Beitragvon aram » 08.03.2010, 01:50
liebe mucki,
klar könnte man werke auch "o.T. 1" bis "o.T. 400" nennen - wird auch gemacht, allerdings soweit ich kenne eher für serien (z.b. 2010 - o.T. 1 bis o.T. 8) zwischen anderen titeln -
und wie trix sagt, haben titel eine (manipulierende) funktion als anregung/ interessenswecker (wie überhaupt ihre 'etikettierung' ganz wesentlich für die wahrnehmung von kunst /einordnung als solcher ist)
nun ist es geschmackssache - ich würde im normalfall titel vermeiden, bei denen man davon ausgehen kann, dass viele schon fertige assoziationen mitbringen - birgt das doch 'risiken' wie "kenne ich schon", "das trifft es aber nicht", "interessiert mich nicht so", "mag ich nicht" -
es wirkt ganz anders, ob ein werk z.b. "mediterranes ambiente" oder "eukaryotisches ambiente" heißt - jetzt nicht wegen des inhaltlichen unterschieds, sondern 'vorgefasster geläufigkeit' versus 'neugier weckend'. (ein noch nicht assoziativ besetzter titel 'ankert' das werk außerdem besser.)
- dann soll es vielleicht auch nicht zu 'abgehoben' durch zwei 'fremdwörter' wirken, also statt "eukaryotisches ambiente" eher "eukaryotische landschaft" oder sowas.
(alles nur zur beispielhaften betrachtung, nicht als vorschlag)
teilweise beliebt sind auch kürzere, klanglich blumige worte ohne unmittelbar zuordenbaren inhalt, aber mit assoziations'feld'charakter - (terra balu - rogu mangis - raton hill - oder was auch immer aus unbegrenzten möglichkeiten)
man kann sich darauf ausrichten/ darin üben, eigene assoziationen solchen kriterien entsprechend zu bilden, sodass sie dann weniger beliebig / 'sprechender' wirken, wenn man das mag.
aber natürlich sollte es nicht zur 'selbstverleugnung' werden - (wiederkehrendes thema bei der darstellung, somit zugleich 'vermarktung' von eigenschöpferischem)
bei texten ist es ja ähnlich persönlich-geschmacksabhängig - "tanz der schatten" finde ich z.b. abgegriffener und damit weniger attraktiv als z.b. "nachsalz" - bloß ist der titel beim text ja nur ein kleiner teil der sprach-ebene, wärend er bei bildender kunst meist als einziges 'textwerkzeug' auftritt, das damit möglicherweise freier variierbar/kalkulierbar wird.
- letztlich kann ich nur für mich sprechen: ich finde dein bildnerisches werk eindrücklich und eigenständig! - und würde durch 'neutralere', 'trockenere' titel weniger abgelenkt.
liebe nachtgrüße.