jedes wort

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 02.08.2006, 19:56

.

(hakuin)
Zuletzt geändert von Hakuin am 13.03.2008, 20:23, insgesamt 3-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.08.2006, 20:34

Hallo und herzlich willkommen hier im Salon!

Dein Gedicht hat mich sehr angesprochen, kreist es doch um eine Problematik, die mir selbst auch immer wieder wichtig ist und die auch ich schon einige Male zu versprachlichen versucht habe.
Das "Sagen - Können bzw. Nicht - Können", die Frage, was leistet "Sprache" - zumindest hab ich deinen Text so verstanden.
Die Bilder, die du dazu verwendest, sind originell - einerseits die in sich beschränkte/abgegrenzte Blase dessen, was Versprachlicht wird/werden kann, vielleicht ist sie hohl (hohle Worte), zumindest kann sie platzen (vergänglich)- andrerseits der unendliche Himmel für alles NIcht-Sagbare/nicht-Gesagte...
Die Wolke schließlich - an sich zwar auch Teil, begrenzeter Teil am Himmel - aber immerhin haben diese Worte es da nach oben geschafft - allerdings haben sie keine feste Form, sind vergänglich...je nachdem wie grad der Wind weht - außerdem haben sie nicht immer die gleiche Farbe - hell, weiß, harmlose Schönwetterwolken, dunkel, bedrohlich bei Sturm und Gewitter...
Sehr interessant das alles...
Aber bevor ich mich vielleicht weiter versteige, höre ich besser auf - auf jeden Fall ein tolles Gedicht in meinen Augen.
Einzig mit der Kleinschreibung kann ich mich nicht anfreunden - ich hätte wahrscheinlich zumindest sinnschwere, tragende Worte groß geschrieben, aber das ist sicher Geschmackssache und ich denke mir, du hast das Gedicht auch nicht willkürlich so gesetzt- darüber müßte ich weiter nachdenken. Das werde ich auch mit Sicherheit noch tun.

Liebe Grüße,

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 03.08.2006, 00:35

Da blitzt für mich zwischen Zeilen ein wenig Pablo Neruda durch, lieber Hakuin.
Das ist ein Kompliment und nicht etwa so gemeint, als ob du bei ihm abgeschriebenhast... ;-)
Mich stört die Kleinschreibung nicht, vielleicht weil ich am liebsten auch alles klein schreibe.
Allerdings stört mich der Titel. Das ist zu viel Blau und zu viel Himmel in diesem Kurzgedicht, im Moment habe ich noch keinen Vorschlag parat.

Liebe Grüße zur Nacht
Gerda

Hast du dich nach Hakuin Ekaku benannt?

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.08.2006, 15:18

Hallo Scarlett, hallo Gerda,

danke für die herzliche Begrüßung hier.

Zu Euren Anregungen: Ja, der Titel steht eigentlich noch nicht fest, es war sozusagen einfach ins Gedicht gegriffen: ...blauer himmel...

Wegen des vielen "blaus" kann ich mir vorstellen die Zeile:

wie der blaue himmel

in

wie der himmel

zu reduzieren. resultat:


ohne titel

jedes wort
eine steigende blase
aus meinem munde.
das ungesagte
wie der himmel.
siehst du die wolke
wer hat sie ausgesprochen
auf diesem blau

(hakuin)

Max

Beitragvon Max » 03.08.2006, 15:54

Lieber Hakuin,

erstmal willkommen hier im Salon.

Dein Einstandsgedicht besticht (mich) durch die Originalität seiner Bilder. Am stärkesten finde ich dabei die Phrase

das ungesagte
wie der blaue himmel.


(ich würde das Blau hier auch beibehalten). Noch runder, so finde ich, würde das ganze werden, wenn ein Eingangsbild und Ausgangsbild miteinander in Beziehung stünden. Bislang haben die Zeilen

siehst du die wolke
wer hat sie ausgesprochen
auf diesem blau


eine enge Verbindung zu den bereits zitierten Zeilen. Die Verknüpfung zu dem anfänglichen Bild ist aber eher lose.

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 03.08.2006, 16:00

Hey!

Gut und schön. Schön und gut.

Bei der Form habe ich das Problem mir etwas Zwischenraum zu wünschen, um meinen Gedanken ein wenig Platz zu schaffen.

moshe.c

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.08.2006, 17:29

lieber max, lieber moshe,

max, meinst du nicht das "blau"(2) am ende kann alleine stehen da es sich auch auf den "himmel"(1) im zweiten teil bezieht, und ihn sozusagen im nachhinein "einfärbt"?

und zur verbindung mit dem ersten teil möchte ich scarlett zitieren:
"einerseits die in sich beschränkte/abgegrenzte Blase dessen, was Versprachlicht wird/werden kann, vielleicht ist sie hohl (hohle Worte), zumindest kann sie platzen (vergänglich)- andrerseits der unendliche Himmel für alles NIcht-Sagbare/nicht-Gesagte... ",
hiermit ist scarlett sehr an meiner intuition dran, wie der text wirken könnte, auch mit ihren weiteren interpretationen.

und moshe:

reicht nicht der punkt nach jedem der drei teile aus um inne zu halten? ich hatte am anfang selbst diesen nicht gesetzt. leerzeichen zerreisen mir die einheit des textes, schau es dir selbt an (version 2), wenn du noch eine idee hast, ich freue mich sehr darüber.

ohne titel

jedes wort
eine steigende blase
aus meinem munde.
das ungesagte
wie der himmel(1).
siehst du die wolke
wer hat sie ausgesprochen
auf diesem blau(2)

(hakuin)


version 2

ohne titel

jedes wort
eine steigende blase
aus meinem munde.

das ungesagte
wie der himmel.

siehst du die wolke
wer hat sie ausgesprochen
auf diesem blau

(hakuin)

danke euch beiden sehr!

Max

Beitragvon Max » 03.08.2006, 17:45

Lieber Hakuin.

bei genauem Bedenken hast Du recht. Der Bezug von Blau und Himmel ist schon auch so gegeben.

Liebe Grüße
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.08.2006, 17:48

Lieber Hakuin,

also verdammt, manchmal ist man nicht schnell genug! Genau dieses blau zu streichen wäre auch meine idee gewesen - hätte ich sie heute morgen mitgeteilt :-).

Find ich sehr gelungen so!

Warum Titel in diesem fall nicht gleich erste zeile? (Jedes Wort)

Alles sonstige dieses sprachlich und inhaltlich gelungenen textes hat scarlett schon wunderbar herausgearbeitet.

Mehr davon!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 03.08.2006, 17:50

Also mir kommt das zweite einfach besser.

Aber das ist natürlich sehr subjektiv.
Beim lesen ist für mich ein Punkt kleiner als eine Leerzeile, und ich bräuchte nach den dichten Aussagen ein wenig Pause, einfach um den Aussagen auch Zeit zu lassen in mir Platz zu nehmen.

moshe.c

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.08.2006, 17:58

liebe lisa, wie sähe das stilistisch aus? danke sehr für deine anregung, meine ausführung siehe unten. oder lieber die erste zeile als titel widerholen?

Lisa hat geschrieben:
Warum Titel in diesem fall nicht gleich erste zeile? (Jedes Wort)

Lisa



jedes wort

eine steigende blase
aus meinem munde.
das ungesagte
wie der himmel.
siehst du die wolke
wer hat sie ausgesprochen
auf diesem blau

(hakuin)

Max

Beitragvon Max » 03.08.2006, 20:04

Lieber Hakuin,

"jedes Wort" finde ich sehr passend.

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon Lisa » 03.08.2006, 20:07

Und so? Das wäre für mich sehr gelungen...(ich habe die getrennte Form erst jetzt entdeckt und dazu noch die zwei punkte weggemacht)


jedes wort

eine steigende blase
aus meinem munde

das ungesagte
wie der himmel

siehst du die wolke
wer hat sie ausgesprochen
auf diesem blau
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 03.08.2006, 20:48

Liebe Lisa,

ja so hätte ich es wohl geschrieben, wenn ich es zu schreiben vermoch hätte :pfeifen:

Liebe Grüße
max


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