Schweigend

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cornelia

Beitragvon Cornelia » 19.08.2006, 14:23

Schweigend

verhallt es
ohne Echo

das Bersten

wenn die innere Spannung
polierte Fassaden
aus den Scharnieren sprengt

resumee

Beitragvon resumee » 19.08.2006, 15:15

Liebe Cornelia,

den Grundgedanken Deines Gedichtes kann ich gut verstehen und er gefällt mir. Es gibt Situationen, in denen die innere Anspannung ( Wut, Verzeiflung, Hilflosigkeit) so stark anwachsen kann, dass die Oberfläche auseinanderbricht.
Probleme habe ich mit zwei Dingen:

Ist das Wort Fassaden richtig, wenn Du es im Zusammenhang mit Scharnieren benutzt? Türen oder Fenster haben Scharniere, die Verbindungen der Fassaden sind zusammengemauert und damit auch viel schwieriger aufzubrechen. Bersten können diese Verbindungen gar nicht.

verhallt es
ohne Echo


würde für mich bedeuten, dass danach nichts kommt außer Schweigen. Das finde ich für mich nicht richtig. Wenn etwas eine Oberfläche geborsten ist, ist doch dahinter nicht nichts, sondern etwas anderes, bis zu diesem Zeitpunkt nicht Sichtbares.

Vielleicht habe ich es aber nur nicht richtig verstanden, daher würde ich mich über eine Aufklärung freuen.

Mit liebem Gruß

resumee

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 19.08.2006, 20:41

Hallo, C.,

da schließe ich mich resumee fast vollständig an, auch ich bin sehr an deinen Gedanken interessiert.

Herzlichst, KÖ

Max

Beitragvon Max » 19.08.2006, 21:40

Liebe Cornelia,
auch mich hat die Kombination von Scharnieren und Fassaden ins Grübeln gebracht. Bin auf weitere Erklärungen gespannt.

Liebe Grüße
max

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 20.08.2006, 09:45

Hallo ihr Lieben,

erst mal danke für Euer Interesse.

Meine Fantasie zur "inneren Spannung" war: Ich stelle mir das lyrische Ich als Haus vor, mit metallenen Fassaden, die sich aus den Ecken heraus lösen - und mit bunten Fenstern, deren Glas als Schwachpunkt nach außen gedrückt wird und splittert. Wird der innere Druck höher, springen die Fensterrahmen aus den Scharnieren und die Tür ebenfalls. Die glänzenden Metallfassaden (Verkleidungen der Mauern - müsst Ihr Euch so vorstellen wie die Plastikverkeidungen für Häuser, die er gibt) bersten von den äußeren Ecken zur Mitte hin, wenn die innere Spannung groß genug wird.
Nun weiß ich aber nicht, ob meine Fantasie und die Physik die selben Eigenschaften haben *smile*

resumee

Beitragvon resumee » 20.08.2006, 10:30

Liebe Cornelia,

danke für Deine Erklärung, die sicherlich für sich gesehen Sinn macht.
In Deinem Gedicht kann ich aber die Besonderheit der Fassaden nicht finden, da stehen für mich völlig normale, gemauerte Fassaden. Wenn Du dabei etwas anderes im Kopf hast, dann würde ich im Gedicht dazu etwas Ergänzendes anmerken.

Bist Du bitte so lieb und sagst noch etwas zu dem

verhallt es
ohne Echo
?

Das wäre nett, danke,

resumee

Max

Beitragvon Max » 20.08.2006, 15:30

Liebe Cornelia,

dass die Physik anders ist als die Phantasie ist auch ein Schicsal guter Physiker ;-) Aber Resumee hat recht, das Bild stimmt nur ganz mit Deiner Erklärung .... nicht gnaz einfach, die in das Gedicht einzubauen ...


Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 20.08.2006, 17:40

Liebe Cornelia,
ich überlege immer wieder, seit dem ersten lesen, weshalb dieser Text von dir in dieser Reihenfolge geschrieben wurde.
Sie erschwert ja wohl das Verständnins erheblich.
Wenn du aber anders setzst wäre es doch klar:

Wenn innere Spannung
polierte Fassaden
aus den Scharnieren sprengt
(Evtl würde ich Scharniere durch Fesseln ersetzten)

verhallt
das Bersten
ohne Echo


Außerdem würde dann "Schweigend" für sich im Titel stehen können...

Vielleicht eine Lösung.

Liebe Grüße
Gerda

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 20.08.2006, 19:49

Liebe resumee, liebe Gerda, lieber Max,

ja, es stimmt, was Gerda vorschlägt - wenn das Gedicht eine andere Reihenfolge aufweist, wird der Inhalt verständlicher.
und, ja resumee, so ging es mir mit dieser inneren Spannung - ich konnte sie nicht auflösen, nicht wirklich zuordnen und als sie sich entladen hatte, war da nichts mehr.
Die Scharniere als Bild gefallen mir schon. Es war vor meinem inneren Auge genau so, dass die Fenter und die Tür aus den Scharnieren sprangen.
Ich denke nochmal über die Vorschläge nach und ändere dann

Liebe grüße
Cornelia

steyk

Beitragvon steyk » 21.08.2006, 07:55

Liebe Cornelia,
die Idee deines Textes ist sehr gut. Spricht mich an.
Wenn du die Vorschläge in deinem Sinne umsetzt,
die hier gemacht wurden, wird dein kleines Gedicht
so gut wie die Idee.

Gruß
Stefan


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