Fremdkörper

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 22.02.2011, 21:22

VVV
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 05.08.2011, 13:32, insgesamt 3-mal geändert.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 22.02.2011, 21:26

Da ich in letzter Zeit Texte und Themen des Blauen Salon nur vage überflogen habe, fiel ich mit meinem Text an die falsche Stelle. Ich hoffe die Initiatorin zu diesem Text wird mir verzeihen, dass ich ihn seinen Textkollegen entzogen habe. Dort war er ohnehin ein Fremdkürper.

Mich würden eure Reaktionen auf diesen Text interessieren, anregen, möglicherweise um Nachdenken bringen ...

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.02.2011, 13:07

Hallo Renee!

Inhaltlich weiß ich da nicht viel zu sagen - anregendes und zum Nachdenken bringendes erst Recht nicht. Nur vielleicht, dass ich mir den "Bewegungs-Absatz" am Ende nicht wirklich bildlich machen konnte.

Also schreibe ich kurz noch was zur Form. Ein Vorschlag zu: waren der Arhythmie und plötzlichen Lageveränderungen gewichen. - Ich weiß, das ist ein wenig unüblich, aber statt das "gewichen" so weit nachzuschleppen, gewinnt der Satz ein besseres Gleichgewicht, wenn man es in die Mitte nimmt?! waren der Arhythmie gewichen und plötzlichen Lageveränderungen.

Manchmal erscheint mir die Sätze etwas zu versponnen - und es erschien der kleinen Nadel durchaus möglich, dass solche nicht mehr in ihrem Tätigkeitsfeld auftauchen würden: Das greift auch ein wenig die Geschichte an, scheint mir.

Beim folgenden Satz habe ich das Gefühl, dass er so nicht möglich ist, und schlage schüchtern die fett gekennzeichneten Änderungen vor:

das Durchbohren hatte für sie stets etwas Ungebührliches, war etwas, das ihr nicht zustand; es mochte mit ihrer geringen Größe zusammenhängen.

Ansonsten könntest du noch mal "auf die Suche nach den verlorenen Buchstaben gehen": anfang -> anfangs, bs -> bis, sch - > sich, Hlfte -> Hälfte bzw. Groß- und Kleinschreibung durchschauen: an. Etwas / hatte, ein Ruck.

Noch zum "dicklicher": das klingt komisch. "-lich" soll beim Adjektiv, glaube ich, ein Abnahme der Eigenschaft kennzeichnen: "dicklich" = weniger dick als dick ;-) Das dann wieder steigern zu wollen - "dicklicher" - führt irgendwie nirgendwohin. Warum nicht einfach "dicker"?!

Hm, mal wieder eine Rückmeldung, die nicht wirklich was zum Geschriebenen zu sagen weiß. Aber vielleicht nehmen sich die anderen ja dieser Aufgabe an - es tue jeder, was er kann ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 23.02.2011, 13:59

Danke.
Ich gehe als erstes auf die Suche nach den verlorenen Buchstaben ... :smile:

Quoth
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Beitragvon Quoth » 24.02.2011, 13:46

Hallo Renée,
wenn ich einen Wunsch an die Geschichte hätte, dann wäre es der: Treibe die Personfikation der Nadel noch weiter, lasse sie Gefühle haben, zum Objekt des Bedauerns werden, gib ihr eine Geschichte! Es sind Ansätze in dieser Richtung da, ihr Unwohlsein in der nassen Umgebung. Hat sie nicht oft zwischen den zarten, blutdurchflossenen Fingern der Näherin gesteckt und sich gefragt, wovon die so schön rosig sind? Sehnt sie sich nach den gespitzten Lippen der Näherin beim Einfädeln nicht zurück? Bangt sie nicht um ihre Tauglichkeit? usw. usf.
Dann das Geschlecht von Wulst. Die Wulst? Nein: Der Wulst. Der Geschwulst? Nein: Die Geschwulst. Die Schwulst? Nein: Der Schwulst. Ich begreife, dass Mark Twain das Erlernen der deutschen Sprache wegen des Geschlechts der Dinge aufgegeben hat ...
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 24.02.2011, 14:58

Liebe Renée,
auch von mir eine Stellungnahme zu diesem Text, der mir sehr gut gefällt: Der letzte Absatz hat etwas Schlaglichtartiges, fast Slapstickhaftes (mir fehlen die Worte), ähnlich wie in einem Drabble oder scherzhaften Text, in dem der Leser bewusst in die Irre geführt wird oder erst im allerletzten Satz Aufklärung erfährt. Dieser Aufbau profaniert den Text ein wenig - mein ganz persönlicher Eindruck.
Ich würde, ähnlich wie es auch Quoth vorschlägt, die im letzten Satz vermittelte Info - dass die Nadel in die Blutbahn einer Näherin eingedrungen ist, vermutlich ein Arbeitsunfall - in den Text selbst integrieren.
Grundsätzlich finde ich den Text und die gewählte Perspektive sehr originell, gerne gelesen!

Lieben Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Sam

Beitragvon Sam » 25.02.2011, 16:54

Hallo Renée,

ich habe für mich festgestellt, dass die größte Krux an der Schreiberei die lange, manchmal unüberwindliche, Strecke zwischen Idee und Ausführung ist. Die Herausforderung ist eine doppelte: Zunächst muss einmal geschrieben werden, und dann muss das Geschriebene sich auch noch mit der Idee decken. Ich scheitere daran regelmäßig.

Auch bei deiner Geschichte scheint es, dass sich Idee und Ausführung nicht ganz auf Augenhöhe befinden. Die personifizierte Nadel - ein genialer Einfall - agiert in deinem Text noch etwas gehemmt, weiß noch nicht genau, was sie wissen kann oder darf, ist sozusagen steckengeblieben auf dem Weg vom Objekt zum Subjekt. Wenn du sie aus dieser Zwickmühle befreist, dann wird sie eine große Karriere vor sich haben. Ich zumindest weiß von keiner Nadel, derer sich eine so gute Schriftstellerin, wie du es bist, auf diese Art angenommen hätte.

Gruß

Sam

Quoth
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Beitragvon Quoth » 25.02.2011, 18:04

Hallo Sam,

Du schriebst:
Ich zumindest weiß von keiner Nadel, derer sich eine so gute Schriftstellerin, wie du es bist, auf diese Art angenommen hätte.

Eine Nadelgeschichte von einer Schriftstellerin kenne ich auch keine, aber eine von einem Schriftsteller, wenn nicht gar Dichter, und zwar diese.
Nett nicht? Das Charakterbild einer Hochmütigen. Erinnert an verarmten Adel ...

Gruß
Quoth

Ich sehe gerade: Die verlinkte Seite verschweigt den Autor (und leider auch den Übersetzer): Hans Christian Andersen.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 27.02.2011, 20:03

@Ferdi

ich habe zuerst einige der verlorenen Buchstaben wieder an ihren Ort verfrachtet und dann versucht, auch - in deinem Sinne Versponnenes so auszudrücken, dasss es leichter verständlich wurde ... Danke für deinen Kommentar

@Quoth an den Fehlern sollt ihr sie erkennen: die Schwaben ... die Wulst? der Butter??? ... ich habe die korrekte Form eingefügt und vermutlich schn wieder vergessen, die Persinikation habe ich durcheführt, in meinem Sinne ... was hältst du von der zweitetn Fassung?

@ zefira --- den letzten Satz - in memoriam meiner mutter und "unserer Geburt " am 21.12.47 kann ich nicht weglassen. Zwar braucht niemand u wissen, was ich hier sage, aber irgendwann wird einer eine Analogie bemerken zwischen Geburt und Herausholen eines fremdkörpers ...

@ sam

ich danke dir für diesen Hinweis, auf den ich ich zunächst, wie es sich gehört, sehr widerspenstig reagiert habe. Aber du siehst am Resultat, hoffe ich, dass etwas "losgetreten" wurde ...

Jedenfalls hat das Objekt ein deutlich nachvollziehbare Geschichte

herzliche Grüße ...
in der Hoffnung es werde ein Fortschrit bemerkt ...........

Renée

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 28.02.2011, 14:14

Hallo Quoth,

Dein Kommentar hat mich sehr interessiert, vor allem in Verbindung mit der kleinen Geschichte von Andersen,

Seit etwa sechs Jahren schreibe ich Tiergeschichten, Fabeln, die, wenn Spezialisten sie lesen, regelmäßig als der Form nicht entsprechend beurteilt werden.

Ich glaube, dass ich sie eher als Science-Fiction Geschichten schreibe, denn als Fabeln.

Diese Nadel gleicht meiner Ansicht nach eher dem Roboter von Asimov als der Stopfnadel von Andersen. Wenn nicht, dann wäre das zumindest das, was mein Ziel gewesen wäre.

Der Unterschied besteht meiner Ansicht nach darin, dass die Personifikation die Nadel zum empfindenden Wesen=Menschen macht. Während ich versuche die Empfindungen einer Nadel, das Nadelwesen ausfindig zu machen,

Lieber Sam,

diese Debattte, des Schreibens und Fertigschreibens ist höchst interessant - aber - wenn ich mich so richtig in die Frage vertiefe, finde ich nicht viel. Wie meinst du es genau? Zu wenig Arbeit am Text? Unmöglichkeit der Arbeit am Text?

Das Subjekt-Objekt ist in meinem Fall - sowohl von der Schreibenden her als auch aus der Perspektive der des Objekts, über das geschrieben wird, ein Zwitterwesen. Es lebt aus der geschlechtlichen Nicht-zugehörigkeit, es ist ungebren, unbefleckt, Kind vor der Gbeurt ...
Latenz Potenz

lG
Renée

Quoth
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Beitragvon Quoth » 28.02.2011, 20:33

Hallo, Renée, ja, da hat sich wohl was bewegt, obwohl es nicht leicht ist, die erste mit der zweiten Fassung bei ständigem Auf- und Abscrollen zu vergleichen. Gut wäre, wenn man hier mal für geänderte Prosatexte einen Versionsvergleich aufrufen könnte ...
Nach wie vor bleibt mir das Nädelchen freilich recht kühl. Es tut mir weder leid, noch bewundere oder verachte ich es, es bleibt halt eine Nadel, auch wenn sie jetzt eine Schwester bekommen hat. Die Frage ist, was die angedeutete Personifikation leisten soll.
Gruß
Quoth
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Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 28.02.2011, 20:55

Was die Nadel leisten soll?

Sie soll

Angst machen (eine Nadel in meiner Blutbahn)
als gefährlich
als Fremdkörper, Eindringling betrachtet werden

kein Bedauern ... höchstens zum Schluss hin

Dazu soll etwas Musikalisches hörbar werden, die Farbe rot abwechselnd mit tiefblau ...

aber das alles wäre dann schon ein kleiner Film, den ich mir allerdings so vorstellen würde ...

lG
R:

(Die Frage: was soll's ist immer eine gute Frage, ich habe sie auch sehr oft ... schreibe sie meist nicht nieder ...
lG

Quoth
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Beitragvon Quoth » 28.02.2011, 22:12

Hallo, Renée,
ich hab mal skizziert, wie ich diese Idee bearbeiten würde!


Suchst du mich? Nein, in deinem Nadelbuch bin ich nicht. Am Boden lieg ich auch nicht! Auch nicht in der Schublade. Auch nicht in der Schachtel bei den Stecknadeln. Da gehör ich ja auch nicht hin. Ich bin eine Nähnadel! Aber hier, wo ich bin, gehöre ich auch nicht hin. Du errätst es nie! Es ist dunkel um mich her, aber manchmal pulst es mich unter deine Haut, und dann fällt rosig ein wenig Licht herein. Ich bin in dir! In deinem Finger! Und jetzt – schwupp! – in deiner Hand. Ich schwimme! Nein, natürlich schwimme ich nicht. Wie soll Stahl in Blut wohl schwimmen? Ich lasse mich treiben! Einfach treiben. Armaufwärts jetzt. Was kommt dann? Irgendwann, irgendwann komme ich dahin, woher es pumpt. Ich spüre, wie es pumpt! Lange genug hast du mir Fäden durchs Öhr gezogen und mich durch Stoffe gestochen. Jetzt hab ich dich gestochen und bin in dir! O, wie ich mich darauf freue, in die Pumpe zu gelangen! Das wird ein wirbelndes Tänzchen geben! Und dann wirst du begreifen, dass ich nicht nur dein Werkzeug bin. Sondern dein Schicksal! Huch! Wer erfasst mich da? O, diesmal wurde nichts draus. Aber gib acht, kleine Näherin, bei nächster Gelegenheit schlüpfe ich wieder in dich hinein!
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 28.02.2011, 22:27

Lieber Quoth,

ich werde beim dritten Versuch langsam etwas wortkarg (meine Tastatur war nicht angeschlossen ... )

nein, das gefällt mir nicht. Genau solche Texte möchte ich nicht schreiben ... deshalb schreibe ich (u.a.) damit weniger solcher Texte geschrieben werden .... uff ... das ist seicht, durchschaubar, sogar kindisch ...

das würde ich wohl nicht sagen, wäre nicht die Grundideee zum Text von mir ...

Hoffentlich entsteht jetzt hieraus keine Nadel-Kissenschlacht

also, ich finde es aber sehr nett, dass du das so reingeschrieben hast ...

danke akso
liebe Grüße
Renée


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