Kaum berührt, aber immerhin: drin.
Und nicht ein einziges Mal kommt ein Mobiles dazwischen, auch vorher und nachher nicht, stattdessen Bewegung: eine Seltenheit, die verblüfft.
„Wir sind Phänomenologen“, befindet der Lange, Erfolgreiche, und ich bin mir nicht sicher, ob er mich auch oder nur den andern meint, den kurzen, kräftigen, besten aller Freunde (ich schau ihnen gern zu). Der berichtet von einer Dreiecksgeschichte, einem Film mit Experiment, doch ich fürchte das Kino im Kopf: „Guck ich auf keinen Fall“.
Wir besprechen weitere Grenzüberschreitungen, Verletzungen, Versetzungen, unmögliche An- und Absichten, treffen uns aneinander vorbei, grüßen mit einem Nicken und einem Lachen, und das gemeinsam verschobene Wissen tut mir gut. Der Regen da draußen ist mir willkommen, bevor ich beim Erfolgreichen in der Wohnung lande, gehe an einer Küche vorbei, in der er nie kocht, denn er geht „immer essen“, dieser Geist der einfachen Leute, der seine Prothesen trägt wie Trophäen wie seine Vorsicht wie seine Schriftstellerlaunen und ohne sie alle keine Zeile schriebe: ein Behinderter aus Prinzip, ein Alien wie ich auf seine eigene verkrüppelte Art, die mich anrührt.
Ich folge behutsam in das Zimmer mit dem übergroßen, jungenhellblaubezogenen Bett, spüre am Boden, unter den Füßen, das glattgeschliffene Holz, atme den fremden Geruch des allein Lebenden, jenen vage aufdringlichen Unduft. „Ich bin kein Wohner“, antwortet er auf die stumm im Raum stehende Frage. Ich staune über die Leere, bewundere seine wenigen, antik glänzenden Möbel, und scheue mich, in dieser edlen, kaum berührten Lobby meine unsichtbaren Spuren zu hinterlassen. Auf seiner überdimensionalen Matratze, das Fenster auf Kipp, gibt er sich dann aufrichtig Mühe mit seinem komischen, von Selbstzweifeln gebeutelten Körper, „Lach nicht!“, bettelt er lachend, „Versprich, dass du nicht lachst!“. Ich lache nicht, denn seine Kleinlichkeit hat etwas Großartiges, und es liegt nicht am Alkohol, nehme ich an.
Er behauptet trotzdem, glücklich zu sein, und ich möchte, dass in all dem Kleinen, wenigstens vorübergehend!, etwas Großes, Grundsätzliches stimmen möge, strenge mich an, damit wenigstens die Lüge fehlt, und ziehe es mir nicht an, sein Glück, pflege meine eigene Unverbindlichkeit. „Danke für dein Vertrauen.“ Zweimal lege ich ihm diesen Satz hin, dazu am frühen Morgen (es wird noch eine Weile dunkel bleiben), als ich so tue, als hörte ich es seinem Schaben im Bett nicht an, dass er mich gehen hört und seinerseits so tut, als hörte er nichts, als warte er nicht wie ich auf etwas, das wir nicht eintreten lassen, einen knappen Zettel, kritzele mit verkümmerten Versalien mein „DANKE“ und spüre, dass ich dennoch Tage brauchen werde, mein schwer erkämpftes Gleichgewicht zurück zu erobern, mein Leben, indem ich seine versehrte Eitelkeit vergesse und auch den andern vergesse, den Kräftigen, Wütenden, den freundlichen Sekundanten, der die Grenze zu überschreiten lockte und doch nichts als seinen Namen hergab, hangle mich, wie üblich ungeübt, von Wort zu Wort und breche meines nicht, lache auch später nicht über das Lachhafte, weil jene kurzweilige Zuwendung von zweien mich weich macht, nicht mal darüber, dass ich eine große Lust hätte, mit ihnen ins Kino zu gehen, als Zuschauerin zwischen ihren Stühlen zu sitzen, voll daneben, aber direkt in der Mitte, in dieser unheilbaren Position: innen am Rand. Ich hielte keine Hand, sondern wäre: richtig angefasst.
Angefasst
„Wir sind Phänomenologen“, befindet der Lange, Erfolgreiche, und ich bin mir nicht sicher, ob er mich auch oder nur den andern meint, den kurzen, kräftigen, besten aller Freunde (ich schau ihnen gern zu). Der berichtet von einer Dreiecksgeschichte, einem Film mit Experiment, doch ich fürchte das Kino im Kopf: „Guck ich auf keinen Fall“.
auch nach mehrmaligem lesen kann ich diesen absatz dem roten faden, den ich mir wickelte, nicht zuordnen....
ansonsten finde ich es pikant & doch mit gut galanten worten bebildert
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
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