(aus dem Prosalog)
Mit deiner Unsichtbarkeit ist es auch nicht mehr weit her, sagte kürzlich jemand zu mir. Du hast dich vergessen. Unter seinem Auge zuckte es, so wusste ich wieder nicht, wie er das meinte. Er hielt den Finger darauf, um die Nerven zu beruhigen, und meine Tarnmäntel zerfielen mir zwischen den Fingern, als wäre ein Schwarm Heuschrecken über sie hergefallen. Das muss unter Tags passiert sein, als ich träumte und nur darum nicht sah, wie faltig das Wort Vertrauen ist. Der Hals eines Zebus. Und erst als ich das sage, sehe ich die gräserne Beschaffenheit des Stoffs.
(aus dem Prosalog)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Liebe Flora, das muss Gedankenübertragung sein. Gerade vor fünf Minuten las ich diesen Beitrag im Prosalog und dachte, den würde ich gerne im Textforum sehen ...
Aber Du meinst doch sicher "gräserne Beschaffenheit"?
Interessant der Bezug zum Hals eines Zebus; ich habe mir eben mal Zebu-Bilder angesehen, die fallen eher durch ihren Buckel auf als durch Falten - die sie andererseits natürlich haben; nur werden sie quasi vom Buckel überlagert.
Grüße von Zefira
Aber Du meinst doch sicher "gräserne Beschaffenheit"?
Interessant der Bezug zum Hals eines Zebus; ich habe mir eben mal Zebu-Bilder angesehen, die fallen eher durch ihren Buckel auf als durch Falten - die sie andererseits natürlich haben; nur werden sie quasi vom Buckel überlagert.
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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(Ikkyu Sojun)
Hallo Flora,
ein schöner Text. Er bleibt für mich im Wagen, im nebulös Halbtransparenten von Traum und Tag. Diese Stimmung steckt mich an, gibt dem Text einen lyrischen Anstrich. Auch fließt es sehr schön, was die "Entführung" noch verstärkt.
Was ich nicht so ganz nachfühlen kann, ist, warum die Tarnung ausgerechnet fällt, als er sein zuckendes Auge beruhigt? (Und vor dem "und" eigentlich kein Komma.)
genial
Gruß
ein schöner Text. Er bleibt für mich im Wagen, im nebulös Halbtransparenten von Traum und Tag. Diese Stimmung steckt mich an, gibt dem Text einen lyrischen Anstrich. Auch fließt es sehr schön, was die "Entführung" noch verstärkt.
Was ich nicht so ganz nachfühlen kann, ist, warum die Tarnung ausgerechnet fällt, als er sein zuckendes Auge beruhigt? (Und vor dem "und" eigentlich kein Komma.)
Das muss Tags passiert sein, als ich träumte und nur darum nicht sah, wie faltig das Wort Vertrauen ist.
genial
Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo ihr
Liebe Grüße euch
Flora
Ja, auf den ersten Blick und aus der Entfernung ist es der Buckel, das Imponierende, was auffällt und vermutlich auch auffallen soll. Aber näher betrachtet ist es dann (für mich) dieser Gegensatz, der weiche, fließende, faltige Hals, der verletzlich wirkt, der den Blick auf sich zieht, wie auch das Zucken des Auges. Was mich dann gleich zu Nifls Frage führt ...Zefi hat geschrieben:Interessant der Bezug zum Hals eines Zebus; ich habe mir eben mal Zebu-Bilder angesehen, die fallen eher durch ihren Buckel auf als durch Falten - die sie andererseits natürlich haben; nur werden sie quasi vom Buckel überlagert.
Ich glaube ein Zusammenhang könnte eben das Sehen seiner Verletzlichkeit (Unsicherheit, Schwäche, Müdigkeit, Angespanntheit ...) und sein Versuch der Tarnung sein. Aber man könnte das "und" vielleicht auch als Gleichzeitigkeit lesen, zwei Dinge ausgelöst durch seine Worte, Wahrnehmung? (Das Komma brauche ich als kleine Pause und Sprechführung. Ein Punkt wäre mir aber hier zu viel.)Nifl hat geschrieben:Was ich nicht so ganz nachfühlen kann, ist, warum die Tarnung ausgerechnet fällt, als er sein zuckendes Auge beruhigt? (Und vor dem "und" eigentlich kein Komma.)
Danke, das freut mich sehr. Ich war/bin mir nicht sicher, ob es nicht zu nebulös und assoziativ ist.Nifl hat geschrieben:ein schöner Text. Er bleibt für mich im Wagen, im nebulös Halbtransparenten von Traum und Tag. Diese Stimmung steckt mich an, gibt dem Text einen lyrischen Anstrich. Auch fließt es sehr schön, was die "Entführung" noch verstärkt.
Liebe Grüße euch
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Ach, immer diese Rechtschreibung, die keine Rücksicht auf mein ästhetisches Empfinden nimmt.
Dann setz ich halt noch ein "unter" davor, dann ist es dudenabgesichert möglich und geht auch klanglich.

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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