[Sprache dieses Abends]

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 03.03.2010, 15:41

Sprache dieses Abends
Rettend
Vor unsrer Einsamkeit
Vor all den verschwendeten Blicken
Und wenn wir in die Bäume lachten
Aus Scheu vor der Welt

Dem, was ungesprochen
Fluch ich nicht
Umarmst du mich nur so
Nur so…
Wie Juliklänge das Geschilf
Als wäre ich
Viel reicher als das

-

VFM

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.03.2010, 12:55

Liebe Zafar,

das gefällt mir wieder sehr gut - das ist jedes Mal so seltsam, dass du mich mit einer Sprache bändigst, die so voll ist, dass ich eigentlich vermuten würde, dass mir das zuviel ist - aber deine Texte sind dabei immer so fest/gespannt, stehen wie ein Bogen da - und woran das liegt, weiß ich nicht, ich finde keine Einzelheit, in der das Geheimnis liegt - der text kommt einfach wahrhaftig und poetisch bei mir an.

Was ich überlege, ist: braucht es das rettend? Und zum Zweiten: Könnte man den Text vielleicht noch eine Spur ruhiger/klarer setzen?

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.03.2010, 08:01

Wie unterschiedlich doch ein und derselbe Text auf Leser wirken kann.

Ich empfinde den Text nicht als unruhig, im Gegenteil, für mich klingt er eher getragen, dem ABend angemessen.

Die Sprache als Rettung vor dem Unsagbaren ... und doch untergeordnet dem Gefühl.

"Wie Juliklänge das Geschilf"

Auch das wieder, ein Traum!

Chapeau Madame!

scarlett

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 18.03.2010, 08:50

Hallo Zafar,

das habe ich auch schon oft gelesen und diese Zeilen sind einfach traumhaft schön in Worte gefunden:

Und wenn wir in die Bäume lachten
Aus Scheu vor der Welt
Dem, was ungesprochen
Fluch ich nicht
Umarmst du mich nur so
Nur so…
Wie Juliklänge das Geschilf

Sprache dieses Abends
Rettend
Vor unsrer Einsamkeit
Vor all den verschwendeten Blicken
Dieser Anfang hingegegen fällt für mich persönlich dagegen ab, sowohl durch das "Rettend", als auch durch die explizite Benennung.

Als wäre ich
Viel reicher als das
Und das hier erschließt sich mir nicht so recht. Ich bekomme kein Gefühl, wie das gemeint ist, auf was es sich bezieht.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Max

Beitragvon Max » 20.03.2010, 16:18

Ich kann nur wiederholen, was Scarlett schrieb: Interessant, wie unetschiedlich der gleiche Text wirken kann .. Gerade die letzten drei Zeilen empfinde ich als ein Kleinod innerhalb dieses schönen Textes.

Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.03.2010, 17:43

Max hat geschrieben: .. Gerade die letzten drei Zeilen empfinde ich als ein Kleinod innerhalb dieses schönen Textes.



Ich auch, Max!

scarlett

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.03.2010, 21:19

liebe scarlett,

Ich empfinde den Text nicht als unruhig, im Gegenteil, für mich klingt er eher getragen, dem ABend angemessen.


ich doch auch nicht, wenn du meine Beschreibung vorher liest - ich sprach doch davon nur in Bezug auf die Setzung und das eben genau aus dem Grund, weil ich den Rest des Textes ebenso empfand wie du. Und das ganze meinte ich auch nur "eine Spur" :-)

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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