...
liebe leonie!
die 'babylonische sprachverwirrung' in einen ich-du-kontext zu bringen finde ich sehr schön.
die erste strophe ist ganz stark für mich - "und dein demnächst / ein schillerndes schloss" hat nach den vorangehenden bild-vergleichen inhaltlich etwas herrlich lakonisches, so wie ich es lese.
allerdings passt "schillerndes schloss" für mich nicht zur bildlogik des gesamttextes, der ja von babel spricht.
die vorletzte strophe fesselt mich wiederum - sie könnte als gedicht für sich stehen.
vielleicht nur, weil ich s4 als so stark in bezug auf die gesamtaussage erlebe, frage ich mich, ob die letzte strophe nicht auch entfallen könnte.
(ich finde sie auch ein klein wenig problematisch, nicht ganz rund - ich muss analytisch hingucken und mich fragen, ob man sich auch "im wort" sehnen kann - auch wenn die frage die falsche sein sollte, entsteht sie beim lesen unvermeidbar - dass 'wort' im singular steht, macht es härter.)
in s3 finde ich den zeilenumbruch etwas uneinheitlich, was mir den rhythmus erschwert - wenn ich laut lese kann ich so kontrastreich nicht binden.
"gläsern" irritiert mich etwas, ich kann es nur als mentalbezug lesen (prismatische lichtbrechung), nicht als gefühlsbezug.
"als trennten die kühlenden wände uns nicht" macht mir auch ein wenig zu schaffen, da ich doch das durchgängige bild vom bau des turmes unterlegen möchte.
- jetzt habe ich aber schon sämtliche minimal-einwände erwähnt, die mir kamen (mach ich sonst kaum :_) - schönes gedicht, sehr sehr gern gelesen.
aram
die 'babylonische sprachverwirrung' in einen ich-du-kontext zu bringen finde ich sehr schön.
die erste strophe ist ganz stark für mich - "und dein demnächst / ein schillerndes schloss" hat nach den vorangehenden bild-vergleichen inhaltlich etwas herrlich lakonisches, so wie ich es lese.
allerdings passt "schillerndes schloss" für mich nicht zur bildlogik des gesamttextes, der ja von babel spricht.
die vorletzte strophe fesselt mich wiederum - sie könnte als gedicht für sich stehen.
vielleicht nur, weil ich s4 als so stark in bezug auf die gesamtaussage erlebe, frage ich mich, ob die letzte strophe nicht auch entfallen könnte.
(ich finde sie auch ein klein wenig problematisch, nicht ganz rund - ich muss analytisch hingucken und mich fragen, ob man sich auch "im wort" sehnen kann - auch wenn die frage die falsche sein sollte, entsteht sie beim lesen unvermeidbar - dass 'wort' im singular steht, macht es härter.)
in s3 finde ich den zeilenumbruch etwas uneinheitlich, was mir den rhythmus erschwert - wenn ich laut lese kann ich so kontrastreich nicht binden.
"gläsern" irritiert mich etwas, ich kann es nur als mentalbezug lesen (prismatische lichtbrechung), nicht als gefühlsbezug.
"als trennten die kühlenden wände uns nicht" macht mir auch ein wenig zu schaffen, da ich doch das durchgängige bild vom bau des turmes unterlegen möchte.
- jetzt habe ich aber schon sämtliche minimal-einwände erwähnt, die mir kamen (mach ich sonst kaum :_) - schönes gedicht, sehr sehr gern gelesen.
aram
Lieber aram,
Vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung. Ich werde mir das alles noch in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Vor allem bin ich ins Nachdenken gekommen, ob der Titel stimmt. Mir ging es nicht in erster Linie um den Tumrbau, sondern um die Sprachverwirrung danach. Wobei ich denke, dass jeder Mensch eine eigene Sprache spricht und deshalb völlige verständigung nicht möglich ist. Deshalb die Sehnsucht nach „jenseits des Worts“. Ich glaube, das kann ich nicht ändern...
Ich denke, ich ändere den Titel in „Nach Babel“. Manches, was Du zu den Bildern geschrieben hast, würde dadurch, glaube ich, verständlicher.
Liebe Birute, Dir auch Danke. Habe Dein Babel-Gedicht gern gelesen.
Liebe Grüße
leonie
Vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung. Ich werde mir das alles noch in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Vor allem bin ich ins Nachdenken gekommen, ob der Titel stimmt. Mir ging es nicht in erster Linie um den Tumrbau, sondern um die Sprachverwirrung danach. Wobei ich denke, dass jeder Mensch eine eigene Sprache spricht und deshalb völlige verständigung nicht möglich ist. Deshalb die Sehnsucht nach „jenseits des Worts“. Ich glaube, das kann ich nicht ändern...
Ich denke, ich ändere den Titel in „Nach Babel“. Manches, was Du zu den Bildern geschrieben hast, würde dadurch, glaube ich, verständlicher.
Liebe Birute, Dir auch Danke. Habe Dein Babel-Gedicht gern gelesen.
Liebe Grüße
leonie
Liebe leonie,
ich habe dir ja schon damals geschrieben, dass ich diesen Text sehr schätze...und war ihm durch den Vatertext ja zu dieser Zeit sehr nahe (und bin es immer noch). Ich verstehe auch, dass es stärker um die Sprachverwirrung danach geht und finde den Titel passend (denn es ist ja gedachtes Synonym für genau diese im Wortschatz).
Mir ist beim erneuten Lesen in Strophe 1 noch aufgefallen, dass dort alle Worte mit bestimmnten oder unbestimmten Artikel stehen - bis auf grün.
Daher wäre ich für:
Und wenn dein Blau
ein Grün für mich wäre
eine Rose keine Rose
und dein demnächst
ein schillerndes Schloss
Ich werde den Text die nächsten Tage bestimmt noch mehrmals lesen, im Vorbeischlendern wird mir vielleicht noch das eine oder andere einfallen...
Liebe Grüße...
Lisa
ich habe dir ja schon damals geschrieben, dass ich diesen Text sehr schätze...und war ihm durch den Vatertext ja zu dieser Zeit sehr nahe (und bin es immer noch). Ich verstehe auch, dass es stärker um die Sprachverwirrung danach geht und finde den Titel passend (denn es ist ja gedachtes Synonym für genau diese im Wortschatz).
Mir ist beim erneuten Lesen in Strophe 1 noch aufgefallen, dass dort alle Worte mit bestimmnten oder unbestimmten Artikel stehen - bis auf grün.
Daher wäre ich für:
Und wenn dein Blau
ein Grün für mich wäre
eine Rose keine Rose
und dein demnächst
ein schillerndes Schloss
Ich werde den Text die nächsten Tage bestimmt noch mehrmals lesen, im Vorbeischlendern wird mir vielleicht noch das eine oder andere einfallen...
Liebe Grüße...
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
danke, dass Du noch mal darauf reagierst. Ich war etwas unsicher, ob ich es hier noch mal reinstellen darf. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn unter der Themenrubrik etwas „Altes“ noch mal auftaucht, was dazu passt. Ist ganz schön spannend, wie viele doch unterschiedliche Aspekte zum Thema Sprache hier auftauchen.
Ich weiß nicht, ob ich mich schon zu sehr an den Klang des Gedichtes gewöhnt habe, aber irgendwie gefällt es mir mit dem Artikel nicht so gut. Es ist mir fast zu unbestimmt, denke ich...
Liebe Grüße
leonie
danke, dass Du noch mal darauf reagierst. Ich war etwas unsicher, ob ich es hier noch mal reinstellen darf. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn unter der Themenrubrik etwas „Altes“ noch mal auftaucht, was dazu passt. Ist ganz schön spannend, wie viele doch unterschiedliche Aspekte zum Thema Sprache hier auftauchen.
Ich weiß nicht, ob ich mich schon zu sehr an den Klang des Gedichtes gewöhnt habe, aber irgendwie gefällt es mir mit dem Artikel nicht so gut. Es ist mir fast zu unbestimmt, denke ich...
Liebe Grüße
leonie
Liebe Leonie,
natürlich "darfst" du das, solche Verbote gibt es hier nicht...wenn es nicht von Belang wäre, würde einfach niemand noch etwas dazu sagen...zudem steht ja in den FAQ's dieser Rubrik extra, dass man das darf...aber selbst wenn, da sist doch toll
Zum grün: Kann ich gut verstehen.
Liebe Grüße,
Lisa
natürlich "darfst" du das, solche Verbote gibt es hier nicht...wenn es nicht von Belang wäre, würde einfach niemand noch etwas dazu sagen...zudem steht ja in den FAQ's dieser Rubrik extra, dass man das darf...aber selbst wenn, da sist doch toll

Zum grün: Kann ich gut verstehen.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
liebe leonie - und lisa,
was ich nicht ganz verstehe ist eure unterscheidung zwischen
"bau des turmes" und "sprachverwirrung danach" -
denn die 'sprachverwirrung' trat ja exakt während des turmbaus auf.
'danach' waren die völker in verschiedene sprachgruppen verstreut.
mir hätte es jedenfalls außerordentlich gefallen, die strophe
Wir schichten Steine
ins Zukunftshaus
vergleichen unsere Träume
Und du nennst meinen Namen
als gehöre er dir
als ursprungsmoment der verwirrung zu lesen.
nach der legende wurde die verwirrung ja göttlicherseits induziert, doch meines wissens hat sich noch nie jemand gedanken darüber gemacht, wie das 'innerkommunikative abbild' dieser 'verwirrungsgenese' ausgesehen haben könnte: und du nennst meinen namen / als gehöre er dir
die feine verschiebung des setting -weg von der landläufigen bautrupp-vorstellung in einen ich-du kontext finde ich ebenfalls wahr und poetisch,
wie überhaupt die übertragung des turmbau-gedankens auf die 'große' konstruktion einer gemeinsamen zukunft in beziehung.
deshalb gestatte ich mir ausnahmsweise, nur für mich bei meiner lesart zu bleiben ;-)
liebe grüße,
aram
ps. nach änderung der setzung von strophe drei kann ich sie jetzt 'rund' lesen, womit sich mein ursprünglicher kritikpunkt erledigt hat.
was ich nicht ganz verstehe ist eure unterscheidung zwischen
"bau des turmes" und "sprachverwirrung danach" -
denn die 'sprachverwirrung' trat ja exakt während des turmbaus auf.
'danach' waren die völker in verschiedene sprachgruppen verstreut.
mir hätte es jedenfalls außerordentlich gefallen, die strophe
Wir schichten Steine
ins Zukunftshaus
vergleichen unsere Träume
Und du nennst meinen Namen
als gehöre er dir
als ursprungsmoment der verwirrung zu lesen.
nach der legende wurde die verwirrung ja göttlicherseits induziert, doch meines wissens hat sich noch nie jemand gedanken darüber gemacht, wie das 'innerkommunikative abbild' dieser 'verwirrungsgenese' ausgesehen haben könnte: und du nennst meinen namen / als gehöre er dir
die feine verschiebung des setting -weg von der landläufigen bautrupp-vorstellung in einen ich-du kontext finde ich ebenfalls wahr und poetisch,
wie überhaupt die übertragung des turmbau-gedankens auf die 'große' konstruktion einer gemeinsamen zukunft in beziehung.
deshalb gestatte ich mir ausnahmsweise, nur für mich bei meiner lesart zu bleiben ;-)
liebe grüße,
aram
ps. nach änderung der setzung von strophe drei kann ich sie jetzt 'rund' lesen, womit sich mein ursprünglicher kritikpunkt erledigt hat.
Lieber aram,
im Grunde kann man das ja gar nicht wirklich zeitlich einordnen, es ist ja eher eine ätiologische Geschichte, die beschreiben will, warum es verschiedene Sprachen gibt. Ich denke auch, dass sie immer wieder stattfindet.
Vor Babel hieße dann die Zeit, in der Verständigung noch möglich ist. Nach Babel die, wo man realisiert, dass es nicht geht und dass alles Streben nach vollkommener Verständigung scheitern muss.
Vielleicht hast Du recht und ich muss es noch einmal anders betiteln. Ich denke noch mal darüber nach. In jedem Fall gibt man doch ein Gedicht im Moment der Veröffentlichung frei für die Lesarten der Leser. Deshalb darfst Du es selbstverständlich so lesen.
Liebe Grüße und danke noch mal!
leonie
im Grunde kann man das ja gar nicht wirklich zeitlich einordnen, es ist ja eher eine ätiologische Geschichte, die beschreiben will, warum es verschiedene Sprachen gibt. Ich denke auch, dass sie immer wieder stattfindet.
Vor Babel hieße dann die Zeit, in der Verständigung noch möglich ist. Nach Babel die, wo man realisiert, dass es nicht geht und dass alles Streben nach vollkommener Verständigung scheitern muss.
Vielleicht hast Du recht und ich muss es noch einmal anders betiteln. Ich denke noch mal darüber nach. In jedem Fall gibt man doch ein Gedicht im Moment der Veröffentlichung frei für die Lesarten der Leser. Deshalb darfst Du es selbstverständlich so lesen.
Liebe Grüße und danke noch mal!
leonie
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