die junge mutter
die sich hinter dem
dicken baumstamm
versteckt
bereitet ihr kind
auf ihr späteres verschwinden
vor
die junge mutter
das finde ich sehr bewegend!
Klimperer hat geschrieben:die junge mutter
die sich hinter dem
dicken baumstamm
versteckt
bereitet ihr kind
auf ihr späteres verschwinden
vor
Die letzte Zeile finde ich nicht schön, sie hängt da wie ein unnötiger Wurmfortsatz; wie ein Blinddarm, der nur existiert, weil die Grammatik es fordert. Die Substanz der Botschaft endet mit "verschwinden", da sollte es enden, meine ich. Man könnte den Begriff "vorbereiten" ersetzen durch ein anderes, unbrechbares Verb. Das geht womöglich nur mit Fremdwörtern, etwa mit "präparieren", was auch nicht elegant klingt. Also vielleicht sollte der Schluss insgesamt neu übersetzt werden in eine originellere, bildhaftere Sprache. Die jetzige Version mit dem Doppel-Die klingt für mich so unlyrisch wie ein Kochbuch: Die Gurke, die im Salat liegt, ... tut XY ... -- Warum die Szene nicht in zwei getrennte Sätze aufteilen, haiku-ähnlich? Die Mutter tut etwas. Punkt. Das Kind lernt etwas. -- Bild 1. Punkt. Bild 2.
Beispiel:
die junge mutter
spielt verstecken
hinter dem dicken baumstamm
das kind lernt
ihr verschwinden
guten morgen allerseits!
hmja, über die setzung/ formulierung könnte man noch nachdenken. pjotrs idee dazu finde ich gar nicht schlecht, dass das kind "ihr verschwinden lernt"...
warum mich dieser text bewegt:
sowohl meine mutter als auch meine großmutter haben ihre mutter im frühen kindesalter verloren.
aus diesem grund hatte meine mutter unterschwellig die angst, dass es auch uns, also ihren kindern, so ergehen könnte, dass sie zu früh sterben könnte. (was aber glücklicherweise nicht passiert ist.) insofern verbinde ich mit diesem text etwas ganz persönliches... und deshalb hat er mich direkt angesprochen.
natürlich ist es im grunde eher umgekehrt, wie zefira auch schreibt, dass das kind lernen soll, dass etwas nicht "weg" ist, nur weil es (für momente) nicht mehr sichtbar ist.
lg
birke
hmja, über die setzung/ formulierung könnte man noch nachdenken. pjotrs idee dazu finde ich gar nicht schlecht, dass das kind "ihr verschwinden lernt"...
warum mich dieser text bewegt:
sowohl meine mutter als auch meine großmutter haben ihre mutter im frühen kindesalter verloren.
aus diesem grund hatte meine mutter unterschwellig die angst, dass es auch uns, also ihren kindern, so ergehen könnte, dass sie zu früh sterben könnte. (was aber glücklicherweise nicht passiert ist.) insofern verbinde ich mit diesem text etwas ganz persönliches... und deshalb hat er mich direkt angesprochen.
natürlich ist es im grunde eher umgekehrt, wie zefira auch schreibt, dass das kind lernen soll, dass etwas nicht "weg" ist, nur weil es (für momente) nicht mehr sichtbar ist.
lg
birke
Jung, damit im Bild eine Zeitspanne entsteht bis zum hohen Alter. Es geht um das Zeitliche. Jung ... Kind bekommen ... Kind wird älter ... Mutter wird älter ... Mutter stirbt im Alter ... erwachsenes Kind wird mutterlos.
Klimperer thematisiert oft den Tod im Alter.
Ich hatte Zefiras Umkehrung so verstanden: Die Mutter lernt das Verschwinden des Kindes; das Verschwinden aus dem Elternhaus wenn es erwachsen ist.
Klimperer thematisiert oft den Tod im Alter.
birke hat geschrieben:natürlich ist es im grunde eher umgekehrt, wie zefira auch schreibt, dass das kind lernen soll, dass etwas nicht "weg" ist, nur weil es (für momente) nicht mehr sichtbar ist.
Ich hatte Zefiras Umkehrung so verstanden: Die Mutter lernt das Verschwinden des Kindes; das Verschwinden aus dem Elternhaus wenn es erwachsen ist.
Ja, Pjotr hat es richtig verstanden. Es ist eines der allerersten Spiele in der Kindheit, ich erinnere mich gut - das Kind versteckt sich und genießt das (gespielte) Erstaunen der Erwachsenen, wenn es wieder auftaucht. Oder es läuft weg, um sich wieder einfangen zu lassen ...
Natürlich funktioniert es auch so herum wie in dem Gedicht, und das "jung" hatte ich so verstanden, dass das Kind klein ist - also in dem Sinn, dass jede Mutter, die ein kleines Kind hat, eine "junge Mutter" ist, auch wenn sie die Vierzig überschritten hat.
Grüße von Zefira
Natürlich funktioniert es auch so herum wie in dem Gedicht, und das "jung" hatte ich so verstanden, dass das Kind klein ist - also in dem Sinn, dass jede Mutter, die ein kleines Kind hat, eine "junge Mutter" ist, auch wenn sie die Vierzig überschritten hat.
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
ja, das "jung" verstehe ich auch so wie zefira, die mutter muss hier nicht zwingend vom alter her jung sein.
nur deutet ja dieses versteckspiel auch darauf hin, dass es sich hier um ein kleines kind handelt...
ich kenne das spiel aber durchaus auch so, dass der erwachsene sich versteckt (indem er sich ein tuch vor das gesicht hält bspw.) und dann wieder hervorschaut und dass kleinstkinder einen riesenspaß daran haben.
nur deutet ja dieses versteckspiel auch darauf hin, dass es sich hier um ein kleines kind handelt...
ich kenne das spiel aber durchaus auch so, dass der erwachsene sich versteckt (indem er sich ein tuch vor das gesicht hält bspw.) und dann wieder hervorschaut und dass kleinstkinder einen riesenspaß daran haben.
Ich hatte aus meinem Fenster eine junge Mutter beobachtet, die sich (so kam es mir vor), hinter dem dicken Baumstamm versteckte. Das Kind, ein kleines Mädchen von zwischen zwei und drei Jahre.
Ich hatte das Gefühl, dass es ein Wechsellspiel war. Da der Baumstamm sehr dick ist, konnte die Mutter sich geschickt bewegen, den Moment des Entdecktwerdens verzögern.
Den Anfang des Spiels habe ich nicht gesehen, deswegen kann es gut sein, dass das Kind damit anfing.
Ich zeigte das Gedichtchen meiner Freundin, die gleich das VOR vermisste, so habe ich es angehängt ... Hier aber nehme ich das Holprige in Kauf, mir geht es um die Aussage, um das Erkennen. So wie für das Kind, war es für seine junge Mutter nur ein Spiel. Ich glaube, von mir aus, ich bilde mir ein, in diesem Spiel, so wie überhaupt in allen Spielen dieser Art, in allen Versteckspielen, eine (unbewusste) Vorbereitung auf das zukünftige Verschwinden zu sehen.
Vorhin, als ich die Anzahl (11) der Kommentare sah, dachte ich, ich sehe doppel ...
Ich hatte das Gefühl, dass es ein Wechsellspiel war. Da der Baumstamm sehr dick ist, konnte die Mutter sich geschickt bewegen, den Moment des Entdecktwerdens verzögern.
Den Anfang des Spiels habe ich nicht gesehen, deswegen kann es gut sein, dass das Kind damit anfing.
Ich zeigte das Gedichtchen meiner Freundin, die gleich das VOR vermisste, so habe ich es angehängt ... Hier aber nehme ich das Holprige in Kauf, mir geht es um die Aussage, um das Erkennen. So wie für das Kind, war es für seine junge Mutter nur ein Spiel. Ich glaube, von mir aus, ich bilde mir ein, in diesem Spiel, so wie überhaupt in allen Spielen dieser Art, in allen Versteckspielen, eine (unbewusste) Vorbereitung auf das zukünftige Verschwinden zu sehen.
Vorhin, als ich die Anzahl (11) der Kommentare sah, dachte ich, ich sehe doppel ...
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