganze abrundet.

Ich wollte nicht beschreiben, wie die Arbeit beginnt, sondern nur die Zeit davor und dieses Ankommen in der Realität...
"mit" laptops auf knien drängeln geht aber nicht , das sind zwei verschieden Verse. ;-)
Öhmm... versteh ich nicht. Dass die Arbeit beginnt, davon redet ja keiner, und mein Vorschlag war der folgende:
(Sie) drängeln nach Sitzplätzen.
Mit Laptops auf den Knien ruhen sie sich aus. (als Lesart, "lyrisch" in meiner ersten Antwort zu finden). Ich will also die 2 Verse auch 2 Verse sein lassen (obwohl man sie, wie gesagt, auch mit einem "um zu" verbinden könnte).

Andererseits, auch wie gesagt, es ist ja ein Stimmungsbild, und da ist es für mich keine Schwäche, wenn das Ende etwas in der Luft hängt - wie gesagt, das war mein Eindruck, dass da noch was kommen sollte. (Vielleicht auch, wegen der ersten Strophe?? Da ist es ja das "Verlangen bis in die Fingerspitzen" und dieses richtet sich auf den geliebten Menschen; in der U-Bahn ist es das Drängeln... und das richtet sich worauf? Symmetrischerweise fände ich einen
Zweck hier ganz gut, andererseits sollte man sich nicht von der Form bestimmen lassen... )

(Nichtsdestotrotz ein stimmiges Gedicht, das dem Leser die Situation klar vor Augen führt! Das sind ja nur Details hier.)

Gruß,
l

Max

Beitragvon Max » 29.08.2006, 21:00

Liebe Gerda,

da einen nach einer Woche Abstinenz (naja, Urlaub ;-) ) - dazu mit der Aussicht auf mehrere Wochen weitere Abstinenz- die Gedichtflut hier fast erschlägt, hier nur ein kleiner Kommentar: Mir gefällt die ins Auge fallenden Symmetrie der beiden Strophen. Die Überschrift hingegen verstehe ich nicht ganz. Ich finde die Bilder gut beobachtet, was mir ein wenig fehlt, ist eine poetische Reichweite - hm, ich werde wirr - also: ein Arbeiten mit dem Bild, dass es weiter reicht als die Beobachtung.

Liebe Grüße
max


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste