.
er ist nicht hier, sagst du. der krieg ist woanders.
ja, sag ich. doch blick von deinem teller auf und sieh hinter die schwarzen gardinen
der nachbarn. wie er mit der pistole spielt. tag für tag sein kind erschießt.
und nebenan spielt jemand klavier.
.
_______________________________
"hinter die gardinen" statt "durch ..."
anders, wo
Zuletzt geändert von birke am 07.10.2014, 23:05, insgesamt 2-mal geändert.
... herzelichsten dank, lieber hannes!
deine rückmeldung freut mich sehr, ich war mir nämlich keineswegs sicher, ob dieser kurze text funktioniert, ob er etwas transportiert.
mit lieben grüßen
diana
deine rückmeldung freut mich sehr, ich war mir nämlich keineswegs sicher, ob dieser kurze text funktioniert, ob er etwas transportiert.
mit lieben grüßen
diana
Hallo Birke,
Dieser Satz wirkt auf mich a) künstlich b) belehrend c) gut, wie die Plattitüde "über den Tellerrand schauen" abgewandelt wurde, aber dann "durch schwarze Gardinen schauen"? Das ist ja nicht möglich, also fordert der Protag implizit auf zu mutmaßen, zu spekulieren, zu verdächtigen... durch würde ich mindestens mit hinter austauschen. Aber auch hinter hat was Obsessives, so Nachbarn wünscht sich wohl niemand, wenn auch mit dem Vorsatz der Gutmenschattitüde.
das gefällt mir gut, schön satirisch überzogen. Bloß läufst du natürlich Gefahr, Lacher zu produzieren "hihi jaja, manchmal möchte ich meine Kinder auch am liebsten abknallen" ... und so wie ich dich einschätze, würdest du diese Rezeption nicht wollen, sondern eher ein Aufmerken, ein Betroffensein erwirken wollen? Gar eine Anspielung auf Kindesmissbrauch? Dann Knüppel und schlagen, statt schießen und Pistole?
Sind die Klavierspieler die Guten?
Du wolltest sicher das "spielt/spielt" in dieser Direktheit gegenüberstellen, mir ist das zu platt und zu aufdringlich und klanglich auch schräg.
Auch habe ich immer Probleme, wenn Unrecht verglichen und gegeneinander aufgewogen wird. Krieg ist schlimm und wenn es dem Nachbarskind nicht gut geht, ist das auch schlimm, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Ich halte den Text für nicht so geglückt.
Gruß
doch blick von deinem teller auf und sieh durch die schwarzen gardinen
Dieser Satz wirkt auf mich a) künstlich b) belehrend c) gut, wie die Plattitüde "über den Tellerrand schauen" abgewandelt wurde, aber dann "durch schwarze Gardinen schauen"? Das ist ja nicht möglich, also fordert der Protag implizit auf zu mutmaßen, zu spekulieren, zu verdächtigen... durch würde ich mindestens mit hinter austauschen. Aber auch hinter hat was Obsessives, so Nachbarn wünscht sich wohl niemand, wenn auch mit dem Vorsatz der Gutmenschattitüde.
der nachbarn. wie er mit der pistole spielt. tag für tag sein kind erschießt.
das gefällt mir gut, schön satirisch überzogen. Bloß läufst du natürlich Gefahr, Lacher zu produzieren "hihi jaja, manchmal möchte ich meine Kinder auch am liebsten abknallen" ... und so wie ich dich einschätze, würdest du diese Rezeption nicht wollen, sondern eher ein Aufmerken, ein Betroffensein erwirken wollen? Gar eine Anspielung auf Kindesmissbrauch? Dann Knüppel und schlagen, statt schießen und Pistole?
und nebenan spielt jemand klavier.
Sind die Klavierspieler die Guten?
Du wolltest sicher das "spielt/spielt" in dieser Direktheit gegenüberstellen, mir ist das zu platt und zu aufdringlich und klanglich auch schräg.
Auch habe ich immer Probleme, wenn Unrecht verglichen und gegeneinander aufgewogen wird. Krieg ist schlimm und wenn es dem Nachbarskind nicht gut geht, ist das auch schlimm, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Ich halte den Text für nicht so geglückt.
Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
hallo nifl,
also, hier wird keineswegs unrecht verglichen oder aufgewogen. sondern nur versucht bewusst zu machen, dass unrecht und gewalt nicht nur „woanders“ existiert, sondern eben auch hier, mitten unter uns. dort der krieg im großen, anderswo der krieg im kleinen (und manchmal beides zusammen). das erstmal vorweg.
da ist die pistole natürlich (metaphorisch) ein verbindendes element, so dachte ich. und selbst, wenn es diesen lacher provozieren würde, wäre das auch ok, zeigte mir dann nur, wie seltsam das denken auch bei diesem leser wäre. ja, kindesmissbrauch sollte anklingen, in welcher form auch immer, da gibt es ja auch viele facetten.
ja, „sieh hinter die gardinen“ ist zumindest etwas besser, da gebe ich dir recht. heißt ja einfach nur symbolisch, guck doch genauer hin, dann, wenn dir eben etwas auffällt. ich jedenfalls neige doch eher dazu wegzusehen, auch wenn mir etwas seltsam erscheint, eben auch aus angst, etwas falsch zu machen.
die klavierspielende person – nein, nicht "die guten". das wäre nun wirklich "schwarz-weiß"-denken, so einfach ist es ja nicht. das ist eben einfach nur eine weitere facette aus dem ganz alltäglichen leben. vielleicht auch jemand, der nicht hinsieht. oder einfach nur sein leben lebt.
okay, ich bin mir durchaus bewusst, dass gerade diese knappheit des textes etwas plakativ wirken kann.
deshalb war ich mir auch nicht sicher mit diesem text. scheint also zum teil etwas anzukommen, und zum teil nicht.
naja, auf jeden fall sind mir hier rückmeldungen wertvoll und interessant!
danke & gruß
birke
also, hier wird keineswegs unrecht verglichen oder aufgewogen. sondern nur versucht bewusst zu machen, dass unrecht und gewalt nicht nur „woanders“ existiert, sondern eben auch hier, mitten unter uns. dort der krieg im großen, anderswo der krieg im kleinen (und manchmal beides zusammen). das erstmal vorweg.
da ist die pistole natürlich (metaphorisch) ein verbindendes element, so dachte ich. und selbst, wenn es diesen lacher provozieren würde, wäre das auch ok, zeigte mir dann nur, wie seltsam das denken auch bei diesem leser wäre. ja, kindesmissbrauch sollte anklingen, in welcher form auch immer, da gibt es ja auch viele facetten.
ja, „sieh hinter die gardinen“ ist zumindest etwas besser, da gebe ich dir recht. heißt ja einfach nur symbolisch, guck doch genauer hin, dann, wenn dir eben etwas auffällt. ich jedenfalls neige doch eher dazu wegzusehen, auch wenn mir etwas seltsam erscheint, eben auch aus angst, etwas falsch zu machen.
die klavierspielende person – nein, nicht "die guten". das wäre nun wirklich "schwarz-weiß"-denken, so einfach ist es ja nicht. das ist eben einfach nur eine weitere facette aus dem ganz alltäglichen leben. vielleicht auch jemand, der nicht hinsieht. oder einfach nur sein leben lebt.
okay, ich bin mir durchaus bewusst, dass gerade diese knappheit des textes etwas plakativ wirken kann.
deshalb war ich mir auch nicht sicher mit diesem text. scheint also zum teil etwas anzukommen, und zum teil nicht.
naja, auf jeden fall sind mir hier rückmeldungen wertvoll und interessant!
danke & gruß
birke
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste