Wohnorte
In der Großstadt leben ist schön, aber in der Kleinstadt aufwachsen auch. In der Großstadt möchte ich nicht zur Welt gekommen, in der Kleinstadt nicht begraben sein. In der Großstadt ist es eng, in der Kleinstadt weitläufig, die Leute schauen einander an, in der Großstadt hingegen schauen alle an einander vorbei. Sie wollen nicht abgelenkt werden von sich und ihren ganz persönlichen Zielen, die freilich oft genug die Ziele vieler sind. Die Großstadt ist das richtige Lebensumfeld für meinesgleichen. Die Kleinstadt hat eine Seele, die Großstadt hingegen nur ein Bewusstsein. Deshalb sehne ich mich in der Groß- immer nach der Kleinstadt. Es ist für mich zu spät, mit dem Wohnen in der Kleinstadt zu beginnen. In der Kleinstadt muss lange wohnen, wer dort ankommen will, die Großstadt hingegen ist die Durchzügler gewöhnt, dort kann man wohnen, ohne dazu zu gehören, ja, eigentlich gehört niemand dazu. Ein Zwischending ist der Kiez. Der Kiez ist der Versuch, ein Stück Großstadt in eine Kleinstadt zu verwandeln. Manchmal glückt, manchmal scheitert es.
Wohnen kann man freilich ebenso gut hier wie dort. Wohnen ist eigentlich meine Leidenschaft. Ich wohne manchmal Tag und Nacht und intensiviere es, indem ich mich auf Tische stelle oder in Schränke lege, in Wannen schlafe, mich in Küchen und Wohnzimmern rasiere oder in Bädern toaste. Wohnend versuche ich mich zu entörtlichen. Regale, Schreibtisch und Bettvorleger bleiben dieselben, wohin ich auch ziehe. Auch Dürers Rhinozeros begleitet mich durch alle Wohnungen und belächelt meine Versuche, Räume umzuwidmen. Wohnen ist mein Hobby, es ist so still.
Und in der Metro möchte ich wissen, wie und wo die anderen wohnen. Deshalb schaue ich sie forschend an, was mir schon Ärger eingebracht hat. Neulich haben mich drei zusammengetreten, weil ich in der Großstadt Kleinstadtverhalten an den Tag legte. Es ist riskant, zwischen Groß- und Kleinstadt zu wandern. Aber ich gebe nicht auf. Ich werde das komplementäre Experiment in der Kleinstadt machen und niemanden anschauen. Man wird mich für hochnäsig halten. Wird man mich angreifen? Ich hoffe es, denn die Opferrolle ist für mich wie maßgeschneidert. Ich werde mich nicht wehren, das provoziert. Als Opfer bist du immer im Recht, und im Recht sein macht Spaß.
Wohnorte
Lieber quoth
Das geht uns/vielen so? - Die Großstadt mit ihren zielvoll durcheinander hetzenden Menschenmenge. Die Kleinstadt, die Menschen noch wahrnimmt: und oft falsch/nimmt.
Irgendwie fand ich den Text interessant, ansprechend und stolperte doch an einigen Stellen. Ich will mal sehen, ob das mehr inhaltlich oder stilistisch war:
Warum eigentlich? Die Kinder der Großstadt haben etwas besonders Waches, Sensibles. Ich sehe und höre sie gern, ich bedaure sie nicht. Im Gegenteil, Kleinstadtjugendliche finde ich oft sehr, sehr engstirnig (ich meine jetzt vergleichbare Milieus, eher unter- untere Mittelschicht, die ich in der Großstadt von der Umgebung gefördert sehe)
Da bin ich auch nicht einverstanden ...
Diesen Satz finde ich toll, als hätte ich das schon immer gedacht, und doch ist das dein Gedanke, dein Satz, sehr schön.
Der Kietz - ja, das Phänomen gibt es überall : les quartiers "bobo"
auf frz.
hat mir gut gefallen! (bis auf 'es ist so still ... )
ja .... könnte man lang drüber sprechen, und an dieser Stelle ist die Ironie sehr klar und deutlich!
Also, noch Mal: die Idee finde ich orginell, ansprechend, und am liebsten würde ich jetzt mit meinem eigenen Text antworten. Inhaltliche Kritik: zuviel allgemeingültige Aussagen, deren Ironie ich vermute, aber nicht spüre. Sprachlich finde ich die Adverbien nicht präzis genug eingesetzt.
Aber : das ist erst eine Meinung. Ich lese deine Texte und Kommentare sehr gerne, diese Bemerkungen sind vor allem auch Fragen. Wie empfindest du das? Und wie kann ich aus der Diskussion mit dir lernen ...
liebe Grüße
Renée
Das geht uns/vielen so? - Die Großstadt mit ihren zielvoll durcheinander hetzenden Menschenmenge. Die Kleinstadt, die Menschen noch wahrnimmt: und oft falsch/nimmt.
Irgendwie fand ich den Text interessant, ansprechend und stolperte doch an einigen Stellen. Ich will mal sehen, ob das mehr inhaltlich oder stilistisch war:
,Quoth hat geschrieben:Wohnorte
In der Großstadt möchte ich nicht zur Welt gekommen ... sein
Warum eigentlich? Die Kinder der Großstadt haben etwas besonders Waches, Sensibles. Ich sehe und höre sie gern, ich bedaure sie nicht. Im Gegenteil, Kleinstadtjugendliche finde ich oft sehr, sehr engstirnig (ich meine jetzt vergleichbare Milieus, eher unter- untere Mittelschicht, die ich in der Großstadt von der Umgebung gefördert sehe)
Die Kleinstadt hat eine Seele, die Großstadt hingegen nur ein Bewusstsein.
Da bin ich auch nicht einverstanden ...
Es ist für mich zu spät, mit dem Wohnen in der Kleinstadt zu beginnen.
Diesen Satz finde ich toll, als hätte ich das schon immer gedacht, und doch ist das dein Gedanke, dein Satz, sehr schön.
Ein Zwischending ist der Kiez. Der Kiez ist der Versuch, ein Stück Großstadt in eine Kleinstadt zu verwandeln. Manchmal glückt, manchmal scheitert es.
Der Kietz - ja, das Phänomen gibt es überall : les quartiers "bobo"
auf frz.
Wohnen kann man freilich ebenso gut hier wie dort. Wohnen ist eigentlich meine Leidenschaft. Ich wohne manchmal Tag und Nacht und intensiviere es, indem ich mich auf Tische stelle oder in Schränke lege, in Wannen schlafe, mich in Küchen und Wohnzimmern rasiere oder in Bädern toaste. Wohnend versuche ich mich zu entörtlichen. Regale, Schreibtisch und Bettvorleger bleiben dieselben, wohin ich auch ziehe. Auch Dürers Rhinozeros begleitet mich durch alle Wohnungen und belächelt meine Versuche, Räume umzuwidmen. Wohnen ist mein Hobby, es ist so still.
hat mir gut gefallen! (bis auf 'es ist so still ... )
Als Opfer bist du immer im Recht, und im Recht sein macht Spaß.
ja .... könnte man lang drüber sprechen, und an dieser Stelle ist die Ironie sehr klar und deutlich!
Also, noch Mal: die Idee finde ich orginell, ansprechend, und am liebsten würde ich jetzt mit meinem eigenen Text antworten. Inhaltliche Kritik: zuviel allgemeingültige Aussagen, deren Ironie ich vermute, aber nicht spüre. Sprachlich finde ich die Adverbien nicht präzis genug eingesetzt.
Aber : das ist erst eine Meinung. Ich lese deine Texte und Kommentare sehr gerne, diese Bemerkungen sind vor allem auch Fragen. Wie empfindest du das? Und wie kann ich aus der Diskussion mit dir lernen ...
liebe Grüße
Renée
Hallo QUoth,
das ist ein Tonfall, den ich mag. Mir fällt gerade das richtige Wort dafür nicht ein. Es ist ja scheinbar sehr sachlich geschrieben und dahinter versteckt sich viel an Reflexion, Gefühlen, Ironie...Für mich ist Witz darin, im Witz aber auch Melancholie, Distanz und doch ein Wunsch nach Nähe. Über manche Aussagen kann man lange nachdenken. Deine Beschreibung "Wohnen als Leidenschaft" im Mittelteil ist einfach klasse.
Am Ende kommt der Opferrollenteil für mich sehr überraschend. Ich wünsche mir, dass es noch weiterginge und Du in diesem Stil Dir auch das Thema "Opferrolle" noch vornehmen würdest. Vielleicht sogar so, dass es möglich iwst, einen Zusammenhang herzustellen zwischen beidem...
Ich habe das gern gelesen!
Liebe Grüße
leonie
das ist ein Tonfall, den ich mag. Mir fällt gerade das richtige Wort dafür nicht ein. Es ist ja scheinbar sehr sachlich geschrieben und dahinter versteckt sich viel an Reflexion, Gefühlen, Ironie...Für mich ist Witz darin, im Witz aber auch Melancholie, Distanz und doch ein Wunsch nach Nähe. Über manche Aussagen kann man lange nachdenken. Deine Beschreibung "Wohnen als Leidenschaft" im Mittelteil ist einfach klasse.
Am Ende kommt der Opferrollenteil für mich sehr überraschend. Ich wünsche mir, dass es noch weiterginge und Du in diesem Stil Dir auch das Thema "Opferrolle" noch vornehmen würdest. Vielleicht sogar so, dass es möglich iwst, einen Zusammenhang herzustellen zwischen beidem...
Ich habe das gern gelesen!
Liebe Grüße
leonie
Hallo Quoth, dazu hab ich immer mal wieder auch etwas Arrogantes geschrieben - edit, aber das war hier wohl übertrieben lang und unangemessen im Genre, pardon dafür.
(habs wieder rausgenommen)
herzlich
klara
(habs wieder rausgenommen)
herzlich
klara
Zuletzt geändert von Klara am 24.04.2010, 22:41, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Klara,
mir geht es so, dass ich den Text von Quoth eher als eine Suchbewegung empfinde. Es wirkt auf mich so, als sei jemand gerade noch nicht angekommen.
In Deinem Text wirkt die Autorin auf mich hingegen so, als wisse sie ziemlich genau, welchen Lebensformen und -äußerungen man welchen Stempel aufzudrücken hat, Das setzt voraus, dass man sich der eigenen Lebensform relativ sicher ist. Das kommt in diesem Fall für mich tatsächlich nicht nur witzig, sondern auch arrogant rüber. Das hat aber, glaube ich zudem noch damit zu tun, auf welche Weise der Leser immer wieder direkt angesprochen wird. Relativiert wird es dann wiederum durch die letzten Sätze... Das nur am Rande bemerkt...
Liebe Grüße
leonie
mir geht es so, dass ich den Text von Quoth eher als eine Suchbewegung empfinde. Es wirkt auf mich so, als sei jemand gerade noch nicht angekommen.
In Deinem Text wirkt die Autorin auf mich hingegen so, als wisse sie ziemlich genau, welchen Lebensformen und -äußerungen man welchen Stempel aufzudrücken hat, Das setzt voraus, dass man sich der eigenen Lebensform relativ sicher ist. Das kommt in diesem Fall für mich tatsächlich nicht nur witzig, sondern auch arrogant rüber. Das hat aber, glaube ich zudem noch damit zu tun, auf welche Weise der Leser immer wieder direkt angesprochen wird. Relativiert wird es dann wiederum durch die letzten Sätze... Das nur am Rande bemerkt...
Liebe Grüße
leonie
Hallo, Renée, ja, freue mich, dass einiges Dir gefallen, anderes nicht gefallen hat. Aber Du wirst mir das Recht, subjektive Meinungen in einen solchen Text zu packen, nicht absprechen, oder? Ihre Direktheit macht vielleicht gerade den Reiz aus, würde ich abwägungsjournalistisch allem und allen gerecht zu werden versuchen, würde ein Feature draus, und das wollte ich nicht schreiben, sondern indirekt einen bestimmten Schreibertypus charakterisieren. Dass Wohnen eine stille Leidenschaft ist, ergibt sich daraus, dass es "bei sich, unentfremdet sein" bedeutet, und das würde durch Schallquellen verhindert.
Dank Dir, Klara, für Deinen Beitrag "Neulich in der Provinz", der auf eine Kleinstadtsatire hinausläuft. Warum postest Du ihn nicht als eigenes Thema? Dann wüsste man genauer, womit man sich hier zu befassen hat!
Ja, Leonie, Du hast Recht, es ist mehr eine Suchbewegung in dem obigen Text, freut mich, dass Du ihn magst! Ich werde versuchen, mal einen aus derselben Perspektive über die Opferrolle zu schreiben, stelle ihn ein, wenn er mir gelungen erscheint.
Dank Dir, Klara, für Deinen Beitrag "Neulich in der Provinz", der auf eine Kleinstadtsatire hinausläuft. Warum postest Du ihn nicht als eigenes Thema? Dann wüsste man genauer, womit man sich hier zu befassen hat!
Ja, Leonie, Du hast Recht, es ist mehr eine Suchbewegung in dem obigen Text, freut mich, dass Du ihn magst! Ich werde versuchen, mal einen aus derselben Perspektive über die Opferrolle zu schreiben, stelle ihn ein, wenn er mir gelungen erscheint.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Lieber Quoth,
Großstadt - Kleinstadt. Das ist ein Thema, über das ich mich mit dir vermutlich stundenlang unterhalten könnte! Wohnen, Wohnorte, auch mich beschäftigt das nachhaltig und immer wieder.
Dein Text zerfällt in drei Teile. Der erste untersucht zwei Extreme, der zweite versöhnt in gewisser Weise die vorher aufgezeigten Gegensätze - weil Wohnen ja in Innenräumen stattfindet - und der dritte (den ich nicht so gut an das Vorherige angebunden finde mit "Und in der Metro" ...) beschreibt ein interessantes Projekt der Interaktion zwischen Bewohnern der Groß- und Kleinstadt. Den zweiten Abschnitt finde ich in seiner angedeuteten Absurdität (dürfte gern noch etwas absurder sein) besonders gelungen. Im dritten Thema steckt auch noch sehr viel Potential. Insgesamt könntest du drei Kurztexte daraus machen. Aber ich bin keine Prosa-Spezialistin. Zum Aufbau können andere sicher mehr sagen.
Nun zum ersten Teil: Du sprichst von zwei Extremen, um die Unterschiede herauszuarbeiten. Auf der einen Seite die Großstadt (> 1 Millionen?). Müsste auf der anderen Seite nicht das Dorf oder die Samtgemeinde stehen?
Das ist tatsächlich genau so. Ich erkläre mir das soziobiologisch. In der Kleinstadt sind die Leute oft allein auf der Straße (oder dem asphaltierten Feldweg). Man kann leicht herausfinden, wo sie wohnen. Die Grundstücke sind oft leicht zugänglich. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit - auch wegen der geringeren Zahl der Einwohner - größer, aneinander zu geraten. Also sollte man die Absichten der Leute, die einem begegnen, früh erkennen. Man schaut ihnen deshalb ins Gesicht.
In der Großstadt ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade DU zum Opfer wirst, geringer, je weniger du auffällst. Also nur keinen anschauen, nicht auf sich aufmerksam machen. Außerdem: Wen soll man eigentlich anschauen, bei der unübersichtlichen Menge der Vorüberströmenden?
Zwischen Groß- und Kleinstadt gibt es natürlich noch Paradiese, die ich diesen beiden Extrem-Biotopen bei Weitem vorziehen würde: Die Stadt zwischen 100 000 und 250 000 Einwohnern, die sich nur wegen ihrer vielen Studenten und eingemeindeten Dörfer Großstadt nennen darf (Beispiel: Göttingen, Münster, Osnabrück ...). Das ist schon etwas anderes, als ein Molloch wie Berlin oder Hamburg, denn aus solchen Klein-Großstädten kann man zu Fuß an den Stadtrand, in die Natur laufen, ohne stunden- oder gar tagelang riesige Wohnburgen, Industrieansiedlungen und Verkehrsflächen unter- und durchqueren zu müssen. Deutschland hat gar nicht so viele richtige Großstädte. Sehr viel spielt sich zwischen den von dir beschriebenen Extremen ab. Das ist natürlich weniger plakativ und daher vielleicht weniger für einen Kurztext wie diesen geeignet.
Das ist sicher richtig so. Wer spät in die Großstadt zieht, darf aber vermutlich kein Problem mit dem Alleinsein haben.
Wie groß ist Kappeln eigentlich?
Liebe Grüße dorthin
fenestra
Großstadt - Kleinstadt. Das ist ein Thema, über das ich mich mit dir vermutlich stundenlang unterhalten könnte! Wohnen, Wohnorte, auch mich beschäftigt das nachhaltig und immer wieder.
Dein Text zerfällt in drei Teile. Der erste untersucht zwei Extreme, der zweite versöhnt in gewisser Weise die vorher aufgezeigten Gegensätze - weil Wohnen ja in Innenräumen stattfindet - und der dritte (den ich nicht so gut an das Vorherige angebunden finde mit "Und in der Metro" ...) beschreibt ein interessantes Projekt der Interaktion zwischen Bewohnern der Groß- und Kleinstadt. Den zweiten Abschnitt finde ich in seiner angedeuteten Absurdität (dürfte gern noch etwas absurder sein) besonders gelungen. Im dritten Thema steckt auch noch sehr viel Potential. Insgesamt könntest du drei Kurztexte daraus machen. Aber ich bin keine Prosa-Spezialistin. Zum Aufbau können andere sicher mehr sagen.
Nun zum ersten Teil: Du sprichst von zwei Extremen, um die Unterschiede herauszuarbeiten. Auf der einen Seite die Großstadt (> 1 Millionen?). Müsste auf der anderen Seite nicht das Dorf oder die Samtgemeinde stehen?
In der Großstadt ist es eng, in der Kleinstadt weitläufig, die Leute schauen einander an, in der Großstadt hingegen schauen alle an einander vorbei
Das ist tatsächlich genau so. Ich erkläre mir das soziobiologisch. In der Kleinstadt sind die Leute oft allein auf der Straße (oder dem asphaltierten Feldweg). Man kann leicht herausfinden, wo sie wohnen. Die Grundstücke sind oft leicht zugänglich. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit - auch wegen der geringeren Zahl der Einwohner - größer, aneinander zu geraten. Also sollte man die Absichten der Leute, die einem begegnen, früh erkennen. Man schaut ihnen deshalb ins Gesicht.
In der Großstadt ist die Wahrscheinlichkeit, dass gerade DU zum Opfer wirst, geringer, je weniger du auffällst. Also nur keinen anschauen, nicht auf sich aufmerksam machen. Außerdem: Wen soll man eigentlich anschauen, bei der unübersichtlichen Menge der Vorüberströmenden?
Zwischen Groß- und Kleinstadt gibt es natürlich noch Paradiese, die ich diesen beiden Extrem-Biotopen bei Weitem vorziehen würde: Die Stadt zwischen 100 000 und 250 000 Einwohnern, die sich nur wegen ihrer vielen Studenten und eingemeindeten Dörfer Großstadt nennen darf (Beispiel: Göttingen, Münster, Osnabrück ...). Das ist schon etwas anderes, als ein Molloch wie Berlin oder Hamburg, denn aus solchen Klein-Großstädten kann man zu Fuß an den Stadtrand, in die Natur laufen, ohne stunden- oder gar tagelang riesige Wohnburgen, Industrieansiedlungen und Verkehrsflächen unter- und durchqueren zu müssen. Deutschland hat gar nicht so viele richtige Großstädte. Sehr viel spielt sich zwischen den von dir beschriebenen Extremen ab. Das ist natürlich weniger plakativ und daher vielleicht weniger für einen Kurztext wie diesen geeignet.
die Großstadt hingegen ist die Durchzügler gewöhnt, dort kann man wohnen, ohne dazu zu gehören, ja, eigentlich gehört niemand dazu
Das ist sicher richtig so. Wer spät in die Großstadt zieht, darf aber vermutlich kein Problem mit dem Alleinsein haben.
Wie groß ist Kappeln eigentlich?
Liebe Grüße dorthin
fenestra
Liebe Fenestra,
ja, die "Paradiese" der Mittelstädte, mein Sohn wohnt in so einem - der früheren Bundeshauptstadt - und radelt, wann immer der Studierstress es zulässt, vergnügt durchs Siebengebirge. Was Deine Frage nach Kappeln betrifft (keine 10.000 Einwohner) muss ich ein Recht auf ein dem lyrischen vergleichbares episches Ich anmelden: Meine Texte sind nicht immer 1:1 aus meiner wirklichen gegenwärtigen Situation heraus geschrieben, sie sind Rollenprosa, mit der ich nicht unmittelbar zu identifizieren bin, dieser aus meiner Kölner Epoche heraus geschaut. So bin ich auch nicht wirklich zusammengetreten worden - nur für den Fall, dass man mich jetzt in der Klinik vermutet. Nicht stunden-, tagelang könnten wir uns über diese und viele andere Thematiken unterhalten, liebe Fenestra, aber wir schieben es auf!
ja, die "Paradiese" der Mittelstädte, mein Sohn wohnt in so einem - der früheren Bundeshauptstadt - und radelt, wann immer der Studierstress es zulässt, vergnügt durchs Siebengebirge. Was Deine Frage nach Kappeln betrifft (keine 10.000 Einwohner) muss ich ein Recht auf ein dem lyrischen vergleichbares episches Ich anmelden: Meine Texte sind nicht immer 1:1 aus meiner wirklichen gegenwärtigen Situation heraus geschrieben, sie sind Rollenprosa, mit der ich nicht unmittelbar zu identifizieren bin, dieser aus meiner Kölner Epoche heraus geschaut. So bin ich auch nicht wirklich zusammengetreten worden - nur für den Fall, dass man mich jetzt in der Klinik vermutet. Nicht stunden-, tagelang könnten wir uns über diese und viele andere Thematiken unterhalten, liebe Fenestra, aber wir schieben es auf!
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Meine Texte sind nicht immer 1:1 aus meiner wirklichen gegenwärtigen Situation heraus geschrieben
Völlig klar, dennoch schreibt man sowas aus einem gewissen Erfahrungshorizont heraus.
Viele Grüße
fenestra (beruhigt, dich unverletzt zu wissen ;) )
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