Über die Vorteile der zwischenmenschlichen Kommunikation mit

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 15.02.2010, 21:42

[tabs][tabs: 16.2.2010]Über die Vorteile der zwischenmenschlichen Kommunikation mittels elektronischer Post

Keine Blumen, keine Grüße, keine Küsse,
nicht X, nicht O,
nicht mal die Gnade
eines ausgeschriebenen Namens.

Ohne jedes Lächeln oder Augenzwinkern
beantworte ich Deine liebevollen Zeilen
mit der Kälte einer einzigen.

H
[tabs: Original]Über die Vorteile der zwischenmenschlichen Kommunikation mittels elektronischer Post

Keine Blumen, keine Grüße, keine Küsse,
nicht X, nicht O,
nicht mal die Gnade
eines ausgeschriebenen Namens.

Ohne jedes Lächeln oder Augenzwinkern
beantworte ich Deine liebevollen Zeilen
mit der Kälte
einer einzigen.

H[/tabs]
Zuletzt geändert von Zakkinen am 16.02.2010, 17:42, insgesamt 1-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 16.02.2010, 09:14

oha...
(gelungen!)
(kann ich nachempfinden)
mir fällt dazu eine umkehrung des titels ein:
über die nachteile der elektronischen kommunikation ziwschen menschen

gruß
k

DonKju

Beitragvon DonKju » 16.02.2010, 16:33

Hallo Zakkinen,

hübsch brutales Textlein, trifft's auf den Punkt. Lediglich die Schlusszeilen wurde ich eher zu einer zusammenziehen, also:

"...
mit der Kälte einer einzigen."

Gruß dazu vom Hannes

Trixie

Beitragvon Trixie » 16.02.2010, 17:19

Hallo H,

das knallt, das passt, das merkt man sich. Stilvoll trocken und schön pointiert. Allerdings stimme ich Hannes Idee zu - warum nicht zu einer Zeile zusammen fassen, wenn du das eh schon sagst? Tut der ganzen Sache keinen Abbruch, wenn's nicht so ist.
Ich als internet- und chat-Freak finde den Text klasse. Ich fühle, dass ich sowas wie "erwischt" sagen müsste, mit einem Augenzwinkern. Danke für den Spiegel!

Grüße
die Trix

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 16.02.2010, 17:41

Ihr habt natürlich recht. Eine Zeile muss es sein :)
Liebe Grüße
Henkki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.02.2010, 20:43

Hallo Henkki,

das ist interessant, wie du das beschreibst - weil ich das ganz anders wahrnehme als du. Ich finde die Trennung, so wie du sie vornimmst, zwischen Virtuellen und "Reall Life" (um beiden jetzt mal den gleichen Wirklichkeitscharakter zuzuschreiben), viel zu s/w - ich glaube fest daran, dass unter anderem gerade das Internet deshalb derart Neuraum für Zwischenmenschliches geworden ist, weil all das, was du beschreibst, eben gerade Alltag war; oder noch anders: die meisten Blumenüberreichmomente sind doch sehr plazebo-, merciwerbungs und kühlgefühlgeprägt. Ich denke also, weder, dass der Unterschied so besteht, wie du ihn beschreibst (sondern dass beide Seiten ihre Unmöglichkeiten, Stumm- und Stumpfheiten haben), noch dass das, was du als Gegenentwurf zeichnest, tatsächlich anstrebenswert ist. das ist jetzt nur angerissen und nicht genügend ausgereift, aber ich wollte den Aspekt wenigstens in die Diskussion bringen.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

keinsilbig

Beitragvon keinsilbig » 25.02.2010, 20:52

guten tag, zakkinen,


viel wahrheit, treffend in die kälte einer abschließenden zeile komprimiert.

das phänomen internet-kommunikation auf den punkt gebracht. wohlformuliert und sachlich - die kälte muss also vom leser, der verstehen will, selbst da hineingelesen - oder heraus? - werden. er vollzieht die beschriebene dynamik - inklusive der dinge, die nicht explizit erwähnt und breitgetreten wurden - also direkt nach. das nenn ich sprachökonomie im besten sinne. und lebendige lyrik.

genial gut.


gern gelesen!


gruß,

keinsilbig

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.02.2010, 21:24

@Lisa: ich fürchte, Du hast den Text gründlich missverstanden bzw. den Titel zu ernst genommen.

Danke,
Henkki

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.02.2010, 21:49

Hallo Lisa,

zunächst ist dieser kleine Text nur eine Momentaufnahme, ein kleiner, zynischer Splitter des Ganzen. Außerdem persönlich, geprägt von eigener Erfahrung. Überspitzt, reduziert. Weder LyrIch noch LyrDu haben meine Liebe.

Und so gibt es sicher auch Zwischenmenschliches im Internet, das funktioniert. Aber auch viel Enttäuschung. Viel Zwischenmenschliches, das nicht funktioniert. Genauso wie im realen Leben. Ich trenn da gar nicht, Leben ist Leben. Man kann in so wenigen Zeilen auch nicht die Veränderungen im Sozialverhalten beschreiben, die Unterschiede in der Kommunikation. Manches wird im Internet etwas deutlicher. Klar, ich hab schon meine Erfahrungen mit diversen Foren und Plattformen, hab da auch eine Meinung zu. Ich will die Blumen und Herzchen von facebook nicht mehr, auch nicht das beliebige Lob und das Buddy-Tum der fotocommunity. Darum geht es hier aber auch gar nicht. Es geht nur um die asynchrone, emotionslose Kommunikation, die Kälte der Drei-Wort-E-Mails ohne Gruß und Namen.

Eine Lösung habe ich nicht, auch keinen Vorschlag, und daher beinhalten diese Zeilen auch keinen Gegenentwurf.

Liebe Grüße
Henkki

Max

Beitragvon Max » 25.02.2010, 22:40

Lieber Henkki,

es ist schwierig für mich, den Ansatzpunkt für mein Gefühl zu finden, dass mit dem Text etwas nicht in Ordnung ist. Ich glaube, es liegt daran, dass der Text letztendlich nur auf den Gegensatz zwischen "liebevoll" und "Kälte" baut. Diesen Gegensatz gibt es natürlich, aber er ist in den tragischsten Sitautionen subtiler als zwischen "Liebe" hier und "Kälte" dort. Dazu denke ich, dass der Gegensatz keiner ist, der vor allem für die virtuelle Welt prägnant ist (natürlich macht sie das Entziehen leichter, das erleben wir ja hier auch im Salon). Schließlich überlge ich noch (ohne Antwort), ob man nicht das Timing ändern könnte - bishher scheint mir der Text ein recht langes Präludium zu haben und dann einen schnellen Knall.

Liebe grüße
Max

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 26.02.2010, 08:17

Lieber Max,

danke auch Dir für die Antwort. Aber auch Du versuchst, glaube ich, mehr in dem Text zu sehen, als da ist. Wie ich schon in der Antwort auf Lisa sagte, das ist nur ein winziger zynischer Moment. Da ich ja gar nicht versuche, etwas Allgemeingültiges zu sagen, kann man auch nicht kritisieren, dass der Gegensatz zwischen Liebe und Kälte auch in den tragischen Situationen subtiler sei. Denn in dem Moment, in dem Gedanken ist er nicht subtiler, sondern genau so. Es geht auch nicht darum, einen Gegensatz aufzubauen zwischen virtuell und real. Obwohl ich glaube, dass mit E-Mail und SMS und der damit verbundenen Einfachheit und Geschwindigkeit schon eine Änderung der Kommunikation verbunden ist. Vielleicht auch mit einer gewissen Internationalisierung (oder Amerikanisierung).

Das mit dem langen Vorlauf und dem Knall muss so sein, geht ja nicht anders. Denn darum geht es doch letztendlich. Eine Person schreibt der anderen eine Mail, lange ausformulierte Zeilen, Anrede und Gruß. Die andere antwortet mit einer Zeile und einem abgekürzten Vornamen. Diffamiert alles andere als oberflächlichen Tand. Vielleicht ist das alles oberflächlich, die Anreden, Grüße, die Mühe, die in eine E-Mail gesteckt wird, die geschrieben wird, wie ein Brief. Vielleicht kann man aber auch einfach nicht mehr unterscheiden zwischen den Emotions-Surrogaten (Emoticons, Smilies, XOs usw.) und dem Echten? Vielleicht gibt es das Echte eh nicht? Was weiß ich.

Nehmt den Text einfach nicht zu ernst, sonst fange ich noch an, zu bedauern, ihn überhaupt eingestellt zu haben.

Liebe Grüße,
Henrik

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 26.02.2010, 12:22

Lieber Henkki,

ich sagte doch eigentlich nur, was du auch schreibst, dass der Text mir

Überspitzt, reduziert.


und damit eben einseitig vorkommt. Dass das nicht alles zu dem Thema ist, kann ich mir in Bezug auf deine Wahrnehmung natürlich denken, aber der Text spricht nicht davon. Das Stilmittel der Überspitzung und Reduzierung ist wichtig und einzigartig, aber es muss halt auch so eingesetzt werden, dass der Leser nicht das Gefühl hat, die "Meinung" des Textes ist aufgrund ersterem eben zu einseitig - da steigt dann mancher, in diesem Fall ich (andere sehen das ja anders, deshalb entschied ich mich, das zu schreiben) aus.
Und natürlich habe ich die Ironie des Textes mitbekommen - für mich erzeugt sie aber keinen integrierenden Humor, der wieder an das, was es auch noch gibt, mit einem Augenzwinkern anbindet oder ähnliches, sondern eine Art Giftigkeit - das heißt: Ich verstehe, dass die Erzählinstanz sich von dem ganzen distanziert, aber die Art, wie das getan wird, hilft mir nicht, den Text als weniger eindimensional zu sehen.

Und natürlich zeichnest du automatisch einen Gegenentwurf, indem du eine Menge an Dingen für deine Negativzeichen "kein(e)" und "ohne" setzt (Blumen, Grüße, Küsse,
X, O, die Gnade eines ausgeschriebenen Namens, Lächeln, Augenzwinkern), die alle nicht Teil der elektronischen Post sind.
Und ich mag eben weder diese s/w-Einteilung, noch finde ich die genannten Requisiten "einfach so" (wie sie mir der Text aufzählt) unproblematisch. Die Botschaft kann bei mir also nicht ankommen.
Wenn du möchtest, dass der Text mitschwingen lässt, dass er nur eine Momentaufnahme ist, dann würde ich das eben stilistisch einbauen. Wenn der Text aber eben so eindeutig bitter sein soll, dann lass ihn so wie er ist, und er ist eben nichts für mich - ich finde ja nicht, dass der Text an sich einen Fehler hat, nur mir fehlt das eben. Und da das bisher nicht angesprochen wurde, wollte ich das Kommentarfeld erweitern :-)

liebe Grüße,
Lisa
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Beitragvon Lisa » 26.02.2010, 12:24

PS: Natürlich nehme ich den Text ernst, auch die leichtesten Texte, die mich zum Lachen bringen, nehme ich ernst - Humor ist eine ernste Angelegenheit .-). Ich finde das doof, wenn man Kritik an solchen Texten übt, dass dann dem Leser auf einer anderen Ebene so etwas wie Bierernst unterstellt wird, nur weil irgendwas nicht funktioniert für mich.

(was nicht heißt, dass ich mich jetzt hier festbeißen muss!)
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Beitragvon Zakkinen » 26.02.2010, 13:32

Hallo Lisa,

ich unterstelle Dir keinen Bierernst, habe auch nichts gegen Deine Kritik einzuwenden. Ich hatte nur zunächst den Eindruck, Du hättest etwas falsch verstanden oder die Erwartung, dass der Text an eine Stelle führen sollte, wohin er nie führen wird. Ist halt kein Text für Dich, und das macht ja auch nichts. Er ist einfach so bitter gemeint, wie er da steht. Einseitig, nicht analytisch, humorlos und vielleicht sogar einfach nur schlecht.

Du musst Dich nicht entschuldigen für Deine Kritik und Dich, bitte, auch nicht angeriffen fühlen. Es liegt an meinem Text, wenn irgendwas nicht passt. Der gibt einfach nur das her und nicht mehr. Magst Du ihn bitte löschen?

In Freundschaft,
Henkki


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