Flickwerk

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Eliane

Beitragvon Eliane » 13.08.2006, 08:33

Flickwerk

mühsam
mit
stopfen sie
dünner Wolle
faden drüber
an Altbewährtem
faden drunter
anknüpfend
vor
sich selbst
und zurück
ins Gitter setzend
bis er reißt, der Geduldsfaden…


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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.08.2006, 18:42

Anknüpfen an das Altbewährte.
Anknüpfen an dem Altbewährten.

Ich meine, grammatikalisch möglich sind beide Richtungen; also an DAS Ding hinführen und dann dort anknüpfen, oder dort anknüpfen und dann von DEM Ding wegführen.

Oder doch nicht?

Eliane

Beitragvon Eliane » 14.08.2006, 18:58

Pjotr,

ich habe es auch lange hin- und hergewälzt,
die Mehrheit der Familienmitglieder hat sich für Gerda's Vorschlag entschieden, :confused:

Ich schwanke immer noch.

Gast

Beitragvon Gast » 14.08.2006, 19:17

lustig finde ich, dass ihr abstimmt obwohl du, liebe Eliane, dich ja glasklar für den Akkusativ entschieden hattest... ;-)
Das Altbewährte ist doch keine Sache, die man anfassen kann, an die man etwas dinglich festmachen kann...
Es ist kein dingliches Substantiv sondern ein substantiviertes abstraktes Adjektiv...


Hallo pjotr, hier entscheide ich mich für : Oder doch nicht ;-) s. o.

Liebe Grüße
Gerda

Eliane

Beitragvon Eliane » 14.08.2006, 19:37

Danke, Gerda


Erst deine Begründung hat mich "glasklar" überzeugt.

lG, Eliane

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.08.2006, 20:57

Je mehr Ihr mich zum Nachdenken bringt, vereehrte Damen, desto mehr tendiere ich zum Wem-Fall. :-)

Es wird angeknüpft, und an der Anknüpfung -- sei sie abstrakt oder nicht (zumal "anknüpfen" ebenso eine verbindende Tätigkeit ist wie "anfassen") -- folgt die Fortsetzung. Wenn also das Altbewährte der Startpunkt ist für die Fortsetzung, dann wird von DEM Startpunkt fortgesetzt, ergo von DEM Altbewährten, sprich: an Altbewährtem fortgesetzt.

Vom Ufer weg, und nicht an das Ufer hin. Sonst wäre ja schon Ende.

Würde es nicht fortsetzen, sondern zurückfallen, also in das Altbewährte zurückfallen, dann würde es dort enden. In DAS hinein, aus DEM heraus.

Aber das ist wohl Geschmackssache, jeder Mensch hat seinen eigenen Stil beim Ein- und Ausparken. Für mich klang "Altbewährtem" flüssiger lesbar weil bildlich logischer und entsprechend so beim Lesen erwartet, meine Zunge war quasi schon vorab bereit, ein "M" zu formen (nein, ich glaube meine Lippen waren das).

Also man sollte aus diesem Problem auf jeden Fall eine Doktorarbeit machen.


Nastrovje

Pjotr

aram
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Beitragvon aram » 16.08.2006, 13:52

hallo Eliane,

dass es in diesem text um beziehung geht, bleibt sehr undeutlich (ein einsames, unbestimmtes 'sie', das an der stelle an der es auftritt viel bedeuten könnte) - ich muss es mental konstruieren. und kann das nur hintenrum - nachdem ich zunächst zu ende gelesen habe.
erst dann gibt es sinn - das thema finde ich sehr interessant.

der einstieg in den text gelingt aber nicht ohne diese information. sie könnte z.b. im titel stehen.

ich finde es deshalb wichtig, weil am ende 'der geduldsfaden reißt' - die spannung davor wird im text jedoch nicht aufgebaut - das flicken und stopfen an sich erzeugt ja keine spannung, sondern nur der kontext, die absicht, in der es geschieht.

deshalb empfinde ich das gedicht sozusagen "schlaff", weil der anfangspunkt fehlt, an dem die spannung beginnt, die sich am ende entlädt.

liebe grüße, aram

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 16.08.2006, 16:47

Wie unterschiedlich man dieses Textlein lesen kann, nicht wahr?

Gerade das mag ich an ihm und ich finde es bei diesem Gedicht angebracht, dass man mental ein Bild erzeugen muss.

Herzlichst, KÖ

Eliane

Beitragvon Eliane » 17.08.2006, 08:05

liebe Königin,

danke für dein "mentales Einfühlen"


hallo aram,

auch dir ein Danke, für deinen kritischen Blick!

Die Überschrift erschien mir inhaltlich aber auch in ihrer Kürze den folgenden Zeilen angepasst.

Ich verstehe, was du meinst und vielleicht hätte ich in den ersten beiden Zeilen einen Hinweis darauf geben können, WAS hier versucht wird zu „reparieren“, um eine „Spannung“ wie du schreibst aufzubauen.

Aber auch die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten (s. Beitrag moshe) sind interessant, obwohl beim Schreiben zugegebenermaßen nicht beabsichtigt.

Ich werde darüber nachdenken, mag sein, dass ich noch was hinzufüge oder abändere und dann
„das geflickte Werk“ ;-)
wieder neu vorstelle. Mal abwarten…


lieben Gruß,

Eliane


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