über leben

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 25.02.2010, 18:28

zweite variante:


über leben


wir beide haben alles überlebt
selbst das leben




ursprünglich:


über leben


wir haben alles überlebt
auch das wichtigste
das leben




.
Zuletzt geändert von Niko am 28.02.2010, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 25.02.2010, 22:47

Hallo Niko,

die Beobachtung gefällt mir. Vielleicht kommt das Gedicht aber auch ohen Erklärung aus: "das Wichtigste" erklärt mir zu stark. Wenn Du schriebest

Wir haben alles überlebt
auch das Leben

sollte doch klar sein, dass es nichts Wichtigeres gibt, oder?

Liebe Grüße
Max

Niko

Beitragvon Niko » 26.02.2010, 13:08

da hast du schon recht, max!
was ich wollte war, dass es um das leben der beiden, eines "wir" geht. und dieses gemeinsame wollte ich durch "das wichtigste" hervorheben. denn manchmal ist es ja so, dass einem partner das leben des anderen wichtiger ist, als das eigene, dass man das eigene leben hinten anstellt. leben ist das höchste gut für jeden einzelnen. aber dessen ist man sich manchmal auch nicht wirklich bewusst und man "lebt" als gäbe es kein "leben".
ich lass das mal sich setzen. aber nix desto trotz: im grunde stimmt dein einwand.
(vielleicht kommt ja noch was kommentatorisches dazu....)

lieben gruß: Niko, schwankend

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 26.02.2010, 18:19

Hallo Niko,

ich möchte Max zustimmen, finde aber noch etwas Interessantes im Text:

die Mehrdeutigkeit von "überleben". Zunächst las ich es auch als "survive", dann aber auch als über"mäßig" leben. Und das empfinde ich als einen spannenden Aspekt, der noch möglicher wäre, wenn die Zeile mit dem Wichtigsten gestrichen würde.

Könnte mir sogar ein Absetzen des "wir" vorstellen, wenn du es schon so, laut deiner Erklärung, betonen willst; oder sogar ein Trennen von über-leben, was das Ganze dann aber sehr experimentell anmuten lässt...naja, nur so Ideen.

wir
haben alles über
lebt, auch
das leben

Sicher kommen hier noch einige Interpretationsmöglichkeiten hinzu, aber ich find das gar nicht schlecht ;-)

Spielerei.

Herzlichst

Zafar

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 26.02.2010, 20:56

Hallo Niko,

mit Deiner Erklärung gefällt es mir besser als ohne. Das Gemeinsame kommt also nicht von allein zum Vorschein. Was könnte man tun, um es hervor zu holen, ohne mit dem Finger darauf zu zeigen und die essenzielle Kürze zu nehmen? Ich weiß es noch nicht.

Grüße
Henkki

Max

Beitragvon Max » 27.02.2010, 16:46

Oh, mit Zafars Setzung könne ich mich auch gut anfreunden :-)

Liebe Grüße
Max

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Beitragvon leonie » 27.02.2010, 16:54

Lieber Niko,

hm, also mich befällt eher ein Unbehagen, das sich auch mit häufigem Lesen nicht ändert. Irgendwie klingt das für mich sehr moralisch, ich glaube, das hängt an dem "wir", das auf mich (wieder einmal) ein wenig vereinnahmend wirkt und mich in ein Boot holen will, von dem ich noch nicht weiß ob ich da hinein gehöre.
Ich überlebe das Leben nicht nur und durch das "Wir" fühle ich mich genötigt, mich abzugrenzen.

Irgendwie stimmt es aber auch insofern nicht als ja keiner, der das schreibt oder liest von sich sagen könnte, er habe das Leben überlebt. Er lebt ja noch. Er könnte das erst mit dem Tod sagen, genau dann, wenn er es nicht überlebt hat.

Irgendwie kann ich mich diesmal nicht mit dem Text anfreunden...Vielleicht beim nächsten Mal wieder.

Liebe Grüße

leonie

Liebe Grüße

leonie

DonKju

Beitragvon DonKju » 28.02.2010, 12:24

Hallo Niko,

meine Idee hier = total ver-dichten =

über leben

wir haben alles überlebt
selbst das wichtigste

Gruß Hannes

Niko

Beitragvon Niko » 28.02.2010, 13:49

hallo zafar, max, henkki, bilbo und leonie!
letztendlich habe ich mich zu einer verkürzung entschlossen:

wir beide haben alles überlebt
selbst das leben

im einzelnen nochmal:

@ bilbo:
deine version trifft nicht das, was ich sagen wollte. und es wäre zu klären, was es ist, was du als das wichtigste beschreibst. wenn man sagt: wir haben das wichtigste überlebt, dann beinhaltet das nicht automatisch das leben als solches. mir war aber das zusammenspiel von überleben und leben gerade wichtig.

@ zafar:
die Mehrdeutigkeit von "überleben". Zunächst las ich es auch als "survive", dann aber auch als über"mäßig" leben. Und das empfinde ich als einen spannenden Aspekt, der noch möglicher wäre, wenn die Zeile mit dem Wichtigsten gestrichen würde.
das war das, was ich herausgestellt haben wollte. überleben auch im sinne von drübergelebt. über das leben hinweggelebt. es fret mich sehr, dass du das in deinem kommentar erwähnst. denn es zeigt mir, dass es zumindest in maßen funktioniert.

@ henkki:
naja......gedichte, die man erklären muss, sind bockmist. was man tun kann, damit es die gemeinsamkeit rausstellt, fragst du: ich denke, es geht nicht ohne ein ergenzendes "beide" nach "wir". denn - so schaffe ich den sprung zu leonies kommentar -

@leonie:
kein moralischer fingerzeig ist hier absicht gewesen. das gedicht hätte so gesehen vielleicht besser in die liebeslyrik gepasst. es ist schlicht von einer zweierbeziehung die rede. aber ich sehe, dass man es so, wie es da steht, auch ganz allgemein lesen kann, ja, lesen muss nahezu. daher jetzt: "wir beide".
Irgendwie stimmt es aber auch insofern nicht als ja keiner, der das schreibt oder liest von sich sagen könnte, er habe das Leben überlebt. Er lebt ja noch. Er könnte das erst mit dem Tod sagen, genau dann, wenn er es nicht überlebt hat.
is eh klar. aber wenn du zafar´s ausführungen zugrunde legst und das überleben in seiner zweiten bedeutung betrachtest: man kann etwas überleben. einen zusammenbruch. oder eine katastrophe. hier haben zwei das leben (was ja auch ein zusammenbruch oder eine katastrophe sein kann, gerade beziehungstechnisch) nur überlebt. andere variante: man hat über das leben hinweggelebt. sozusagen am leben vorbei......

ich werde das gedicht also dahingehend ändern.

liebe grüße und danke euch allen für´s kommtieren: Niko

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Beitragvon Zakkinen » 28.02.2010, 14:03

Manche Gedichte sprechen an, auch wenn man sie nicht versteht. Oder anders versteht, als der Autor sie meinte. Was sie nicht schlechter macht. Daher unterschreib ich das "Bockmist" nicht. Wenn allerdings eine wesentliche Aussage transportiert werden sollte, das aber nicht klappt...

Ich fand einen Aspekt in Deiner Erklärung ganz schön: das eigene Leben für das wir, für den anderen, aufgeben, hintenan stellen. Ein Gedanke, der mich traurig stimmt. Und der mir nahe ist. Den lese ich immer noch nicht. Vielleicht auch, weil ich denke, dass das dann nicht beide trifft, sondern typischerweise eine Hälfte vom wir.

Eventuell könnte man das "das" vor "leben" noch weglassen. Damit würde es aktiver, Leben als Aktivität verpasst.

Grüße,
Henkki


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