Ein paar Zeilen November

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rita

Beitragvon Rita » 05.11.2014, 08:36

Ein paar Zeilen November

Nun ist es kühl, und vorerst wird’s nicht wärmer,
die Welt wird grau, und grau wird’s im Gemüte.
Der letzte Sommer ist kaum mehr als Mythe,
und man bedauert sich, man fühlt sich ärmer.

Und packt sich ein, man steht auf Winterjacke
und stiefelt durch das feuchte Laub zu Füßen,
denkt sich: Naja, der Winter lässt schon grüßen!
bei jeder noch so lütten Windattacke.

Das Jahr wird langsam, aber sicher müde.
November ist’s, man sieht es an den Bäumen,
man wärmt sich resigniert an warmen Träumen.
Und winkt dann ab mit stiller Attitüde.

Rita

Beitragvon Rita » 09.11.2014, 13:44

Hallo Lisa,

ja, ich fühle mich hier nicht wohl. Ich überlege des längeren schon, was ich hier eigentlich soll. Aber warte meine Entscheidung ab, ich will mich erst einmal mit Freunden beraten, die die Diskussionen hier kopfschüttelnd verfolgt haben und es nicht begreifen können, dass die Moderation nicht schon früher eingegriffen hat. Denn ich werde hier bei buchstäblich jedem Text, den ich einstelle, im wahrsten Sinne des Wortes provoziert. Es gibt keine wirkliche Textarbeit, in meinen Texten jedenfalls wird lediglich nach Fehlern gesucht, und fast immer sind es keine. Ganz offensichtlich sind einige User daran interessiert, unsinnige Diskussionen loszutreten, um mich loszuwerden. Ich melde mich, sobald ich mich entschieden habe.

Gruß, Rita

Rita

Beitragvon Rita » 09.11.2014, 13:54

Hallo Nifl,

das mit dem Oberlehrer lass mal hübsch sein, da triffst du genauso daneben wie mit dem Pleonasmus. Ein Pleonasmus wäre zum Beispiel ein weißer Schimmel oder ein kleines Kindchen oder Azurblau etc. Nein, es ist ein Spiel mit dem Wort "warm", ein Wortspiel. Wenn ich nur von Träumen gesprochen hätte, dann würde das zwar auch in Ordnung sein, aber gerade dadurch, dass ich davon spreche, man wärme sich an warmen Träumen, wird eine leicht ironische Komik erzielt, die dem Kontext entspricht und die du sicher übersehen hast. Jetzt alles klar?

Ehe ich es vergesse, du hast ja noch die Attitüde angesprochen, von der du glaubst, es gäbe keine stille Attitüde.
Hier die Erklärung für Attitüde: Ausdrucksvolle Körperhaltung, Stellung, Gebärde usw. Du siehst also, die stille Attitüde ist in diesem Kontext durchaus angebracht, denn auch eine stille Attitüde kann sehr ausdrucksvoll sein.

Und noch etwas, deine negative Sicht auf das Herbstgedicht entbehrt jeder Grundlage. Gerade die Natur war zu allen Zeiten bevorzugtes Thema der Lyrik, genauso wie es das Thema der Liebe, des Todes oder der Enttäuschung etc. ist.
Wie soll ich also diesen Einwurf bewerten?

Gruß, Rita

Nifl
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Beitragvon Nifl » 09.11.2014, 14:13

Gut, für eine gewisse Komik sorgt es tatsächlich. Dieses "lütten" finde ich für einen humoristischen Anklang aber ausreichend und auch geeigneter.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Rita

Beitragvon Rita » 09.11.2014, 14:19

Deine Sache, Nifl. Ich will deine Ansicht nicht erschüttern.

Gruß, Rita

Nifl
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Beitragvon Nifl » 09.11.2014, 14:23

Sicher kann der Herbst die Attitüde der Stille "verkörpern", aber doch nicht die Attitüde selbst. Ich sehe da nur einen Ausdrucksfehler und keinen pjotorinhaltlichen.
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 09.11.2014, 14:28

Du meinst, es müsste heißen:

Und winkt dann ab *in* stiller Attitüde.

?

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 09.11.2014, 14:33

Ein Pleonasmus wäre zum Beispiel ein weißer Schimmel oder ein kleines Kindchen oder Azurblau etc


Azurblau ist kein Pleonasmus, sondern eine Präzisierung des Begriffs blau, im Unterschied zu vergissmeinnichtblau, jeansblau, lapislazuliblau, nachtblau etc. Ein Pleonasmus wäre z.B. der Begriff "azurblauer Himmel"; möglicherweise aber nicht mal das, weil ein Himmel außer azurblau auch nachtblau sein kann - also, sagen wir mal, im Kontext Tag wäre azurblauer Himmel ein Pleonasmus, im Kontext Nacht wäre nachtblauer Himmel einer.
Zuletzt geändert von Zefira am 09.11.2014, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Nifl » 09.11.2014, 14:33

ja zB., Käptn, oder " mit der Attitüde der Stille"
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Rita

Beitragvon Rita » 09.11.2014, 14:44

Zefira, ich will mich nicht streiten, aber der Stamm von Azur heißt in romanischen Sprachen bereits blau, im Italienischen azur, im Spanischen azul. Das wäre dann ein blaues Blau im Gegensatz zu deinem Nachtblau, das ja völlig in Ordnung ist. Himmelsblau wäre deutsch, dagegen ist nichts einzuwenden, azurblau will einen Himmel nur ein bisschen aufmotzen, sozusagen auf edel trimmen. Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht belehrt, sondern lediglich versucht, einen Begriff zu klären.

Gruß, Rita

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Beitragvon Nifl » 09.11.2014, 14:47

habe mich mal ein bisschen umgesehen, geht vermutlich doch mit mit. Gut, dass wir das mal hinterfragt haben *hihi
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Beitragvon Nifl » 09.11.2014, 14:55


Und noch etwas, deine negative Sicht auf das Herbstgedicht entbehrt jeder Grundlage. Gerade die Natur war zu allen Zeiten bevorzugtes Thema der Lyrik, genauso wie es das Thema der Liebe, des Todes oder der Enttäuschung etc. ist.
Wie soll ich also diesen Einwurf bewerten?

Sicher sicher, für mich ist Originalität ein Kriterium für ein gutes Gedicht, dabei ist nicht das Thema entscheidend, sondern die Umsetzung. Und deines liest sich wie schon tausendmal gelesen.

Grüß mir die Freunde
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Rita

Beitragvon Rita » 09.11.2014, 15:09

Hallo Nifl,

na, selbstverständlich ist ein Thema für das Gedicht mitentscheidend. Originalität ist zwar ganz reizend und man sollte immer versuchen, das hinzukriegen, aber nicht das entscheidende Kriterium für ein Naturgedicht. Wobei es zur Frage, was ist originell, doch recht verschiedene Ansichten gibt. Und wenn du meinst, du hättest mein Gedicht schon tausendmal gelesen, so nehme ich dir das nicht ab. Herbstgedichte, sicher, die hast du vielleicht zwanzig-, dreißigmal gelesen, der Herbst ist ja auch, wie gesagt, eines der Grundthemen der Lyrik. Und wenn es das hunderttausendste Herbstgedicht wäre, ich denke doch, dass sich die hunderttausend Herbstgedichte unterscheiden und es da für jeden Leser und besonders den aufmerksamen Autor immer wieder etwas zu entdecken gibt.

Gruß, Rita
Zuletzt geändert von Rita am 09.11.2014, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 09.11.2014, 15:12

Rita, Du hast natürlich Recht, was den Wortstamm Azur betrifft. Trotzdem glaube ich, wir müssen da unterscheiden zwischen einem technischen und einem alltäglichen Sprachgebrauch. Um es an einem anderen Beispiel zu erklären, in Klamottenkatalogen kann man schon mal lesen "Mäntel und Jacken in der Modefarbe schlamm". Trotzdem glaube ich, Du würdet nicht nach einer Farbberatung verkünden: "Schlamm steht mir besonders gut", sondern in diesem Fall von Schlammbraun sprechen, obwohl man bei dem Wort Schlamm automatisch Braun vor sich sieht.

Ich kann's auch so sagen: Innerhalb des deutschen Sprachraums wird "azur" meiner Meinung nach in Beziehung zum Himmel gesetzt, nicht in Beziehung zu blau allgemein.
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Rita

Beitragvon Rita » 09.11.2014, 15:20

Und noch mal, Zefira, ich will mich nicht streiten, aber azur bezeichnet auch im deutschen Sprachraum die Farbe Blau und nicht den Himmel. Natürlich kann man vom Blau bzw. der Bläue bzw. des Azur (des Himmels) sprechen, dann schließt das Blau den Himmel ein. Was in Klamottenkatalogen steht, ist für uns Lyriker wohl nicht so sehr interessant, da geht eben die Farbe Schlamm durch. Im Gedicht aber wird das kaum klappen. Ich hatte mal einen Anorak in der Farbe Pflaume, was ich übrigens sehr treffend fand, weil er interessant schillerte, so zwischen braun und blau wie eine Bauernpflaume. Im Gedicht wäre das dann vielleicht pflaumenblau und nicht Pflaume.

Gruß, Rita


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