Die Waldquelle
Gelb flutete der Herbstwald.
Vorjähriges Buchenlaub stäubte ins Moos.
Ein Kuckuck zählte die Jahre.
Fern Rufe eines unbekannten
Waldvogels, die Sonne brannte
Farben von Himmel und Herbst
ins Laub.
Die Quelle.
Plaudernd zwischen Blattwerk und Erde, ein Rinnsal,
bescheidene Geberin allen Lebens.
Kein Stein verriet ihren Namen.
Der ferne Vogel schwieg.
Wie still es war. Da verstand ich unversehens
die Sprache des Wassers, und rings
die Buchen wogten dazu.
Die Waldquelle
Hallo Rita, da sind sehr schöne Wendungen drin "warf die Sonne Farben von Himmel und Herbst ins Laub" zum Beispiel (wobei ich das brennend wahrscheinlich weglassen würde).
Was mir allerdings auffällt - das ist mindestens der zweite Text, in dem das so ist: Du sprichst von Geräuschen UND von Stille. Das stört mich schon ein wenig, weil Du das ja nicht als Gegensatz anführst ... außerdem meine ich, dass ein Gedicht "Stille" rüberbringen könnte, ohne dass das Wort fällt.
Was mir allerdings auffällt - das ist mindestens der zweite Text, in dem das so ist: Du sprichst von Geräuschen UND von Stille. Das stört mich schon ein wenig, weil Du das ja nicht als Gegensatz anführst ... außerdem meine ich, dass ein Gedicht "Stille" rüberbringen könnte, ohne dass das Wort fällt.
Liebe Amanita,
nein, das "brennend" halte ich für wichtig, denn es ist die Charakterisierung des Werfens von Farben usw.
Dass und warum Stille eintritt, wird im Vers vorher erklärt. Es ist also kein Widerspruch. Warum sollte ich ihn also als Gegensatz anführen? Ich glaube, als Naturgedicht ist es ein stilles Gedicht, auch wenn Vogelrufe und das Plätschern der Quelle darin eine Rolle spielen. Natürlich bleibt es das auch, wenn ich explizit eine stille Situation erwähne.
Ich kann leider mit deinen Einwürfen wenig für das Gedicht selbst anfangen. Mich interessiert vor allem der Eindruck, die Impression, die das Gedicht auf den Leser macht. Leider äußerst du dich dazu nicht.
Lieben Gruß, Rita
nein, das "brennend" halte ich für wichtig, denn es ist die Charakterisierung des Werfens von Farben usw.
Dass und warum Stille eintritt, wird im Vers vorher erklärt. Es ist also kein Widerspruch. Warum sollte ich ihn also als Gegensatz anführen? Ich glaube, als Naturgedicht ist es ein stilles Gedicht, auch wenn Vogelrufe und das Plätschern der Quelle darin eine Rolle spielen. Natürlich bleibt es das auch, wenn ich explizit eine stille Situation erwähne.
Ich kann leider mit deinen Einwürfen wenig für das Gedicht selbst anfangen. Mich interessiert vor allem der Eindruck, die Impression, die das Gedicht auf den Leser macht. Leider äußerst du dich dazu nicht.
Lieben Gruß, Rita
Wenn Amanita schreibt:
dann ist das doch wohl ein Eindruck, den sie schildert, eine Impression, die das Gedicht auf sie als Leserin macht.
Falls Du an einer weiteren (vermutlich unqualifizierten) Bemerkung interessiert bist, ich fühle mich von den Adjektiven erstickt, für mich versinkt dieses Gedicht, in dem auch ich, ähnlich wie Amanita, durchaus Potential sehe, im Pathos.
Es grüßt
Xanthi
Amanita hat geschrieben:Das stört mich schon ein wenig, weil Du das ja nicht als Gegensatz anführst ... außerdem meine ich, dass ein Gedicht "Stille" rüberbringen könnte, ohne dass das Wort fällt.
dann ist das doch wohl ein Eindruck, den sie schildert, eine Impression, die das Gedicht auf sie als Leserin macht.
Falls Du an einer weiteren (vermutlich unqualifizierten) Bemerkung interessiert bist, ich fühle mich von den Adjektiven erstickt, für mich versinkt dieses Gedicht, in dem auch ich, ähnlich wie Amanita, durchaus Potential sehe, im Pathos.
Es grüßt
Xanthi
Liebe Xanthippe,
das Adjektiv existiert in der deutschen Sprache bekanntlich nicht, damit man es nicht verwendet. Dieser Text von 15 Versen weist genau 3 (ausgeschrieben: drei) Adjektive auf, und zwar: vorjähriges, unbekannten, bescheidene. Diese drei Adjektive tun das, was ihre Funktion in Verbindung mit einem Substantiv ist: Sie erläutern, erklären es näher. Von Überflüssigsein kann hier keine Rede sein. Ich hoffe für dich, dass du glücklich aus dem Meer der Adjektive wieder aufgetaucht bist.
Was aber nun das Pathos angeht, so solltest du dich mal informieren, was Pathos eigentlich ist. Ich würde dir die Erklärung ja gerne liefern, aber ich denke, hier ist nicht der Ort dafür. Ein Tipp: Vielleicht Wikipedia.
Lieben Gruß, Rita
das Adjektiv existiert in der deutschen Sprache bekanntlich nicht, damit man es nicht verwendet. Dieser Text von 15 Versen weist genau 3 (ausgeschrieben: drei) Adjektive auf, und zwar: vorjähriges, unbekannten, bescheidene. Diese drei Adjektive tun das, was ihre Funktion in Verbindung mit einem Substantiv ist: Sie erläutern, erklären es näher. Von Überflüssigsein kann hier keine Rede sein. Ich hoffe für dich, dass du glücklich aus dem Meer der Adjektive wieder aufgetaucht bist.
Was aber nun das Pathos angeht, so solltest du dich mal informieren, was Pathos eigentlich ist. Ich würde dir die Erklärung ja gerne liefern, aber ich denke, hier ist nicht der Ort dafür. Ein Tipp: Vielleicht Wikipedia.
Lieben Gruß, Rita
Zuletzt geändert von Rita am 28.09.2014, 11:55, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Rita,
jetzt stimmt leider der Anschluss nicht.
Beim "brennend" störten mich allerdings das Partizip und der Sachverhalt.
Im Herbst brennt doch die Sonne gar nicht mehr! Wenn es Dir um die Farben geht, dann musst Du es wohl anders formulieren.
Und Xanthippe hat wohl Recht: Auf manche Adjektive könnte man (besser) verzichten. Wenn Dir die Farben wichtig sind, die durch die Sonneneinstrahlung beginnen zu "brennen", dann würde ich das entsprechende (Leuchtend)Gelb nicht schon zu Beginn abhandeln.
Und eine Frage noch: Warum schreibst Du hier in der Vergangenheit??
jetzt stimmt leider der Anschluss nicht.
Beim "brennend" störten mich allerdings das Partizip und der Sachverhalt.
Im Herbst brennt doch die Sonne gar nicht mehr! Wenn es Dir um die Farben geht, dann musst Du es wohl anders formulieren.
Und Xanthippe hat wohl Recht: Auf manche Adjektive könnte man (besser) verzichten. Wenn Dir die Farben wichtig sind, die durch die Sonneneinstrahlung beginnen zu "brennen", dann würde ich das entsprechende (Leuchtend)Gelb nicht schon zu Beginn abhandeln.
Und eine Frage noch: Warum schreibst Du hier in der Vergangenheit??
P. S.: Ich gehöre überhaupt nicht zu den "Adjektiv-Hasserinnen", ganz im Gegenteil, mit dem Argument, ich würde zu viele benutzen, wurde mal eine Gedichtserie von mir abgelehnt.
Man muss allerdings wirklich aufpassen, dass Adjektive nicht zu puren Schnörkeln werden.
Man muss allerdings wirklich aufpassen, dass Adjektive nicht zu puren Schnörkeln werden.
Amanita,
man kann einen Text auch gründlich zerreden. Ich denke, dass drei Adjektive nicht gerade den Eindruck von überhäuftem Adjektiv-Gebrauch erwecken. Zum leuchtend gelb: Leuchtend gelb ist hier nur das Herbstlaub des Ahorn, andere Baumarten haben andere Farbspiele. Das Herbstlaub der Buchen, und hier geht es um einen Buchenwald, ist bräunlich-rötlich. Und wenn ich schreibe "brannte die Sonne Farben von Himmel und Herbst ins Laub", dann ist das keinesfalls abwegig, sondern gerade die Herbstsonne kann überraschend hohe Temperaturen aufweisen, zudem bekomme ich mit Himmel und Herbst eine Alliteration. Bei dieser Äußerung habe ich doch schon den Eindruck, mir sollen unbedingt Fehler nachgewiesen werden. Auf diese Weise kann man jeden Text kaputtreden. Ja, den Anschluss hatte ich übersehen, habe es geändert.
Du fragst, warum ich in der Vergangenheit schreibe. Gegenfrage: Warum sollte ich nicht? Das Präteritum ist die ursprüngliche poetische Vergangenheitsform. Das Präsens dagegen täuscht etwas vor, es versucht den Leser unmittelbar in das Geschehen einzubeziehen, so also eine Nähe herzustellen, die etwas Anbiederisches hat, was aber unlogisch ist, denn schreiben tut man das Gedicht ja nach dem Geschehen und nicht, während man es erlebt. Also, das Präteritum ist zumindest die wahrhaftigere Zeitform.
Ich hoffe, jetzt sind alle Kritikpunkte ausführlich beantwortet.
Lieben Gruß, Rita
man kann einen Text auch gründlich zerreden. Ich denke, dass drei Adjektive nicht gerade den Eindruck von überhäuftem Adjektiv-Gebrauch erwecken. Zum leuchtend gelb: Leuchtend gelb ist hier nur das Herbstlaub des Ahorn, andere Baumarten haben andere Farbspiele. Das Herbstlaub der Buchen, und hier geht es um einen Buchenwald, ist bräunlich-rötlich. Und wenn ich schreibe "brannte die Sonne Farben von Himmel und Herbst ins Laub", dann ist das keinesfalls abwegig, sondern gerade die Herbstsonne kann überraschend hohe Temperaturen aufweisen, zudem bekomme ich mit Himmel und Herbst eine Alliteration. Bei dieser Äußerung habe ich doch schon den Eindruck, mir sollen unbedingt Fehler nachgewiesen werden. Auf diese Weise kann man jeden Text kaputtreden. Ja, den Anschluss hatte ich übersehen, habe es geändert.
Du fragst, warum ich in der Vergangenheit schreibe. Gegenfrage: Warum sollte ich nicht? Das Präteritum ist die ursprüngliche poetische Vergangenheitsform. Das Präsens dagegen täuscht etwas vor, es versucht den Leser unmittelbar in das Geschehen einzubeziehen, so also eine Nähe herzustellen, die etwas Anbiederisches hat, was aber unlogisch ist, denn schreiben tut man das Gedicht ja nach dem Geschehen und nicht, während man es erlebt. Also, das Präteritum ist zumindest die wahrhaftigere Zeitform.
Ich hoffe, jetzt sind alle Kritikpunkte ausführlich beantwortet.
Lieben Gruß, Rita
Das Präsens würde für mich eher darauf hinweisen, dass diese Quelle im Herbst immer *so* erscheint. Nun gut, solche Oasen schwinden, so dass die Vergangenheitsform - als Fingerzeig auf das Besondere - vielleicht schon langsam Sinn macht.
Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, ist Dein Einwurf, dass man einen Text "zerreden" könne. Warum sind wir dann hier? Natürlich zerreden wir, wenn Du so willst. Manches ist auch wirklich sehr subjektiv. Aber auch das kann (weiter-)helfen. Kann es sein, dass Du im Prinzip nur Lobesworte akzeptieren möchtest? Klar, die tun immer gut, ich denke mal, jede/r von uns saugt sie auf wie Nektar. Aber darüber hinaus muss es auch kritische Worte geben, sonst ist es keine Textarbeit.
Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, ist Dein Einwurf, dass man einen Text "zerreden" könne. Warum sind wir dann hier? Natürlich zerreden wir, wenn Du so willst. Manches ist auch wirklich sehr subjektiv. Aber auch das kann (weiter-)helfen. Kann es sein, dass Du im Prinzip nur Lobesworte akzeptieren möchtest? Klar, die tun immer gut, ich denke mal, jede/r von uns saugt sie auf wie Nektar. Aber darüber hinaus muss es auch kritische Worte geben, sonst ist es keine Textarbeit.
Amanita,
seit wann ist Zerreden eines Textes dasselbe wie Arbeit am Text? Ich habe hier übrigens nur wenige Kommentare gelesen, denen ich das Prädikat Textarbeit zubilligen würde. Wobei natürlich jeder Kommentar immer ein subjektiver, persönlicher Blick auf den Text ist. Und eine Rolle spielt naturgegeben deshalb auch immer die Stellung des Kommentators zum Autor. Und wenn mir jemand einen Text zerredet, habe ich kein gutes Gefühl gegenüber dem Kommentator, das ist ganz klar. Wobei ich mir aber nicht erklären kann, warum das so ist, ich kann da nur vermuten. Weil ich noch nicht so lange wie du dabei bin? So eine Art Hackordnung? Entschuldige, dass ich so deutlich werden muss.
Gruß, Rita
seit wann ist Zerreden eines Textes dasselbe wie Arbeit am Text? Ich habe hier übrigens nur wenige Kommentare gelesen, denen ich das Prädikat Textarbeit zubilligen würde. Wobei natürlich jeder Kommentar immer ein subjektiver, persönlicher Blick auf den Text ist. Und eine Rolle spielt naturgegeben deshalb auch immer die Stellung des Kommentators zum Autor. Und wenn mir jemand einen Text zerredet, habe ich kein gutes Gefühl gegenüber dem Kommentator, das ist ganz klar. Wobei ich mir aber nicht erklären kann, warum das so ist, ich kann da nur vermuten. Weil ich noch nicht so lange wie du dabei bin? So eine Art Hackordnung? Entschuldige, dass ich so deutlich werden muss.
Gruß, Rita
darf ich mich da kurz einmischen? ich habe mich bezüglich der adjektive und des pathos nicht hundertprozentig richtig ausgedrückt, und das ist weder gut noch schlecht, es liegt daran, welche prioritäten man setzt, die eine schreibt relativ spontan einen kommentar, der dann sicher nicht druckreif ist, aber dafür ungefilterter als nach langem nachdenken einen eindruck vermittelt. es gibt hier menschen, die sehr detailliert an einzelnen worten arbeiten, andere, die konstruktive vorschläge machen, wieder andere, die interpretierend ihre eindrücke vermitteln. gerade diese sehr bunte mischung macht doch den reiz aus, würden wir hier alle nach schema f kommentieren, wären die kommentare u.u. perfekter (was auch immer das bedeuten mag), aber vielfalt und spaß blieben auf der strecke. soweit mein plädoyer für die hier praktizierte textarbeit. und, dass man ein gedicht gar nicht zerreden kann, haben doch schon ganz andere geschrieben. “Wer das Gedicht für unnahbar hält, kommt ihm wirklich nicht nahe. In der Anwendung von Kriterien liegt ein Hauptteil des Genusses. Zerpflücke ein Rose und jedes Blatt ist schön.” (brecht)
es grüßt
xanthi
es grüßt
xanthi
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