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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 06.03.2010, 12:15

Bebt und flirrt schon die Luft
vom Kranichschrei -
blau steht der Krokus im Schnee.

Niko

Beitragvon Niko » 06.03.2010, 17:43

...blaue vorfreude!

hallo leonie,
gefällt mir sehr, das kurze gedicht. was ich nicht ganz verstehe ist der anfang. ich denke immer vor dem "bebt" ein "es", im grunde sind es ja parallele ereeeignissee. so, wie du es aber formulierst, klingt es nach einem gedachten "obwohl"(die luft bebt). oder "bebt und flirrt auch schon...." - aber ich denke, du meinst es nicht soooo......

liebe rätselgrüße: Niko

Max

Beitragvon Max » 06.03.2010, 22:21

Lieber Niko,

ich glaube das "es" muss man sich denken ...

Mir gefällt das kleine Gedicht, leibe Leonie, auch wenn ich gerade verzweifelt überlege wie denn ein Kranichschrei klingt ... bei mir wird der rein zur Metapher, was (ob meiner biologischen Unkenntnis) schade ist. Zumindest weiß ich wie Kroken aussehn (bevor ich Beschwerden bekomme: Ich weiß, dass es Krousse heißt, sind es doch die einzigen Blumen, die ich kenne .. eigentlich sind alles Kroken)

Liebe Grüße
Max

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leonie
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Beitragvon leonie » 06.03.2010, 23:55

Hallo, Ihr zwei,

danke für Eurer Rückmeldungen! Ich freu mich, dass Ihr das kleine mögt. Ja, das "es" muss man sich denken...
Hm, ich habe noch eine Langfassung, findet Ihr die besser?


März

Frühling stöbert im Schnee
hebt Decken an, legt Inseln frei
lockt Krokusse blauglänzend
ins Licht,
schon
bebt und flirrt die Luft
vom Schrei des Kranichs
hallt sein Echo wider
in mir.


Liebe Grüße

leonie


P.S: Max, wir liegen hier an einer der Kranich-Flugrouten (ein guter Grund, um in der Pampa zu leben, denke ich), selbst wenn man es noch nie gehört hat, weiß man, dass es Kraniche sind...
(Ich glaube, ich werde demnächst ein Seminar anbieten: Was fliegt denn da, was wächst denn dort? Zielgruppe: Mathematiker :-) )

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 07.03.2010, 00:38

Hallo Leonie,

nö, die Kurzversion finde ich eigentlich sehr ansprechend :-) Schön dicht. Schöner Rhythmus. Jedenfalls für mein Ohr, weil ja V1 und V3 einen schönen Pentameter ergeben - nur zum Spaß umgestellt:

Vom Kranichschrei
Bebt und flirrt schon die Luft: blau steht der Krokus im Schnee.

Ja. Hm. Vergiss das wieder - das sind so die privaten Absonderlichkeiten ;-) Das fehlende "es" fehlt jedenfalls nicht wirklich!

Ferdigruß.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

aram
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Beitragvon aram » 07.03.2010, 01:12

liebe leo,

mir sagt die langfassung zu - oder eine mischung


märz stöbert im schnee
hebt decken an, legt inseln frei
lockt krokusse
flirrend luft und kranichschrei
echot in mir




(den frühling würde ich nicht nennen - ist geschmackssache
bebt und flirrt die luft - ist mir zu schwülstig, wie kann luft 'beben'? - meinst du vom schall?
bekomme hier kein klares bild - ist ein zittern gemeint? - 'flirrt' ist mir hingegen klar)

ich mag den schwung der ersten zeilen, 'stöbert im schnee', und wie dieses 'stöbern' dann ausgeführt ist.


vorschlag zur kurzfassung:


blauer krokus, schnee
flirrt die luft
kranichschrei



(schnee als letztes wort passt eher nicht zur aufbruchsstimmung - gedankenstrich in so kurzem text finde ich nicht schön - die langfassung spricht um einiges ausdrücklicher zu mir)

gern gelesen!

gute nacht ~

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.03.2010, 11:41

Lieber ferdi,

nö, vergess ich gar nicht, speicher ich mir schön ab, um, wenn mein Ohr sich meiner Fassung ein wenig entwöhnt hat, zu prüfen, ob ich nicht doch ändere.

Dankeschön Dir!

Lieber aram,

hm, ich glaube, ich wollte es ein wenig pathetisch. Schon mal Kraniche schreien gehört? Ich finde, da bebt die Luft.
Für die Kurzversion merke ich, dass mir Deine Ideen den Text zu fremd machen.

Für die Langversion aber gewinne ich für mich neue Ideen. Etwa so:

märz stöbert im schnee
hebt decken an, legt inseln frei
lockt krokusse
flirrender kranichschrei
echo in mir

(Es geht also auch ohne Beben...Und ohne Frühling (das hatte ich schon überlegt, wollte aber gerne ein Subjekt und bin da nicht auf "März" gekommen...))

Danke Dir!

Liebe Grüße Euch beiden!

leonie

Lydie

Beitragvon Lydie » 07.03.2010, 12:15

Liebe Leonie,

Ich find's perfekt, auch bei Minus Sieben Grad im Grau.

Ganz liebe Grüße,

Lydie

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.03.2010, 13:36

Liebe Lydie,

oh, das freut mich, danke Dir!

Schöne Grüße in den frostigen Frühling

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.03.2010, 15:16

Liebe leonie,

ich mag diese Langfassung sehr
leonie hat geschrieben:März

Frühling stöbert im Schnee
hebt Decken an, legt Inseln frei
lockt Krokusse blauglänzend
ins Licht,
schon
bebt und flirrt die Luft
vom Schrei des Kranichs
hallt sein Echo wider
in mir.

Einzig das "bebt und flirrt die Luft" würde ich noch hinter das "schon" setzen, also in einer Zeile schreiben.

Saludos
Mucki

scarlett

Beitragvon scarlett » 07.03.2010, 15:21

Also diese Fassung hat eindeutig das Mehr, um sich mir einzuprägen.

März

Frühling stöbert im Schnee
hebt Decken an, legt Inseln frei
lockt Krokusse blauglänzend
ins Licht,
schon
bebt und flirrt die Luft
vom Schrei des Kranichs
hallt sein Echo wider
in mir.

Und als Kurzfassung spricht mich Ferdis Vorschlag sehr sehr an.
Ich würde ernsthaft darüber nachdenken, leonie!

LG
scarlett

Max

Beitragvon Max » 07.03.2010, 16:33

Liebe Leonie,

ich finde die Langfassung auch sehr spannend. Vielleicht magst Du ja im freien Weben einstellen, dann könnten wir sie in Ruhe besprechen.

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 07.03.2010, 21:29

Liebe Mucki, liebe scarlett,

danke für Eure Rückmeldungen! Ich freu mich drüber, auch, dass Ihr die Langfassung mögt (obwohl es mich wieder verunsichert).
Ich habe mir jetzt erstmal die verschiedenen Fassungen abgespeichert. Es ist doch erstaunlich für mich, was durch diese Arbeit immer so rauskommt...Ich nehme an, dass erst die Zeit zeigen wird, welche bleiben.
Ich mag ferdis Fassung auch, mir liegt aber mehr, die kurzen Zeilen zu wählen, deshalb bin ich da noch unschlüssig (und vermutlich auch im Moment noch in diesen etwas unvermittelten Einstieg "verliebt"...) Aber wie gesagt, das änderst sich im Laufe der Zeit oft noch was...

Lieber Max,

ich stelle jetzt die erste Fassung der Langversion mal im Freien Weben ein, dann kann man beide getrennt voneinander besprechen.

Liebe Grüße

leonie

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 07.03.2010, 21:39

Hallo Leonie,

was ich da eingestellt habe, sollte eigentlich keine "Fassung" sein, sondern nur die rhythmische Verwandschaft deines Textes mit einer bestimmten antiken Versform verdeutlichen - für mich ist die Setzung, die du gewählt hast, nahezu perfekt, ich würde nichts daran ändern :-)

Die von Aram scharfäugig & zurecht bemerkte, dem Textsinn leicht zuwiderlaufende Schlussstellung des "Schnee" kann dabei noch hingenommen werden, denke ich.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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