schließe die augen ...

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 02.01.2017, 09:05

schließe die augen.
der blick in die welt
macht dich mürbe
nicht klug –
du tust dir leid
wählst hässliche worte
dein seelenleid
bist du leid
schickst deine wut
in die welt.
schließ die augen:
dein zimmer ist warm
deine angst ist kalt
schließ die augen.
denk dir ein herz-
wärmendes wort.
wörter. wartest auf
bessere seelenzeit
ruhig blut
wirst überleben.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.01.2017, 10:06

Hallo Klara, danke für Deinen Eindruck.

Hier geht es - wenn "beruhigend" - einzig und allein ums "Runterkommen".

Nicht ums Zurückziehen ins warme Zimmer, sondern um die Erkenntnis (des Du), dass das Du in einem solchen sitzt und evtl. Hassmails schreibt oder sonstwie herumzickt und -wütet. Ich sehe in der ganzen hässlichen Kommunikationssch*** auf jeden Fall auch ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Ich. Du schreibst ja auch "Rückzug ins private Seelenheil kann immer nur eine vorübergehende "Lösung" sein, ein Krafttanken." Ja, genau das ist gemeint.

Aber gut (oder eben nicht), wenn es nicht nachvollziehbar ist ... war mal ein Versuch ;)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.01.2017, 10:07

(Andererseits habe ichs nicht ganz aufgegeben und wäre für Änderungsvorschläge dankbar)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.01.2017, 10:31

Erst jetzt, Amanita, durch deine Erklärung, lese ich mit ganz anderen Augen dein Gedicht.

Jetzt kommt es mir sonnenklar vor.

Ich finde, du erklärst sehr gut und verständlich ein sehr verbreitetes Phänomen, was im Grunde eine der Säulen von Facebook darstellt.

Menschen bringen den Hass, den sie gegen sich selbst empfinden, rüber, als Hass gegen Andere projiziert.

Dadurch entsteht Gegenhass und eine Skalation des Hasses.

Wenn es unerträglich wird ziehen sich die Menschen zurück. Um Liebe zu pflegen, um einen neuen, wirkungsvolleren Hass zu erzeugen?

Es ist nicht schwer, wenn man nicht selbst in jenem Teufelskreis steckt, herauszulesen, was hinter den Worten steckt.

Und man vergisst oft, dass es sich, eigentlich auch hier, in diesem Forum, sich um eine virtuelle Welt handelt.

Wobei virtuelle Liebe besser als virtueller Hass ist.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.01.2017, 11:03

2. Zeile vielleicht "für einen Moment" (oder so)?

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.01.2017, 11:04

... obwohl das Zeitintervall durchs Wort-Wörter-Denken ja eigentlich definiert ist ...

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.01.2017, 12:03

"Schließe die Augen:
Der Blick in die Welt
macht dich mürbe,
nicht klug."

Das Amanita, ist ein tiefgründiges Gedicht. Was nicht direkt als pessimistisch bezeichnet werden soll. Im Gegenteil. Es ist eine lyrische Übertreibung, ein Schrei der Seele, die sich nach Wahrheit und Liebe sehnt.

Was Anderes zum Thema Augen. Eben habe ich bei Oedipus von Seneca die Stelle gelesen, wie jener sich die Augen mit eigener Hand ausreißt. Es ist schrecklich, ich weiß nicht, ob ich zu empfindlich bin.

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.02.2017, 00:34

Verschwurbeltes Schwurbeln ? Gedichte mögen es, Zeile für Zeile gelesen zu werden. Dramatische Texte sind so besser darstellbar.
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.02.2017, 08:45

Guten Morgen, Eule!

Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht ... könntest Du es bitte etwas näher erläutern?

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.02.2017, 09:19

Hallo Amanita, der post bezog sich auf Klaras Beitrag und ist keine Kritik an Deinem Text, der mir sehr gut gefällt. Selbst nachgelesen war er aber ein "typisches" Halbschlafprodukt, denn Klaras Kritik war doch viel detaillierter, als es mir beim ersten "Nachtlesen" vorkam. "Selbstberuhigung" ist ein gutes Stichwort, denn 4 x "leiden" im kurzen Text tendiert etwas zum Selbstmitleid. Der Rat zum Ruhigwerden, Insichgehen im Text, verliert für mich dadurch aber nicht an Berechtigung.
Zuletzt geändert von Eule am 05.02.2017, 09:30, insgesamt 2-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.02.2017, 09:23

Danke. Jetzt verstehe ich das (scheinbar) Widersprüchliche.


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