Im Dreivierteltakt
Der Sommer war vorbei. Nicht, dass er besonders strahlend, heiß oder lustig gewesen wäre, nein, eher einer von denen, die man ohne Reue schnell vergisst. Die Morgen waren nun wieder dunkel, das Schlafbedürfnis wurde größer und die Tage grauer, verregneter. Wenn dann aber doch die Sonne schien, in den Wolkenfenstern oder beim Farbenspiel am Abend, wirkte das Licht doppelt so bunt und machte selbst kleinste Farbnuancen sichtbar, wie Oberflächen von Wasser unterschiedlicher Herkunft oder über verschiedenem Untergrund.
Er wusste es, die meiste Zeit seines Lebens lag schon hinter ihm, er war Anfang 50, die Kinder waren erwachsen, seine Gesundheit ließ immer mehr zu wünschen übrig und was ihm noch schlimmer vorkam, eigentlich sein Interesse an der Umwelt überhaupt. Vielleicht machte sich auch einfach der Kräfteverschleiß bemerkbar und er hatte das Gefühl, nicht mehr so viel leisten zu können wie früher, was sein Selbstwertgefühl weiter schmälerte.
Ich muss etwas tun, sagte er sich. Er wollte noch nicht mit dem großen Loslassen und Verabschieden beginnen, denn Verluste und Veränderungen kamen so oder so im Leben, und wenn sie sich ereigneten, sollte man sie durchleben und sich nicht davor drücken. Das wusste er. So lange es möglich ist, nahm er sich vor, werde ich reisebereit sein.
Im Dreivierteltakt
Wenn dann doch die Sonne schien, in den Wolkenfenstern oder beim Farbenspiel am Abend, wirkte das Licht aber doppelt so bunt und machte selbst kleinste Farbnuancen sichtbar, wie die Oberfläche von Wasser unterschiedlicher Herkunft oder über verschiedenem Untergrund.
... sehr schön hervorgehobener Nebenaspekt des Novembergraus - im eigentlichen und im übertragenen Sinn.
Kleiner Tippfehler nach "Gesundheit": "ließ" statt lies.
Novembergruß
Zefira, die gerade im mittleren Taktabschnitt ist
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Hallo Arne!
Der Inhalt sagt mir zu, aber die sprachliche Umsetzung scheint mir nicht dicht genug. "Wenn dann doch, aber...": Da scheint mir z.B. leerläufig, täte es "Wenn aber doch die Sonne schien, wirkte das Licht..." nicht auch? "Eigentlich auch... überhaupt" sehe ich ähnlich mißtrauisch, und "was sein Selbstwertgefühl weiter schmälerte" ist für mich viel zu erklärend.
Ferdigruß!
Der Inhalt sagt mir zu, aber die sprachliche Umsetzung scheint mir nicht dicht genug. "Wenn dann doch, aber...": Da scheint mir z.B. leerläufig, täte es "Wenn aber doch die Sonne schien, wirkte das Licht..." nicht auch? "Eigentlich auch... überhaupt" sehe ich ähnlich mißtrauisch, und "was sein Selbstwertgefühl weiter schmälerte" ist für mich viel zu erklärend.
Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
Hi Ferdi, Du hattest recht, an den ersten drei von Dir monierten Stellen haperte der Text und ich habe ihn dort leicht verändert. Ansonsten soll es gelegentlich auch reflektierte Männer geben, und die dürfen sich dann schon manches selber erklären ... .gif)
Viele Grüße !
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Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.
Hallo Arne,
(Keine Kommentare gelesen)
die Idee, ein Menschenleben mit den Jahreszeiten zu vergleichen, ist nicht neu.
In deinem Text scheinst du nach dem ersten Absatz die Kraft verloren zu haben, dies durchgängig metaphorisch zu leisten und wechselst ins Direkte, zeichnest eine blasse "Durchschnittsfigur", deren Blätter braun werden. Für mich der schwächste Absatz. Dann geht es um das Loslassen vom Baum und wie lange man würdevoll bleiben könne und solle.
Ein trauriges Bild vom Altwerden.
Genaugenommen müsste das mE. auch ins hässliche Plusquamperfekt.
Überhaupt schreit der Text für mich nach Präsens.
wow ... klasse, mein Liebling in dem Text leider "verwässert" der Oder-Anhang ein bisschen.
Finde das umständlich ausgedrückt.
Überdies ist die Vermengung Gesundheit/Interesse so selbstverständlich gesetzt, dass sich Widerstand in mir regt. Und: Lass mich mit einsteigen: Wie wirkt sich das Desinteresse aus? Was zählt zur "Umwelt", wie ging das vor sich? In diesem Absatz
wird mir zu viel behauptet: Friss oder stirb, Leser.
überflüssig
LG
Nifl
(Keine Kommentare gelesen)
die Idee, ein Menschenleben mit den Jahreszeiten zu vergleichen, ist nicht neu.
In deinem Text scheinst du nach dem ersten Absatz die Kraft verloren zu haben, dies durchgängig metaphorisch zu leisten und wechselst ins Direkte, zeichnest eine blasse "Durchschnittsfigur", deren Blätter braun werden. Für mich der schwächste Absatz. Dann geht es um das Loslassen vom Baum und wie lange man würdevoll bleiben könne und solle.
Ein trauriges Bild vom Altwerden.
Der Sommer war vorbei.
Genaugenommen müsste das mE. auch ins hässliche Plusquamperfekt.
Überhaupt schreit der Text für mich nach Präsens.
wie Oberflächen von Wasser unterschiedlicher Herkunft
wow ... klasse, mein Liebling in dem Text leider "verwässert" der Oder-Anhang ein bisschen.
seine Gesundheit ließ immer mehr zu wünschen übrig und was ihm noch schlimmer vorkam, eigentlich sein Interesse an der Umwelt überhaupt.
Finde das umständlich ausgedrückt.
Überdies ist die Vermengung Gesundheit/Interesse so selbstverständlich gesetzt, dass sich Widerstand in mir regt. Und: Lass mich mit einsteigen: Wie wirkt sich das Desinteresse aus? Was zählt zur "Umwelt", wie ging das vor sich? In diesem Absatz
wird mir zu viel behauptet: Friss oder stirb, Leser.
was sein Selbstwertgefühl weiter schmälerte.
überflüssig
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Den Titel finde ich außerordentlich klug gewählt, drei Viertel des Lebens, drei Viertel des Jahres, die drei Absätze in die der Text gegliedert ist; ja das gefällt mir sehr.
Ich mag auch das was da erzählt wird, im großen und ganzen mag ich sogar wie es erzählt wird, nämlich recht nüchtern, was mir weniger gut gefällt, wo ich denke, dass der Text gewinnen könnte, sind die erklärenden Passagen.
Nur als Beispiel, um Dir zu verdeutlichen, wo ich Erklärungen lese, die ich durchaus entbehrlich finde.
Den Absatz finde ich sehr gelungen, hier zeigst du nur und überlässt es mir als Leser, die Schlüsse zu ziehen.
Gerade darum, finde ich es sehr schade, dass du mir im nächsten Absatz so explizit noch einmal erzählst, was sich mir gerade zu denken angeboten hat.
Ich glaube unbewusst hattest du selbst kein so gutes Gefühl dabei, diesen Absatz zu schreiben, denn die Sätze sind viel verschachtelter, unklarer als in dem vorhergehenden Absatz.
Diese "Moral von der Geschichte" wünsche ich mir naturgemäß auch bildhafter, so sehe ich einen (wenn auch nur kleinen) Zeigefinger. Ich weiß nicht, warum du dich hier so konsequent von der Idee des Bildhaften, des Naturvergleichs verabschiedest.
Ich mag auch das was da erzählt wird, im großen und ganzen mag ich sogar wie es erzählt wird, nämlich recht nüchtern, was mir weniger gut gefällt, wo ich denke, dass der Text gewinnen könnte, sind die erklärenden Passagen.
Arne hat geschrieben:Der Sommer war vorbei. Nicht, dass er besonders strahlend, heiß oder lustig gewesen wäre, nein, eher einer von denen, die man ohne Reue schnell vergisst.
Nur als Beispiel, um Dir zu verdeutlichen, wo ich Erklärungen lese, die ich durchaus entbehrlich finde.
Arne hat geschrieben:Die Morgen waren nun wieder dunkel, das Schlafbedürfnis wurde größer und die Tage grauer, verregneter. Wenn dann aber doch die Sonne schien, in den Wolkenfenstern oder beim Farbenspiel am Abend, wirkte das Licht doppelt so bunt und machte selbst kleinste Farbnuancen sichtbar, wie Oberflächen von Wasser unterschiedlicher Herkunft oder über verschiedenem Untergrund.
Den Absatz finde ich sehr gelungen, hier zeigst du nur und überlässt es mir als Leser, die Schlüsse zu ziehen.
Gerade darum, finde ich es sehr schade, dass du mir im nächsten Absatz so explizit noch einmal erzählst, was sich mir gerade zu denken angeboten hat.
Arne hat geschrieben:Er wusste es, die meiste Zeit seines Lebens lag schon hinter ihm, er war Anfang 50, die Kinder waren erwachsen, seine Gesundheit ließ immer mehr zu wünschen übrig und was ihm noch schlimmer vorkam, eigentlich sein Interesse an der Umwelt überhaupt. Vielleicht machte sich auch einfach der Kräfteverschleiß bemerkbar und er hatte das Gefühl, nicht mehr so viel leisten zu können wie früher, was sein Selbstwertgefühl weiter schmälerte.
Ich glaube unbewusst hattest du selbst kein so gutes Gefühl dabei, diesen Absatz zu schreiben, denn die Sätze sind viel verschachtelter, unklarer als in dem vorhergehenden Absatz.
Arne hat geschrieben:Ich muss etwas tun, sagte er sich. Er wollte noch nicht mit dem großen Loslassen und Verabschieden beginnen, denn Verluste und Veränderungen kamen so oder so im Leben, und wenn sie sich ereigneten, sollte man sie durchleben und sich nicht davor drücken. Das wusste er. So lange es möglich ist, nahm er sich vor, werde ich reisebereit sein.
Diese "Moral von der Geschichte" wünsche ich mir naturgemäß auch bildhafter, so sehe ich einen (wenn auch nur kleinen) Zeigefinger. Ich weiß nicht, warum du dich hier so konsequent von der Idee des Bildhaften, des Naturvergleichs verabschiedest.
Hallo nifl, hallo Xanthippe, danke für Eure Kommentare.
Der Text ist wirklich fast aphoristisch, die Verdichtung mehr inhaltlich als stilistisch. Der Dreivierteltakt deutet sich darin nur an, die Hauptperson befindet sich tatsächlich in einer Art welker Stagnation. Und nifl hat recht damit: Spannend wäre es, diesen Zustand weiter auszubauen, herzuleiten oder zu beschreiben. Den Wechsel der Erzählebene könnte man als Eingeständnis dessen werten, oder als Vorwegnahme. Vielleicht werde ich daran weiterschreiben ...
Herzliche Grüße !
Der Text ist wirklich fast aphoristisch, die Verdichtung mehr inhaltlich als stilistisch. Der Dreivierteltakt deutet sich darin nur an, die Hauptperson befindet sich tatsächlich in einer Art welker Stagnation. Und nifl hat recht damit: Spannend wäre es, diesen Zustand weiter auszubauen, herzuleiten oder zu beschreiben. Den Wechsel der Erzählebene könnte man als Eingeständnis dessen werten, oder als Vorwegnahme. Vielleicht werde ich daran weiterschreiben ...
Herzliche Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.
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