Das Mädchen und Vater Rhein
Hallo Aram,
das ist eine interessante Lesart, allerdings kann ich diese Verbindlichkeit, mit der das Mädchen den Tod zu finden 'hat', im Text nicht erkennen. (Sonst hätte der Text diese etwas abgründige Moral von schlechten Horrorfilmen, bei denen man die nächsten Opfer und die am Ende Überlebenden ziemlich gut anhand solcher 'Wer fremdgeht stirbt'-Regeln vorhersagen kann. Dann fände ich ihn aber eher amüsant.) Außer dem Kuss ist ja auch erheblich der Alkohol an ihrem Tod beteiligt. Der ist zwar Folge des Rausches, aber keine Strafe. 'Et kütt wie et kütt' - die Kausalität ist hier doch eher profan als moralisch.
Dieser Text ist selbst schon über die Ablehnung des Todes des Mädchens hinaus, kann über den, der sie hilflos diesem Schicksal überlassen hat, gerade noch sagen, dass er dabei weniger 'lieb' war als sonst - wie sollte da ein 'Fremdbützen' noch irgendeine Relevanz besitzen?
Wie gesagt, ich finde diese Haltung im Text hervorragend eingefangen. Ich fühle mich nur nicht wohl dabei. Ich werde das entsprechende Bild so leicht nicht wieder los. Ob das eine Kritik am Text ist? Wohl höchstens insofern es der Absicht des Textes entgegen ist - so scheint es aber nicht zu sein. Es wäre wohl eher merkwürdig, nach dieser Lektüre etwa in schallendes Lachen auszubrechen, oder einmal mehr zu bemerken, wie schön doch die Welt ist o.ä.
Filme wie "Der Pianist", "Schindlers Liste" oder "Lilja 4ever" sind gerade ob ihrer Qualität auch nicht angenehm. Allerdings sehe ich hier einen Grund, mich ihrem Eindruck auszusetzen - sie nutzen ihre Wirkung, um reale Zustände als kritikwürdig unmittelbar erfahrbar zu machen und von hier aus ihre appellative Kraft zu entfalten. Der Karneval scheint mir - bei allen Vorbehalten, die ich dagegen habe, ich ziehe mich in diesen Tagen auch lieber zurück - kein derart unhaltbarer Vorgang, dass ich mir seine Schattenseiten so drastisch vor Augen führen müsste. Und deshalb meinte ich, dass ich den Text lieber nicht gelesen hätte.
Viele Grüße
Merlin
P.S.: Hinsichtlich des Untertitels schliesse ich mich dir an - ich halte ihn auch für wichtig. Der "Vater" Rhein dürfte erheblich zur Wirkung beitragen, mir ist er nicht als in störender Weise gehäuft aufgefallen.
das ist eine interessante Lesart, allerdings kann ich diese Verbindlichkeit, mit der das Mädchen den Tod zu finden 'hat', im Text nicht erkennen. (Sonst hätte der Text diese etwas abgründige Moral von schlechten Horrorfilmen, bei denen man die nächsten Opfer und die am Ende Überlebenden ziemlich gut anhand solcher 'Wer fremdgeht stirbt'-Regeln vorhersagen kann. Dann fände ich ihn aber eher amüsant.) Außer dem Kuss ist ja auch erheblich der Alkohol an ihrem Tod beteiligt. Der ist zwar Folge des Rausches, aber keine Strafe. 'Et kütt wie et kütt' - die Kausalität ist hier doch eher profan als moralisch.
Dieser Text ist selbst schon über die Ablehnung des Todes des Mädchens hinaus, kann über den, der sie hilflos diesem Schicksal überlassen hat, gerade noch sagen, dass er dabei weniger 'lieb' war als sonst - wie sollte da ein 'Fremdbützen' noch irgendeine Relevanz besitzen?
Wie gesagt, ich finde diese Haltung im Text hervorragend eingefangen. Ich fühle mich nur nicht wohl dabei. Ich werde das entsprechende Bild so leicht nicht wieder los. Ob das eine Kritik am Text ist? Wohl höchstens insofern es der Absicht des Textes entgegen ist - so scheint es aber nicht zu sein. Es wäre wohl eher merkwürdig, nach dieser Lektüre etwa in schallendes Lachen auszubrechen, oder einmal mehr zu bemerken, wie schön doch die Welt ist o.ä.
Filme wie "Der Pianist", "Schindlers Liste" oder "Lilja 4ever" sind gerade ob ihrer Qualität auch nicht angenehm. Allerdings sehe ich hier einen Grund, mich ihrem Eindruck auszusetzen - sie nutzen ihre Wirkung, um reale Zustände als kritikwürdig unmittelbar erfahrbar zu machen und von hier aus ihre appellative Kraft zu entfalten. Der Karneval scheint mir - bei allen Vorbehalten, die ich dagegen habe, ich ziehe mich in diesen Tagen auch lieber zurück - kein derart unhaltbarer Vorgang, dass ich mir seine Schattenseiten so drastisch vor Augen führen müsste. Und deshalb meinte ich, dass ich den Text lieber nicht gelesen hätte.
Viele Grüße
Merlin
P.S.: Hinsichtlich des Untertitels schliesse ich mich dir an - ich halte ihn auch für wichtig. Der "Vater" Rhein dürfte erheblich zur Wirkung beitragen, mir ist er nicht als in störender Weise gehäuft aufgefallen.
Mir gefällt das "Narrentreiben" in disem Text. Zwischen Stumpfsinn, Amüsierwut und Rausch. Und dann das arme Mädel, das aus (Liebes)kummer ertrinkt. Eine Närrin, die das Narrentreiben für die wirkliche Welt (Rhein) nimmt und ganz im Schmerz versinken möchte. Das ist tragisch. Das ist lächerlich. Darüber kann man lachen, vielleicht sogar herzhafter als über andere Scherze. Der Rhein schaut sich das dumme Mädchen an - ja nu. Kann sie verstehen, dass sie gerade iene Närrin ist? Nein. Warum also reden? Was gibt es zu reden, wenn man Jahrhunderte Menschen leben und sterben gesehen hat? Nüscht. Et kütt wie et kütt.
In diesem Sinne finde ich es auch nicht fatalistisch - sie hat sich für den Tod entschieden. Sie hätte auch zurückschlagen können und den anderen Bengel ins Gebüsch zerren können - oder beide. Sie hat sich aber für den Untergang entschieden.
Ein Narr lacht, ein Narr weint - Väterchen Rhein fließt dahin...
Schön.
Grüße,
Y.
In diesem Sinne finde ich es auch nicht fatalistisch - sie hat sich für den Tod entschieden. Sie hätte auch zurückschlagen können und den anderen Bengel ins Gebüsch zerren können - oder beide. Sie hat sich aber für den Untergang entschieden.
Ein Narr lacht, ein Narr weint - Väterchen Rhein fließt dahin...
Schön.
Grüße,
Y.
Hallo,
Zunächst dieses Gedicht von M. Claudius, das von Schubert vertont wurde. Auf Youtube gibt es einige Aufnahmen des Lieds, ich persönlich mag von der Stimme her am liebsten Christa Ludwig.
Der Tod und das Mädchen
Das Mädchen
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod
Gib deine Hand, du schon und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
http://www.youtube.com/watch?v=vKh4JsWvsPw&NR=1
Liebe Mucki, lieber Herby,
Auf die Karnevalsgeschichte will ich nicht verzichten, diese Einstimmung scheint mir notwendig.
Mucki und Merlin, "sachlicher Zynismus" und "moralische Gleichgültigkeit" = das stimmt von der Schreibhaltung her. Ich möchte schon, dass die Gefühle nicht überschwappen. Aber, was für mich wichtig ist, wäre das "beim Opfer" sein. Und das - als Erzählerin - schon. Dieses leichtsinnige, sinnliche, unvorsichtige und maulende Gör, das verstehe ich bestens. Dass es - als es nun so weit ist - nicht zu klagen beginnt, das ist mir wichtig. Das Ophelienhafte ins Wasser gehen hat noch etwas Auskostendes, das Fließende ist mir als "schön" erschienen. "Schön" hat für mich die Bedeutung, dass etwas genossen werden kann.
Die letzten Minuten sollen abgelöst von Erinnerungen sein: das Leiden ist vorbei. Der Mensch im Mädchen sagt: "ich habe genug".
Sein Leichtsinn ist unser aller Leichtsinn (unsere Narretei).
Der Tod ist keine Strafe.
Karneval ein Bild für das Leben.
"On devrait dire à ces gens là: mon pauvre vieux qu'est-ce tu crois? Tu n'es qu'un maillon de la chaîne ! Tu n'es qu'un moment de la vie, un moment de joie de misère puis on t'enterre et puis c'est finni! (Mouloudji)"
(Den Leuten sollte man sagen: Alter, was glaubst du eigentlich? Du bist nur ein Glied in der Kette, nur ein Moment im Leben, ein Moment von Freude, von Leid, dann gehts in Grab, und dann ist Sense!"
(Chanson von Mouloudji)
Mir scheint - wenn das Fatalismus und Zynismus sein sollen - dass (wir Deutschen, tschuldigung) uns so tierisch ernst nehmen, dass wir protestantisch hoffend an Veränderungen glauben, immer noch, dass etwas (am - nicht mehr deutschen aber doch - Wesen) genesen soll. Und dem setze ich eine Bescheidenheit entgegen, die darin besteht, dass ich das Scheiternde in den Vordergrund stelle ... naja ... so ähnlich eben.
Das soll weder in Passivität noch in Gleichgültigkeit ausmünden, eher im Erkennen der Ohnmacht.
Das zur Grundhaltung.
Lieber Merlin: meintest du "der Pianist" oder "die Klavierspielerin"?
Liebe Gabriella: Kannst du etwas mit meinen Ausführungen anfangen?
Lieber Herby: danke für das "Nachhallen"
Lieber Aram: mit deiner Ironie muss ich mich noch genauer befassen.
Liebe Keinsilbig: dein Kommentar als erster hat mich sehr gefreut!
Lieber Sam: danke! (...)
Liebe Leonie: danke für das "eigen" !
Lieber Yorick: was soll ich da sagen ... es geschehen Zeichen und Wunder ...
An alle liebe Grüße - das war eine gründliche und fruchtbare Auseinandersetzung
eure
Renée
Zunächst dieses Gedicht von M. Claudius, das von Schubert vertont wurde. Auf Youtube gibt es einige Aufnahmen des Lieds, ich persönlich mag von der Stimme her am liebsten Christa Ludwig.
Der Tod und das Mädchen
Das Mädchen
Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod
Gib deine Hand, du schon und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!
http://www.youtube.com/watch?v=vKh4JsWvsPw&NR=1
Liebe Mucki, lieber Herby,
Auf die Karnevalsgeschichte will ich nicht verzichten, diese Einstimmung scheint mir notwendig.
Mucki und Merlin, "sachlicher Zynismus" und "moralische Gleichgültigkeit" = das stimmt von der Schreibhaltung her. Ich möchte schon, dass die Gefühle nicht überschwappen. Aber, was für mich wichtig ist, wäre das "beim Opfer" sein. Und das - als Erzählerin - schon. Dieses leichtsinnige, sinnliche, unvorsichtige und maulende Gör, das verstehe ich bestens. Dass es - als es nun so weit ist - nicht zu klagen beginnt, das ist mir wichtig. Das Ophelienhafte ins Wasser gehen hat noch etwas Auskostendes, das Fließende ist mir als "schön" erschienen. "Schön" hat für mich die Bedeutung, dass etwas genossen werden kann.
Die letzten Minuten sollen abgelöst von Erinnerungen sein: das Leiden ist vorbei. Der Mensch im Mädchen sagt: "ich habe genug".
Sein Leichtsinn ist unser aller Leichtsinn (unsere Narretei).
Der Tod ist keine Strafe.
Karneval ein Bild für das Leben.
"On devrait dire à ces gens là: mon pauvre vieux qu'est-ce tu crois? Tu n'es qu'un maillon de la chaîne ! Tu n'es qu'un moment de la vie, un moment de joie de misère puis on t'enterre et puis c'est finni! (Mouloudji)"
(Den Leuten sollte man sagen: Alter, was glaubst du eigentlich? Du bist nur ein Glied in der Kette, nur ein Moment im Leben, ein Moment von Freude, von Leid, dann gehts in Grab, und dann ist Sense!"
(Chanson von Mouloudji)
Mir scheint - wenn das Fatalismus und Zynismus sein sollen - dass (wir Deutschen, tschuldigung) uns so tierisch ernst nehmen, dass wir protestantisch hoffend an Veränderungen glauben, immer noch, dass etwas (am - nicht mehr deutschen aber doch - Wesen) genesen soll. Und dem setze ich eine Bescheidenheit entgegen, die darin besteht, dass ich das Scheiternde in den Vordergrund stelle ... naja ... so ähnlich eben.
Das soll weder in Passivität noch in Gleichgültigkeit ausmünden, eher im Erkennen der Ohnmacht.
Das zur Grundhaltung.
Lieber Merlin: meintest du "der Pianist" oder "die Klavierspielerin"?
Liebe Gabriella: Kannst du etwas mit meinen Ausführungen anfangen?
Lieber Herby: danke für das "Nachhallen"
Lieber Aram: mit deiner Ironie muss ich mich noch genauer befassen.
Liebe Keinsilbig: dein Kommentar als erster hat mich sehr gefreut!
Lieber Sam: danke! (...)
Liebe Leonie: danke für das "eigen" !
Lieber Yorick: was soll ich da sagen ... es geschehen Zeichen und Wunder ...
An alle liebe Grüße - das war eine gründliche und fruchtbare Auseinandersetzung
eure
Renée
Hallo Renée
Auch mir gefällt dein Text wirklich sehr gut. *Smile!*, auf solche Sachen steh ich sowieso.
Änderungsvorschlag:
"Sein" ist grammatikalisch richtig, aber einfach beschissen zu lesen, solches versuche ich selbst immer zu umgehen. Das "ihr" ist falsch, müsste ebenfalls "sein" heißen.
Ich finde schon lange, man sollte hier eine Rechtschreibänderung durchsetzen. "Das Mädchen" ist doch feminin, also sollte man es auch mit "sie" betiteln können, aber leider wäre das grammatikalisch falsch. Umgehen kann man das, indem du statt dem "Mädchen" junge Frau oder so schreibst.
Aber vielleicht stört es ja nur mich und sonst niemanden.
liebe Grüße
derSibirier
Auch mir gefällt dein Text wirklich sehr gut. *Smile!*, auf solche Sachen steh ich sowieso.
Änderungsvorschlag:
Das Mädchen am Ufer kotzt sich die letzten Speisereste aus dem Leib, dann verliert es das Bewusstsein. Sein langes Haar hat sich im Ufergestrüpp verfangen, doch nach und nach kippt ihr fast nackter Körper die Böschung hinunter. Ein paar Haarbüschel bleiben in winterkahlen Sträuchern hängen. Es wacht erst auf, als das kalte Wasser über ihm zusammen schwappt.
"Sein" ist grammatikalisch richtig, aber einfach beschissen zu lesen, solches versuche ich selbst immer zu umgehen. Das "ihr" ist falsch, müsste ebenfalls "sein" heißen.
Ich finde schon lange, man sollte hier eine Rechtschreibänderung durchsetzen. "Das Mädchen" ist doch feminin, also sollte man es auch mit "sie" betiteln können, aber leider wäre das grammatikalisch falsch. Umgehen kann man das, indem du statt dem "Mädchen" junge Frau oder so schreibst.
Aber vielleicht stört es ja nur mich und sonst niemanden.
liebe Grüße
derSibirier
Hallo Renee,
jetzt bin ich etwas durcheinander:
"Das Ophelienhafte ins Wasser gehen hat noch etwas Auskostendes (...)"
Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie ins Wasser "geht", wie es Ophelia - wenn auch in geistiger Umnachtung - tut. Ist das so gemeint? Bisher sah ich da ein Mädchen, das ohnmächtig eine Böschung herunter fällt und zu berauscht und benommen ist, um sich gegen den Tod zu wehren, sich also mitziehen lässt, ihn aber keineswegs irgendwie aktiv will. Mir scheint sie überhaupt nichts mehr aktiv zu wollen. Sonst würde ich den Text allerdings ganz anders lesen.
Die Betonung des Scheiterns gefällt mir als Ansatz - ich verfolge häufig einen ähnlichen - aber ist es dann nicht so, dass an der zu lernenden - wie du schreibst - "Bescheidenheit", dem "Erkennen der Ohmacht", die du dem übertriebenen Ernst, dem Protestantismus und dem deutschen Nationalchauvinismus entgegensetzt, etwas "genesen" soll? Also - in einer Art "literarischem Buddhismus" - die Hoffnungslosigkeit erhoffst?
Viele Grüße
Merlin
P.S.: An "der Tod und das Mädchen" musste ich übrigens auch denken, ferner an Heyms Ophelia I
http://hor.de/gedichte/georg_heym/ophelia.htm bzw. die Adaption von Subway to Sally:
http://www.magistrix.de/lyrics/Subway%2 ... -6622.html .
jetzt bin ich etwas durcheinander:
"Das Ophelienhafte ins Wasser gehen hat noch etwas Auskostendes (...)"
Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie ins Wasser "geht", wie es Ophelia - wenn auch in geistiger Umnachtung - tut. Ist das so gemeint? Bisher sah ich da ein Mädchen, das ohnmächtig eine Böschung herunter fällt und zu berauscht und benommen ist, um sich gegen den Tod zu wehren, sich also mitziehen lässt, ihn aber keineswegs irgendwie aktiv will. Mir scheint sie überhaupt nichts mehr aktiv zu wollen. Sonst würde ich den Text allerdings ganz anders lesen.
Die Betonung des Scheiterns gefällt mir als Ansatz - ich verfolge häufig einen ähnlichen - aber ist es dann nicht so, dass an der zu lernenden - wie du schreibst - "Bescheidenheit", dem "Erkennen der Ohmacht", die du dem übertriebenen Ernst, dem Protestantismus und dem deutschen Nationalchauvinismus entgegensetzt, etwas "genesen" soll? Also - in einer Art "literarischem Buddhismus" - die Hoffnungslosigkeit erhoffst?
Viele Grüße
Merlin
P.S.: An "der Tod und das Mädchen" musste ich übrigens auch denken, ferner an Heyms Ophelia I
http://hor.de/gedichte/georg_heym/ophelia.htm bzw. die Adaption von Subway to Sally:
http://www.magistrix.de/lyrics/Subway%2 ... -6622.html .
liebe renée,
ich sehe du hast geändert - lässt du bitte die erstversion sichtbar? (alternativ könnte ich meinen beiträgen den jeweils kommentierten text als vollzitat voranstellen)
der geänderte beginn sagt mir nicht zu - die 'erklärung' mit erwähnung von bläck fööss passt nicht so gut zu diesem text, finde ich.
die erstversion fand ich bis auf den von mir erwähnten widerspruch stimmig - was ich nicht verstanden habe:
wozu brauchst du die aussage "die nacht ist schon vorbei, und noch ist nirgendwo ruhe eingetreten?" - dieser satz ist m.e. ganz überflüssig, weil "im ersten morgengrauen" und "das treiben hat sich vereinzelt, verlangsamt. menschenmassen haben sich in kleine gruppen aufgelöst" diese informationen schon liefert und zudem bildhafter/ differenzierter ausdrückt.
liebe grüße!
ich sehe du hast geändert - lässt du bitte die erstversion sichtbar? (alternativ könnte ich meinen beiträgen den jeweils kommentierten text als vollzitat voranstellen)
der geänderte beginn sagt mir nicht zu - die 'erklärung' mit erwähnung von bläck fööss passt nicht so gut zu diesem text, finde ich.
die erstversion fand ich bis auf den von mir erwähnten widerspruch stimmig - was ich nicht verstanden habe:
wozu brauchst du die aussage "die nacht ist schon vorbei, und noch ist nirgendwo ruhe eingetreten?" - dieser satz ist m.e. ganz überflüssig, weil "im ersten morgengrauen" und "das treiben hat sich vereinzelt, verlangsamt. menschenmassen haben sich in kleine gruppen aufgelöst" diese informationen schon liefert und zudem bildhafter/ differenzierter ausdrückt.
liebe grüße!
Lieber Sibirier,
Ich habe deine Korrektur eingebaut - obwohl ich gerne absichtlich bei "das Mädchen" - "ihr Haar" sage, und den grammatikalischen Fehler in Kauf nehme. Danke für dein Lob, es freut mich sehr.
Lieber Aram, vielleicht streich ich die Stelle noch. Ich warte noch. Die Erstfassung ist jetzt drin. Ursprünglich hatte ich "Moritat" als Untertitel: und im Grunde passt das ...
Lieber Merlin,
Bestimmt drücke ich mich mal wieder unklar aus, weil ich zuviel in die Sätze packe.
Das Mädchen fällt halb und lässt sich fallen. Es kämpft nicht. Es lässt sich mitziehen, "ein letztes Mal" sozusagen. Vater Rhein lädt sie zu einer letzten Runde ein, sie "tanzt" mit ... so sehe ich das jedenfalls. Soweit zum Ophelien-Anklang.
Dann wirds aber sehr unklar, bei mir (und entsprechend auch bei dir?)
Von "nationalchauvinistisch" will ich nicht sprechen, was Deutsche betrifft, eher von einem grundsätzlich "guten Willen" "die Welt zu reparieren". (An sich sehr lobenswert). Statt mit Helden des Alltags beschäftige ich mich lieber mit den Verlierern des Alltags - nicht weil ich das interessanter finde, sondern weil mir das einfach näher liegt. Es steckt auch eine Art Humor, Spott, Ironie dahinter... Die Farbe "Blau" (Wasser) hat zum Beispiel die blauen Flecken ergeben ..
Wunderschön, das Gedicht von Heym, ich hatte es vergessen !! Danke!
Liebe Grüße
Renée
Ich habe deine Korrektur eingebaut - obwohl ich gerne absichtlich bei "das Mädchen" - "ihr Haar" sage, und den grammatikalischen Fehler in Kauf nehme. Danke für dein Lob, es freut mich sehr.
Lieber Aram, vielleicht streich ich die Stelle noch. Ich warte noch. Die Erstfassung ist jetzt drin. Ursprünglich hatte ich "Moritat" als Untertitel: und im Grunde passt das ...
Lieber Merlin,
Bestimmt drücke ich mich mal wieder unklar aus, weil ich zuviel in die Sätze packe.
Das Mädchen fällt halb und lässt sich fallen. Es kämpft nicht. Es lässt sich mitziehen, "ein letztes Mal" sozusagen. Vater Rhein lädt sie zu einer letzten Runde ein, sie "tanzt" mit ... so sehe ich das jedenfalls. Soweit zum Ophelien-Anklang.
Dann wirds aber sehr unklar, bei mir (und entsprechend auch bei dir?)
Von "nationalchauvinistisch" will ich nicht sprechen, was Deutsche betrifft, eher von einem grundsätzlich "guten Willen" "die Welt zu reparieren". (An sich sehr lobenswert). Statt mit Helden des Alltags beschäftige ich mich lieber mit den Verlierern des Alltags - nicht weil ich das interessanter finde, sondern weil mir das einfach näher liegt. Es steckt auch eine Art Humor, Spott, Ironie dahinter... Die Farbe "Blau" (Wasser) hat zum Beispiel die blauen Flecken ergeben ..
Wunderschön, das Gedicht von Heym, ich hatte es vergessen !! Danke!
Liebe Grüße
Renée
wow
erdrückend
gut geschrieben
chapeau
erdrückend
gut geschrieben
chapeau
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
Liebe Renee,
ich komme hier spät vorbei, es ist schon alles gesagt - ich schätze solche Texte besonders, die mit solch bekannten, elementaren Motiven (hier hat Sams Kommentar ja schon ausgeführt), die immer wieder aufgenommen und transponiert werden, ganz besonders - sie lassen für mich mich dieses Gefühl empfinden, dass da etwas ist, was nicht vergeht, ohne dass man sagen will, dass es immer das gleiche ist - und dein Text ist so schön modern, ohne albern zu sein und so klassisch ohne tot zu sein - das ist eine Freude.
Mir ist nur eines in Erinnerung: Dass etwas zu oft der Ausdruck Vater Rhein auftaucht - rein sprachlich.
Ich habe heute gelesen, dass Holunder 100 Jahre alt werden - das passt ja!
liebe grüße,
Lisa
ich komme hier spät vorbei, es ist schon alles gesagt - ich schätze solche Texte besonders, die mit solch bekannten, elementaren Motiven (hier hat Sams Kommentar ja schon ausgeführt), die immer wieder aufgenommen und transponiert werden, ganz besonders - sie lassen für mich mich dieses Gefühl empfinden, dass da etwas ist, was nicht vergeht, ohne dass man sagen will, dass es immer das gleiche ist - und dein Text ist so schön modern, ohne albern zu sein und so klassisch ohne tot zu sein - das ist eine Freude.
Mir ist nur eines in Erinnerung: Dass etwas zu oft der Ausdruck Vater Rhein auftaucht - rein sprachlich.
Ich habe heute gelesen, dass Holunder 100 Jahre alt werden - das passt ja!
liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Eindrucksvolle Geschichte. Erinnert mich an Borcherts "Draußen vor der Tür". Dort wird die Elbe als alte Frau personifiziert. Aber sie nimmt den Selbstmörder Beckmann nicht auf, wirft ihn wieder an Land. Er soll erst einmal leben. Das würde mir auch vom Vater Rhein besser gefallen. Freilich will das Mädchen sich nicht umbringen, es lässt sich nur fallen, sein Verhalten bleibt auf der Grenze zum Unfall. Trotzdem bekommt Dein Vater Rhein was Kannibalisches. Er hat das Mädchen fast in sich "geborgen", "birgt" es tief in sich. Die Grausigkeit dieser "Geborgenheit" (im Februar ist der Rhein eiskalt) ist fraglos ein interessanter literarischer Effekt.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Lieber Quoth - Dein Kommentar hat mich sehr gefreut und ich vermutete, dass du ihn aus der Webseite heraus wahr genommen hattest. Ich hatte mich zurückgehalten, aber jetzt würde ich es gerne wissen: grausig = ein interessanter literarischer Effekt. Dahinter vermute ich ein wenig Kritik an 'Effekthascherei, oder einen Standpunkt, der doch in edle und unedle Literatur trennt. Ich tue das nicht. Deine Meinung dazu interessiert mich.
Liebe Rosebud, das mit der Melodie "n'est pas tombé dans l'oreille d'une sourde" - (fiel nicht in ein taubes Ohr - gibt es einen entsprechenden deutschen Ausdruck...) Der Ton, der gute Ton, der Hohe Ton, der richtige Ton, ... das alles birgt für mich schaurig-schöne Literaturdebatten ... --- Es hat mich sehr gefreut, von dir ein Lob zu bekommen8
liebe Grüße
Renée
Liebe Rosebud, das mit der Melodie "n'est pas tombé dans l'oreille d'une sourde" - (fiel nicht in ein taubes Ohr - gibt es einen entsprechenden deutschen Ausdruck...) Der Ton, der gute Ton, der Hohe Ton, der richtige Ton, ... das alles birgt für mich schaurig-schöne Literaturdebatten ... --- Es hat mich sehr gefreut, von dir ein Lob zu bekommen8
liebe Grüße
Renée
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