Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2015, 16:27

wenn das was
mich ins innerste berührt
rot wäre
hätte ich ein problem
das kein schwarz der welt lösen könnte

Niko

Beitragvon Niko » 18.08.2015, 17:24

schwarz ist das
was wir schwarz sehen
eine reflektion
mehr nicht
aber weniger auch nicht

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birke
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Beitragvon birke » 18.08.2015, 17:31

schwarz sehen
schwarz-weiß denken
wo sind die grautöne
wo zum teufel
die farben
(im schwarz)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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birke
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Beitragvon birke » 18.08.2015, 18:48

heute denk ich mich
bunt und das schwarz
rede ich weiß
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 18.08.2015, 20:05


farblehre


ich denke zu viel ins blaue
sehe manchmal rot
das reife ist nur zu oft
grün hinter den ohren

ich sehe schwarz
weil's mir zu bunt wird

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 18.08.2015, 20:20

Ich denke
zu viel
ins Umbra deiner Augen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2015, 20:36

wie oft hab ich versucht
schattierungen von umbra
auf die leinwand zu setzen
von dunkelumbra bis ins helle echte sepia

innerlich schwärmte ich von erdtönen
warm sollten sie leuchten
doch in all den jahren
in all den versuchen gelang es mir nie

kein einziges bild mit reinen erdtönen

die tiefe einer farbe
wird durch die konturen geschaffen
und diese zog ich hinein
mit feiner spachtel

schmale linien in leuchtend schwarz


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Hetti
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Beitragvon Hetti » 19.08.2015, 22:55

im farbkasten
steckte umbra neben schwarz
zitronengelb war meine farbe
und ein helles grün

dann vergaß ich meine farben
die pinselstriche wurden nicht mehr fein
alles duckte sich vor umbra

erdkröte aus dem dunkelland
blockst meinen brunnen dumpf

ich trag dich fort mit dir, schleppe, zerre, ein ruck und raus bist du aus meinem leben

den leeren platz neben schwarz fülle ich mit hellem grün

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.08.2015, 17:09

kriegerleib im krötenland

schwarz vergaß ich nie
doch ich vergaß
wer es an sich hatte
es waren die stiefel
die schweren stiefel
ich trug und trage sie nach wie vor
durch mein leben
ausziehen kann ich sie nicht
zur zweiten haut sind sie mir gewachsen
und sitzen perfekt

angegossen durch die lebenssümpfe
die ich meisterte
da durfte nichts durchdringen
gerettet haben sie mich
vor schlangenbissen und krötenschlucken
bewahrt vor angriffen
gewappnet für kampf und gegenwehr
mit und ohne schwert des samurai

warum sollte ich etwas ausziehen
oder ablehnen gar verweigern
das mir auf den kriegerleib geschneidert ist

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nera
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Beitragvon nera » 21.08.2015, 01:10

siegerlaib im flötensand

black is..und soweiter
oder anarchie iss krachbar
das gerangele das schweigen
dazwischen
das raunen sieden zu
grauer suppe
brot rösten altes brot
trockenes brot rösten
(wir haben uns so sehr selbst geliebt, dass wir mit brot nur auskamen und kartoffelbrei)
(so deutsch)
aber immer noch tasten wir uns an melodien
richtung rot
oder unser rotes schuhwerk
stöckelt über steine
geschosse
werfen unsere blicke tags an frisierte fassaden
träumen wir uns schön
sektflöten oder weinkelche
schütteln wir scanen den himmel nach farben
"glaubst du an den teufel?"
erschüttern wir uns
wenn die blackbox gefunden ist
bevor sie gesucht wurde
und alles so flimmert
(beschließen wir hölderlin zu lesen- keine insel)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 22.08.2015, 14:56

Ich taste dich
an Worten,
die ich nicht zu sagen wage
rotwärts
immer rotwärts
schreibe ich dich
"ich könnt
dir ursprünglicher
glühen"
erschüttere ich mich
wenn ich
dir entgegendenke
wie du mir
wenn ich
dich nicht umdenke
wie die anderen
wenn ich
einfach
dein denke
und du mein
dann denken wir
keine Insel
mehr
sondern All

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.08.2015, 16:31

wenn ich mich
nicht umdenke
mein denken zur gänze
umlenke (doch wie soll das gehen)
dreht sich der kreis
gleich einer zentrifuge

und es wird sich trennen
was sich eigentlich
nicht trennen soll

schon denke ich mich halbiert

Niko

Beitragvon Niko » 22.08.2015, 18:34

wenn ich
mich umdenke
dann.........

das will ich nicht wissen

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 22.08.2015, 18:37

Ich denke mich nicht um,
nur weil ich mehr ich bin
als irgendjemand sonst,
nur weil die anderen bloß etwas sind,
wenn sie zusammen sind,
nichts aber allein

schon denkt man mich
anachoretisch
bestenfalls noch
eremitisch


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