Zieh dir ein Hemd aus Erwartungen an, glaube nicht, dass es wärmt und geh los. Es ist beinah egal, wohin du gehst, mit der Zeit werden dir einige Erwartungen in die Haut wachsen, andere werden vergehen und unbemerkt irgendwo auf dem Weg liegen bleiben.
Mach dir keine Gedanken darüber, geh weiter, andere werden kommen. Solche, die dir genauso wenig passen und manchmal vielleicht auch eine, die sich anfühlt, als würde sie zu dir gehören, als wäre sie nur für dich gemacht. Und du wirst versuchen, sie aus deinem Hemd zu lösen, denn wie sollst du ihr nachlaufen, wenn sie dir am Leib klebt? Und das möchtest du doch so gerne. Lieber als alles andere, einer Erwartung nachlaufen, die mächtiger ist als du, weil du dir einbildest, du könntest daran wachsen, aber in Wirklichkeit reißt du dir nur ein Loch in dein Hemd. Das sieht erbärmlich aus, glaub mir, aber flicken kann man es nicht.
[geändert gegenüber der Ursprungsversion wurden "einige" Erwartungen, statt die Erwartungen. Danke für den Vorschlag Ouoth. Außerdem vergehen die Erwartungen jetzt statt zu vertrocknen. Danke Flora. Drittens, auch dank Flora, sind die Erwartungen jetzt nicht mehr größer sondern mächtiger als ihr Träger.]
Ein Hemd aus Erwartungen
Zuletzt geändert von Xanthippe am 31.12.2011, 12:35, insgesamt 3-mal geändert.
Ganz überzeugt mich das Bild von dem Hemd aus Erwartungen nicht, die teilweise in die Haut einwachsen, teilweise vertrocknen und abfallen, dann aber durch neue ersetzt werden. Im zweiten Absatz wird dann vorgeschlagen, eine scheinbar nur für den Hemdträger gemachte Erwartung herauszureißen, um ihr besser "nachlaufen" zu können, aber dann bleibt ein erbärmlich aussehendes Loch im Hemd ... Stimmt irgendwie alles, aber das Bild von dem Hemd aus Erwartungen wird für mein Gefühl überstrapaziert.
Im ersten Absatz fände ich "werden dir einige Erwartungen in die Haut wachsen" besser, um so einen Gegenpol für "andere werden vertrocknen" zu bekommen.
Gruß
Quoth
Im ersten Absatz fände ich "werden dir einige Erwartungen in die Haut wachsen" besser, um so einen Gegenpol für "andere werden vertrocknen" zu bekommen.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Hallo Xanthi,
gefällt mir sehr! Ein Bild, das einem bleibt.
Nur Kleinigkeiten.
Liebe Grüße
Flora
gefällt mir sehr! Ein Bild, das einem bleibt.
Nur Kleinigkeiten.
Ich würde einfach das "die" weglassen.mit der Zeit werden dir die Erwartungen in die Haut wachsen
Bei "vertrocknen" höre ich sie rascheln und dann passt das unbemerkt nicht mehr so richtig? Ginge vielleicht auch etwas "stilleres" wie "verblassen" oder "verduften" oder einfach "abfallen"?andere werden vertrocknen und unbemerkt irgendwo auf dem Weg liegen bleiben.
Passt größer, wenn es nur ein Stück aus dem Hemd ist, da rutschst du für mich aus dem Bild. Ohne diesen Einschub wäre für mich auch das "wachsen" offener. (Oder ich bräuchte nach dem Versuch sie herauszulösen noch ein "auseinanderdehnen-wollen" oder ähnliches.)Lieber als alles andere, einer Erwartung nachlaufen, die größer ist als du,
Warum "aber"? Nicht eher "und"?Das sieht erbärmlich aus, glaub mir, aber flicken kann man es nicht.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo ihr alle,
ich freue mich sehr, dass so viel Rückmeldungen eingegangen sind zu meinem kleinen Text, über einiges, was ihr geschrieben habt, muss ich noch nachdenken, aber andere Stellen sind mir schon jetzt klar, also gehe ich darauf schon einmal ein.
Quoth und Sam, ihr bemängelt, das Bild vom Hemd würde überstrapaziert und damit macht ihr mir eine große Freude, weil ich das durchaus sinnig finde, das Hemd besteht aus Erwartungen, die Erwartungen sind es, die wir überstrapazieren, und ihr hattet vielleicht einfach zu große Erwartungen an meinen Text
Nein, im Ernst, ich finde es muss überbeansprucht werden, von zwei Seiten, von außen und von innen, das ist so ein Hemd.
An euch; Gerda und Gabriella einfach nur ein Dankeschön, fürs Gefallen lassen des Textes.
Und zu Dir, Flora muss ich dann noch ein bisschen mehr schreiben; zu deinen Kleinigkeiten;
eine hast du mit Quoth gemeinsam moniert, das Vertrocknen, und das leuchtet mir auch ein, ich werde versuchen ein anderes Verb zu finden, das passender ist.
Das die kann ich nicht weglassen, weil dann der Klang nicht mehr stimmt.
Hm, ja schade, rein logisch hast du natürlich recht mit dem "größer", da muss ich wohl wirklich noch mal gründlich nachdenken, wobei ich ja dann auch den Herren Sam und Quoth ein Zugeständnis machen muss
Das aber fand ich ganz logisch, da macht man jemanden darauf aufmerksam, dass etwas erbärmlich aussieht und nimmt gleich noch (perfiderweise) den Trost einer möglichen Ausbesserung weg.
Danke euch allen und einen guten Rutsch!
Xanthi
ich freue mich sehr, dass so viel Rückmeldungen eingegangen sind zu meinem kleinen Text, über einiges, was ihr geschrieben habt, muss ich noch nachdenken, aber andere Stellen sind mir schon jetzt klar, also gehe ich darauf schon einmal ein.
Quoth und Sam, ihr bemängelt, das Bild vom Hemd würde überstrapaziert und damit macht ihr mir eine große Freude, weil ich das durchaus sinnig finde, das Hemd besteht aus Erwartungen, die Erwartungen sind es, die wir überstrapazieren, und ihr hattet vielleicht einfach zu große Erwartungen an meinen Text

Nein, im Ernst, ich finde es muss überbeansprucht werden, von zwei Seiten, von außen und von innen, das ist so ein Hemd.
An euch; Gerda und Gabriella einfach nur ein Dankeschön, fürs Gefallen lassen des Textes.
Und zu Dir, Flora muss ich dann noch ein bisschen mehr schreiben; zu deinen Kleinigkeiten;
eine hast du mit Quoth gemeinsam moniert, das Vertrocknen, und das leuchtet mir auch ein, ich werde versuchen ein anderes Verb zu finden, das passender ist.
Das die kann ich nicht weglassen, weil dann der Klang nicht mehr stimmt.
Hm, ja schade, rein logisch hast du natürlich recht mit dem "größer", da muss ich wohl wirklich noch mal gründlich nachdenken, wobei ich ja dann auch den Herren Sam und Quoth ein Zugeständnis machen muss

Das aber fand ich ganz logisch, da macht man jemanden darauf aufmerksam, dass etwas erbärmlich aussieht und nimmt gleich noch (perfiderweise) den Trost einer möglichen Ausbesserung weg.
Danke euch allen und einen guten Rutsch!
Xanthi
Warum soll sich das poetische Du eigentlich Erwartungsfetzen nur aus dem Hemd und nicht aus der Haut reißen - in die doch einige Erwartungen eingewachsen sind? Auf diese vielleicht etwas blutrünstige Möglichkeit sollte das poetische Du zumindest hingewiesen werden.
Gruß
Quoth
ot: Hi Sam, schön Dich hier zu sehen.
Gruß
Quoth
ot: Hi Sam, schön Dich hier zu sehen.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Hallo Quoth,
Liebe Grüße
Flora
Mich hätte die Erwähnung dieser Möglichkeit eher erstaunt und ich bräuchte dann wiederum eine Erklärung, einen Auslöser, warum Erwartungen, die man schon so lange mit sich herumträgt, dass sie eingewachsen sind, nun wieder in den Fokus rücken sollen. Für mich klingt es stimmig, dass es die neuen Erwartungen sind, denen LDu (nach der Erfahrung des LIch) hinterherlaufen will.Warum soll sich das poetische Du eigentlich Erwartungsfetzen nur aus dem Hemd und nicht aus der Haut reißen - in die doch einige Erwartungen eingewachsen sind? Auf diese vielleicht etwas blutrünstige Möglichkeit sollte das poetische Du zumindest hingewiesen werden.
Liebe Grüße
Flora
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