im dunklen dom

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.11.2016, 17:11

im dunklen dom
denke ich
über die philosophie nach
diese gewaltige
systematische anstrengung
der vernunft
den sinn des lebens
zu ergründen
woher
wohin
wie
was
wozu
warum
warum
finden wir keine antwort
wenn alles endet
warum nicht
einfach glauben
sich ergeben
mit erhobenen händen
die stolze burg verlassen
ich werde der vernunft
noch eine chance geben
die letzte
ich erhebe mich von meiner bank und
es hat nichts zu bedeuten
zünde eine kerze an

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.03.2017, 21:06

Hola Carlos,

faszinierend, wie bedeutend die letzte kleine Zeile wird, gerade durch die vorherigen Zeilen. Sie wirkt enorm und hallt nach, weil sie im Widerspruch zum Vorangegangenen steht. Die angezündete Kerze wird quasi zur großen Flamme, die den ganzen dunklen Dom erhellt.

Saluditos
Gabriella

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 29.03.2017, 10:41

Wenn ich mein Smartphone quer halte, sehe ich links die Doppelturm-Frontseite des Doms, und im rechten Teil des Bildes ist das Kirchenschiff, oder vielmehr das Domschiff in seiner Außenansicht zu erkennen.
LG Dede

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 29.03.2017, 11:04

Hallo, nochmals ich,

dass das lyrische Ich am Ende eine Kerze entzündert, lese ich nicht als Erleutung des Doms, naja, vielleicht in einem übertragenem Sinne doch. Aber eher als Demutsgeste des lyrichs. Leider bin ich per Erziehung so unvertraut mit religiösen dRitualen, dass ich oft gar nicht weiß, welche Bedeutung sie haben. Ist aber eher katolisch? Wenn überhaupt, kenne ich mich in evangelischen Bräuchen aus.
LG Hetti

Kurt
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Beitragvon Kurt » 29.03.2017, 19:16

Ich würde sagen, die Frage nach dem Sinn kann nicht beantwortet werden. Daraus zu folgern, das Leben sei sinnlos wäre problematisch.

Deswegen zündet hier einer eine Kerze an.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)


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