auf der walz [4]

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 30.06.2010, 15:36

auf der walz [4]


aus den kastenfenstern kommt die resonanz. man glaubt, dass balken - nur die autotüren.

zuviele fliegen jetzt, obwohl ich den müll immer. es kommt nur alle zwei wochen einer vorbei, der ... das gärt.
endlich geht der regen nieder. er wäscht ... nur mich, weil ich rausgeh nackt. das sind noch die besten stunden, die nackten.

wieder das taube gefühl im ringfinger - der blaue nagel; zu kühl.
anhalten können müsste man alles ... das vorbeirauschen der tageslichter, eines nach dem andern
... anhalten.






auf der walz [1]
henkki zakkinen liest: auf der walz [1]
auf der walz [2]
auf der walz [3]
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 30.06.2010, 21:56

Lieber Tom,

gerade gelesen - und daraufhin auch nochmal alle 3 walz-Teile davor - und sofort drin gewesen in der Stimmung. Die abgebrochenen Sätze sind für mich das Geheimnis, die Fähigkeit des Textes, die Stimmung, den Zustand in mir zu erzeugen, der dort herrscht, auf der walz. die anderen Teile haben durch diesen Teil nochmals erst eine Stimme bekommen, wahrscheinlich einfach, weil jetzt genug Text da ist, dass man sie spüren/hören kann.

Ich finde, du erreichst, dass man eine Vorstellung eines Hausens/Lebens hat, von dem eigentlich gerade das Gesetz ist, dass kein Zuschauer anwesend ist. So wie es auch für mich immer etwas ganz komisches hatte, wenn ich mal durch eine Glasscheibe im Querschnittdurch projekte im Zoo oder ähnlichem Sicht auf die unterirdischen Gänge von Nagetieren oder Insekten hatte.
Man muss natürlich bereit sein, seinen Sicherheitsabstand aufzugeben, aber das ist bei mir nie das Problem. Dann kommt es durch.

Geht für mich ganz auf - will mehr.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 30.06.2010, 23:57

Lisa hat geschrieben:Man muss natürlich bereit sein, seinen Sicherheitsabstand aufzugeben, aber das ist bei mir nie das Problem.



Bei mir auch nicht, Lisa ... Nur darüber entsteht Nähe ... selbst für keine Zuschauer ...
Danke für deinen lieben und wahrnehmenden Kommentar ... ich kann im Moment nicht viel zurückgeben, aber das kommt wieder ... will auch mehr ...


Tom
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.07.2010, 11:21

Hallo Tom,

ui, da habe ich mich schon gefreut, als ich den Titel gesehen habe und der Text löst das ganz ein, er führt die Reihe noch einmal weiter, oder tiefer. ... Es rührt mich an.

Lisa hat geschrieben:Man muss natürlich bereit sein, seinen Sicherheitsabstand aufzugeben, aber das ist bei mir nie das Problem.
Bei mir schon. .-) Aber mir geht es bei dieser Reihe gar nicht so. Sie lässt sehen, da sein, aber nicht auf übergriffig aufdringliche Art. Auch wenn Henkkis Lesung etwas anderes zeigt, höre ich diese ganze Reihe mit einer leisen, inneren Stimme, die sich nicht nach außen wendet, und die mich selbst in diesem Raum sein lässt, ohne, dass es sich grenzüberschreitend in die eine oder andere Richtung anfühlt. Der Sicherheitsabstand wird gar nicht zum Thema. Ich denke, das liegt sowohl an der Sprache, der Luft, die sich aus und zwischen den Satzteilen, dem Abgebrochenen auftut, (und das ist hier ganz wunderbar gelungen, dass sich das zu einem Mehr zusammenfügt) als auch an dieser ungezwungen Offenheit, einer zwanglosen Nähe, die nichts verlangt. Eine Freikörperkultur der anderen Art. .-)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 03.07.2010, 10:17

Hallo Flora,

dieser Text wäre beinahe in den Tiefen meines elektronischen Tagebuchs versickert (ist ergo nicht ganz neu), umso mehr freut es mich, dass er bei dir Anklang findet. Die leise innere Stimme ist sicherlich maßgebend, jedoch funktioniert das Ganze für mich nur, wenn das gestrichene Maß Schizophrenie mitkling, so wie Freund Henrik es auch gelesen hat. Das bleibt nicht ruhig und verinnerlicht, das bricht sich auch laut Bahn bis hin zum irrwitzigen Schrei. Dass du es anders lesen kannst, tut der Sache natürlich keinen Abbruch. Ich hoffe, ich kann das eines Tages auch nur noch leise lesen/hören, wenn die Eindrücke aus dieser Zeit verblasst sein werden ...
Für mich ist das noch Porno, was dann irgendwann vielleicht FKK wird :o)


Lieben Dank für deinen freundlichen Kommentar.

Tom
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Quoth
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Beitragvon Quoth » 03.07.2010, 11:47

Hallo, Tom,

wir sind uns hier bisher noch nicht begegnet. Für den Hinweis auf die Vorläufertexte danke ich Dir, denn so konnte ich sie lesen und mich auch mit den bisherigen Reaktionen vertraut machen. Unter ihnen hat mir die von Sam auf den ersten Text dieser Serie am besten gefallen - ich brauche deshalb nicht mehr viel dazu zu sagen.

In emotionaler Erregung pflegen wir zu stammeln. Daraus nun den Umkehrschluss zu ziehen, dass hinter schriftlichem Gestammel immer auch ein starkes Fühlen stecke, scheint mir gewagt. Auf mich wirkt der Text maniriert und auf ein Zielpublikum berechnet, das diesen Umkehrschluss gern zu ziehen bereit ist.

Da Du Dich offenbar in Österreich befindest, erlaube ich mir, Dir einen Autor ans Herz zu legen, den ich überaus schätze: Konrad Bayer. In seinem Text "Der sechste Sinn" hat er einer vibrierenden Emotionalität Prosa von einer Kälte abgerungen, die eben das Emotionale sehr viel exakter konserviert als Dein Versuch, mich durch vorgetäuscht naturalistisches Stammeln in etwas hinein zu ziehen, was dahinter angeblich existiert.

Es wäre reizvoll, Dich mit einem entsprechenden Stammeltext zu karikieren, aber das unterlasse ich, weil ich weder Dich noch diejenigen, die Deinem Stammeln etwas abgewinnen können, kränken will. Letztlich ist natürlich alles erlaubt - aber nicht alles ist trefflich!

Mit Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 03.07.2010, 13:53

Hallo Quoth,

dass diese Walz-Texte nicht jedermans Sache sind bzw. sein können und dementsprechend polarisieren, haben wir ja schon u.a. an Sams Kommentar in Teil 1 gelesen. Ich finde das auch eher normal und völlig ok.

Ob 'Stammeln' als Stilmittel nun vertretbar ist oder nicht, weiß ich nicht, und es spielt in diesem Fall auch keine Rolle, da es sich um ein Experiment handelt, und es mich eh nicht ficht, was man kann und soll und darf. Stilmittel wäre es dann, wenn der Text bewusst zur Veröffentlichung geschrieben wäre. Ist er aber nicht. Das letzte, was auf ihn zuträfe wäre, dass er auf 'ein Zielpublikum berechnet' ist.

Für mich ist es der Versuch, einer Wortlosigkeit Ausdruck zu verleihen, und gewisse Ängste und überzeichnete Eindrücke in Papier zu meißeln, damit es aus dem Kopf ist. Die uralte Diskussion, ob das alleine für den Adelstitel 'literarisch' genügt, möchte ich hier nicht aufgreifen. Wenn ich diesen Maßstab - wie immer der auch sein mag - jedes Mal vor Veröffentlichung einer Rückenmark-Niederschrift zugrunde legen würde, käme aber vielleicht ein Mist dabei raus ...

Es ist nett, dass du von einer Karikatur absiehst. Natürlich kann man das niemandem verwehren, wenn er meint, etwas lächerlich machen zu müssen, was anderen vielleicht sehr ernst und wichtig ist ...

In Österreich bin ich nicht mehr, und dieses Land werde ich auch nicht mehr betreten (außer noch einmal, um meine Plörren da abzuholen). Danke für den Buchtipp, aber ich lese kaum noch was außer alten Handwerksbüchern. Das bewahrt mich beim Schreiben vor zu starken Stil-Einflüssen ... außerdem brauche ich erstmal ne Lesebrille ...

Danke für deine kontroverse Betrachtung. Ich kann deine Wahrnehmung gut nachvollziehen ...

Tom
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Max

Beitragvon Max » 04.07.2010, 11:38

Hai Tom,

die Nummer 4 hat mich drauf hingewiesen, dass mir wohl ein Walz-Text durch die Lappen gegangen ist.

An diesem hier finde ich (spontan, ohne die anderen noch einmal gelesen zu haben und zu sehen, ob es dort ebenso ist) bemerkenswert wie Du formal die Zurüpckgeworfenheit des Erzählers auf sich komstruierst, indem Du nur noch mit Satzfetzen arbeitest - Gedanken, wie sie sind, unvollständig, nicht komplettiert, weil man selbst a weiß, was man denkt, denken will oder weil man denkt, dass man das weiß.

Meine Highlights sind

das sind noch die besten stunden, die nackten.


und

anhalten können müsste man alles ... das vorbeirauschen der tageslichter, eines nach dem andern
... anhalten.


Sehr stark!
Max

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 04.07.2010, 12:23

Das ist relativ freundlich von dir, Max :o)
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 06.07.2010, 14:29

Hallo Quoth,

Auf mich wirkt der Text maniriert und auf ein Zielpublikum berechnet, das diesen Umkehrschluss gern zu ziehen bereit ist.
Zur Berechnung hat Tom ja schon geschrieben. Da du mich wohl zum Zielpublikum rechnest, möchte ich dazu aber kurz einwerfen, dass ich diesen Umkehrschluss mitnichten bereitwillig ziehe, oder diesen Text so gelesen habe. Ich würde eigentlich eher sagen, dass ich in dieser Hinsicht kritisch bin. Von daher hätte mich ein Versuch von dir ob nun als Karikatur oder mit ernsthaftem Ansatz durchaus interessiert. Vielleicht wagst du es ja einmal etwas in diese Richtung einzustellen ohne dich an Toms Text anzulehnen. Dann müsste es allerdings auch für sich selbst stehen können, was denke ich gar nicht so einfach ist.
An meiner Textwahrnehmung hier, oder bei den anderen Walz-Texten würde es sicher nichts ändern.
In seinem Text "Der sechste Sinn" hat er einer vibrierenden Emotionalität Prosa von einer Kälte abgerungen, die eben das Emotionale sehr viel exakter konserviert als Dein Versuch, mich durch vorgetäuscht naturalistisches Stammeln in etwas hinein zu ziehen, was dahinter angeblich existiert.
Diesen Text kenne ich leider nicht, kann also dazu nichts sagen. Aber was hinter Texten existiert und sich dann für den Leser zeigt, bleibt doch ein Geheimnis, das man nicht so pauschal abhandeln kann und das sich auch nicht anhand der Vollendung von Sätzen zeigt, eh sei denn, sie sind so platt, dass nichts dahinter passt. .-)

Liebe Grüße
Flora
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Quoth
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Beitragvon Quoth » 06.07.2010, 20:27

Nein, das mache ich nicht, Flora. Das geht jetzt nicht mehr, nachdem ich die Idee offengelegt habe. Ich habe einmal erlebt, dass sich ein Autor über die in einem Forum grassierende Celanitis lustig machte, indem er auch so ein "offenes", aber nicht ernst gemeintes Textwerk verfasste, worauf auch ich hereinfiel. Als er dann seine satirische Absicht offenlegte, waren alle, die seinen Text treudoof und ernsthaft kommentiert und gelobt hatten, stocksauer. Es genügt mir völlig, meine - sich stark an Sams anschließende - Meinung gesagt zu haben, nämlich, dass ich mit solchen Texten nicht viel bis nichts anfangen kann.

Hier eine Leseprobe aus Konrad Bayer (1932-64): der sechste sinn (rowohlt 1969):

nina stand in einem kleefeld und lachte. neben ihr lachte goldenberg, den sie auf die wiese getragen hatte. sie riss goldenberg an den brusthaaren, die voll ameisen waren.

goldenberg erwachte und schluckte den speichel, der sich in seiner mundhöhle gesammelt hatte. nina weinte. goldenberg stand auf, ging in die küche und versuchte die küchenbank vors haus zu tragen. aber so sehr er sich bemühte, gelang es ihm nicht, sie aus dem festgetretenen lehmboden zu reissen in den sie eingesunken war.

nina versuchte die küchenbank aus der wand zu reissen. aber die nägel gaben nicht nach. neben ihr sitzt goldenberg, der nicht weiss, ob er lachen oder weinen solle. sein mund ist ausgedörrt und seine zunge aufgequollen.

nina schlug goldenberg die fingernägel in die brust. goldenberg bewegte sich nicht.

nina stand in einem kleefeld und lachte, neben ihr stand goldenberg und lachte noch immer.

goldenberg war im einklang mit den dingen. als er vors haus ging sein wasser abzuschlagen, öffnete der himmel seine schleusen, und gemeinsam erfrischten sie die erde und ihre leuchtenden blumen.


Konrad Bayer wird zur sog. "Wiener Gruppe" um H.C. Artmann, Oswald Wiener und Gerhard Rühm gerechnet.
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 06.07.2010, 21:27

Hallo Quoth,
Nein, das mache ich nicht, Flora. Das geht jetzt nicht mehr, nachdem ich die Idee offengelegt habe. Ich habe einmal erlebt, dass sich ein Autor über die in einem Forum grassierende Celanitis lustig machte, indem er auch so ein "offenes", aber nicht ernst gemeintes Textwerk verfasste, worauf auch ich hereinfiel. Als er dann seine satirische Absicht offenlegte, waren alle, die seinen Text treudoof und ernsthaft kommentiert und gelobt hatten, stocksauer.
Das erscheint mir unlogisch. Gerade weil du deine Idee offengelegt hast, liefe es ja eben nicht auf ein Hereinlegen, diesen Hurzeffekt hinaus, sondern man könnte sich mit dem Text offen als Karikatur oder Satire auseinandersetzen.
Allerdings ergeben sich aus deinem Kommentar für mich noch ganz andere Fragen, die ich interessant finde. Zum Beispiel, ob es überhaupt auf die Intention des Autors hinsichtlich der Ernsthaftigkeit seines Textes ankommt. Hat sich denn der Text durch das Offenlegen seiner Intention verändert? Warum war er dann auf einmal nicht mehr gut? Kann man auf sein Lesen hereinfallen? Nach welchen Kriterien hat man denn dann kommentiert?
Es würde mich tatsächlich ärgern, wenn der Autor mitteilt, dass ihm an einer ernsthaften Kritik nichts lag, weil ich mir dann die Zeit hätte sparen können, meine Gedanken auszuformulieren, aber den Text selbst und meine Wahrnehmung sollte das ja eigentlich nicht berühren.

Vielen Dank für die Leseprobe... das muss ich erst noch ein bisschen auf mich wirken lassen. Im ersten Moment fängt es mich, zumindest so aus dem Kontext gelöst, rein sprachlich, nicht ein. (Ich hoffe das Zitat ist urheberrechtlich unbedenklich?)

Liebe Grüße
Flora
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Beitragvon fenestra » 07.07.2010, 00:23

Liebe Flora, eigentlich läuft man doch immer Gefahr, einem Streich des Autors aufzusitzen. Denk mal an die Form des Cento - alles aus Zeilen anderer Gedichte zusammengeschnitten. Oder an Nikos non sense. Oder an Anagramme. Es ist Skepsis angesagt, wenn man sich in der heutigen Zeit einem Text nähert, die Intention kann trügerisch sein.

Lieber Tom, mir geht es bei den Walz-Texten - nachdem ich sie jetzt alle gelesen habe - so, dass ich sie einzeln etwas zu spärlich finde, alle vier als eine größere Textur aber schon lohnenswert. Das "Stammeln", besonders auch das Weglassen von Verben, die selbstverständlich dazugedacht werden können, ist für mich ein interessantes Stilmittel. Es unterläuft unsere Lesegewohnheit, wir stocken, ergänzen, führen das Selbstgespräch des lyrischen Ichs weiter. Die Bruchstücke lassen uns Alltäglichkeiten miterleben, die dennoch nicht für jeden alltäglich sind (der blaue Nagel, die Falken, der staubige Dachboden. Sie sprechen den Voyeur in uns an, vielleicht auch die Sehnsucht nach dem einfachen Leben. Ab und zu sind dann Weltbetrachtungen eingesprenkelt (Heimat, ein zurückguckgebiet, anhalten können müsste man alles), die vielleicht nicht so neu und originell sind. Aus den vorher aufgebauten Assoziationsräumen könnte sich noch mehr, Überraschenderes entwickeln. Wer einsam lebt, wird wunderlich. Der Text könnte daher durchaus überzeugend ins Surreale abgleiten, was viele Möglichkeiten der Gestaltung böte. Also, falls du noch mehr davon schreibst - ich werds mit Interesse lesen!

Liebe Grüße
fenestra

Quoth
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Beitragvon Quoth » 07.07.2010, 07:30

Hallo, Flora,
das Zitat (eine halbe von über 100 Druckseiten des Gesamtwerks) dürfte durch das Zitatprivileg des §51UrhG gedeckt sein.
Zur Bedeutung der Absichten hat fenestra sich geäußert.
Ein Punkt, der erwähnt werden sollte, ist: Die Rezeption eines Textes wird natürlich auch durch die Vertrautheit mit Stil, Eigenart und Biografie des Autors mitbestimmt, ja, eventuell auch durch ein Zusammgehörigkeitsgefühl auf Grund langen Kennens, durch Sympathie oder sogar Freundschaft. All das hat sich bei mir bisher nicht entwickeln können, der Text wirkt gleichsam völlig nackt und uneingebettet auf mich.
Gruß
Quoth
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