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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Lydie

Beitragvon Lydie » 22.04.2009, 22:14

schliesse die fenster
schliesse sie
die taube könnte
den weg hinaus finden
und der rabe mit ihr

das licht tut weh
schliesse die läden
schliesse sie
höre
regnet es weiter?
stürmt es noch?
die todesklage
liegt sie noch über dem land?

leben
abgeschirmt
tief innen
beruhigende stimmen
die welt ist zum meer geworden
der himmel zur hölle
dein name zur arche
der einzigen gewissheit

ein gott verschloss die tür
da gab es keinen ausweg mehr
nur das wiegen der wellen
bergende dunkelheit
und unzeit

schliesse die fenster
schliesse sie
der todesengel ging um
was vermag da ein regenbogen?
ein gott verschloss die Tür
wer wird sie öffnen?
Zuletzt geändert von Lydie am 07.01.2010, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.

Lydie

Beitragvon Lydie » 09.01.2010, 15:35

Liebe Heidrun (hei43),

Ich bin gläubig, möchte ich hier nur kurz zurückmelden, seit Jahrzehnten. Und die Bibel ist mein täglich Brot. Daher mein innerer Zugang zu der biblischen Welt bis in Gedichte hinein.

Herzliche Grüsse,

Lydie

Lydie

Beitragvon Lydie » 09.01.2010, 15:47

Liebe Heidrun,

Das freut mich mit der Bildassoziation. Das Gedicht ist ja auch eine Assoziation zu einem Bild, das ich so allmählich doch irgendwo in meinen Archiven aufspüren sollte.

"Gleichwohl zeigst du damit die Einsamkeit des Individuums, seine Angst, seinen Wahn und sein Fallen. Auch die Hilfe, die - wenn überhaupt - nur aus eigener Kraft erbracht werden kann."

Weisst Du, wenn ich das Gedicht zur Zeit lese, scheint mir vor allem, dass da Schutz im Innenraum und in der Innenwelt gesucht wird angesichts einer völlig bedrohlichen und unverlässlich gewordenen Aussenwelt. "Nur aus eigner Kraft", das weiss ich so nicht. Ich denke, es sind die "beruhigenden Stimmen tief Innen", die Schutz bieten. Und die sind ja im Laufe des Lebens gespeichert worden und eben nicht Vereinsamung, sondern ein Zurückgreifen auf Vertrautes, Bergendes in extremer Krisensituation. So lese ich es heute. Ich muss dazu sagen, dass dieses Gedicht Jahre zurückliegt.
Aber alles, was wir zur Zeit hier austauschen, lässt mich nachdenken.

Sei herzlich gegrüsst,

Lydie


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