VIII. Vorsicht ist der bessere Nachtisch
Ich träumte einen Tunnel. Es handelte sich um eine ganz bestimmte Gattung und das kam mir unglaubwürdig vor, denn ich fühlte mich nicht unwohl. Und das, obwohl mir diese Fingerhüte im wahren Leben stets völlig destruktiv vorkamen auf der Suche der Zielgeraden.
Dieser Tunnel jedoch war äußerst kringelig, wie Rippenbögen – ein Traum aus weichen Rippenbögen. Nicht, dass es von Bedeutung war, doch es versprach, interessant zu werden. Aber das lustige Känguru versprach eben, und nicht nur dann, viel. Es saß auf dem Tachometer und wackelte mir zu. Nur schade, dass ich selbstverständlich kein bisschen durch diesen Tunnel fuhr oder gar wanderte. Stattdessen kam es mir eher so vor, als sei es umgekehrt. Das war erquickend und auch der gläserne Barmann mit der Hakennase quittierte mir dies stets freitags.
In Wirklichkeit war es jedoch ganz anders, denn am Ende des Tunnels sah ich ein hellgrünes Blinzeln und du warst es, du fuhrst durch mich hindurch, gespenstisch schnell, immer wieder auf dem Rückweg. Ein Geist, der zurückspult, kam es mir in den Sinn, doch das war Unsinn. Ich hatte ein wenig Angst, dass ich mich am Ende oder am Anfang schon an der Spule stechen könnte, aber was konnte mir ein hundertjähriger Schlaf schon anhaben, wenn du bei mir warst? Und das warst du schließlich, in jedem Traum warst du im Traum warst du im Traum.
Es war außerdem ein wirklich putziges Gefühl, wenn du durch mich hindurch fuhrst. Es zwitscherte dann immer so galant in meinem rechten Ohr und dem Känguru fielen beinah die Augen aus dem Watteköpfchen. Ich war erleichtert, dass mich das Beuteltier begleitete, denn es war schon ein ungewohntes Gefühl, vermeintlich durch Rippenbögen zu wandern oder durchwandert zu werden und die Zielgerade aus den Augen verloren zu haben. Und dann warst da ja immer noch du. Gerade brachtest du mir zum wiederholten Male ein filetiertes Geleetörtchen im Rokoko-Stil und ein Taschentuch, weil ich so viel um dich weinte. Jenes war sehr kostbar und ich kostete natürlich sofort, um dich nicht zu verärgern. Du hörtest jedoch gar nicht zu, lächeltest nur dein wirres Lächeln, und ich wollte dir so gerne etwas erzählen.
Der große Waise jedoch mahnte rasch zum Aufbruch, also war das Picknick im Tunnel schon wieder vorbei ohne einen Bissen verzehrt zu haben und vor mir tat sich eine optische Täuschung auf. Ich wollte mit dir hinein oder hinausgehen, nahm dich bei der Hand, stellte nüchtern wie ein Nachrichtensprecher fest, dass es meine eigene war, und war fast allein. Gott sei Dank war das Känguru noch bei mir und ich selbst ebenfalls, wenn ich auch etwas neben mir stand oder fiel, denn das tat ich nun.
Es war ein überdimensionales Warenhaus, in dem ich nach einem gesunden Niesen wieder auftauchte. Es bestand aus etwas viereinhalb bordeauxroten Quadraten hoch zwei und es gab kilometerhohe Regale mit allem, was ein Mann sich wünscht. Bohrmaschinen, Palmen und Pokernächte, Baumstämme, Bierdosen und eine Abteilung mit viel Liebe. Bevor ich mich auch nur ansatzweise verlaufen konnte, war ich just in diesem Quadrat gelandet, auf einer Matratze aus Schneefedern, und der große Waise lehnte lässig auf einem Ellbogen. Der Ellbogen war bestimmt von einem Mammut oder noch hübscher, denn er blinkte wie eine Reklametafel in mindestens zwei von drei Farben auf und ab. Er hatte diese ulkige Sonnenbrille zur Tarnung auf und las dem großen Waisen aus deinem Leben vor. Das Känguru schnarchte derweil friedlich in meiner Tasche, also konnte nichts mehr schief gehen, davon war ich überzeugt.
Doch Zeuge sein war nicht so leicht, man musste sich so vieles merken und ich bemerkte, dass du gar nicht daran interessiert warst. Die Zauberstunde war jedoch wichtig, es musste endlich weitergehen, nach so vielen Ferien. Das nächste Kapitel stand an, noch immer, und in mir wuchs ein Gefühl von Hunger. Zeit für das filetierte Geleetörtchen. Ich machte es mir gemütlich und das Geleetörtchen und der große Waise begannen, mir eine Mahlzeit zu bereiten. Das fand ich sehr höflich und so tat ich wie mir befohlen und merkte mir weiterhin das Geschehen. Das bestand derzeit aus Pinguinen, die zu Heavy-Metal-Musik die Köpfe schüttelten und mir dabei mit ihren winzigen Schnäbeln gegen die nackten Fußsohlen hackten. Es hörte sich an wie ein Presslufthammer und ich bat den großen Waisen panisch, die Nägel herausziehen, bevor er servierte. Er sagte "Ja" und seine Nase sprach Bände. Jetzt gerade war es eine violette Schleife und die wollte ich dir schenken, doch du ranntest mit dem Freund des Freundes deines Freundes im Kreis herum und spieltest fangen. Wie albern, dachte ich, und streichelte gedankenverloren das schnarchende Känguru in der Hosentasche meines Rockes.
So ging das dann eine Weile, die einen rannten, die anderen lasen und ich merkte mir. Gerade jedoch, als das Essen fertig war mit essen, und ich vor Neugierde tatsächlich platzte und in tausend Stücke zersprang, ertönte dein Eisvogel-Lachen und ich wachte auf!
Das fand ich sehr schade, und es kam so plötzlich, denn der Ritt auf der Morgendämmerung war furchtbar einsam ohne deine Hände. Immerhin, so stellte ich selig seufzend fest, hatte ich deine unsichtbare Schulter und das war letzten Endes weitaus besser als jeder Ellbogen. Mit dieser angenehmen Erkenntnis legte ich den Kopf auf die Nackenstütze und schlief weiter, während du uns behutsam irgendwo in die Nacht hineinfuhrst.
VIII. Vorsicht ist der bessere Nachtisch
Hallo liebe Rala,
ja, ich dachte, ich muss dir mal wieder was Gutes tun
also gern geschehen.
Nein, aber nachdem nun noch drei weitere Traumgeschichten fertig sind, dachte ich, ich sollte wenigstens mal eine davon hier wieder einstellen... Freue mich sehr, dass es dir schon beim ersten überfliegen gefällt!
Übrigens: Das hier war größtenteils wieder ein tatsächlicher Traum, also ein Schlaftraum, nicht nur ein Wachtraum... Diese Pinguine waren echt grotesk, sag ich dir ...
Liebe Grüße
die Trix
ja, ich dachte, ich muss dir mal wieder was Gutes tun
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Nein, aber nachdem nun noch drei weitere Traumgeschichten fertig sind, dachte ich, ich sollte wenigstens mal eine davon hier wieder einstellen... Freue mich sehr, dass es dir schon beim ersten überfliegen gefällt!
Übrigens: Das hier war größtenteils wieder ein tatsächlicher Traum, also ein Schlaftraum, nicht nur ein Wachtraum... Diese Pinguine waren echt grotesk, sag ich dir ...
Liebe Grüße
die Trix
Huhu Trix,
was mir immer an deinen Traumgeschichten, wie auch dieser, so gefällt, dass sie so verrückt sind und hin- und her springen und diese Vor- und Zurück-Bewegung enthalten, bestimmte Elemente immer wieder auftauchen, kreuz und quer, da es genauso in Träumen geschieht!
Saludos
Mucki
was mir immer an deinen Traumgeschichten, wie auch dieser, so gefällt, dass sie so verrückt sind und hin- und her springen und diese Vor- und Zurück-Bewegung enthalten, bestimmte Elemente immer wieder auftauchen, kreuz und quer, da es genauso in Träumen geschieht!
Saludos
Mucki
hehe, danke mucki!
mehr muss man wohl nich dazu sagen...
ja, manche sachen ziehen sich komplett durch alle geschichten, also außer dem "du" und dem "ich". im prinzip müsste man sie wirklich mal alle wie ein buch in einem rutsch lesen, dann sieht man auch die zusammehänge und wie sich das alles entwickelt.
aber ich finde es wichtig, dass die geschichten auch alle für sich alleine stehen können.
danke für den positiven kommentar ,-)!
liebe grüßle
trix
mehr muss man wohl nich dazu sagen...
ja, manche sachen ziehen sich komplett durch alle geschichten, also außer dem "du" und dem "ich". im prinzip müsste man sie wirklich mal alle wie ein buch in einem rutsch lesen, dann sieht man auch die zusammehänge und wie sich das alles entwickelt.
aber ich finde es wichtig, dass die geschichten auch alle für sich alleine stehen können.
danke für den positiven kommentar ,-)!
liebe grüßle
trix
das ist ein bisschen wie alice im wunderland finde ich. und so was träumst du echt? beneidenswert. vor allem, wenn man sich dann auch noch erinnern kann und es so aufschreiben.
hallo xanthi,
danke, ja, hehe, alice for adults.gif)
wie schön, dass der vergleich immer wieder kommt. ich hoffe dennoch, dass es etwas eigenständiges ist.
naja, ich träume das ja nicht vollständig, aber ich lasse mich auch immer wieder in diese tranceartiges tagträume fallen und dort wird das dann ausführlich ausgeführt und geschrieben.
hier ist übrigens Teil 1 , mit dem damals alles begann, seither schreibe ich kontinuierlich an diesen Geschichten, sie begleiten mich immer, vielleicht wird es irgndwann ein dickes Märchenbuch für Erwachsene werden, das wäre schön!
Liebe Grüßle
die Trix
danke, ja, hehe, alice for adults
.gif)
wie schön, dass der vergleich immer wieder kommt. ich hoffe dennoch, dass es etwas eigenständiges ist.
naja, ich träume das ja nicht vollständig, aber ich lasse mich auch immer wieder in diese tranceartiges tagträume fallen und dort wird das dann ausführlich ausgeführt und geschrieben.
hier ist übrigens Teil 1 , mit dem damals alles begann, seither schreibe ich kontinuierlich an diesen Geschichten, sie begleiten mich immer, vielleicht wird es irgndwann ein dickes Märchenbuch für Erwachsene werden, das wäre schön!
Liebe Grüßle
die Trix
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