das Beispiel (oder die Verwechslung der Wünsche)
das Beispiel (oder die Verwechslung der Wünsche)
was sie schrieb, was sie dachte
es wäre: das Leichte: es war
ihr strahlendes Gesicht
(ein Anfang)
es faltet sich über die Jahre, wird
beschrieben, von Außen, von Innen
durch Worte und Hände, wachsen
Wurzeln und Wände, aber darüber
immer der Himmel .. Menschen (man)
sie saß auf dem Stuhl, das linke Bein unter das rechte
gewinkelt, wie so oft, bis es einschlief
kribbelte und die Finger
(der Kleine ein wenig schief)
tanzten über die Tasten
(das sollte zum Vorwurf reichen)
das Fenster war gekippt
(dir das Gläserne, ihr der Rahmen)
so weit, weit wie möglich .. einen Spalt
(da wehte der Wind herein, dass die Sonne aufging)
sie sandte den Spatz, das Sagen quer im Schnabel
dass er vom Meer erzähle, wie er es sieht, emporgehoben
wie nichtig, unwichtig ist das
sag, darf er nur Steinchen picken
die das Leben zerreiben
ihr Stolpern beschreiben
das Schöne verschweigen
nur weil das Wasser spiegelt
reißt du ihr mit einem Satz (versteinerter Vogel)
die Maske herunter, darunter:
Muskeln, Sehnen, Knochen, Wundtränen
was dachtest du: ein flüchtiges Lachen?
nun muss sie sich neue Haut wachsen lassen
(dreh dich um, du, da schaut man nicht zu)
Neumonddünn
((umweht))
vielleicht war das der Grund
sie hatte die Gesetze des Fensterschließens, der Schwere, der Äxte, des Weidens am Leiden
sowie die Ausnahmeregelungen zu den einzelnen Paragraphen
vergessen, auch, dass das Beispiel als Beweis anzuführen wäre
dass sie nun zurechtgewiesen wurde. sie hätte
weil sie
also ich
ihr Erzählen sei
hohlköpfig (so!) hölzern
das schien ihr eine Gewichtung, Steinschlag (der fallen
gelassene Spatz) an den Zeilen diese Verkehrung
wo sie sanft sprach
steht nun ihr Fehlen
du beharrst darauf
"An Fädchen, mein Mädchen, wer bist du."
also beleuchtet sie die Bühne
für deine Vorstellung (Schatten
als seien sie einander Verwesung)
schreibt auf ein Faltblatt, das sie
an den Ausgang legt:
Atmest du Erde?
"Sie hören ein Marionettenspiel aus den Akten."
Rauschen, Klackern
ein kurzes Flackern
ich denke mir eine Luke zum Meer, dort die helle Stelle, wie tief sie mir geht
merkwürdig: wie leicht: ich bin
(ich liebäugele mit dem Wind)
[align=right]aus dem lyrischen Dialog inspiriert vom Prosalog :)[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Liebe Flora,
meine erste zweite und dritte Reaktion nach dem Lesen war immer die gleiche: wow!
Und heute beim vierten Besuch seh ich, dass das ja noch ein Märztext ist, was mir überhaupt nicht gefällt, weil ich ihn vor allen anderen gewählt hätte - so sehr sagt er mir zu.
Soweit mein Ausbruch - Kommentar wie immer um einiges später (geht bei deinen Texten einfach nicht einfach so)
liebe Grüße,
Lisa
meine erste zweite und dritte Reaktion nach dem Lesen war immer die gleiche: wow!
Und heute beim vierten Besuch seh ich, dass das ja noch ein Märztext ist, was mir überhaupt nicht gefällt, weil ich ihn vor allen anderen gewählt hätte - so sehr sagt er mir zu.
Soweit mein Ausbruch - Kommentar wie immer um einiges später (geht bei deinen Texten einfach nicht einfach so)
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Flora,
also, ich versuch mich mal doch "gleich" .-) - erstmal klingt ja der Titel phantastisch um nicht zu sagen großartig. Es ist so ein Titel, wo man denkt: da ist jemandem ein geheimnisvoller wirkstarkem Klang gelungen, der so andeutet, dass man aus dem Anklingen mehr "Wahrheit" fühlen kann, als aus den brilliantesten Analysen - kurz gesagt, er ist poetisch
!
Und dann hat man immer einen Moment Angst, sich in den Text zu stürzen, weil man denkt, das kann der Text doch dann gar nicht einlösen, was soll da noch kommen?
Und hier kommt dann dieser Text, der für mich zwischen Figuren und Menschen pendelt und die handelnden werden je eines von beiden, je nachdem, wie sie sich behandeln (echte Briefe /echte Boten / die Fenster (man könnte auch anders davon sprechen, dass sich Figuren von Menschen und Menschen von Figuren wie Doppelgänger aus anderer "Materie" bilden - dabei gibt es aber kein Resultat (sind wir Figur oder Mensch) - das bleibt offen, was allein feststeht ist, dass aus diesem Prozess selbst eben dieser Text entsteht - ohne, dass das herbeigeredet scheint (der Umstand scheint nicht missbraucht). Und nichts wird abgetraft, nicht zu sehr betrauert und auch das Theater wird nicht überdehnt (jedenfalls zeigt der Text das ganze als menschlich und in diesem Sinne annehmbar).
Stilistisch gefällt mir dann zudem die Mischung aus konkret (etwa "sie saß auf dem Stuhl ...") und in der Ferne bleibendem Evozieren (die harten und weichen Intellektklammern etwa).
(Warum schreibst du Neumonddünn groß?)
ich finde das wirklich ein Kunstwerk,
liebe Grüße,
Lisa
also, ich versuch mich mal doch "gleich" .-) - erstmal klingt ja der Titel phantastisch um nicht zu sagen großartig. Es ist so ein Titel, wo man denkt: da ist jemandem ein geheimnisvoller wirkstarkem Klang gelungen, der so andeutet, dass man aus dem Anklingen mehr "Wahrheit" fühlen kann, als aus den brilliantesten Analysen - kurz gesagt, er ist poetisch

Und dann hat man immer einen Moment Angst, sich in den Text zu stürzen, weil man denkt, das kann der Text doch dann gar nicht einlösen, was soll da noch kommen?
Und hier kommt dann dieser Text, der für mich zwischen Figuren und Menschen pendelt und die handelnden werden je eines von beiden, je nachdem, wie sie sich behandeln (echte Briefe /echte Boten / die Fenster (man könnte auch anders davon sprechen, dass sich Figuren von Menschen und Menschen von Figuren wie Doppelgänger aus anderer "Materie" bilden - dabei gibt es aber kein Resultat (sind wir Figur oder Mensch) - das bleibt offen, was allein feststeht ist, dass aus diesem Prozess selbst eben dieser Text entsteht - ohne, dass das herbeigeredet scheint (der Umstand scheint nicht missbraucht). Und nichts wird abgetraft, nicht zu sehr betrauert und auch das Theater wird nicht überdehnt (jedenfalls zeigt der Text das ganze als menschlich und in diesem Sinne annehmbar).
Stilistisch gefällt mir dann zudem die Mischung aus konkret (etwa "sie saß auf dem Stuhl ...") und in der Ferne bleibendem Evozieren (die harten und weichen Intellektklammern etwa).
(Warum schreibst du Neumonddünn groß?)
ich finde das wirklich ein Kunstwerk,
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Lisa,
dank dir, dass du mich den Text ein wenig durch deine Augen ansehen lässt, das zeigt mir gerade hier viel und freut mich sehr!
Manchmal, wenn ich deine Kommentare lese, denke ich, dass du ein "geschultes" Auge hast... mmh, blödes Wort, also ein Hinter-den-Inhalt-blickendes, als-Kunst-wahrnehmendes, das auch aus Sicht des Schreibens anschauen kann. Also dass die Konstruktion, die literartisch-ästhetische Seite für dich in gleichem Maß sichtbar wird, was mir zu meinem Ärger im Lesen fremder Texte oft nicht gelingt... aber ich arbeite daran. .-)
(Ich hoffe, es ist okay, dass ich nicht konkreter darauf eingehe, dafür muss es sich erst ein bisschen setzen.)
Liebe Grüße
Flora
dank dir, dass du mich den Text ein wenig durch deine Augen ansehen lässt, das zeigt mir gerade hier viel und freut mich sehr!

Manchmal, wenn ich deine Kommentare lese, denke ich, dass du ein "geschultes" Auge hast... mmh, blödes Wort, also ein Hinter-den-Inhalt-blickendes, als-Kunst-wahrnehmendes, das auch aus Sicht des Schreibens anschauen kann. Also dass die Konstruktion, die literartisch-ästhetische Seite für dich in gleichem Maß sichtbar wird, was mir zu meinem Ärger im Lesen fremder Texte oft nicht gelingt... aber ich arbeite daran. .-)
(Ich hoffe, es ist okay, dass ich nicht konkreter darauf eingehe, dafür muss es sich erst ein bisschen setzen.)
Das hat einen gewichtigen künstlerischen Grund. "neumonddünn" sieht dick aus. :o)) Außerdem braucht es für mich eine Einzelstellung, eine gewisse Höhe, Erscheinung, Haltung. Also denke ich mir davor ein Punkt, was dann die Großschreibung auch grammatikalisch rechtfertigen könnte.(Warum schreibst du Neumonddünn groß?)
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Liebe Flora,
na klar ist das in Ordnung so mit der Antwort - mir geht das andersherum auch oft so: gerade, wenn man mit einem Kommentar auf einer bestimmten Ebene was anfangen kann, kann man irgendwie nicht drauf antworten, ohne dass es extrem aufwendig wäre und nötig ist es glaube ich auch nicht. Ich mach das ja auch bei dir.
Du denkst dir also einen Punkt und dann ist die Großschreibung Ok?
. Großartige Argumentation .-). (wirklich, überzeugt mich!).
liebe Grüße,
Lisa
na klar ist das in Ordnung so mit der Antwort - mir geht das andersherum auch oft so: gerade, wenn man mit einem Kommentar auf einer bestimmten Ebene was anfangen kann, kann man irgendwie nicht drauf antworten, ohne dass es extrem aufwendig wäre und nötig ist es glaube ich auch nicht. Ich mach das ja auch bei dir.
Du denkst dir also einen Punkt und dann ist die Großschreibung Ok?

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Flora,
da ich eigentlich packen müsste (morgen geht es für einen Monat nach Frankreich) und ich das Gedicht erst jetzt entdecke, kommt hie rnur ein kurzer Kommentar: Das ist ein wirklich sehr gutes Gedicht, wobei mir, um etwas herauszuheben, vor alllem die Vielschicktigkeit gefällt, die verschiedenen Ebenen - so habe ich mir immer gute Lyrik vorgestellt.
Liebe Grüße
Max, auf den Koffern
da ich eigentlich packen müsste (morgen geht es für einen Monat nach Frankreich) und ich das Gedicht erst jetzt entdecke, kommt hie rnur ein kurzer Kommentar: Das ist ein wirklich sehr gutes Gedicht, wobei mir, um etwas herauszuheben, vor alllem die Vielschicktigkeit gefällt, die verschiedenen Ebenen - so habe ich mir immer gute Lyrik vorgestellt.
Liebe Grüße
Max, auf den Koffern
ein "Flora-Text", ganz unzweifelhaft!
wie immer auch hier das gefühl: man liest etwas über das leben. so, wie es einen umspült, mitnimmt, mit sich weiterreißt, verwirbelt, gegen ein DU prallen lässt, bis man zu kreisen beginnt, dabei weitergespült wird und nie so recht innehalten kann, um zu reflektieren.
tut man es dann irgendwann, entstehen genau diese "stromschnellen-passagen" des lebens, die man da gerade passiert hat, ohne es so recht zu merken. sie zu erkennen.
der sog deiner texte ist unglaublich. ein wirklicher genuss, der weit mehr ist als lese-genuss.
man liest nicht, man "erfährt" etwas. und dabei sich selbst. ganz ohne den spiegel vorgehalten zu bekommen. und zugleich, ohne sich als voyeur zu fühlen. es "passiert" so en passant. (weiß nicht, ob ich gut erklären kann, WAS ich meine... ich hoffe).
wieder ganz grandios zu lesen. danke.
lieber gruß,
keinsilbig
wie immer auch hier das gefühl: man liest etwas über das leben. so, wie es einen umspült, mitnimmt, mit sich weiterreißt, verwirbelt, gegen ein DU prallen lässt, bis man zu kreisen beginnt, dabei weitergespült wird und nie so recht innehalten kann, um zu reflektieren.
tut man es dann irgendwann, entstehen genau diese "stromschnellen-passagen" des lebens, die man da gerade passiert hat, ohne es so recht zu merken. sie zu erkennen.
der sog deiner texte ist unglaublich. ein wirklicher genuss, der weit mehr ist als lese-genuss.
man liest nicht, man "erfährt" etwas. und dabei sich selbst. ganz ohne den spiegel vorgehalten zu bekommen. und zugleich, ohne sich als voyeur zu fühlen. es "passiert" so en passant. (weiß nicht, ob ich gut erklären kann, WAS ich meine... ich hoffe).
wieder ganz grandios zu lesen. danke.
lieber gruß,
keinsilbig
Hallo keinsilbig,
danke für den wunderbaren Kommentar (hat mich gestern doppelt gefreut)!
Für mich hast du dein Lesen sehr gut beschrieben und das ist eine wertvolle Rückmeldung für mich.
Liebe Grüße
Flora
danke für den wunderbaren Kommentar (hat mich gestern doppelt gefreut)!

Das gefällt mir besonders, dass das so bei dir ankommt.ohne den spiegel vorgehalten zu bekommen. und zugleich, ohne sich als voyeur zu fühlen. es "passiert" so en passant.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
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