Wüste. Staub, Sand und Steine, so weit das Auge reicht. Wie ich her kam, wer ich bin, weiß ich nicht. Vor der Wüste liegt nur Dunkelheit. Der Versuch, mich zu erinnern, hinterlässt einen eigenartig fahlen Nachgeschmack. Fast kommt es mir vor, als tue ich damit etwas ungehöriges. Überall um mich her spüre ich die tödliche Gefahr. Sie ist wie ein Zuhause. Ich sollte hier sein. Einen anderen Ort gibt es für mich nicht.
Dennoch kann ich nicht verweilen. Meine Zeit ist eine Peitsche, die meinen Übergang in die nächste Welt erzwingt. Sie treibt mich weiter. Ich muss vorwärts. Nichts steht hier. Stillstand heisst Sterben. Diese Welt ist die Welt des Nomaden. Nur im Durchzug gewährt sie Obdach. Hier zu sein heißt, fort zu wollen.
Rennen muss ich, rennen, immerzu rennen und springen. Ich kann nicht anders. Sphinxen und Pyramiden säumen meinen Weg. Die Bauten haben keine Türen. Die Palmen stehen still und spenden keinen Schatten. Ich kann sie nicht greifen, nicht riechen, nicht spüren. Ich kann nicht zu ihnen zurück. Wenige Meter hinter meinem Rücken ist die Welt zu Ende. Ich kann an allem nur vorbei.
Die Wüste kennt keinen Freund. Was sich hier regt, ist hier, um mich zu töten. Sie sind viele. Sie sind stark. Ich auch. Ich versenge meine Feinde, zerstampfe sie zu Staub, springe über sie hinweg und lasse sie in ihr Verderben laufen.
Ein Abgrund in meinem Weg. Ich sehe hinein und schaudere. Wie oft bin ich hier schon gestorben? Und habe wie oft überlebt? Die Wiedergeburt kennt kein Erbarmen. Der Tod ist nicht das Ende. Er schleudert einen nur ein Stück zurück.
Ich bin mir fremd. Meine Bewegungen sind monoton, auf unheimliche Weise regelmässig.
Sind es wirklich meine? Oder glaube ich nur daran, weil dieser Glaube der letzte Faden ist, der meinen Sturz in den Wahnsinn hemmt? Mir ist, als sei jemand in meinem Körper eingebrochen. Er kontrolliert meine Taten. Er lenkt mich. Nicht einen Augenblick lang zweifelt er an seinem Recht. Er ist mächtig. Vor ihm bin ich in mir ein ungebetener Gast. Das Ich ist eine Täuschung, ohne die ich nicht leben kann, die eine, unentbehrliche, die wahre Lüge. Etwas lügt meine Zuckungen in Willen um. Es kann kaum so schnell lügen, wie ich zucke.
Ich habe nötig, mir noch das Innerste erst vom Leib zu lesen. Wie geht es mir?
Mein erstarrtes Lächeln beteuert mir aufs immer Neue meinen Mut. Kann es denn lügen? Wie denn, wenn es das, wovon es spricht, nicht gibt?
Die Seele ist eine Zahl. Nach dem Tod steigt sie in den Himmel auf. Dort wird sie Teil der Summe der Vernichtung, die ich hinterlasse.
Die Luft ist voll von Fragezeichen. Jedes eine neue Hoffnung, eine neue Sehnsucht. Vergebens. Ich stosse mir den Kopf, was bleibt, ist Stein.
Zwei Türen. Eine am Boden, die andere im Himmel, viele Meter über mir. Nur eine Treppe aus fallenden Steinen führt empor. Etwas zieht mich dort hinauf. Warum? Am Ende führen alle Wege doch wieder zusammen.
Von Ferne weht ein neuer Ton herüber. Vor mir liegt das Meer. Fischgerippe springen unter schwebenden Inseln auf und ab. Ich sehe hin und weiß: Es war nur der Anfang.
Dort muss ich hin, von Insel zu Insel über den Ozean, durch dunkle Höhlen, über hohe Berge, durch die Tiefen der Meere und durch die Leere des Alls, sterbend, auferstehend, siegreich zum Anfang zurück geschleudert, immer und immer und immer wieder. Dies ist mein Schicksal. Das ist, was ich bin. Hier erst erhält der Satz seine Bedeutung:
Ich bin Mario.
Spielkind
Hallo Zefira,
nein, das kannst du ruhig hier posten. Auch wenn Nicole ja jetzt im Grunde aufgelöst hat.
Hallo Nicole,
danke für deinen schönen Kommentar. Beim Schreiben habe ich in der Tat kurz überlegt, genau den Anfang deines Posts - einschließlich der drei Pünktchen, nur ohne Großschreibung - ans Ende zu setzen, fand dann aber, dass das den Text unnötig eindeutig macht. So, wie er jetzt ist, scheint er ganz gut zu funktionieren, zumindest hat von meinen Testlesern noch keiner vorzeitig Verdacht geschöpft
.
Euch beiden liebe Grüße
Merlin
nein, das kannst du ruhig hier posten. Auch wenn Nicole ja jetzt im Grunde aufgelöst hat.

Hallo Nicole,
danke für deinen schönen Kommentar. Beim Schreiben habe ich in der Tat kurz überlegt, genau den Anfang deines Posts - einschließlich der drei Pünktchen, nur ohne Großschreibung - ans Ende zu setzen, fand dann aber, dass das den Text unnötig eindeutig macht. So, wie er jetzt ist, scheint er ganz gut zu funktionieren, zumindest hat von meinen Testlesern noch keiner vorzeitig Verdacht geschöpft

Euch beiden liebe Grüße
Merlin
Hm, Gabriella,
du gehörst wahrscheinlich einfach nicht zur Generation GameBoy
. In meiner Grundschulzeit haben die Dinger nahezu jede Schulpause dominiert.
Wenn du dir trotzdem einen Eindruck vom Schicksal dieser Figur verschaffen möchtest:
http://gbemul.com/game/1589/super_mario_land/
(Hier steht eine Beschreibung des Spiels: http://de.wikipedia.org/wiki/Super_Mario_Land )
Viel Spaß und liebe Grüße
Merlin
du gehörst wahrscheinlich einfach nicht zur Generation GameBoy

Wenn du dir trotzdem einen Eindruck vom Schicksal dieser Figur verschaffen möchtest:
http://gbemul.com/game/1589/super_mario_land/
(Hier steht eine Beschreibung des Spiels: http://de.wikipedia.org/wiki/Super_Mario_Land )
Viel Spaß und liebe Grüße

Merlin
Das fand ich sehr lustig. Meine Gameboy-Erfahrung ist noch älter und hieß "Atari" vielleicht erkennst du es sofort:
"Aus diesen Gängen entrinnt keiner. Im Gänsemarsch fliehen wir und keiner vermag seinen Vordermann zu überholen. Den Letzten frißt er immer, dann den danach, und den danach, und den darauffolgenden. Und wenn wir uns beeilen, weil uns das Rennen stärker gemacht hat, dann kommt er rascher und fällt auch schneller über uns her ... der gefräßige ????
liebe Grüße
Renée
(Erinnerung an Spiele meines Sohns, jetzt 36)
"Aus diesen Gängen entrinnt keiner. Im Gänsemarsch fliehen wir und keiner vermag seinen Vordermann zu überholen. Den Letzten frißt er immer, dann den danach, und den danach, und den darauffolgenden. Und wenn wir uns beeilen, weil uns das Rennen stärker gemacht hat, dann kommt er rascher und fällt auch schneller über uns her ... der gefräßige ????
liebe Grüße
Renée
(Erinnerung an Spiele meines Sohns, jetzt 36)
"It is stupid to say that computergames influence kids. If so, kids who played PACMAN in the eighties would today run around in dark rooms, eat white tiny pills and listen to monotone music!"

Guten Morgen, Renée!
Hübsche Variante mit zusätzlicher Würze, weil sie nicht aus der Sicht des "Helden" geschrieben ist, sondern ihn als das Monster darstellt.
Aber aus wessen Perspektive ist dein Abschnitt denn geschrieben? Aus der der Punkte (die bewegen sich aber nicht) oder der der Geister (die werden aber nur gefressen, wenn man vorher den Spezialpunkt gefressen hat, wenn ich mich richtig erinnere)?
Liebe Grüße
Merlin

Guten Morgen, Renée!
Hübsche Variante mit zusätzlicher Würze, weil sie nicht aus der Sicht des "Helden" geschrieben ist, sondern ihn als das Monster darstellt.
Aber aus wessen Perspektive ist dein Abschnitt denn geschrieben? Aus der der Punkte (die bewegen sich aber nicht) oder der der Geister (die werden aber nur gefressen, wenn man vorher den Spezialpunkt gefressen hat, wenn ich mich richtig erinnere)?
Liebe Grüße
Merlin
Keine Sorge, ich werde schweigen wie ein großstädtischer Zentralfriedhof.
Und jetzt ein Meisterwerk der jungen europäischen Avantgarde: Ein vierzehnstündiges existenzialistisches Drama in freien Versen über die entfremdete Kälte und die Angst vor dem sozialen Abstieg in der Tetriswelt aus der Sicht der Steine
.
Hier noch zwei passende Bilder zum Thema:
http://www.lachschon.de/item/40913-aus_ ... rspektive/
http://www.lachschon.de/item/30317-bad_guys/
Und jetzt ein Meisterwerk der jungen europäischen Avantgarde: Ein vierzehnstündiges existenzialistisches Drama in freien Versen über die entfremdete Kälte und die Angst vor dem sozialen Abstieg in der Tetriswelt aus der Sicht der Steine

Hier noch zwei passende Bilder zum Thema:
http://www.lachschon.de/item/40913-aus_ ... rspektive/
http://www.lachschon.de/item/30317-bad_guys/
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