In der Bahnhofsvorhalle herrscht Gedränge. Menschen sind gerade angekommen und Menschen wollen fort. Ein Gewusel. In der Mitte stehen Buden mit allerlei Schnickschnack wie auf einem Weihnachtsmarkt. Noch nie habe ich mir die Ware genauer angesehen, Schmuck und Geldbörsen, an einem Pfahl hängen Handtaschen und Halstücher. An der ausgangsseitigen Wand der Halle prangte immer groß der Schriftzug der heidelberger Druckmaschinen mit einer aufgemalten Weltkarte darunter und roten Punkten der Verkaufsstandorte. Nun ist die Wand grau und die Aktie fast ein Pennystock. Eine Frau stellt sich mir in den Weg. Maike. Scheiße Maike. Die letzten drei Jahre habe ich genau das befürchtet. Wir sehen uns an als können wir es beide nicht fassen, als sei das Gegenüber nur eine surreale Erscheinung.
Sie ist älter geworden. Deutlich zeichnen sich Linien um ihren Mund ab. Sie teilen das Gesicht auf in Augen, Wangen und Mund. Es wirkt härter als ich es in Erinnerung habe, beinahe verbissen. Sie hat abgenommen, ihr Hals ist dünn und sehnig, wirkt zerbrechlich. Vielleicht liegt es auch an ihrer dunkelblonden Lockenpracht, die den Kopf größer sein lässt. Sie sieht aus wie eine Frau, die gegen das Älterwerden kämpft, die Augenbrauen akkurat zieht, dass sie nur noch zwei fein geschwungene Andeutungen sind. Die Lippen glänzen rosig. Sie trägt ein tief ausgeschnittenes Oberteil.
Ich sage endlich: "Du siehst noch gut aus". Und ärgere mich umgehend über das "noch". Als hätte ich ihren Humor vergessen. Ihre Falten um den Mund werden kreisrund. Ihre Augen liegen in Höhlen, strahlen aber genauso kätzisch grün wie damals, durchbohren mich, kratzen meinen Rücken blutig.
"Frag nicht wie es mir geht!"
Sie lacht: "Ganz der Alte."
Wenn sie lacht, zieht sie mich wieder an. Dann wird mir leicht. Dann bin ich auf einer Insel. Dann wird mir alles egal. Dann fühle ich befreit, einerlei wie schlecht es mir gerade geht.
Ich will mehr und sage: "Mönsch, groß bist du geworden", streiche ihr übers Haar, das sich klebrig hart nach Haarspray anfühlt. Sie gluggst wieder, sagt: "Ich habe dich vermisst. Du hast dich einfach verdrückt damals, deine Telefonnummer gewechselt, bist umgezogen".
Ja. Wegen dir.
"Ich wollte neu anfangen".
Sie legt ihren Kopf schief: "War ich denn so schlimm?"
"Schlimmer"
"Harr harr. Das hat mich verletzt."
"Du warst verheiratet"
"Na und? Habe ich deshalb schlechter gefickt?", fragt sie zu laut, weil sie weiß, dass ich mich dann umschaue. Ein Reflex. Die Leute. Aber es interessiert sie nicht.
"Du bist immer noch vulgär". Früher sagte ich immer: "Du bist wieder flippig."
Sie zieht meinen Kopf zu sich heran. Ich spüre ihren Ehering an meinem Hals. Sie riecht nach Trésor, flüstert direkt in mein Ohr: "Das gefällt dir doch in Wirklichkeit".
Ich schiebe sie sachte weg.
"Es ist vorbei. Lange vorbei. Und es gibt auch keine Neuauflage"
"Bin ich dir zu alt?"
"Quatsch." Es entsteht eine Pause und wie zur Entschuldigung füge ich an: "Ich habe eine Freundin."
"Na und?"
"Hör auf damit. Du, ich muss jetzt eh weiter, war schön..." sie unterbricht mich: "Ich fahre dich!"
"Nein! Kapier das doch!" Das war zu schroff. Zu laut. Ich wanke. Nein, keinen Kaffee, nichts. Geh!
Sie schaut mir direkt in die Augen. Verloren irgendwie. Enttäuscht. Flehend. Bring uns zum Lachen. Nur ein bisschen lachen. Ein bisschen Insel. Sonst nichts. Was soll schon passieren? Dann ist wieder Schluss. Versprochen.
Yorick Anmerkungen eingearbeitet.
Sucht
Hallo Nifl,
gerne gelesen. Schöne Situation.
Der Typ macht mich echt wütend. So ein blöder Labersack. Ablehnung, Arroganz, Unerhlichkeit. Blöde Sprüche. Aber auf die Insel wollen, nur ein bisschen lachen wollen. Scham und Schuldgefühle im Widerstreit mit Anziehung.
Gut, sie ist auch nicht besser. Stößt auf Ablehnung und benimmt sich wie eine Bettlerin. Was hat sie zu bieten, nichts als Sex? Im Tausch gegen Enttäuschung? Ihre Meinung.
Beide sind unzufrieden, voller Sehnsucht, auf der Suche nach Geborgenheit und Annahme. Und behandlen sich gegenseitig wie die letzten Penner. Wenn man von sich selbst glaubt, der letzte Penner zu sein, darf der Andere halt nicht besser sein.
Was mich am Text gestört hat, sind die vielen vagen Formulierungen:
"Wir sehen uns an als könnten wir es beide nicht fassen" --> könnten?
"als wollten sie das Gesicht aufteilen in Augen" --> warum teilen die Linien das Gesicht nicht auf? Er sieht es doch.
"Sie scheint abgenommen zu haben" --> er sieht es doch. Das scheint" schwächt ab.
"ihr Hals ist dünn und sehnig, wirkt zerbrechlich." --> Das wirkt. Direkte Wahrnehmung, das kann ich sehen, weil es der Erzähler sieht (sagt).
"Wenn sie lacht, zieht sie mich wieder an." --> Auch direkt, gehe ich mit.
".. Dann wird einem leicht. Dann ist man auf einer Insel. Dann wird einem alles egal. Dann fühlt man sich befreit, einerlei wie schlecht es einem gerade geht." --> Man-Wahn! Wo ist der Vorteil gegenüber dem Bezug zum Charakter? Hier könnte der Prot. deutlicher werden, das "einem" schwächt ab.
"Als hätte ich ihren Humor vergessen." --> Ja, aber es kommt doch nix von ihr an dieser Stelle. Wo ist denn die Replik? Das wird nur behauptet. Hier eine gute Antwort wäre fein.
"Harr harr. Das hat mich verletzt." --> Hier zeigt sie Flagge, schöne Stelle. Erst Verharmlosung, aber dann entscheidet sie sich für die Wahrheit. Das ist mutig. Hier ist Bezug spürbar. Aber im Text zu kurz, meiner Meinung nach. Vielleicht noch ein Beschreibungssatz, ein Atemzug, Blick, bevor die Verletzungen losgehen.
"Versprochen." --> Gutes Ende. WEM wird hier WAS versprochen.
Auch noch:
"An der ausgangsseitigen Wand der Halle prangte immer groß der Schriftzug" --> immer, ja klar. Ist ja nicht mal heute und morgen nicht.
"die Aktie fast ein Pennystock." --> aber nur fast! Nicht ganz. Ein bisschen, aber nicht wirklich, aber dicht dran, so gut wie, könnte man u.U. fast sagen.
Viele Grüße,
Yorick.
gerne gelesen. Schöne Situation.
Der Typ macht mich echt wütend. So ein blöder Labersack. Ablehnung, Arroganz, Unerhlichkeit. Blöde Sprüche. Aber auf die Insel wollen, nur ein bisschen lachen wollen. Scham und Schuldgefühle im Widerstreit mit Anziehung.
Gut, sie ist auch nicht besser. Stößt auf Ablehnung und benimmt sich wie eine Bettlerin. Was hat sie zu bieten, nichts als Sex? Im Tausch gegen Enttäuschung? Ihre Meinung.
Beide sind unzufrieden, voller Sehnsucht, auf der Suche nach Geborgenheit und Annahme. Und behandlen sich gegenseitig wie die letzten Penner. Wenn man von sich selbst glaubt, der letzte Penner zu sein, darf der Andere halt nicht besser sein.
Was mich am Text gestört hat, sind die vielen vagen Formulierungen:
"Wir sehen uns an als könnten wir es beide nicht fassen" --> könnten?
"als wollten sie das Gesicht aufteilen in Augen" --> warum teilen die Linien das Gesicht nicht auf? Er sieht es doch.
"Sie scheint abgenommen zu haben" --> er sieht es doch. Das scheint" schwächt ab.
"ihr Hals ist dünn und sehnig, wirkt zerbrechlich." --> Das wirkt. Direkte Wahrnehmung, das kann ich sehen, weil es der Erzähler sieht (sagt).
"Wenn sie lacht, zieht sie mich wieder an." --> Auch direkt, gehe ich mit.
".. Dann wird einem leicht. Dann ist man auf einer Insel. Dann wird einem alles egal. Dann fühlt man sich befreit, einerlei wie schlecht es einem gerade geht." --> Man-Wahn! Wo ist der Vorteil gegenüber dem Bezug zum Charakter? Hier könnte der Prot. deutlicher werden, das "einem" schwächt ab.
"Als hätte ich ihren Humor vergessen." --> Ja, aber es kommt doch nix von ihr an dieser Stelle. Wo ist denn die Replik? Das wird nur behauptet. Hier eine gute Antwort wäre fein.
"Harr harr. Das hat mich verletzt." --> Hier zeigt sie Flagge, schöne Stelle. Erst Verharmlosung, aber dann entscheidet sie sich für die Wahrheit. Das ist mutig. Hier ist Bezug spürbar. Aber im Text zu kurz, meiner Meinung nach. Vielleicht noch ein Beschreibungssatz, ein Atemzug, Blick, bevor die Verletzungen losgehen.
"Versprochen." --> Gutes Ende. WEM wird hier WAS versprochen.
Auch noch:
"An der ausgangsseitigen Wand der Halle prangte immer groß der Schriftzug" --> immer, ja klar. Ist ja nicht mal heute und morgen nicht.
"die Aktie fast ein Pennystock." --> aber nur fast! Nicht ganz. Ein bisschen, aber nicht wirklich, aber dicht dran, so gut wie, könnte man u.U. fast sagen.
Viele Grüße,
Yorick.
Hi Yorick,
danke für deinen dezidierten Kommentar (geil, ich liebe so was!)
Deine Charakterisierungen sind erste Sahne. Hat mich sehr gefreut.
Hatte ich zuerst, dann aber in den Man-Wahn geändert. Hm. Bin mir noch nicht ganz sicher.
Die "runden" Falten sollten eigentlich bedeuten, dass sie lacht/lächelt/grinst
Danke dir!
LG
Nifl
danke für deinen dezidierten Kommentar (geil, ich liebe so was!)
Deine Charakterisierungen sind erste Sahne. Hat mich sehr gefreut.
".. Dann wird einem leicht. Dann ist man auf einer Insel. Dann wird einem alles egal. Dann fühlt man sich befreit, einerlei wie schlecht es einem gerade geht." --> Man-Wahn!
Hatte ich zuerst, dann aber in den Man-Wahn geändert. Hm. Bin mir noch nicht ganz sicher.
"Als hätte ich ihren Humor vergessen." --> Ja, aber es kommt doch nix von ihr an dieser Stelle. Wo ist denn die Replik? Das wird nur behauptet. Hier eine gute Antwort wäre fein.
Die "runden" Falten sollten eigentlich bedeuten, dass sie lacht/lächelt/grinst
Danke dir!
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo Nifl,
hm... Yoricks Urteil vor allem über ihn ist interessanterweise wesentlich harscher als meines. Die Änderungen stärken seine Leseweise. Mir hat gerade das Vorsichtig-vage gut gefallen, weil es mich einfängt und das Ver-urteilen schwerer macht und mir auch etwas über ihn erzählt hat.
Schön den Interpretationen des Protags zusehen zu können. Für mich arbeitet der Text gelungen mit dieser Spanne zwischen Wahrnehmung und Interpretation und bezieht so den Leser mit seiner Sichtweise mit ein.
(Es hat mich ein wenig an deinen Text "Kleiner Besuch" erinnert.)
Einfach: "Neben dem Ausgang prangte bis gestern der Schriftzug..."?
An dem Punkt wird mir aber auch klar, dass ich ihn zu Beginn im Bahnhof stehen und sich umsehen sah und nicht in Bewegung. Ich hätte also eher Eine Frau kommt auf mich zu erwartet.
Macht Spaß immer weiter in die Szene reinzugehen und über die Beiden nachzudenken.
Liebe Grüße
Flora
hm... Yoricks Urteil vor allem über ihn ist interessanterweise wesentlich harscher als meines. Die Änderungen stärken seine Leseweise. Mir hat gerade das Vorsichtig-vage gut gefallen, weil es mich einfängt und das Ver-urteilen schwerer macht und mir auch etwas über ihn erzählt hat.
Schön den Interpretationen des Protags zusehen zu können. Für mich arbeitet der Text gelungen mit dieser Spanne zwischen Wahrnehmung und Interpretation und bezieht so den Leser mit seiner Sichtweise mit ein.
(Es hat mich ein wenig an deinen Text "Kleiner Besuch" erinnert.)
Komisch, wenn er nie hinschaut und das immer da ist, warum dann jetzt, was hat seine Aufmerksamkeit geweckt?In der Bahnhofsvorhalle herrscht Gedränge. Menschen sind gerade angekommen und Menschen wollen fort. Ein Gewusel. In der Mitte stehen Buden mit allerlei Schnickschnack wie auf einem Weihnachtsmarkt. Noch nie habe ich mir die Ware genauer angesehen, Schmuck und Geldbörsen, an einem Pfahl hängen Handtaschen und Halstücher.
"An der ausgangsseitigen Wand der Halle" finde ich arg umständlich, dass es an einer Wand prangt und nicht in der Luft ist eigentlich klar. Groß ist für mich redundant, das "prangt" genügt?An der ausgangsseitigen Wand der Halle prangte immer groß der Schriftzug der heidelberger Druckmaschinen mit einer aufgemalten Weltkarte darunter und roten Punkten der Verkaufsstandorte. Nun ist die Wand grau und die Aktie fast ein Pennystock.
Einfach: "Neben dem Ausgang prangte bis gestern der Schriftzug..."?
Das passt für mich nicht zusammen. Sich in den Weg stellen ist für mich etwas absichtliches, sie hätte ihn also vorher schon entdeckt und ihre offensichtliche Überraschung bereits überwunden. So wie es jetzt da steht, schauspielert sie für mich, (spielt ihm etwas vor) was sie gleich schlecht wegkommen lässt und mich für ihn einnimmt.Eine Frau stellt sich mir in den Weg. Maike. Scheiße Maike. Die letzten drei Jahre habe ich genau das befürchtet. Wir sehen uns an als können wir es beide nicht fassen, als sei das Gegenüber nur eine surreale Erscheinung.
An dem Punkt wird mir aber auch klar, dass ich ihn zu Beginn im Bahnhof stehen und sich umsehen sah und nicht in Bewegung. Ich hätte also eher Eine Frau kommt auf mich zu erwartet.
Schöne sich distanzieren wollende Beschreibung. Hatte sie früher glatte Haare?Sie ist älter geworden. Deutlich zeichnen sich Linien um ihren Mund ab. Sie teilen das Gesicht auf in Augen, Wangen und Mund. Es wirkt härter als ich es in Erinnerung habe, beinahe verbissen. Sie hat abgenommen, ihr Hals ist dünn und sehnig, wirkt zerbrechlich. Vielleicht liegt es auch an ihrer dunkelblonden Lockenpracht, die den Kopf größer sein lässt. Sie sieht aus wie eine Frau, die gegen das Älterwerden kämpft, die Augenbrauen akkurat zieht, dass sie nur noch zwei fein geschwungene Andeutungen sind. Die Lippen glänzen rosig. Sie trägt ein tief ausgeschnittenes Oberteil.
Kreisrunde Mundfalten kann ich mir nicht vorstellen? Von ihrem Humor sehe ich auch nüscht. Augen liegen doch immer in Höhlen? Da fehlt mir ein Adjektiv :), "umschattet", "dunkel"... und dann kommt ein großes "wahhhhh" nicht schon wieder eine grünäugige Rückenkratzkatze, das ist mir zu sehr und verbrauchtes Klischee. Ob das in deinem Sinn ist, weiß ich nicht.Ich sage endlich: "Du siehst noch gut aus". Und ärgere mich umgehend über das "noch". Als hätte ich ihren Humor vergessen. Ihre Falten um den Mund werden kreisrund. Ihre Augen liegen in Höhlen, strahlen aber genauso kätzisch grün wie damals, durchbohren mich, kratzen meinen Rücken blutig.
Schön!"Frag nicht wie es mir geht!"
Sie lacht: "Ganz der Alte."
Gefiel mir mit "man" wesentlich besser und schien mir auch stimmiger und interessanter auf seine Charakterzeichnung und ihr Verhältnis bezogen. So ist es einfach nur Ego pur.Wenn sie lacht, zieht sie mich wieder an. Dann wird mir leicht. Dann bin ich auf einer Insel. Dann wird mir alles egal. Dann fühle ich befreit, einerlei wie schlecht es mir gerade geht.
Schön und guter Bruch zwischen dem Gluggsen und dem Sagen.Ich will mehr und sage: "Mönsch, groß bist du geworden", streiche ihr übers Haar, das sich klebrig hart nach Haarspray anfühlt. Sie gluggst wieder, sagt: "Ich habe dich vermisst. Du hast dich einfach verdrückt damals, deine Telefonnummer gewechselt, bist umgezogen".
Beim ersten Satz fehlen die Anführungszeichen, sonst passt ihre Frage nicht? Warum der Umbruch, sagt sie den zweiten Satz???Ja. Wegen dir.
"Ich wollte neu anfangen".
Für mich ist das nicht "mutig", sondern setzt dem vorwurfsvollen "verdrückt" nur noch das Krönchen auf und bleibt wegen der Doppeldeutigkeit (Bezug zu "Schlimmer" oder zum "Verdrücken") auf der sicheren Seite.Sie legt ihren Kopf schief: "War ich denn so schlimm?"
"Schlimmer"
"Harr harr. Das hat mich verletzt."
Ughhh. Stimmiger wäre hier für mich, wenn du umstellst: Aber sie interessiert es nicht." Wieder ein Punkt, an dem der Eindruck und seine Interpretation auseinanderfallen. Natürlich interessiert es sie (seine Reaktion und die Leute), sonst hätte sie es ja nicht laut gesagt."Na und? Habe ich deshalb schlechter gefickt?", fragt sie zu laut, weil sie weiß, dass ich mich dann umschaue. Ein Reflex. Die Leute. Aber es interessiert sie nicht.
Zeigt schön die Veränderung seiner Wahrnehmung. Das zweite denkt er aber nur, oder? Dann würde ich es kursiv setzen und nicht in Anführungsstriche setzen."Du bist immer noch vulgär". Früher sagte ich immer: "Du bist wieder flippig."
Grässlicher, unsympathischer und ärgerlich machender (Vergewaltigungs)Satz, egal von welcher Seite er kommt.Sie zieht meinen Kopf zu sich heran. Ich spüre ihren Ehering an meinem Hals. Sie riecht nach Trésor, flüstert direkt in mein Ohr: "Das gefällt dir doch in Wirklichkeit".
Gut. Das "sachte" ist mir hier unangenehm, weil sich selbst zu "schönzeichnend".Ich schiebe sie sachte weg.
Feines Ende, vor allem weil nicht klar wird, ob er nur ihren Blick interpretiert, oder selbst "rückfällig" wird und nach der Insel und dem Lachen giert. Hier auch der Bogen zum Titel, der Sucht und der Flucht. Ich würde mich wahrscheinlich für die Interpretation ihres Blickes entscheiden, weil mir das auch sie wieder aus dem Sympathiekeller holt und etwas "Echtes", Schmerzzulassendes zeigt. (Auch hier wieder eine andere Wahrnehmung als Yorick) Nach "Flehend." würde ich einen Umbruch setzen."Es ist vorbei. Lange vorbei. Und es gibt auch keine Neuauflage"
"Bin ich dir zu alt?"
"Quatsch." Es entsteht eine Pause und wie zur Entschuldigung füge ich an: "Ich habe eine Freundin."
"Na und?"
"Hör auf damit. Du, ich muss jetzt eh weiter, war schön..." sie unterbricht mich: "Ich fahre dich!"
"Nein! Kapier das doch!" Das war zu schroff. Zu laut. Ich wanke. Nein, keinen Kaffee, nichts. Geh!
Sie schaut mir direkt in die Augen. Verloren irgendwie. Enttäuscht. Flehend. Bring uns zum Lachen. Nur ein bisschen lachen. Ein bisschen Insel. Sonst nichts. Was soll schon passieren? Dann ist wieder Schluss. Versprochen.
Macht Spaß immer weiter in die Szene reinzugehen und über die Beiden nachzudenken.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Huhu Flora,
nichts. Er geht da täglich vorbei und sieht die Ware nur aus den Augenwinkeln. Muss ich wohl deutlicher machen.
Ja, es ist umständlich (ich habe mir an dem Satz auch einen abgebrochen), befürchtete aber ohne weitere Erläuterung der Leser könnte den Schwenk von den Buden weg nicht mitbekommen haben. Es ist nicht nur ein Wändchen sondern eine riesig wirkende Wand, die quasi über der gesamten Halle thront/wacht ... keiner konnte dort vorbei (auch nicht Niflprotagschleicher) ohne es zu bemerken.
Ja, muss ich ändern.
Hm. Sobald man lacht, ziehen sich die Mundfalten und würde man sie dann verbinden bildeten sie einen Kreis. Kennst dich eben mit Falten nicht aus, du Küken! Okay, ich versuche das deutlich humorvoller zu machen.
Juhu, ich habe ein Adjektief ä Adjektiv frei! (in der ersten Version hatte ich tief)
O ja, was hatte mich denn da wieder geritten.
Schöne Begründung, ich wanke, ä da wankt man!
Der erste sollte gedacht sein.
Vielen Dank für deine wie immer schlauen Anmerkungen, werde da noch mal mit deinen geliehenen Augen drübersehen.
LG
Nifl
Komisch, wenn er nie hinschaut und das immer da ist, warum dann jetzt, was hat seine Aufmerksamkeit geweckt?
nichts. Er geht da täglich vorbei und sieht die Ware nur aus den Augenwinkeln. Muss ich wohl deutlicher machen.
"An der ausgangsseitigen Wand der Halle" finde ich arg umständlich, dass es an einer Wand prangt und nicht in der Luft ist eigentlich klar. Groß ist für mich redundant, das "prangt" genügt?
Einfach: "Neben dem Ausgang prangte bis gestern der Schriftzug..."?
Ja, es ist umständlich (ich habe mir an dem Satz auch einen abgebrochen), befürchtete aber ohne weitere Erläuterung der Leser könnte den Schwenk von den Buden weg nicht mitbekommen haben. Es ist nicht nur ein Wändchen sondern eine riesig wirkende Wand, die quasi über der gesamten Halle thront/wacht ... keiner konnte dort vorbei (auch nicht Niflprotagschleicher) ohne es zu bemerken.
Das passt für mich nicht zusammen. Sich in den Weg stellen ist für mich etwas absichtliches, sie hätte ihn also vorher schon entdeckt und ihre offensichtliche Überraschung bereits überwunden. So wie es jetzt da steht, schauspielert sie für mich, (spielt ihm etwas vor) was sie gleich schlecht wegkommen lässt und mich für ihn einnimmt.
An dem Punkt wird mir aber auch klar, dass ich ihn zu Beginn im Bahnhof stehen und sich umsehen sah und nicht in Bewegung. Ich hätte also eher Eine Frau kommt auf mich zu erwartet.
Ja, muss ich ändern.
Kreisrunde Mundfalten kann ich mir nicht vorstellen? Von ihrem Humor sehe ich auch nüscht.
Hm. Sobald man lacht, ziehen sich die Mundfalten und würde man sie dann verbinden bildeten sie einen Kreis. Kennst dich eben mit Falten nicht aus, du Küken! Okay, ich versuche das deutlich humorvoller zu machen.
Augen liegen doch immer in Höhlen? Da fehlt mir ein Adjektiv :), "umschattet", "dunkel"...
Juhu, ich habe ein Adjektief ä Adjektiv frei! (in der ersten Version hatte ich tief)
und dann kommt ein großes "wahhhhh" nicht schon wieder eine grünäugige Rückenkratzkatze, das ist mir zu sehr und verbrauchtes Klischee.
O ja, was hatte mich denn da wieder geritten.
Gefiel mir mit "man" wesentlich besser und schien mir auch stimmiger und interessanter auf seine Charakterzeichnung und ihr Verhältnis bezogen. So ist es einfach nur Ego pur.
Schöne Begründung, ich wanke, ä da wankt man!
Ja. Wegen dir.
"Ich wollte neu anfangen".
Beim ersten Satz fehlen die Anführungszeichen, sonst passt ihre Frage nicht? Warum der Umbruch, sagt sie den zweiten Satz???
Der erste sollte gedacht sein.
Vielen Dank für deine wie immer schlauen Anmerkungen, werde da noch mal mit deinen geliehenen Augen drübersehen.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo Nifl, Flora,
ah, das bringt Spaß.
Interessante Stelle. Das "man" unterstützt die schwammige Art des Prot., das stimmt. So: "Ja, man freut sich, Maike zu sehen." Lenkt ab von den eigenen Gefühlen, schiebt weg.
Das: "Dann wird mir leicht" ist in diesem Sinne ja schon reflektierend, zulassend (wenn sie lacht, fühle ich mich leicht).
"So ist es einfach nur Ego pur." --> Ja, genau! Ist ja auch wichtiger Bestandteil in dem Text. Nur direkter.
"Dann bin ich auf einer Insel" --> Das sind doch seine Gefühle. Nicht etwa: "Ich möchte mit dir auf einer Insel sein".
Entscheidungsfrage: soll an dieser Stelle das Verdrängende unterstrichen werden oder die wahren (unterliegenden) Gefühle? Ich finde das "entmannen" an dieser Stelle gut, weil es eine Spannung zu den sonst recht beliebigen Sätzen des Prot. bildet.
Eingentlich ähnlich. Dieses Klischee (und "verbraucht" ist da noch milde) steht ja für die Sehnsucht (des Mannes) nach einer leidenschaftlichen Sexualität mit einer aktiven, lustvollen Frau, in der auch die aggressiven Anteile gelebt werden können. Durch die Bemühung eines Allgemeinplatzes entfernt sich der Prot von Maike, zeigt mehr die Absicht auf "Ausleben" als auf "in Kontakt gehen". Ein spezifisches Bild könnte hier mehr die Bindung betonen.
Wieder die Entscheidung, was dargestellt werden werden soll (liest sich natürlich schnell als Klischee des Autors und nicht der Figur). Ich stimme hier Flora zu, das Besondere hervorzuheben.
Grüße,
Yorick.
ah, das bringt Spaß.
Flora hat geschrieben:Gefiel mir mit "man" wesentlich besser und schien mir auch stimmiger und interessanter auf seine Charakterzeichnung und ihr Verhältnis bezogen. So ist es einfach nur Ego pur.
Interessante Stelle. Das "man" unterstützt die schwammige Art des Prot., das stimmt. So: "Ja, man freut sich, Maike zu sehen." Lenkt ab von den eigenen Gefühlen, schiebt weg.
Das: "Dann wird mir leicht" ist in diesem Sinne ja schon reflektierend, zulassend (wenn sie lacht, fühle ich mich leicht).
"So ist es einfach nur Ego pur." --> Ja, genau! Ist ja auch wichtiger Bestandteil in dem Text. Nur direkter.
"Dann bin ich auf einer Insel" --> Das sind doch seine Gefühle. Nicht etwa: "Ich möchte mit dir auf einer Insel sein".
Entscheidungsfrage: soll an dieser Stelle das Verdrängende unterstrichen werden oder die wahren (unterliegenden) Gefühle? Ich finde das "entmannen" an dieser Stelle gut, weil es eine Spannung zu den sonst recht beliebigen Sätzen des Prot. bildet.
Flora hat geschrieben:und dann kommt ein großes "wahhhhh" nicht schon wieder eine grünäugige Rückenkratzkatze, das ist mir zu sehr und verbrauchtes Klischee.
Eingentlich ähnlich. Dieses Klischee (und "verbraucht" ist da noch milde) steht ja für die Sehnsucht (des Mannes) nach einer leidenschaftlichen Sexualität mit einer aktiven, lustvollen Frau, in der auch die aggressiven Anteile gelebt werden können. Durch die Bemühung eines Allgemeinplatzes entfernt sich der Prot von Maike, zeigt mehr die Absicht auf "Ausleben" als auf "in Kontakt gehen". Ein spezifisches Bild könnte hier mehr die Bindung betonen.
Wieder die Entscheidung, was dargestellt werden werden soll (liest sich natürlich schnell als Klischee des Autors und nicht der Figur). Ich stimme hier Flora zu, das Besondere hervorzuheben.
Grüße,
Yorick.
Hallo Yorick, Nifl,
Ich suche immer noch, aus was genau du deine vehemente Ablehnung beziehst, Yorick. (So ein blöder Labersack. Ablehnung, Arroganz, Unerhlichkeit. Blöde Sprüche)
Ich vermute, dass da auch der Aspekt mit hinein spielt, dass ich Geschichten, in denen ich eine Grundsympathie oder -verständnis für den (erzählenden) Protag entwickeln kann und darf, das Gefühl habe, dass der Autor ihn mir nicht zum Fraß oder leichten Verurteilen hinwirft, sondern selbst "liebevoll" mit ihm und seinen Widersprüchlichkeiten und Unzulänglichkeiten umgeht, mir ihn nah bringt, mich mitgehen lässt, lieber lese und mich damit auseinandersetze, und ich mich nun ärgere, dass er mir durch die Änderungen madig gemacht werden soll. .-)
Liebe Grüße
Flora
Ja. :)ah, das bringt Spaß.
"Schwammig" wäre für mich schon wieder die Negativauslegung. Das Wegschieben, in dem für mich auch ein (sich und sie) Schützenwollen steckt, finde ich gerade stimmig, weil es nicht nur versucht (die eigenen) Gefühle wegzuschieben, sondern auch eine Distanz zu ihr und zur Erinnerung herzustellen, was ja später sprachlich und auch körperlich aufgegriffen/umgesetzt wird. Für mich steckt aber im "man" noch ein anderer wichtiger Aspekt, nämlich das Wissen (und Mithineindenken) um den/die anderen Mann/Männer in ihrem Leben, die sie auch auf die Insel schickt/mitnimmt. .-) Und gerade das fand ich fein vorbereitet für den Verheiratet/Freundin-Konflikt und ihrer Art des Umgangs damit.Interessante Stelle. Das "man" unterstützt die schwammige Art des Prot., das stimmt. So: "Ja, man freut sich, Maike zu sehen." Lenkt ab von den eigenen Gefühlen, schiebt weg.
Hm, da stand ja: Dann ist man auf einer Insel. Und das kann doch auch sie einschließen? Was sich dann auch wieder schön auf die offene Interpretationsmöglichkeit des Endes bezog."So ist es einfach nur Ego pur." --> Ja, genau! Ist ja auch wichtiger Bestandteil in dem Text. Nur direkter.
"Dann bin ich auf einer Insel" --> Das sind doch seine Gefühle. Nicht etwa: "Ich möchte mit dir auf einer Insel sein".
Ich suche immer noch, aus was genau du deine vehemente Ablehnung beziehst, Yorick. (So ein blöder Labersack. Ablehnung, Arroganz, Unerhlichkeit. Blöde Sprüche)
Mich nicht. :o)Nifl hat geschrieben:Deine Charakterisierungen sind erste Sahne. Hat mich sehr gefreut.
Ich vermute, dass da auch der Aspekt mit hinein spielt, dass ich Geschichten, in denen ich eine Grundsympathie oder -verständnis für den (erzählenden) Protag entwickeln kann und darf, das Gefühl habe, dass der Autor ihn mir nicht zum Fraß oder leichten Verurteilen hinwirft, sondern selbst "liebevoll" mit ihm und seinen Widersprüchlichkeiten und Unzulänglichkeiten umgeht, mir ihn nah bringt, mich mitgehen lässt, lieber lese und mich damit auseinandersetze, und ich mich nun ärgere, dass er mir durch die Änderungen madig gemacht werden soll. .-)
Ich würde erst einmal die Frage stellen: Sollen das seine wahren Gefühle sein? Ich sah ihn wie gesagt anders und für mich geht so Reibungsfläche, innerer Konflikt und dadurch Spannung verloren. Und je weiter ich ihn in die Egomanenrichtung denke, umso unstimmiger scheinen mir sein Verhalten (Flucht/Angst vor der Begegnung/ Wegschieben etc.) und seine Beobachtungen.Entscheidungsfrage: soll an dieser Stelle das Verdrängende unterstrichen werden oder die wahren (unterliegenden) Gefühle? Ich finde das "entmannen" an dieser Stelle gut, weil es eine Spannung zu den sonst recht beliebigen Sätzen des Prot. bildet.
Ja, eine interessante Stelle. Wobei das Klischee aus meiner Sicht der unsympathischen Egomanen-Leseweise zuarbeitet.Eingentlich ähnlich. Dieses Klischee (und "verbraucht" ist da noch milde) steht ja für die Sehnsucht (des Mannes) nach einer leidenschaftlichen Sexualität mit einer aktiven, lustvollen Frau, in der auch die aggressiven Anteile gelebt werden können. Durch die Bemühung eines Allgemeinplatzes entfernt sich der Prot von Maike, zeigt mehr die Absicht auf "Ausleben" als auf "in Kontakt gehen". Ein spezifisches Bild könnte hier mehr die Bindung betonen.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo Nifl,
so richtig warm werde ich mit dem Text nicht. Und ich habe es versucht, spätestens nachdem ich gelesen habe, welch intensive Auseinandersetzung um ihn stattfindet.
Woran liegt es? Ich glaube am allermeisten daran, dass der eigentliche interessante Dialog zwischen den beiden Protagonisten von für mich teils hölzernen, teils kitschigen Beschreibungen umgeben ist.
Da ist zunächst die Zeitform im Präsenz. Aber wenn man die ersten Sätze liest, so sind sie doch schon eine Vorbereitung auf das, was kommt - vor allem der verschwundene Schriftzug. Das ist für mich im Nachhinein aufgepropfte Symbolik.
Der Begriff "surreal" klingt innerhalb einer Erzählung in den meisten Fällen hilflos. In einem fiktiven Text muss Reales sowie Surreales immer erst geschaffen werden, die Begriffe selbst sind leer.
"Sie ist älter geworden" - nach drei Jahren ist davon auszugehen.
Linien um den Mund können ein Gesicht nicht in Augen, Wangen und Mund teilen (es sei denn, der Mund sitzt dort, wo die Nase ist).
"Ihr Augen liegen in Höhlen" - auch das ist eine Eigenart jeglicher menschlicher Augenpaare. Bei machen liegen sie halt etwas tiefer, als bei anderen.
"Wenn sie lacht, zieht sie mich an" - auch so eine unglückliche Formulierung, ähnlich den Augen in den Höhlen. Natürlich weiß man, was gemeint ist. Aber ganz ehrlich, wer sagt das so? Man findet jemanden anziehend, aber niemand sagt: "Der oder Die zieht mich an." Selbst im täglichen, unreflektierten Sprachgebrauch findet man automatisch andere, treffendere Formulierungen um dieses "Anziehen" von rein textilbezogenen Vorgängen zu unterscheiden.
Blutig gekratzter Rücken und auch der Aussage " Es ist vorbei" sind schon jenseits der Kitschgrenze (zumindest so, wie es hier plaziert ist.) Wo bei die Steigerung "Lange vorbei" dem ganzen noch einen draufsetzt.
Interessant ist im Text das kurze Aufflackern der Hintergründe der Beziehung, und mir gefällt es, dass damit so sparsam umgegangen wird. Die beiden waren sich gegenseitig eine Insel und in beiden schlummert die Sehnsucht wieder dorthin zurückzukehren. Aber während sie das Risiko scheinbar nochmals einzugehen bereit ist, sind ihm die Kosten dafür wohl zu hoch.
Das ist im Grunde guter Stoff, mir aber vor allem in den beschreibenden Passagen zu nachlässig und uninspiriert zusammengenäht.
Gruß
Sam
so richtig warm werde ich mit dem Text nicht. Und ich habe es versucht, spätestens nachdem ich gelesen habe, welch intensive Auseinandersetzung um ihn stattfindet.
Woran liegt es? Ich glaube am allermeisten daran, dass der eigentliche interessante Dialog zwischen den beiden Protagonisten von für mich teils hölzernen, teils kitschigen Beschreibungen umgeben ist.
Da ist zunächst die Zeitform im Präsenz. Aber wenn man die ersten Sätze liest, so sind sie doch schon eine Vorbereitung auf das, was kommt - vor allem der verschwundene Schriftzug. Das ist für mich im Nachhinein aufgepropfte Symbolik.
Der Begriff "surreal" klingt innerhalb einer Erzählung in den meisten Fällen hilflos. In einem fiktiven Text muss Reales sowie Surreales immer erst geschaffen werden, die Begriffe selbst sind leer.
"Sie ist älter geworden" - nach drei Jahren ist davon auszugehen.
Linien um den Mund können ein Gesicht nicht in Augen, Wangen und Mund teilen (es sei denn, der Mund sitzt dort, wo die Nase ist).
"Ihr Augen liegen in Höhlen" - auch das ist eine Eigenart jeglicher menschlicher Augenpaare. Bei machen liegen sie halt etwas tiefer, als bei anderen.
"Wenn sie lacht, zieht sie mich an" - auch so eine unglückliche Formulierung, ähnlich den Augen in den Höhlen. Natürlich weiß man, was gemeint ist. Aber ganz ehrlich, wer sagt das so? Man findet jemanden anziehend, aber niemand sagt: "Der oder Die zieht mich an." Selbst im täglichen, unreflektierten Sprachgebrauch findet man automatisch andere, treffendere Formulierungen um dieses "Anziehen" von rein textilbezogenen Vorgängen zu unterscheiden.
Blutig gekratzter Rücken und auch der Aussage " Es ist vorbei" sind schon jenseits der Kitschgrenze (zumindest so, wie es hier plaziert ist.) Wo bei die Steigerung "Lange vorbei" dem ganzen noch einen draufsetzt.
Interessant ist im Text das kurze Aufflackern der Hintergründe der Beziehung, und mir gefällt es, dass damit so sparsam umgegangen wird. Die beiden waren sich gegenseitig eine Insel und in beiden schlummert die Sehnsucht wieder dorthin zurückzukehren. Aber während sie das Risiko scheinbar nochmals einzugehen bereit ist, sind ihm die Kosten dafür wohl zu hoch.
Das ist im Grunde guter Stoff, mir aber vor allem in den beschreibenden Passagen zu nachlässig und uninspiriert zusammengenäht.
Gruß
Sam
Hallo Sam, hallo Nifl,
leider hat Sam in meinen Augen völlig recht.
Ich muss gestehen, Sams Kommentar hat dazu beigetragen, meinem Eindruck wieder zu trauen, nachdem der der Text so positiv aufgenommen und besprochen wurde, dachte ich zunächst, hm, liegst du so schräg?
Ist nicht bereits die geschilderte Begegnung selbst einem bekannten Klischee geschuldet? (Angefangen beim Schauplatz)
Mir kommt es so vor und für mich bleibt da nirgends ein Überraschungsmoment, sondern alles berechenbar.
Da fehlt es mir an vielem, um dieses Klischee zu brechen, denn dann könnte die Geschichte vielleicht doch interessant werden.
Das ist natürlich nun nicht im Detail hilfreich, aber ich will nicht das wiederholen, was Sam bereits aufgezeigt hat.
Darüberhinaus vermisse ich, was die Sucht denn tatsächlich ausmacht. Mir kommt sie eher vor, wie ein "Süchtchen".
"Sucht", ich denke, darüber sollte man sich im Klaren sein, ist krankhaft.
Genau das vermag ich, bei der Schilderung dieser Episode nicht zu erkennen.
Liebe Grüße
Gerda
leider hat Sam in meinen Augen völlig recht.
Ich muss gestehen, Sams Kommentar hat dazu beigetragen, meinem Eindruck wieder zu trauen, nachdem der der Text so positiv aufgenommen und besprochen wurde, dachte ich zunächst, hm, liegst du so schräg?
Ist nicht bereits die geschilderte Begegnung selbst einem bekannten Klischee geschuldet? (Angefangen beim Schauplatz)
Mir kommt es so vor und für mich bleibt da nirgends ein Überraschungsmoment, sondern alles berechenbar.
Da fehlt es mir an vielem, um dieses Klischee zu brechen, denn dann könnte die Geschichte vielleicht doch interessant werden.
Das ist natürlich nun nicht im Detail hilfreich, aber ich will nicht das wiederholen, was Sam bereits aufgezeigt hat.
Darüberhinaus vermisse ich, was die Sucht denn tatsächlich ausmacht. Mir kommt sie eher vor, wie ein "Süchtchen".
"Sucht", ich denke, darüber sollte man sich im Klaren sein, ist krankhaft.
Genau das vermag ich, bei der Schilderung dieser Episode nicht zu erkennen.
Liebe Grüße
Gerda
Vielen Dank für eure Kommentare.
Ich habe leider am WE meine Telefonleitung mit einer Kirschlorbeerwurzel verwechselt. Das schmälert nun meine Kommunikationsmöglichkeiten drastisch. Aber aufgeschoben, ist nicht aufgehoben.
LG
Nifl
Ich habe leider am WE meine Telefonleitung mit einer Kirschlorbeerwurzel verwechselt. Das schmälert nun meine Kommunikationsmöglichkeiten drastisch. Aber aufgeschoben, ist nicht aufgehoben.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Flora hat geschrieben:Ich suche immer noch, aus was genau du deine vehemente Ablehnung beziehst, Yorick. (So ein blöder Labersack. Ablehnung, Arroganz, Unerhlichkeit. Blöde Sprüche)
Mh, meiner Meinung nach ist der Text voll davon. Andersherum: In dem ganzen Text habe ich keine Stelle gefunden, an der ein herzliches Gefühl für Maike vom Ihm zu spüren ist. Max. diese ominöse Insel (Passage), auf der "man" ist.
Was könnte er sagen:
"Ich liebe es, wenn du lacht. Dann möchte ich mit dir auf einer einsamen Insel sein, in deine Augen schauen, die Leichtigkeit mit dir genießen."
Was sagt er:
"Mönsch, groß bist du geworden".
Was ist das für ein Spiel aus "Geh weg" und "ach, wäre das schön"?
Gerda hat geschrieben:"Sucht", ich denke, darüber sollte man sich im Klaren sein, ist krankhaft.
Genau das vermag ich, bei der Schilderung dieser Episode nicht zu erkennen.
Für mich sind beide Figuren in diesem Text krank, und nicht nur ein bisschen. Dusch mich, aber mach mich nicht nass.
Die Sucht ist doch, eine erfüllende Beziehung leben zu können, Begegnung zu erfahren. Geht das über "doch-noch-mal-sex"?
Dazu Sam:
"Aber während sie das Risiko scheinbar nochmals einzugehen bereit ist, sind ihm die Kosten dafür wohl zu hoch."
Ja: "Risiko", "Kosten". Buchhalter der Liebe.
Grüße,
Yorick.
Hallo Sam und Gerda.
Verstehe ich nicht. Wieso soll in einer fiktiven Realität nicht etwas surreal erscheinen dürfen? Zumal ja das Setting zuvor beinahe im wahrsten Sinne des Wortes die Realität zementiert.
Klar, aber das sind doch die Gedanken des Protags, die müssen doch nicht logisch sein? Überdies geht es doch um den Abgleich mit den Erinnerungsbildern, in denen sie bis dato nur noch existent war.
Mundfalten verlaufen in der Regel von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln und "partitionieren" somit das Gesicht. Oder nicht?
ja tief.
Dann gehe ich wohl sehr schlodderig mit der inneren/unausgesprochen Formulierung meiner Alltagsgedanken um. Finde da nichts anstößig dran. Im Gegenteil, mich würden gestelzte Gedanken in einem Text eher ärgern.
Ja, der zerkratzte Rücken muss dringend raus.
Ja, sind sie das? Ich sehe es eher so, dass er eigentlich nicht rauchen will, sich dann aber doch eine anzündet. Sucht ist ja nichts Kalkuliertes und eigentlich doch immer ein mehr oder weniger großer Kampf gegen innere Widersprüche (je nach Graduation der Sucht)
Danke für eure Einschätzungen. Habe da doch noch mal meine Texterei für mich deutlich hinterfragen müssen.
LG
Nifl
Der Begriff "surreal" klingt innerhalb einer Erzählung in den meisten Fällen hilflos. In einem fiktiven Text muss Reales sowie Surreales immer erst geschaffen werden, die Begriffe selbst sind leer.
Verstehe ich nicht. Wieso soll in einer fiktiven Realität nicht etwas surreal erscheinen dürfen? Zumal ja das Setting zuvor beinahe im wahrsten Sinne des Wortes die Realität zementiert.
"Sie ist älter geworden" - nach drei Jahren ist davon auszugehen.
Klar, aber das sind doch die Gedanken des Protags, die müssen doch nicht logisch sein? Überdies geht es doch um den Abgleich mit den Erinnerungsbildern, in denen sie bis dato nur noch existent war.
Linien um den Mund können ein Gesicht nicht in Augen, Wangen und Mund teilen (es sei denn, der Mund sitzt dort, wo die Nase ist).
Mundfalten verlaufen in der Regel von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln und "partitionieren" somit das Gesicht. Oder nicht?
"Ihr Augen liegen in Höhlen" - auch das ist eine Eigenart jeglicher menschlicher Augenpaare. Bei machen liegen sie halt etwas tiefer, als bei anderen.
ja tief.
"Wenn sie lacht, zieht sie mich an" - auch so eine unglückliche Formulierung, ähnlich den Augen in den Höhlen. Natürlich weiß man, was gemeint ist. Aber ganz ehrlich, wer sagt das so? Man findet jemanden anziehend, aber niemand sagt: "Der oder Die zieht mich an." Selbst im täglichen, unreflektierten Sprachgebrauch findet man automatisch andere, treffendere Formulierungen um dieses "Anziehen" von rein textilbezogenen Vorgängen zu unterscheiden.
Dann gehe ich wohl sehr schlodderig mit der inneren/unausgesprochen Formulierung meiner Alltagsgedanken um. Finde da nichts anstößig dran. Im Gegenteil, mich würden gestelzte Gedanken in einem Text eher ärgern.
Blutig gekratzter Rücken und auch der Aussage
Ja, der zerkratzte Rücken muss dringend raus.
Aber während sie das Risiko scheinbar nochmals einzugehen bereit ist, sind ihm die Kosten dafür wohl zu hoch.
Ja, sind sie das? Ich sehe es eher so, dass er eigentlich nicht rauchen will, sich dann aber doch eine anzündet. Sucht ist ja nichts Kalkuliertes und eigentlich doch immer ein mehr oder weniger großer Kampf gegen innere Widersprüche (je nach Graduation der Sucht)
Danke für eure Einschätzungen. Habe da doch noch mal meine Texterei für mich deutlich hinterfragen müssen.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo Yorick, hallo Nifl,
Ich dachte beim Titel "Sucht", eher an "Sexsucht, sexuelle Hörigkeit und Abhängigkeit. Davon wird wenig bis nichts gezeigt.
LGG
Yorick hat geschrieben:Gerda hat geschrieben:"Sucht", ich denke, darüber sollte man sich im Klaren sein, ist krankhaft.
Genau das vermag ich, bei der Schilderung dieser Episode nicht zu erkennen.
Für mich sind beide Figuren in diesem Text krank, und nicht nur ein bisschen. Dusch mich, aber mach mich nicht nass.
Die Sucht ist doch, eine erfüllende Beziehung leben zu können, Begegnung zu erfahren. Geht das über "doch-noch-mal-sex"?
Ich dachte beim Titel "Sucht", eher an "Sexsucht, sexuelle Hörigkeit und Abhängigkeit. Davon wird wenig bis nichts gezeigt.
LGG
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