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(2. überarbeitete version)
in irgendeiner stadt, ostwärts, jetztzeit.
alexej verabschiedet sich mit einem kuss von seinem freund.
die vorbeilärmenden autos und schrägen blicke der passanten bemerken die beiden männer kaum.
noch weniger den polizeiwagen, der direkt neben ihnen hält.
zwei straßen weiter küsst nikolai seine kleine nichte, innig.
sie wehrt sich.
die passanten sehen geradeaus. kein auto hält.
(dj08/13)
(1. version)
in irgendeiner stadt, ostwärts, jetztzeit.
alexej verabschiedet sich mit einem liebevollen kuss von seinem freund.
die vorbeilärmenden autos und schrägen blicke der passanten bemerken die beiden männer kaum.
noch weniger den polizeiwagen, der direkt neben ihnen hält.
zwei straßen weiter küsst nikolai seine kleine nichte,
innig, zur begrüßung. sie wehrt sich.
keiner sieht hin.
(dj08/13)
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blickwinkel
Zuletzt geändert von birke am 22.08.2013, 12:11, insgesamt 2-mal geändert.
danke, pjotr.
lg,
birke
lg,
birke
Ich weiß nicht, ich hadere. Ich bin auch schockiert darüber, was im Putinland gerade passiert und meine, dass das ein guter Boden für einen Text wäre. Finde ich gut, dass du das versucht hast. Die Umsetzung halte ich allerdings nicht für so glücklich.
Es fällt zB. auf, dass die Beschreibung der homosexuellen Situation wesentlich mehr Raum einnimmt. Aber ist nicht gerade das auch "Ausdruck" für eine kulturelle Rückständigkeit oder literarisches Unvermögen? Muss bei Homosexualität zB. das Liebevoll benannt werden?
Woher weiß der Erzähler, dass sich über die Übergriffigkeit zur Nichte niemand moralisch echauffiert?
Nein, das ist mir zu platt in dieser Form.
Gruß
Es fällt zB. auf, dass die Beschreibung der homosexuellen Situation wesentlich mehr Raum einnimmt. Aber ist nicht gerade das auch "Ausdruck" für eine kulturelle Rückständigkeit oder literarisches Unvermögen? Muss bei Homosexualität zB. das Liebevoll benannt werden?
Woher weiß der Erzähler, dass sich über die Übergriffigkeit zur Nichte niemand moralisch echauffiert?
Nein, das ist mir zu platt in dieser Form.
Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
hallo nifl,
nun ja, dies ist ein versuch das thema prägnant zu anzugehen, kurz, szenisch, und nur beobachtend.
das „liebevoll“ könnte in der tat wegfallen, da geb ich dir recht, der kuss spricht wohl schon für sich.
woher der erzähler weiß, dass "niemand hinsieht"? na ja, er schreibt aus einer beobachtenden position, nicht wahr? nun ja, vielleicht muss ich das thema noch mal anders angehen ...
hab dank auf jeden fall für deine rückmeldung.
lg
nun ja, dies ist ein versuch das thema prägnant zu anzugehen, kurz, szenisch, und nur beobachtend.
das „liebevoll“ könnte in der tat wegfallen, da geb ich dir recht, der kuss spricht wohl schon für sich.
woher der erzähler weiß, dass "niemand hinsieht"? na ja, er schreibt aus einer beobachtenden position, nicht wahr? nun ja, vielleicht muss ich das thema noch mal anders angehen ...
hab dank auf jeden fall für deine rückmeldung.
lg
Man könnte statt "keiner sieht hin" auch etwa "nichts passiert" schreiben. Denn dass wirklich keiner hinsieht, ist schon etwas hoch gehängt - es sei denn, man versteht "hinsehen" metaphorisch als "verstehen".
"Nichts passiert" ist andererseits wieder sehr dramatisch ...
Hast Du mal drüber nachgedacht, die letzte Zeile einfach zu streichen? Das Loch kann ja der Leser ausfüllen. Einfach mit "sie wehrt sich" enden?
... überlegt Zefira
"Nichts passiert" ist andererseits wieder sehr dramatisch ...
Hast Du mal drüber nachgedacht, die letzte Zeile einfach zu streichen? Das Loch kann ja der Leser ausfüllen. Einfach mit "sie wehrt sich" enden?
... überlegt Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Hallo birke!
Ich schließe mich den positiven, aber auch den kritischen Stimmen an.
Jedesmal lese ich Deinen kurzen Text etwas anders - mal finde ich ihn auch etwas zu "platt", dann wieder habe ich den Eindruck, dass Du es doch geschafft hast, das Plakative zu vermeiden. Will sagen: Ich bin unentschieden, ich merke, dass es eben auch "an mir selbst liegt".
Ein letzter Satz muss m. E. sein - wie wäre es mit es passiert ihm nichts.
"Keiner sieht hin" gefällt mir auch nicht. Du hast vielleicht das Gedicht hier in meiner wunderkammer gesehen. Das ist biografisch, deswegen weiß ich, wovon ich rede: Es konnte niemand hinsehen.
Mich stört auch ein bisschen das Wort "Begrüßung": Ich denke mal, dass zur Begrüßung einige Kinder "abgeknutscht" werden, die es nicht wollen. Mag sein, dass da auch schon das Wort übergriffig passt, schließlich sollten Kinder nie gezwungen werden, auch nicht zum Kuss der Oma, die das bestimmt nicht sexuell meint. Aber: Dann passt nicht keiner sieht hin!
Ich könnte mir ungefähr so was vorstellen:
Ich schließe mich den positiven, aber auch den kritischen Stimmen an.
Jedesmal lese ich Deinen kurzen Text etwas anders - mal finde ich ihn auch etwas zu "platt", dann wieder habe ich den Eindruck, dass Du es doch geschafft hast, das Plakative zu vermeiden. Will sagen: Ich bin unentschieden, ich merke, dass es eben auch "an mir selbst liegt".
Ein letzter Satz muss m. E. sein - wie wäre es mit es passiert ihm nichts.
"Keiner sieht hin" gefällt mir auch nicht. Du hast vielleicht das Gedicht hier in meiner wunderkammer gesehen. Das ist biografisch, deswegen weiß ich, wovon ich rede: Es konnte niemand hinsehen.
Mich stört auch ein bisschen das Wort "Begrüßung": Ich denke mal, dass zur Begrüßung einige Kinder "abgeknutscht" werden, die es nicht wollen. Mag sein, dass da auch schon das Wort übergriffig passt, schließlich sollten Kinder nie gezwungen werden, auch nicht zum Kuss der Oma, die das bestimmt nicht sexuell meint. Aber: Dann passt nicht keiner sieht hin!
Ich könnte mir ungefähr so was vorstellen:
liebe zefira, liebe amanita, zunächst mal danke sehr für eure lesarten/ ideen hierzu!
dass hier zum teil eine „unentschiedenheit“ vorliegt, ist ja schon mal viel mehr, als dass der text gar nichts auslöst, und das macht mich froh.
also, zefira,„nichts passiert“ wäre mir nicht nur zu dramatisch, sondern könnte sich ja auch auf nikolai und das mädchen beziehen – und da passiert ja definitiv was.
tja, der letzte satz … ich weiß nicht so recht. er könnte durchaus entfallen, denke ich … wobei, amanita, deine idee hierzu auch was hat. allerdings stehen auch die beiden auf der straße und sind somit nicht allein. die begrüßung … hm, ja, vielleicht ist die überflüssig bis störend hier … ? könnte wohl wegfallen.
wie wäre denn folgendes?
zwei straßen weiter küsst nikolai seine kleine nichte, innig.
sie wehrt sich, aber es nützt ihr nichts.
ich denke ......
liebe grüße
birke
dass hier zum teil eine „unentschiedenheit“ vorliegt, ist ja schon mal viel mehr, als dass der text gar nichts auslöst, und das macht mich froh.

also, zefira,„nichts passiert“ wäre mir nicht nur zu dramatisch, sondern könnte sich ja auch auf nikolai und das mädchen beziehen – und da passiert ja definitiv was.
tja, der letzte satz … ich weiß nicht so recht. er könnte durchaus entfallen, denke ich … wobei, amanita, deine idee hierzu auch was hat. allerdings stehen auch die beiden auf der straße und sind somit nicht allein. die begrüßung … hm, ja, vielleicht ist die überflüssig bis störend hier … ? könnte wohl wegfallen.
wie wäre denn folgendes?
zwei straßen weiter küsst nikolai seine kleine nichte, innig.
sie wehrt sich, aber es nützt ihr nichts.
ich denke ......
liebe grüße
birke
Amanita hat geschrieben:o nein, birke, so kann man das nicht sagen - das könnte ja fast parteiisch "für den Typen" ausgelegt werden, Himmel hilf.
wieso das? wie meinst du das? *aufdemschlauchsteh*
gemeint ist, es nützt ihr nichts, weil erstens nikolai stärker ist und weil ihr zweitens keiner zu hilfe kommt.
aber ok ... scheint ja nicht so gut ... werde weiter nachdenken, auch über deine version, amanita.

(die ja ganz schön bitter ironisch ist, zu sagen "ihm" passiert nichts, während dem kind "was passiert" ... tja, auf jeden fall hat das was ...)
grübelgrüße von birke
Vielleicht nochmal überlegen was genau gegenübergestellt wird in diesem Vergleich zwischen A und B?
A : Polizei verhaftet die Schwulen, Passanten sehen nicht hin.
B : Polizei verhaftet den Pädophilen nicht, Passanten sehen nicht hin.
Es scheint vorwiegend um die Augen der Polizei zu gehen, da die Passanten in beiden Fällen nicht hinsehen.
Grüßend
P.
A : Polizei verhaftet die Schwulen, Passanten sehen nicht hin.
B : Polizei verhaftet den Pädophilen nicht, Passanten sehen nicht hin.
Es scheint vorwiegend um die Augen der Polizei zu gehen, da die Passanten in beiden Fällen nicht hinsehen.
Grüßend
P.
aber ja doch, pjotr, im ersten fall sehen sie sehr wohl hin (also auf den abschiedskuss der beiden männer) - mit schrägen blicken.
dennoch geht es hier /auch/ um die polizei, ja.
ich denke nun darüber nach, den letzten satz/ gedanken von A, wie du es bezeichnest, in B aufzugreifen ...
... sie wehrt sich. kein auto hält.
ich glaube fast, dass es für mich so rund wird ...
lg, birke
dennoch geht es hier /auch/ um die polizei, ja.
ich denke nun darüber nach, den letzten satz/ gedanken von A, wie du es bezeichnest, in B aufzugreifen ...
... sie wehrt sich. kein auto hält.
ich glaube fast, dass es für mich so rund wird ...
lg, birke
Au, Verzeihung, ich habe mich verlesen! Ja, klar, die Passanten schauen schräg auf die Schwulen. Bitte meinen letzten Kommentar ignorieren :-)
P.S.: Vielleicht zwei Gegensätze am Schluss in einem Satz einbringen: Einen Gegensatz zum Autothema und einen zweiten zum Begriff "schräger Blick".
P.S.: Vielleicht zwei Gegensätze am Schluss in einem Satz einbringen: Einen Gegensatz zum Autothema und einen zweiten zum Begriff "schräger Blick".

vielleicht so?
(würde dann irgendwie auch wieder den bogen zum titel schlagen.)
zwei straßen weiter küsst nikolai seine kleine nichte, innig.
sie wehrt sich.
die passanten sehen geradeaus. kein auto hält.

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