übers schreiben (hinausgehen)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 12.11.2014, 10:23

.

verweile ich
(zu sehr) bei mir
komme nicht an
oder über mich hinweg
eine notwendige bedingung
was ich mir wünsche
von mir aus
ins leben springen
mit den dingen
in berührung kommen
wechselbeziehungen
worte brauchen
ein gegenüber



___________________________________
(erste version)

verweile ich (zu sehr) bei mir selbst,
komme nicht über mich hinweg?
notwendige bedingung.
was ich mir wünsche:
von mir aus
ins leben springen
mit den dingen in berührung kommen,
diese wechselbeziehung,
worte brauchen ein gegenüber.

.
Zuletzt geändert von birke am 25.11.2014, 08:35, insgesamt 4-mal geändert.
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Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 13.11.2014, 09:49

das ist ein schöner ansatz, ein immer wieder spannendes thema, wie man im schreiben zu sich kommt, und gleichzeitig über sich hinausgeht, (o.t.: ich erlebe und lerne das gerade bei der absolut faszinierenden lektüre von anne carsons büchern) dein gedicht spricht vom maß zwischen diesen polen; bei sich verweilen und über sich hinweg zu kommen, vom wunsch ins leben zu springen und so in berührung zu kommen mit den dingen, und kommt damit sozusagen zum schluss, dass es diese wechselbeziehung ist, von der alles lebt, auch das gedicht, weil worte ein gegenüber brauchen. alles ansichten, denen ich zustimmen kann, und genau das ist mein problem, mir ist das, was du da schreibst zu klar, es wirft weder widerstand noch fragen auf, da ist keine reibung, aber auch keine wirkliche berührung, weil mich eine erkenntnis trifft, oder ein bild, das ich so noch nie gesehen habe.

DonKju

Beitragvon DonKju » 13.11.2014, 17:26

Hallo Diana,

wie so oft ganz spontan:

"verweile ich (zu sehr) bei mir selbst,
komme nicht über mich hinweg?
notwendige bedingung.

was ich mir wünsche:
von mir aus
ins leben springen
in berührung kommen. ["mit den dingen" ist mir zu einseitig, was ist mit den menschen?]

wechselbeziehungen,
das gegenüber. [auch hier: offener gestalten]"

musst halt sehen, ob und was für dich geht; aber ich mag den text

:blume0028: vom dk h

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birke
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Beitragvon birke » 13.11.2014, 18:45

danke, xanthippe, auch für die erwähnung anne carsons (die mir nun schon öfter auf deinem blog begegnet ist), ich glaube, ich muss unbedingt etwas von ihr lesen.
ich nehme deine rückmeldung erstmal so zur kenntnis, und werde weiter über das zugegebenermaßen sehr klar formulierte textchen nachdenken, ob und wie ich eventuell mehr rausholen kann. (aber vielleicht brauche ich hier diesmal dieses klare ...?)



lieber hannes,
mit den "dingen" meine ich die "dinge des lebens" - lebewesen, angelegenheiten im weitesten sinne, (natur), eben alles.
und die "worte, die ein gegenüber brauchen" - kommunikation im weitesten sinne, sei es verbal oder eben auch aufs schreiben bezogen.

die absätze täten dem "ding" (hihi, text) eventuell gut, ja.

danke dir!


liebe grüße euch,
diana
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ecb

Beitragvon ecb » 13.11.2014, 19:23

Mir geht es wie Xanthippe, ich stimme dem Gedicht inhaltlich beinahe zu sehr zu, zu nahtlos, und das läßt auch mich stutzen. Vielleicht ist es ein wenig zu ... theoretisch, vielleicht solltest du lieber ... zeigen, demonstrieren, was du meinst - ich bin mir aber noch nicht sicher, ob meine Reaktion wirklich dadurch bedingt ist.
Vielleicht kommen ja noch ein paar Meinungen, die weiterhelfen können.

auf eine Art gefällt mir der Text durchaus.

Liebe Grüße
Eva

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birke
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Beitragvon birke » 13.11.2014, 20:59

interessant, wie es auch dir mit dem text geht, eva ...
ich denke, diese ebene des textes kann ich hier kaum verlassen, oder konkretisieren ...

ich frage mich, ob es vielleicht etwas ändern würde, wenn ich statt "was ich mir wünsche" schriebe:
der wunsch

... dann bezöge sich nämlich die "notwendige bedingung" auf beides:
das in sich ruhen (das ja nötig ist, um aus sich herauszugehen) UND das ins-leben-springen.


verweile ich (zu sehr) bei mir selbst,
komme nicht über mich hinweg?
notwendige bedingung

der wunsch
von mir aus
ins leben zu springen
mit den dingen in berührung zu kommen,

diese wechselbeziehung,
worte brauchen ein gegenüber.


??

witzig, dass euch der text zu glatt, zu nachvollziehbar ist ... an sich freut mich das ja eigentlich ...!
denn so glatt erschien er mir nämlich gar nicht ...

danke erstmal auch dir, eva!

nachdenklich grüßt
diana
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.11.2014, 10:00

Hallo Birke,

(eigentlich habe ich gar keine Zeit, aber der Text verlockt. :)) Mir geht es ähnlich wie Xanthi und Eva, vielleicht ist es aber (für mich) hier nicht einmal so sehr eine Frage vom Konkreten, Bildlosen, sondern von der Setzung und dem Streichen der Satzzeichen, so dass Möglichkeiten, Leseweisen entsteht und sich darüber etwas öffnet und diese (nötige?) Reibung entsteht?
Sehr schön finde ich: von mir aus ins leben springen

Hier mal zum Anschauen:

übers schreiben (hinausgehen)

verweile ich
(zu sehr)
bei mir selbst
komme ich nicht an
und über mich hinweg
eine not
wendige bedingung
wünschen
von mir aus
ins leben springen
mit den dingen
in berührung
kommen
wechselbeziehungen
worte brauchen
ein gegenüber


Vielleicht ist etwas zum Weiterüberlegen dabei.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 14.11.2014, 10:37

hallo flora,
(wie schön, dass der text dazu verlockt hat dir die zeit zu nehmen, danke!)

jajaaa, du hast recht, vor allem die satzzeichen engen den text vermutlich zu sehr ein.
zu festgelegt, die lesart, da könnte der haken liegen ...
deine version ist mir so etwas zu abgehackt (obwohl sie natürlich schon sehr mit zeilenübergreifendem spielt) - aber dennoch kann ich da einiges rausziehen, und gelange momentan zu folgender version, siehe unten.

ganz herzlichen dank, ich glaube, das hat mir ein stück weitergeholfen!



übers schreiben (hinausgehen)


verweile ich
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Beitragvon Ylvi » 14.11.2014, 11:13

Ja, das macht es für mich schon viel freier ... vielleicht noch ein kleiner Umbruch nach "dingen" ? :)
Dann könnte man nämlich auch lesen: "ins leben springen mit den dingen" und das "in berührung kommen" für sich und zugleich eben wie du es geschrieben hast und es würde sich für mich fließender, oder weiterziehender lesen.
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Beitragvon birke » 14.11.2014, 12:05

ja. danke! :)

(und die "wechselbeziehungen" nehm ich noch mit in die strophe davor.)

edit - nach mehrmaligem lesen meine ich, auf das "selbst" in der zweiten zeile verzichten zu können. :)

noch ein edit - setzung noch mal geändert und ein "und" durch "oder" ersetzt.
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