Deiner Hände Lied

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
königindernacht

Beitragvon königindernacht » 16.08.2006, 19:53

Deiner Hände Lied


Ich lausche deiner Hände Worte
auf meiner Haut
und meinem Haar-
als seien es
die ersten Orte
..... steht zur Diskussion: die deren Sprache je gebar.

Ihr Klang macht meine Sinne trunken (statt Seele)
wie roter Wein
der Lippen küsst-
so bin ich ganz
im Lied versunken,
das deiner Sehnsucht Stimme ist.
Zuletzt geändert von königindernacht am 19.08.2006, 18:09, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 16.08.2006, 21:52

Liebe Kö.,

die erste Strophe gefällt mir sehr gut - wohl auch, weil ich die Sprache der Hände auf der Haut auch schon mal irgendwo verwendet habe )ich suche gerade in meiner Unordnung). In der zweiten Hälfte finde ich allerdings die Wortwahl weniger stark, da müsste sich eigentlich noch mehr erarbeiten lassen. Die kOmbination aus rotem Wein, trunken, Lippen und küssen erinnert mich unglücklich an einige Schlagertexte.

Liebe Grüße
max

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 16.08.2006, 22:06

Wie grauselig, Max, diese Vorstellung... Schlagertext.
Da muss ich wohl mit eurer Hilfe auf Ideenfang gehen.
Mal sehen, was die anderen meinen, den ich fühlte mich schon sehr trunken als die Textidee entstand und Rotwein liebe ich eben auch....

Herzlichst, Kö

Max

Beitragvon Max » 16.08.2006, 22:14

Liebe Kö.,

da geht es Dir wie mir. Allerdings ist mir spontan auch nix bessers gekommen, sonst stünde es hier.

Liebe Grüße
max

Niko

Beitragvon Niko » 18.08.2006, 22:37

rote lippen..........wein- ich finde das völlig in ordnung, kdn! bei liebe sollte gefühltes stehen. bei viel liebe viel gefühltes. und viel gefühltes läuft beizeiten über. ich glaube, dass dies gedicht genau das auszeichnet. und das meine ich positiv. es kommt rüber, das gefühlte. und gerade bei einem liebesgedicht (egal in welcher beziehung zu liebe das gedicht steht) muss gefühl mitschwingen. würde der rote wein - lippen-vergleich nicht stimmig sein, wäre das eine ganz andere kiste. aber ich finde dieses bild gelungen. adäquat zu dem bild der ersten strophe. bei beiden formal vorne an gestellt. ich mag gedichte, die eine gewisse symetrie der form aufweisen.
ich finde form und inhalt sehr gelungen.
lieben gruß: Niko
PS: beim lautlesen schwingt für mich ein bischen rilke mit. und das ist schöööööööööööööööööööön. ich liebe rilke!

Max

Beitragvon Max » 18.08.2006, 22:44

Lieber Niko,

ich bin nicht ganz sicher, ob Gefühltes das einzige Kriterium sein kann. Sicher wäre ich enttäsucht, erführe ich, dass ein Liebesgedicht keine echten Gefühle transportiert. Aber so manches gedicht (einige hier, aber schlimmer wird es, wenn du mal 1000 Wettbewerbsbeiträge zum thema "Liebeslyrik" liest), ist sicher von Herzen empfunden und doch schwer zu verdauen (das betrofft explizit nicht dieses gedicht von Kö., sondern ist eine allgemeine Bemerkung).

Liebe Grüße
max

Niko

Beitragvon Niko » 18.08.2006, 22:54

ich denke, ich weiß, was du meinst, max. die abfälliger weise sogenannte befindlichkeitslyrik. es ist eine gradwanderung. das ist mir klar. da, wo es allzu deutlich wird mit herz und schmerz, berührt es den leser meist unangenehm. warum ist die frage. vielleicht, weil es einfach zu deutlich gezeichnet wird. ich glaube ganz allgemein, dass der leser kein vorgekautes futter lesen will, sondern etwas, wo er sich hineindenken,lesen,fühlen kann. und das ist in diesem gedicht völlig erfüllt. es lässt mir genügend spielraum, meine empfindungen einzuweben.
vielleicht ist es generell das , was ein gutes gedicht ausmacht. ich glaube schon. das allzu vertrackte und verschachtelte ist dann wieder das andere extrem (das passiert mir beizeiten beim schreiben) und dann hat der leser auch keinen bock mehr, sich durch diesen wortdschungel mit der denkmachete vorzukämpfen...........
aber das alles nur am rande ;-)
lieben gruß: Niko

Max

Beitragvon Max » 18.08.2006, 23:05

Lieber Niko,

danke für Deine Randgedanken - gerade solche machen den Salon für mich so wertvoll.

Liebe Grüße
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 18.08.2006, 23:11

Hallo,

also ich möchte mich erst mal auf die erste Strophe beziehen, da ich sieauch für sehr gelungen halte - bis auf eine Stelle (fehlt da noch ein leerzeichen vor dem Gedankenstrich?):

das

"die deren" empfinde ich beim Lesen als serh umständlich...es ändert das Bild etwas, aber ginge nicht:

in welchen...

oder:

Ich lausche deiner Hände Worte
auf meiner Haut
und meinen Haaren -
als seien dies
die ersten Orte
welche Sprache (je) gebaren.


?

Bei der zweiten Strophe bewege ich mich zwischen Max und Niko...also schlager finde ich zu schlimme assoziation, die kommt mir nicht...der text ist trotzdem noch weiterhin relativ stark...Rotwein und roten Lippen muss ich allerdings etwas recht angeben (besonders in Kombination mit trunkener Seele)...auch, weil du Rotwein sehr oft in deinen gedichten verwenden zu scheinst?

Naja, aber insgesamt ist das hier schon Kritik auf hohen Horizonten..es ist ein schönes Gedicht!

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 18.08.2006, 23:23

hallo lisa!
deinen vorschlag "die deren" zu ersetzen, finde ich -mit verlaub - nicht gelungen, denn er fügt sich nicht in die vorhandene (und gut gelungene) metrik.

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Beitragvon Lisa » 18.08.2006, 23:28

Lieber Niko,

es mag gut sein, dass meine Vorschläge nicht gut sind, aber stört dich das die deren nicht? Ich finde es ist unflüssig zu lesen...meine Alternative in welchen würde zudem das Metrum ja nicht verändern...

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 18.08.2006, 23:37

hallo lisa!
also ich habs grad nochmals laut gelesen und ich finde es wirklich nicht störend. ich lese es wie folgt. (wenn man es denn so vereinfacht darstellen kann):

Ich lausche deiner Hände Worte
auf meiner Haut
und meinem Haar-
als seien dies
die ersten Orte
die deren Sprache je gebar.

Ihr Klang macht meine Seele trunken
wie roter Wein
der Lippen küsst-
so bin ich ganz
im Lied versunken,
das deiner Sehnsucht Stimme ist.

aber das ist, wie ich auch im letzten kommentar schrieb, nur MEIN empfinden.
lieben gruß: Niko

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 19.08.2006, 08:55

Guten Morgen, ihr fleißigen Diskutierer,

zuerst ein fragender Blick zu Lisa betreffs ihrer Aussage, der Rotwein käme in meinen Gedichten sehr oft vor. Was stützt deine Aussage, spielt Freud mit mir und ich merke da etwas nicht? *s*

Dennoch hast du, liebe Lisa, nicht ganz unrecht betreffs "die deren", mich stört es auch ein wenig. Deshalb bin ich Niko dankbar für sein "Laut- lesen", denn eben dies war vor mir selbst die Argumentation, an diesem Text nichts mehr zu verändern. Würde ich deine Idee umsetzen, müsste ich auch die zweite Strophe/ dritte Zeile verändern. Dennoch werde ich ganz ernsthaft darüber nachdenken.

Sollte euch statt des Weins, der mich trunken macht, wenn er meine Lippen küsst, eine gute Alternative einfallen, bin ich allerdings gerne noch einmal zu einer Veränderung bereit.

Ich schaue mit Interesse in die wunderbare Diskussionsrunde hier,

herzlichst, KÖ am Morgen

PS an Niko: Auch ich bin bekennender Rilke- Fan, schau mal weiter unten, da gibt es gerade einen Rilke- Thread von weiteren Liebhabern dieses Dichters

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.08.2006, 11:01

Liebe Kö,

zum Rotwein: Gab es da nicht diesen Korkerziehergeidcht, wo es auch vorkam? Und dann las ich bei dem Abendsonnensee (ich habe eben nochmal gespickt) die Röte auf den Lippen ähnlich (also die Bedeutung)...vielleicht war das aber auch etwas seltsam vorherrschend in meinem Kopf und ist Zufall und alle weiteren 2000 hoffentlich folgenden Gedichte sind rotweinabstinent :blume0030: .

Niko: Ja, ich stimme dieser (vereinfachten, ich versteh schon) Betonung völlig zu. Es ist einfach die Kombination aus doppelten Pronomen - ich glaube es entsteht, weil kö nicht ihren schreiben wollte/konnte wegen des entstehenden offenen Bezugs?

Im letzten vers ist das ja ganz ähnlich, wirkt aber doch ganz anders auf mich (das deiner)...nur als Anmerkung für einen Klangvergleich. Aber vielleicht ist das bei mir auch extrem so und generell wird die Stelle von den meisten Lesern mitgenommen (ich reagiere auch bei Realtivsätzen oft auf "der" und höre lieber welcher, besonders bei Dopplungen, vielleicht ist das einfach ein Tick meiner Ohren :-) )

Jetzt, wo ich das die deren aber immer wieder angeschaut habe, sehe ich, dass es sich aber auch zweifach beziehen lässt, oder? Das deren kann sich auf Orte beziehen und auf haut & Haar, oder? ich glaube, ich habe esc jetzt geschafft, mich selbst zu verwirren :alien0027:

Falls dem nicht so ist, könnte man nicht auch schreiben:

die ihre?

Ich lausche deiner Hände Worte
auf meiner Haut
und meinem Haar-
als seien dies
die ersten Orte
die ihre Sprache je gebar.


Hilfe, kö :-)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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