Erlösung

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Xanthippe
Beiträge: 1312
Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 21.09.2013, 19:08

Wenn ich sie fragen würde, was sie erwartet, wäre sie in der Lage zu antworten, sie warte auf Erlösung.
Und ich würde nicht weiter fragen, würde nicht von ihr wissen wollen, was das für sie bedeutet: Erlösung. Weil ich von alldem ohnehin nichts begreife.
Also schweigen wir.
Und niemand kann uns einreden, dass unser Schweigen nicht aus einem vollkommenen Verständnis des anderen besteht.

ecb

Beitragvon ecb » 21.09.2013, 19:50

Eine Variation auf das diplomatische "Wir sind uns einig, daß wir uns uneinig sind" - so lese ich es.
Und Diplomatie hat ja unter anderem mit Respekt, schonender Distanz, Verständnis für eine andere Position und der Kunst des friedlichen Umgangs miteinander zu tun.

Liebe Grüße
Eva

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 22.09.2013, 08:38

Ja, so sehe ich das auch. Aber ich sehe es auch "meta" diplomatisch, jenseits der Diplomatie also.

Kurioserweise, Diplomatie hat mit Diplom zu tun.

Ohne Zweifel ist Diplomatie eine der größten Errungenschaften der Zivilisation.

Vielleicht hat es ihren Ursprung bei den geraubten Sabinerinnen, die nachträglich für Frieden sorgten, indem sie als Fürsprecher für ihre Entführer auftraten. So steht in "Ab urbe condita", von Titus Livius.

Aber ich entferne mich allzu sehr von Xanthippes Gedicht, das auch mir sehr gut gefällt.

Ich schreibe hier spontan, daher kann es den Anschein von Widerspruch haben, wenn ich jetzt sage, das ihr Gedicht nichts mit Diplomatie zu tun hat ... Denn Diplomatie hat mit Redekunst, mit Überzeugungsarbeit zu tun, und hier ausdrücklich von Schweigen die Rede ist.

Ich kann es mit Worten nicht erklären, es überzeugt mich einfach.

Xanthippe
Beiträge: 1312
Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 22.09.2013, 09:56

Oh, das finde ich sehr sehr schön, diesen Aspekt der Diplomatie, und vor allem, dass es bei einem meiner Leser als undiplomatische Diplomatie ankommt. Ein schöner Gesichtspunkt, den ich selbst gar nicht so bewusst wahrgenommen habe. Vielen Dank Klimperer.

Aber natürlich auch Dank an Dich, liebe Eva, auch wenn mir diese Leseart zu wenig wäre, für den kurzen Text, ich wollte schon etwas widersprüchliches zeigen, ein Verstehen im Unverständnis, aber auch ein Verstehen über Gegensätze hinaus. Im übrigen glaube ich auch, dass noch etwas fehlt an diesem Text. Ich weiß nur bislang nicht so genau was.

Euch beiden jedenfalls vielen Dank für die Beschäftigung mit meinem Text
Xanthi

ecb

Beitragvon ecb » 22.09.2013, 12:33

Ich habe den ersten Satz spontan so gelesen, "... wäre sie imstande zu antworten, ..."

Dadurch wäre die offenbar von dir beabsichtigte Ambivalenz deiner Reaktion für mich sinnfälliger und würde alles das enthalten, was du angesprochen hast, Xanthippe - wäre das eine Idee?

LG Eva

Xanthippe
Beiträge: 1312
Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 24.09.2013, 08:49

Ja, vielen Dank Eva, imstande ist schon viel besser, bringt es eher in die Richtung, in die ich es haben möchte. Aber im Ganzen genügt mir das noch nicht. Ich finde diesen Text immer noch recht belanglos. Aber so eine nicht gelungene Fingerübung darf ja auch einmal sein.
Grüße Xanthi

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 24.09.2013, 21:10

Hallo Xanthi,
mich irritiert die Asymmetrie - logischer schiene mir 'Also schweige ich.'
Assoziation war bei mir Besuch einer Tochter bei einer auf den Tod hinleidenden Verwandten, eine Art Parzevalscher Verstocktheit - unterschwellig auf beiden Seiten, weshalb das 'unser' im letzten Satz für mich Sinn macht.
Grüße
Räuber

Xanthippe
Beiträge: 1312
Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 25.09.2013, 16:30

Lieber Räuber,
ich weiß nicht, ob Logik viel verloren hat in dieser Geschichte ;-), jedenfalls wäre es eine andere Geschichte, würde ich schreiben "also schweige ich". Das wäre, meiner Meinung nach, dann eben nur Unverständnis, eine Art Kapitulation vor dem Nichtverstehen, nicht Durchdringen können zum anderen. Deine Assoziation dazu zeigt ja, dass offensichtlich Anhaltspunkte für eine Leseart mit "unser" da sind. Ich weiß zwar nicht was Parzevalsche Verstocktheit ist, aber das Unterschwellige auf beiden Seiten wollte ich in diesen Text einschreiben.
Danke für Deinen Eindruck
Xanthi
P.S.: Vielen Dank auch für den Kommentar zu der nächsten Geschichte, da brauche ich noch etwas Zeit, um zu reagieren. Über den Bericht über die Reaktionen zu meinen kleinen Gedichten in der 500 Gramm habe ich mich übrigens sehr gefreut. Vielen Dank.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste