Wanderer (Nachdichtung eines Gedichts von Antonio Machado)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 06.07.2005, 21:04

Wanderer
(nach Antonio Machado)

Wanderer, der Weg
das sind die Spuren deiner Füße
und sonst nichts
Wanderer, einen Weg gibt es nicht
dein Weg entsteht beim Gehen

Beim Gehen entsteht dein Weg
und wendest du den Blick zurück
so siehst du den Pfad
der kaum jemals wieder betreten wird

Wanderer, einen Weg gibt es nicht
für einen Moment nur beunruhigt sich das Meer

Max

Beitragvon Max » 13.07.2005, 17:40

Für alle, die das ursprüngliche Gedicht interessiert, hier ist es:


Caminante, son tus huellas
el camino, y nada más;
caminante, no hay camino,
se hace camino al andar.
Al andar se hace camino,
y al volver la vista atrás
se ve la senda que nunca
se ha de pisar.
Caminante, no hay camino,
sino estelas en la mar.


Grüße von
Max

Niko

Beitragvon Niko » 23.09.2006, 12:15

hallo max!
ist dies eine direkte oder indirekte übersetzung? oder ist dein gedicht inspiriert durch den originaltext?
lieben gruß: Niko

Trixie

Beitragvon Trixie » 23.09.2006, 13:27

Das ist eine ziemlich direkte Übersetzung...

Hallo Max!

Und sie gefällt mir. Dieses Gedicht ist wunderschön, ich kannte es nicht und freue mich, dass du es uns so bereitet hast! Weiß auch gar nicht mehr zu sagen, ich lasse es noch ein wenig wirken.

Lieben Gruß
Trixie

Max

Beitragvon Max » 23.09.2006, 15:38

Lieber Niko, liebe Trixie,

Danke fürs Ausgarben, da müssen ja schon einige Dedimentschichten drüber gelegen haben.

Also: ganz genaues Nachdichten geht ja meist eh nicht ... irgendiwe muss es sich bei mir neu formen. Das betrifft vor allem die letzte Zeile. Außerdem muss ich betonen, das sich eigentlich kein Spanisch spreche. Da ich meist ein fauler Hund bin, habe ich das Gedicht benutzt, um ein wenig spanisch zu lernen (sonst fehlt mir der Antrieb), aber das ist schon vor grauer Urzeit gewesen, als ich (und Antonio Machado) noch als Pilze die Erde bevölkerten ...

Liebe Grüße und danke
max

Trixie

Beitragvon Trixie » 23.09.2006, 15:43

*g* ich habe gar nicht auf das Datum geguckt! War bei mir ganz frisch und sauber :-)! Ist echt eine prima Möglichkeit, sein Spanisch zu polieren und überhaupt zu lernen. Ich habe das anfangs auch viel über Lieder gemacht. Trotzdem ein schönes Gedicht, Max!!

Liebe Grüße und gerne
Trixie

Max

Beitragvon Max » 23.09.2006, 15:59

Lieeb Trixie,

es war ja auch nioch völlig unkommentiert, weil am 6.Juli 2005 ziemlich genau 3 User hier waren ;-).

Über Lieder kann ich übrigens kein Spanisch lernen, als ich das letzte Mal gesungen habe, sind die Mauern von Jericho eingestürzt ;-)

Liebe Grüße
max

Niko

Beitragvon Niko » 23.09.2006, 17:45

als ich das letzte Mal gesungen habe, sind die Mauern von Jericho eingestürzt

ach.....so alt schon? kannst du denn mal ein aktuelles bild einstellen? *g

lieben gruß: methusalem

Gast

Beitragvon Gast » 23.09.2006, 23:44

Die Ausgrabungen sind also in vollem Gange, wunderbar...
Dies mal dank Niko...
Lieber Max, ich kann kein Spanisch, mir kommt nur manches spanisch vor ;-)
jedenfalls weiß ich dank Trixie, dass du so ziemlich geradewegs übersetzt hast.
Mir gefällt die schlichte ruhige Sprache.
Ich frage mich, ob Antonio Machado die Wanderung des Volkes Israel durch Rote Meer im Hinterkopf hatte...
Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 24.09.2006, 12:11

Lieber Niko,

wollte ich, aber das Bild ist jetzt Moshes Avatar ;-).

Lieber Gerda,

keine Ahnung - ich habe das Gedicht damals von einem Freund bekommen mit der Frage, ob ich es nachdichten könnte - das war das Resultat. beim rest müsste ich mich mal schlau machen.

Liebe Grüße
von Max, der sich jetzt erst mal über die Vrije Universiteit Amsterdam schläuen muss

Gast

Beitragvon Gast » 24.09.2006, 21:42

Dann schläu dich mal schleunigst ;-)

Lieber Max, ich habe bisher keinen Hinweis gefunden, der in die von intendierte Richtungen zeigen könnte...
Aber interessant wäre es.
Ich bekomme es sonst nicht so recht "zusammengefühlt"

Liebe Abendgrüß
Gerda

Max

Beitragvon Max » 30.09.2006, 12:13

Liebe Gerda,

ich habe mich ein wenig umgeschaut und auch noch nichts gefunden. Klar, wäre es interessant etwas Deratiges zu finden, allerdings denke ich fast nicht, dass Machado den Auszug aus Ägypten meinte. Die letzte Zeile heißt, wenn ich mich nicht täusche: Einen Weg gibt es nicht, nur Dein Kielwasser im Meer .... das Volk Israel hatte ja nach eiigenem Gefühl einen Weg, nur keinen sichtbaren, oder?

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 30.09.2006, 12:36

Lieber Max, du wirst Recht haben; Machado war laut Wikipedia, ein von seiner kastillischen Heimat geprägter Dichter... eine weile hat er in Paris gelebt, später in Andalusien.
Er könnte diese Bild entlehnt haben, aber dem wird man nur auf die Spur kommen, wenn man Sekundärliteratur liest.

Danke für deine Mühe.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 30.09.2006, 14:38

Hallo ihr Lieben,

ich habe mal ein bisschen gestöbert, das ließ mir keine Ruhe;-)

siehe: http://jaserrano.com/Machado/II.htm , unter Punkt: 2.1.4, letzer Absatz und auch weiter oben, generell über Machado.

Machados Zeilen werden interpretiert als existentialistische Eigenreflexion, dass der Mensch nur flüchtige Spuren hinterlässt, sprich, kaum ist er einen Weg gegangen, schon verschwinden seine Spuren (sein Weg). Der Mensch ist nicht Herr über sein Schicksal oder über seine eigene Lebensgeschichte, sein Leben ist ein einziger blinder Lauf (im Sinne von Suche).

Die Werke von Machado, gefüllt mit vielen philosophischen Ansätzen, sind oft melancholisch, voller Agonie, Kampf gegen die begrenzte Zeit seines Daseins, auch Angst vor dem fatalen Ende, sie enthalten viele Metaphern. Geprägt sind seine Texte immer wieder vom Tun des Menschen, und zugleich dem Verschwinden desselben, welches nur noch in der Erinnerung verbleibt. Dieser "Kampf" Machados resultiert aus dem Widerspruch, einerseits nicht "sein zu können", aufgrund der ihn auflösenden "Zeit" und der Hoffnung, durch seine Gedichte "zeitlos" und verewigt zu sein in den Erinnerungen, die flüchtige Momente aus seiner eigenen Lebensgeschichte erzählen.
Saludos
Magic


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