sommergruß

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 18.04.2016, 18:22

der ausbleibende winter
wirft manche fragen auf
hauptsächlich ökologischer natur
aber die pflanzen blühen doch
die vögel singen hier
die seele freut sich früh
an dem frühen frühling
der fluss hat immer noch genug wasser
der hausmeister ist glücklich

das wort schnee
fängt zu schmelzen an.
Zuletzt geändert von Klimperer am 20.04.2016, 14:31, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.04.2016, 20:32

Hola Carlos,

meine Güte, wie bedeutungsschwanger die letzten beiden Zeilen sind:
Klimperer hat geschrieben:das wort schnee
fängt zu schmelzen an.

Ich würde ja glatt verknappen auf:

der ausbleibende winter
wirft manche fragen auf

das wort schnee
fängt zu schmelzen an


Wobei dann der Titel natürlich keinen Sinn mehr macht und der Text eine ganz andere Richtung nimmt.
Nur so ein Gedanke von mir.

Saluditos
Mucki

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 18.04.2016, 22:05

Also ich würde auf die Zeile "der hauptmeister ist glücklich" ungern verzichten.
Ich weiß zwar nicht genau, wer oder was der Hauptmeister ist (so eine Art Wachtmeister?), aber diese Zeile brngt die Zufriedenheit der ersten Strophe so richtig schön auf die Spitze.

Zufriedene Grüße
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 19.04.2016, 09:13

Liebe Mucki. liebe Zefira,

Auch wenn ich mich nicht immer zu euren Kommentare ausdrücklich äußere, ihr könnt sicher sein, es ist nicht aus Unhöflichkeit, eher aus Faulheit, oder weil ich bewusst Gedichte von Anderen an die vorderste Stelle bringen will.
In meinem hohen Alter, vielleicht nicht zu spät, habe ich erkannt, dass nur so kann ein Forum richtig funktionieren, wenn jeder sich ernshaft mit den Werken der Anderen beschäftigt, sie ehrlich ernst nimmt.
Ich bewundere die Arbeit der Moderatoren, die sich meistens im Hintergrund halten. Wie gutmütige Erzieher(-innen) vor einem Haufen von eitlen Kindern?
Ohne Dialog, ohne Kommunikation ist das gröste Talent zum Scheitern verurteilt.

Ich danke Euch von ganzem Herzen

Klimperer

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.04.2016, 14:07

Hola Carlos,
Klimperer hat geschrieben:Auch wenn ich mich nicht immer zu euren Kommentare ausdrücklich äußere, ihr könnt sicher sein, es ist nicht aus Unhöflichkeit, eher aus Faulheit, oder weil ich bewusst Gedichte von Anderen an die vorderste Stelle bringen will.

ich finde es schade, wenn du auf die Kommentare zu deinen Texten nicht eingehen möchtest, da auch dies zum Dialog / zur Kommunikation beiträgt, hm?

Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 19.04.2016, 19:57

Lieber Klimperer,

warum ist der Titel denn auseinander geschrieben?

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 20.04.2016, 10:09

Ich besitze eine kleine Anthologie deutscher Lyrik (13. Auflage 2015), herausgegeben von Hanspeter Brode bei Suhrkamp Verlag. Dieser schreibt in seinem Vorwort: "Und schließlich darf, in einer solchen Sammlung das erzählende und unterhaltende Element nicht fehlen."

In diesem Sinne, spontan, pflege ich zu schreiben ...

Deswegen, liebe Mucki, bevorzuge ich, so wie Zefira, das kleine Ding so zu lassen, wobei es so, wie du empfiehlst, rein lyrisch gesehen, wertvoller ist.

Ein rein erzählerischer Dichter war Jacques Prévert, den Scarlett sehr gemocht hat.

Gerade schlage ich das zweisprachliche Büchlein bei Reclam erschienen auf:

L´amour

Rappelle-toi Barbara
il pleuvait sans cesse sur Brest ce-jour là...

Ich danke auch dir, liebe Lisa, ich werde gleich den Titel berichtigen.

Klimperér

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birke
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Beitragvon birke » 20.04.2016, 12:17

ich mag dein gedicht, sehr.
(auch wenn ich mit dem "hauptmeister" nichts anfangen kann, irgendwie muss ich an einen friseur denken ;-) denke aber eher, dass du so etwas wie einen "wart" meinst, zum beispiel vielleicht einen förster??)
egal, die beiden letzten zeilen jedenfalls sind auf jeden fall ein gedicht für sich, wunderbar!
herzlich,
birke
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 20.04.2016, 14:33

Mein Gott, wie konnte ich das übersehen?

Ich habe "hausmeister" geschrieben und immer wieder gelesen ...

Der freut sich, natürlich, weil er keinen Schnee zu räumen braucht.

Vielen Dank,liebe Diana

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 20.04.2016, 14:59

Och.
Jetzt muss ich mal lächeln ... Ich habe hier im Lesezimmer das Buch "Lillelord" besprochen. Da gibt es eine Szene in einer Schule, wo die Schüler nach Abschluss der Prüfungen, quasi als Kür, ein Gedicht eigener Wahl rezitieren dürfen.

Einer der Jungs wählt ein Gedicht namens "Blumenjan", es ist seit langem sein Lieblingsgedicht. Er beginnt mit den Worten: "Eines armen Haustiers will ich gedenken aus meiner Kinderzeit ..."
Sofort unterbricht ihn die Lehrerin: Es hieße richtig "eines armen Hausierers"!
Der Junge ist am Boden zerstört. Er hat, offenbar jahrelang, immer "Haustier" gelesen! Und jetzt, wo er weiß, dass es "Hausierer" heißt, gefällt ihm das Gedicht nicht mehr.
So ähnlich geht's mir gerade ...

Aber Du musst jetzt nicht meinetwegen den Hauptmeister auferstehen lassen, lieber Carlos!
Sonnige Grüße!
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Klara
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Beitragvon Klara » 20.04.2016, 15:10

Hallo,

Muckis Variante gefällt mir.
Vielleicht noch kürzer.

Der ausbleibende Winter wirft Fragen auf:
Beginnt das Wort
Schnee
zu schmilzen?

Nein, ich weiß nicht, rein inhaltlich gehe ich nicht mit. Hier im Osten ist es kühl, und der Winter war zwar "mild", hat mir aber vollends gereicht.
Und die Fragen sind ja so neu alle auch nicht, bleibt der Winter doch schon eine Weile aus, und die Leute fahren immer noch wie blöd Auto und fliegen unbedacht in der Gegend herum, als gehörte ihnen der Himmel.

Ein gewisser Ton im Gedicht indes zieht mich an. So eine Offenheit, ein leichtes, ein Freudendürfen - trotz allem!

Herzlich
klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.04.2016, 16:54

Klara hat geschrieben:Und die Fragen sind ja so neu alle auch nicht, bleibt der Winter doch schon eine Weile aus, und die Leute fahren immer noch wie blöd Auto und fliegen unbedacht in der Gegend herum, als gehörte ihnen der Himmel.

Und dann wird von Touristen das Kalben eines gigantischen Gletschers gefilmt und alle jubeln wie bekloppt ...

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 21.04.2016, 09:42

Salut Clara!

Vielen Dank für deine Rückmeldung. Es tut immer meinem Herzen gut, wenn eine positive, bzw. konstruktive Kritik für meine bescheidene Produkte kommt. Das hilft mir weiter und nur so kann ich besser werden.

Ich neige dazu, mehr als Bewunderung für meine Sachen ein Lächeln zu erzielen. Du hast es erkannt wenn du schreibst: "ein gewisser Ton im Gedicht indes zieht mich an, eine Offenheit, ein Leichtes, ein Freundendürfen..." Vielen Dank, Klara.

Ich denke, von den großen, anerkannten Dichtern kennen wir nur, was gedruckt worden ist, aber es gibt bestimmt viel das sie selbst in den Papierkorb geschmissen haben ...

Und, was mein Gedicht betrifft, man könnte, wie du sagst, verkürzen, aber da würde eben dieser humorische Unterton fehlen. Es fängt unbeholfen an, aber, per Zufall, habe ich eine schöne Pointe am Schluss gefunden.

Das Klimatische spielt eine sehr wichtige Rolle in unserem Leben. Ohne Jahreszeiten gäbe es keine Zivilisation. Und weitgehend keine Lyrik ...

LG

Klimperer

Klara
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Beitragvon Klara » 21.04.2016, 12:45

Grüß dich, Klimperer,

Ohne Jahreszeiten gäbe es keine Zivilisation. Und weitgehend keine Lyrik ...


Das wäre denn doch zu bezweifeln...

Dir liebe Grüße und frohes Schaffen

klara


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