Mamma

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Nicole

Beitragvon Nicole » 01.01.2010, 17:35

„So Maus, jetzt gehen wir noch Wurst holen und dann ab zur Kasse.“ Ich strecke Lena die Hand hin und wir stellen uns in die Schlange. Zum Glück ist sie nicht sehr lang, nur ein Pärchen, das bereits bedient wird und eine ältere Dame, die über den Rand ihrer Brille hinweg die Auslagen begutachtet. Wie oft, wenn wir im Supermarkt anstehen, möchte meine Tochter nun kuscheln. Sie umfasst meinen Oberschenkel mit beiden Armen und drückt ihren Kopf fest an mich. Ich streichele ihr über das Haar und kitzele sie dabei hinter dem Ohr. Sie kichert und windet sich. Ich ziehe sie hoch, setze sie mir auf die Hüfte. Die ältere Dame neben uns ist durch die Albereien aufmerksam geworden und schaut herüber. Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor. Ich weiß nur nicht, wo ich es hinstecken soll. Über Lenas Kopf hinweg betrachte ich sie genauer. Eine schlanke ältere Dame, gepflegter, grauer Pagenkopf, gerade Haltung. Aber irgendwas … irgendwas stimmt nicht. Ich kann es nicht fassen, es ist fast wie bei dem Original und Fälschung Bild in der Fernsehzeitung. Ich schaue erneut hin und stelle fest, dass sie mich ebenfalls mustert. „Dann hat es also doch noch geklappt?“ fragt sie und schaut erst Lena an, dann mir in die Augen. Natürlich. Jetzt erinnere ich mich auch.

Ich wurde morgens gegen drei Uhr mit fürchterlichen Unterleibsschmerzen wach. Etwas stimmte nicht. Im Bad war ich dann auch nicht wirklich überrascht, als ich das Blut bemerkte. Der Frauenarzt bestätigte kurz darauf, was ich bereits wusste. „Ach, da geht ja schon alles ab. Da ist nichts mehr zu machen. Ich schreibe Ihnen dann mal eine Überweisung in die Klinik, zur Ausschabung.“ Wie lapidar das klang. Als wäre er gerade dabei, mir einen Hustensaft aufzuschreiben. Danach kam mir alles vor, als schaute ich einen Kinofilm, dessen Hauptdarstellerin mir verblüffend ähnlich sah. Die Fahrt zum Krankenhaus, die Aufnahme. Auf dem Flur sitzen, warten. Eine Schwester. „Na, dann kommen Sie mal mit.“ Die beige-gelbe Wände, melierter PVC-Boden. Hellgraue Quadrate mit dunklen Fugen. An der Wand die üblichen Beschriftungen „zum Aufzug“, „zur Cafeteria“. Vor einem Raum mit der Aufschrift „Schwesternzimmer“ blieben wir stehen.“Warten Sie einen Moment, bitte.“ Schon war die Schwester verschwunden, ich lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen. Den Flur weiter runter hörte ich ein Baby schreien. Ich konzentrierte mich auf das Gespräch hinter der nur angelehnten Tür.“ Hallo, Marie. Was bringst Du mir, lass mal sehen. Ja, was soll ich denn damit? Nein, nein, das geht doch nicht. Nicht auf die Wöchnerinnenstation. Ruf in der Inneren an, vielleicht ist da Platz!“ Kurz darauf war die Schwester wieder bei mir. „Ich bringe sie auf eine andere Station.“
Schließlich landete ich in einem Dreibettzimmer. Direkt an der Tür lag eine Frau Ende dreißig, im mittleren Bett eine ältere Frau. Auf beiden Nachttischen Blumensträuße. Ich murmelte „Hallo.“, legte mich in das freie Bett und rollte mich zusammen. Ich spürte, dass beide Frauen mich ansahen. Ich wollte nicht reden, tat so, als sei ich eingeschlafen. Was die alte Dame nicht zu stören schien. „Weshalb sind Sie denn hier?“ Ich drehte mich in ihre Richtung. „ Ich hatte eine Fehlgeburt.“ Ich blinzelte die Tränen weg und schaute sie trotzig an. „ Die Reste werden morgen ausgeschabt.“ „Oh, das tut mir leid.“ Sie nickte mitfühlend. „Das ist schlimm. Mir wurden vorgestern beide Brüste entfernt. Brustkrebs. Meine Tochter“, sie deutet mit dem Kopf auf die jüngere Frau an der Tür, „meine Tochter war zur Vorsorgeuntersuchung, wissen Sie. Da wurde ein Knoten in ihrer linken Brust festgestellt. Bösartiger Tumor. Sie hat dann darauf bestanden, dass ich auch zur Untersuchung gehe. Und was glauben Sie? Bei mir haben Sie den Krebs auch gefunden. Aber auf beiden Seiten. Und dann sind wir beide zusammen ins Krankenhaus gegangen, ich wurde einen Tag nach meiner Tochter operiert.“ „Ach Mutter!“ Ihre Tochter unterbrach sie. „Nun lass die Frau doch in Ruhe! Sie hat sicher anderes im Kopf!“ „Wissen Sie“ sie richtete sich vorsichtig ein wenig auf „Mutter ist böse mit mir, dass ich sie zur Untersuchung geschickt habe. Sie meint, sie wäre zu alt für so was … Aber jetzt lassen wir Sie in Ruhe!“ Ein scharfer Blick zu ihrer Mutter. Ich nickte wortlos.
Am nächsten Morgen ganz früh war mein OP-Termin. Eine Kleinigkeit, kaum zwei Stunden später war ich wieder im Zimmer. Leer. Und unangemessen ausgeruht und schmerzfrei. Ich döste eine Weile, bis ein leises Klopfen an der Tür Besuch ankündigte. Ein großer Mann mit Brille betrat den Raum und küsste die Jüngere von beiden. Sie flüsterten ein wenig, dann kramte er aus dem Schrank einen Bademantel hervor und half ihr behutsam aus dem Bett. Im Glauben, ich schlafe, erklärten sie der Mutter leise, dass sie einen Kaffee in der Cafeteria trinken gehen und ihr von dort dann ein Stück Kuchen mitbringen würden. Die alte Frau ermahnte ihre Tochter noch, an die Vorführung in einer Stunde zu denken. Eine Vorführung? Im Krankenhaus? Was sollte das werden? Ich musste wohl kurz die Augen aufgemacht haben, denn schon begann die alte Frau wieder, mit mir zu sprechen. „Ach wissen Sie, der Manfred, das ist ein wirklich guter Mann. Ich habe ja schon gedacht, meine Tochter würde gar keinen Mann mehr finden, so viel, wie sie gearbeitet hat. Hatte gar keine Freizeit, immer nur im Büro… Und sie ist ja auch schon fast vierzig. Aber dann hat sie Manfred kennen gelernt. Vor knapp einem Jahr haben die beiden geheiratet. Gerade wollten sie in Urlaub, als die Diagnose kam. Wissen Sie, bei einer alten Frau wie mir, ist das ja nicht mehr so schlimm. Ich habe doch mein Leben schon gelebt. Wen interessiert da, ob ich noch eine Brust habe, oder nicht. Aber Gudrun! Ich hoffe nur, dass Manfred Gudrun auch mit nur einer Brust noch liebt…“ Sie plappert noch eine Weile auf mich ein, erzählte in allen Einzelheiten von der Hochzeit ihrer Tochter, schwenkte dann zu der Tochter ihrer Nachbarin, die gerade in Scheidung lebte. Ich hörte ihr nicht wirklich zu. Ich nickte hin und wieder und war im Grunde nur froh über dieses Hintergrundrauschen, das jedweden eigenen Gedanken unmöglich machte. Dann kamen Manfred und Gudrun wieder. Er saß an ihrem Bett, hielt ihre Hand und erzählte leise von den Geranien, die er gerade an dem Morgen für ihren Balkon gekauft hatte. Die Tür ging auf und eine rundliche Frau Mitte fünfzig mit einer großen Arzttasche betrat den Raum. „Guten Tag!“ flötete sie gutgelaunt. „Ich bin Frau Wiesner-Mann. Ich wollte Ihnen gerne die Brustprothesen zeigen.“ Mit einer schwungvollen Bewegung legte sie die Tasche auf den Tisch an der gegenüberliegenden Wand des Raumes. Mit einem geradezu fröhlichen „Klack“ ließ sie die Verschlüsse der Tasche aufschnappen. Manfred verabschiedete sich rasch und verließ den Raum.
Frau Wiesner-Mann lächelte Gudrun freundlich an. „Na, was haben Sie denn für eine Körbchengröße in Ihren BH’s? Haben Sie einen bereit gelegt, wie besprochen? Wir wollen den doch wieder gut ausfüllen, nicht wahr?“ Gudrun antwortete „80 C.“ und zog einen hautfarbenen Spitzen-BH aus der Schublade ihres Nachttisches. „Oh, der ist aber schön! Darin gefallen Sie ihrem Mann aber sicher sehr, sehr gut.“ gurrte Frau Wiesner-Mann und ignorierte den entsetzten Blick Gudruns. Frau Wiesner-Mann inspizierte den Inhalt des Koffers „Dann schau ich doch mal, das ist ja eine ganz gängige Größe, die habe ich bestimmt dabei…“ und zog mit einem triumphierenden „Na, wer sagt es denn!“ einen milchig-hautfarbenen Beutel in Brustform heraus. „So, dann werde ich Ihnen das mal zeigen.“ Sie hielt Gudruns BH mit an den Rückenträgern fest und platzierte die Ersatzbrust auf der rechten Seite. „Es ist die linke…“ wandte Gudrun leise ein. „Oh, dann hat man mir wohl etwas Falsches aufgeschrieben. In meinen Unterlagen steht rechts. Aber macht nichts, dann nehmen wir eben das Gegenstück. Wir wollen ja nicht, dass ihre Brust nachher in die falsche Richtung zeigt, gell?“ Flugs holte sie eine andere Prothese aus ihrem Koffer und plauderte munter weiter. „ So, nun schauen Sie mal. Das sieht doch richtig gut aus, oder?“ Sie hielt den BH nun an den Schulterträgern hoch, sodass auf der linken Seite die gefüllte Schale prall nach vorne stand. Bei diesem Anblick zog sich mein Magen zusammen und ich schluckte hörbar. Frau Wiesner-Mann warf mir einen strafenden Blick zu und wendete sich dann wieder Gudrun zu. „Nun, für die erste Zeit, bis die Narben wirklich abgeheilt sind, bekommen Sie von mir eine vorläufige Prothese, eine textile Erstprothese. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse zu hundert Prozent. Die wird einfach in den BH eingelegt. Wenn dann die Verbände runter sind und alles schön verheilt ist, kriegen Sie eine Silikonprothese. Hier übernimmt die Kasse auch die kompletten Kosten. Einen Prothesen-BH brauchen Sie dann noch, da müssen Sie aber je Modell noch etwas draufzahlen. Diese Basis-Prothesen haben zwar noch keine Brustwarzen, aber Sie können sich aufklebbare Mamillen kaufen. Die gibt es sogar in verschiedenen Hauttönen.“ Frau Wiesner-Mann machte eine kurze Pause, ließ den Blick über ihre Zuhörerinnen schweifen. Auch ich hatte mich aufgerichtet und verfolgte den Vortrag mit schauderndem Interesse. „Wenn Sie es etwas komfortabler möchten, empfehle ich Ihnen, mit selbsthaftenden Prothesen zu arbeiten oder mit befestigbaren. Die selbsthaftenden sind aus Silikon und haben eine Haftschicht auf der Rückseite, die sie erst fest auf die Haut drücken und dann durch einen BH fixieren. Da brauchen Sie dann auch keinen Prothesen-BH mehr, sondern können Ihre alten einfach weiter benutzen. Und die befestigbaren Prothesen, das ist dann der Mercedes unter den Prothesen! Ich zeig sie Ihnen mal.“ Frau Wiesner-Mann wühlte kurz in ihrem Koffer und zog das Gewünschte heraus. „Schauen Sie. Dieses Teil kleben Sie auf die saubere, enthaarte Haut.“ Sie hielt eine nierenförmige, etwas stärkere Plastikfolie in die Höhe. „Die sitzt dann so fest, dass sie mindestens eine Woche drauf bleiben kann. Auch beim Duschen. Auf der Oberseite sind so Flauschteile und auf der Innenseite der Prothese ist ein Klettteil angebraucht. Das ist dann so fest, sie können sogar auf den BH verzichten. Ist wirklich super bei rückenfreier Kleidung. Dann macht die Prothese auch jede Bewegung mit und sieht dabei richtig natürlich aus.“ Frau Wiesner-Mann unterstrich die Vorteile der befestigbaren Prothese dadurch, das sie den am Fußende von Gudruns Bett liegenden BH mit einer raschen Bewegung hochzog und mit ihm heftige Wippbewegungen vollführte. Gudrun starrte den baumelnden, halbseitig gefüllten BH an. Frau Wiesner-Mann wendete sich nun der Mutter zu. „So, Frau Klauser. Eigentlich komme ich ja erst morgen zu Ihnen, aber wo wir gerade so schön bei der Sache sind, wollen wir doch auch direkt für Sie die Erstprothese raussuchen, gell?“ Sie musterte die Angesprochene kurz, schaute dann auf Ihre Unterlagen. „Welche Brustgröße hatten Sie denn vor der OP? Ah, ich seh’ schon, 85 A. Na, dann ist der Unterschied zu vor der OP ja nicht so schrecklich groß, nicht wahr? Ich lege Ihnen auch mal ein Paar Erstprothesen hin. Ich denke, Sie brauchen später dann nur ganz kleine Einlagen, oder möchten Sie ganz darauf verzichten?“

Plötzlich fällt mir auf, was mich am Erscheinungsbild der alten Dame so irritierte. Die linke Brust ist deutlich größer als die rechte. „Ja, ich erinnere mich.“ Ich nicke, setze Lena ab und streiche ihre zerzausten Haare glatt. „Wie geht es Ihnen? Haben Sie alles gut überstanden?“ Die alte Dame nickt. „Ja, danke, alle Nachuntersuchungen sind in Ordnung. Sie haben bei der OP alles entfernt. Kein Krebs mehr.“ „ Das freut mich sehr. Und Ihre Tochter? Wie geht es denn … Gudrun? Hat sie die Reise mit ihrem Mann inzwischen nachgeholt?“ Frau Klauser sieht auf Lena herunter, schaut mir dann wieder in die Augen. „Gudrun ist vorletztes Jahr im Sommer gestorben.“ erwidert sie leise. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und ziehe Lena unwillkürlich näher an mich heran. „Oh Gott, das tut mir wirklich sehr leid. Wie…“ „Metastasen in den Lymphknoten. Es ging ganz schnell.“ Ich schaue betreten zu Boden und unterdrücke den Impuls, mit meinem Kind auf dem schnellsten Weg den Supermarkt zu verlassen. Die alte Dame beugt sich zu Lena herunter und streichelt ihr sanft über die Wange. „Sie haben wirklich eine hübsche kleine Tochter. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute.“ Gedankenverloren streicht sie mit der Hand über ihre linke Brust, lässt sie dann dort ruhen und blickt mich an. „Ich beneide Sie. Ich wünschte, meine Tochter könnte mir so nahe sein.“

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Zuletzt geändert von Nicole am 17.01.2010, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.

Sam

Beitragvon Sam » 02.01.2010, 14:44

Hallo Leonie,

ich kann deine Argumentation nachvollziehen. Letztendlich geht es ja immer darum, was der einzelne Leser von einem Text erwartet. In diesem speziellen Fall ja vor allem Nachvollziehbarkeit. Das erwarte ich im Grunde auch, aber immer unter Berücksichtigung des Textes selber und auch des Konzeptes, das dahinter steht. Und von dieser Warte aus, empfinde ich diese, ja von mir aus skurile Handlungsweise der Frau passend. Ich finde es als Bild ungeheuer ausdrucksstarkt, eben weil es nicht den herkömmlichen Trauerschema entspricht. Es bricht da völlig aus und ich stelle mir nicht die Frage: Ist das realistisch, sonder viel mehr: Was muss in einem Menschen vorgehen, dass er soetwas tut? Und das Menschen nun nicht immer nach Schema A oder Schema B handeln, das ist doch gewiss. Gerade da, wo das Allgemeine verlassen wird, zeigt sich doch die eigentliche Unergründlichkeit des Menschen.

Du fragst nach überzeugenden Argumenten, warum es glaubwürdig sein kann, dass eine Prothese einen Menschen ersetzen kann? Es gibt keine, und das macht die Handlung der Frau ja so eindrücklich und nachdenkenswert. Natürlich hätte man eine andere Art der Trauerbewältigung oder Ersatzsuche wählen können, aber im Kontext dieser Geschichte finde ich es passend. Gerade weil beiden Frauen zur gleichen Zeit eine Brust abgenommen wurde, sie diese gemeinsame Erfahrung gemacht haben und diese Prothese vielleicht etwas war, dass in den Monaten, die die beiden noch zusammen waren eine besondere, vielleicht sogar zentrale Rolle gespielt hat.


Liebe Grüße

Sam

Nicole

Beitragvon Nicole » 02.01.2010, 15:01

Hallo Ihr Lieben,

verzeiht, wenn ich erst so spät antworte, ich habe mit Freude gesehen, das die Geschichte Kommentare hat. Allerdings wollte ich gerne ein bißchen Ruhe für meine Antwort haben und die gibt es erst jetzt, nachdem meine Süße sich zu einem Ausflug mit ihrem Papa aufgemacht hat...

Zunächst mal zu den "formalen" Fehler / Schwächen in der Formulierung.
Ja, das Schmunzeln am Anfang eliminiere ich, da habt ihr völlig Recht. Und auch die erzählte Beschreibung der Frau Wiesner-Mann werde ich rausnehmen, wenn sie auch so funktioniert, umso besser.

Liebe Klara,
gemäß Deiner Aussage zu deinem Muttertest "Kill you darlings", habe ich war in der Startphase der Geschichte schon einiges rausgenommen, aber ich denke auch noch über das Nutellaglas nach, vermutlich braucht es das nicht. :-)

Liebe Lisa,

ich würde mich freuen, wenn Du auch noch auf die Suche nach Komma- und Schreibfehlern gehst. Ich bin in dieser Beziehung (gerade beim eigenen Text) eine echte Niete und für jede Art der Fehlerbeseitigung dankbar.

Liebe Leonie,

Du sprichst zwei Aspekte an:
- die ausführliche Schilderung der Fehlgeburt
- das von der Mutter getragene Brustimplantat.

Laß mich zunächst auf den ersten Punkt eingehen:

Der Gedanke, den "Geschichtestrang" der Fehlgeburt in eine eigenen Geschichte zu verpacken, ist mir auch schon einmal gekommen. Wobei ich hier gezögert habe, denn meine Erfahrungen zu diesem Thema wären die Basis einer Erzählung darüber und ich bin nicht sicher, ob ich die Worte finden würde, denen es bedürfte um ein adäquates Innenbild nach außen zu transportieren...

Unabhängig davon brauche ich den Verlust und das einschneidende Erlebnis der Erzählerin um die klare Erinnerung zu gewährleisten.

Nun zu der Brustprothese. Ich kann die Tatsache, das die Mutter die Prothese der Tochter trägt, absolut nachvollziehen. Laß mich erklären, warum: Ja, es ist ein Fremdkörper, den die Tochter nur hatte, weil sie krank war. Aber - nichts war der Tochter nach der Operation näher, als dieses Stück Silikon. Würde ich einen mir so nahestehenden Menschen verlieren, ich würde etwas bei mir haben wollen, was dieser Mensch täglich bei sich hatte. Ein Schmuckstück vielleicht, eine Uhr, eine Lieblingskleidungsstück. In diesem Fall hat die Tochter über Monate eine Prothese direkt an ihrem Herzen getragen. So getan, als wäre es ein Stück von ihr selbst. In Kombination mit der Tatsache, das die Mutter ebenfalls die Brust verloren hat, hat das Tragen der Prothese der Tochter für mich eine Logik, die mich dazu bewog, sie eben diese Prothese tragen zu lassen. Genau dort, wo die Tochter es auch trug. Auf der Haut über dem Herzen. Sicherlich ist für mich da auch eine Portion Trotz dabei. "Wenn ihr mich genau anseht, werdet ihr sehen das etwas mit mir nicht stimmt. Das ich einen Verlust erlitten habe und es dafür keinen Ersatz gibt, nichts, was mich hinterher auch nur so erscheinen lassen könnte, als wäre ich noch vollständig - ich trage eine Prothese (Ersatz für ein Stück von mir, das fehlt) und diese Prothese paßt nicht. Paßt nicht zu mir und dürfte so nicht sein." Ja, es ist makaber, aber die Tatsache, das die Tochter vor der Mutter stirbt ist es auch und das macht für mich das Bild rund und passend.

Habt vielen Dank, ich mache mich jetzt mal an die Fehlerkorrektur,

Nicole

Nicole

Beitragvon Nicole » 02.01.2010, 15:09

Lieber Yorik,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, der Schluß ist "Horror", ich schrieb es eben schon. Makaber. Aber, und deswegen ist es für mich so richtig, es ist eben makaber, wenn die Tochter die Mutter überlebt... Ich bin relativ sicher, das man mich einweisen könnte (oder von einem Brückenpfeiler abkratzen), sollte meine Tochter sterben... deswegen gestehe ich auch dieser Figur eine, einem normal denkenden Menschen absolut widernatürlich scheinende Art der Trauerbewältigung zu...

Lieber Henkki,

die Grundlage der "Beziehung" zwischen Frau Klauser und der Erzählerin ist eine nur einige Stunden dauerndes Zusammentreffen. Zwar zu einem Zeitpunkt, als beide sich in einer einschneidenden Situation befanden, aber trotzdem nur ein zufälliges, kurzes Zusammentreffen. Jedes "mehr" in dem Hinweis der Frau Klauser auf die Prothese der Tochter wäre für mich eine Indiskretion. Sie nimmt in Kauf, das ihre Umwelt ihre "Schieflage" wahrnimmt. Aber trauern tut sie allein und würde nie mehr zu einer Fremden dazu äußern. So zumindest mein Bild von ihr.

Hi ferdi,

vielen Dank für die Tippfehler. Ich habe diese jetzt mal korrigiert, dann sind es zumindest schonmal ein paar weniger...
Ich verstehe, was Du mit dem unpathetisch pathetischen Satz meinst. Ich habe jetzt beim Korrigieren der Fehler nochmal überlegt, aber mir ist keine bessere Alternative eingefallen. (bislang zumindest noch nicht.) Ganz weglassen möchte ich ihn nicht, sonst geht m.E.n. etwas verloren. Ich grübele noch ein bißchen...

Danke! Nicole

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leonie
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Beitragvon leonie » 02.01.2010, 16:46

Liebe Nicole, lieber Sam,

danke für Eure ausführlichen Antworten, es ist so für mich nachvollziehbarer...Ich hadere noch ein wenig mit dem Aufbau, den Schwerpunktsetzungen in den Thematiken, die vorkommen und auch in der Darstellung der Personen.

Aber ist vielleicht mein Problem....

Liebe Grüße

leonie

Yorick

Beitragvon Yorick » 03.01.2010, 14:15

Liebe Nicol,

"makaber" ist besser als Horror. Allerdings finde ich nicht die Tatsache des Verlustets, des Todes und der Trauer als makaber, sondern nur den Fetisch der Brustprothese. Ich finde das auch glaubhaft und nachvollziehbar. Wenngleich auch schwer neurotisch.

Ich denke, allein dieser Strang (ohne die Geschichte mit dem Abgang) ist für mich rund. Für mich ist das sonst ein Pfeiler zuviel (weil ich das Gefühl habe, dass er immer weiter zurücktritt im Text, nicht ausreichend unterlegt wird, betractet wird). Die Brüste gewinnen mMn an Übergewicht im Verlauf des Textes, verdrängen den Beginn.

Der Symbolgehalt ist hoch. Identifikation des Weiblichen, Selbstverständnis, Mutter, Ernährerin, Sexualität, Frau-sein, Selbst-sein. Und dann wird ... ja, die Titte so missbraucht. Was ist mit Abnabelung, Eigenständigkeit, Auseinandersetzung? Das wird alles angerissen. Liegt drunter. Da kommt soviel hoch.

Kurz: für mich vermischen sich hier zwei Texte, die ich gerne einzeln gelesen hätte. Auch wenn es natürlich thematisch voll zusammenhängt und eigentlich auch gut zu passen scheint. Als ob jemand das Leben von Cäsar und Napoleon in einem Film abhandeln möchte, zwei großen Herrschern.

viele Grüße,
Yorick.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.01.2010, 15:49

Hallo Nicole,

erst gestern Nacht habe ich deine Geschichte gelesen und auch die Kommentare dazu.
Du hast sehr packend und flüssig geschrieben. Beginnt man, muss man bis zum Ende lesen. Mich hat die Geschichte sehr berührt und bewegt. Für mich sind die beiden Handlungsstränge (Fehlgeburt und die Brustamputationen) hier wichtig. Würde die Handlung, auch von der Erzählerin aus, sich auf Brustamputation beschränken, würde mir hier die Ebene des doppelten Verlustes fehlen. Ausgezeichnet gewählter Titel! Auch das Ende wirkt auf mich nicht wie ein Knalleffekt und schon gar nicht darauf hingeschrieben, sondern als eine ganz eigene Art der Trauerbewältigung der Mutter.
Ich finde das sehr gelungen!
Saludos
Mucki
P.S.
Es sind noch etliche Fehlerchen im Text: Wiederholungen, Interpunktion, Leerzeichen, Groß- und Kleinschreibung, aber Lisa wollte sich ja darum kümmern. ;-)

Nicole

Beitragvon Nicole » 03.01.2010, 18:09

Hi Gabriella,

vielen Dank! Es freut mich, wenn ich Dich mit dieser Geschichte fesseln konnte. Eine überarbeitete Version (Schmunzellos und mit hoffentlich weniger Fehlern) ist in der Mache. Aber ich hoffe auch immer noch auf Lisa... (Hi Chefin, hast Du Zeit?!?)

Hi Yorik,

ich verstehe was Du meinst, der Vergleich mit Cäsar und Napoleon ist schon irgendwie treffend...
Trotzdem gehören diese beiden Stücke des Textes hier für mich zusammen. Mutter sein, Kind verlieren... in zwei seiner schlechtesten Variationen. Beide Geschichten hätten sicherlich auch allein eine Daseinsberechtigung. Aber in Kombination, finde ich, ist es "realer". Das Leben bringt seine schlechten und guten Seiten auch nicht wohldosiert, sondern ganz nach Lust und Laune. Makaber, bösartig und dann wieder wundervoll und atemberaubend. Oder auch, wie auf eine Weise hier auch ausgleichend: die eine verliert, während die andere noch hat, hat diese verloren, so gewinnt die andere... Die Erzählung gewinnt, finde ich, durch die Kombination an Facetten.

Nicole

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.01.2010, 22:04

Liebe Nicole,

ich komme hier ganz bestimmt noch vorbei, werde es aber wohl erst morgen schaffen!

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.01.2010, 00:17

Hallo Nicole!

Ich finde es gut, dass du diesen doch etwas zu nutella-süßlichen Anfang überarbeiten möchtest... Der hätte mich beinahe davon abgehalten die doch sehr spannende Geschichte danach weiterzulesen. (Allein schon dieses Wort "Nutella" macht mich als Ex-Au-Pair wahnsinnig :mrgreen: ...)

Ich empfinde die Geschichte als sehr gelungen. Was Lisa bezüglich der Verbindung und Offenheit der verschiedenen Schicksale miteinander und zueinander gesagt hat kann ich nur unterschreiben. Sowas mag ich sehr gerne. Manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr Ruhe in den Beschreibungen gewünscht. Die Geschichte springt sehr schnell von einer Szene zur nächsten. Es muss nicht viel der Beschreibung sein, nur ein kleines Detail pro Raum und pro Person - etwas Besonderes -

An vielen Stellen hast du das auch gemacht (die Schilder im Krankenhaus sind z.B. sehr gut, finde ich) -

Zu eurer Diskussion: Natürlich kann man das VErhalten dieser Mutter nachvollziehen. Ich habe immer noch den Mundschutz aus der Intensivstation, wo meine Mutter gestorben ist - und alle halbe Jahre setze ich den sogar noch auf, um das Gefühl von damals nachzufühlen. Das kann man als Außenstehender auch als irre empfinden - genauso setze ich mich manchmal noch in ihren Rollstuhl und denke an sie - genauso schaue ich mir einen alten Zopf von ihr an - das sind alles Dinge, egal, was es für Dinge sind, die eng mit einer Person verknüpft sind - und da ist es doch egal, ob diese Dinge die Zeit der Krankheit oder eine andere Lebensphase des Verstorbenen wiederspiegeln. Ich finde diese Brustprotese einen faszinierenden Gegenstand für diesen Trauermoment. Makaber finde ich das nicht. Skurril bestimmt, aber jedes Gefühls-Ausleben hat in seiner ganzen unverschleierten Echtheit wohl manchmal etwas Skurriles.

Also vielleicht machst du das ja noch mit den kleinen Detail-Einsprenklern.

Hat mir sonst sehr gefallen!

Gute Nacht!
l

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 05.01.2010, 14:41

Hallo zusammen,
auch ich finde die Geschichte völlig rund so. Dass das Weitertragen der Prothese ungewöhnlich und schwer begreifbar ist, steht außer Frage, aber innerhalb der Geschichte finde ich es stimmig. Es gbt viele ungewöhnliche Arten des Trauerns.
Den letzten Satz empfinde ich aber als furchtbar sperrig - egal wie ich mir das Gespräch zwischen den beiden Frauen vorstelle, es in Gedanken nachspiele, der Satz will einfach nicht passen. Einmal gefällt mir das Bild des "Über-dem-Herzen-Tragens" nicht (kann aber Geschmackssache sein, ich würde auch zb von einer Schwangeren nie sagen, dass sie ihr Kind unter dem Herzen trägt). Vor allem aber stört mich die Gleichsetzung der Prothese mit der Tochter selbst, die in dem Satz anklingt. Anders würde es sich anhören, wenn die Mutter etwa sagte: "Ein Teil von Gudrun ist immer bei mir" oder so ähnlich. Aber auch das mag Geschmackssache sein. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es vielleicht mehr dieser Satz ist, der andere Leser stören mag, als das Tragen der Prothese selbst. Ich denke noch mal genauer darüber nach.

Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Beitragvon leonie » 05.01.2010, 16:10

Irgendwie lässt mich die Geschichte nicht so richtig los.
Ich habe nochmal versucht, dem auf den Grund zu gehen, was zum Beispiel für mich der Unterschied ist, ob jemand sich in den Rollstuhl eines Verstorbenen setzt oder aber eine Mutter die Brustprothese ihrer verstorbenen Tochter trägt.

Ich glaube, ich empfinde das nicht nur als makaber, sondern als eine Art postmortalen sexuellen Übergriff. Die Mutter hat doch eigentlich an der Brust einer erwachsenen Tochter nichts zu suchen...
Und das ist, glaube ich, der Punkt, wo ich mir im Vorfeld gewünscht hätte, dass Hinweise auf eine gewisse "Distanzlosigkeit" der Frau da sind, oder auch darauf, dass sie ihre Tochter nicht wirklich "erwachsen" werden lassen hat. So kommt für mein Empfinden dieses Übergriffige am Ende sehr unvermittelt.

Liebe Grüße

leonie

Nicole

Beitragvon Nicole » 05.01.2010, 16:42

Hallo Ihr Lieben,

Hi Lou,

ja, das Nutella Glas ist in der Überarbeitung auch bereits verschwunden - ich hoffe allerdings immer noch, das Lisa es bald schafft, nochmal ihr wissendes Auge über den Text zu schicken, damit ich vielleicht mal alle Fehler rausbekomme... Wieso hat eine Ex-Au Pair ein Problem mit dem Wort Nutella (nutella-nutella-nutella-nutella...)
Ich liebe das Zeug... Wenn ich nachts aufstehe, dann findet Sam mich unter Garantie mit dem Nutella Glas und einem Löffel in der Küche... :-)

Wegen der Details in der Beschreibung... Ich weiß, was Du meinst, aber ich weiß nicht, ob ich es hinbekomme, noch etwas einzubauen...Die Geschichte bekommt Speed, sobald die Erzählerin im Krankenbett liegt, Frua Wiesner Mann tut dann ihr übriges... vielleicht fällt mir noch eine kleine Bremse ein, mal schauen :-)

Hab Dank für Deine Mundschutz-Rollstuhl Erläuterung. Ich kann das sehr gut verstehen...


Liebe Zefira,

Ja, der letzten Satz... Ich grübele auch, seitdem ich an der Überarbeitung dran bin. Kann man den weglassen? (Ferdi wies darauf hin..) Kann ich ihn umformulieren? Mir ist leider noch nichts gescheites eingefallen. Wenn Du Vorschläge hast: ich würde mich freuen!!!

Liebe Leonie,

ich kann Deinen "Wiederwillen" gegen das Tragen der Tochter schon nachvollziehen- wobei ich sexuellen, postmortalen Übergriff schon "heftig" finde :-) Da ist nichts sexuelles dran, zumindest ist es von mir nicht so angelegt. Vielleicht kann ich darin aber auch nichts entdecken, weil der Gedanke Tochter-Mutter-Brust für mich undenkbar sexuell ist... (Nein, ich bin nicht naiv, aber mein ganz eigenes Empfinden schließt diese Kombination einfach aus - für mich)
Vielleicht löst sich dies ein bißchen, wenn ich einen besseren Abschlußsatz finde...

Liebe Grüße,

Nicole

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.01.2010, 17:45

Mm... das hat glaube ich auch viel mit der Mutter-Tochter-Scham-Schamlosigkeit-Beziehung zu tun. Es gibt Familien, da schreien die Töchter laut auf, wenn ihre Mütter hereinkommen, wenn sie nackt in der Badewanne liegen - solche Mütter/Töchter werden dann wahrscheinlich auch nicht die Brustprotese oder sonst etwas sehr Intimes/Körperliches als Trauersymbol verwenden - es gibt aber auch Familien, wo überhaupt kein großes Tam-Tam mit solchen Körperlichkeiten vollzogen wird - was mir persönlich lieber ist - und da ist eine Brustprotese auch sicherlich nichts Sexuelles. Gerade von einer Tochter doch nicht.... Es ist das letzte fast-körperliche Andenken, finde ich. Es ist natürlich ein ganz schönes Extrem, dass diese Mutter das die ganze Zeit zu tragen scheint - Aber es handelt sich hier doch um Literatur - und ich finde, dass man in einem literarischen Text ruhig Extreme zeigen kann - ob "man" das nun tatsächlich "so machen würde" - das spielt gar keine Rolle, finde ich. Ich kann diese Frau, diese Figur (!), nachvollziehen.

Ich glaube meine Mutter hätte so eine Protese, wenn ich gestorben wäre, auch ganz sicher behalten - bestimmt nicht getragen, aber behalten schon. Finde das jedenfalls plausibel.

Zur "Nutella" ( :angst_2: ) - ich kann das auch manchmal essen, aber ich kann das Wort nicht mehr hören. Ich bin ein halbes Jahr 6 Tage die Woche um halb 7 aufgestanden, um mir in die Ohren krakeelen zu lassen: "Isabella, Isabella! Wir wollen Toast mit Nutella! Nutella! Nu-tel-la! Nu-tel-la! Nu-tel-la!" und ich immer: "Ja, ich beschmiere die Brote! Ich beschmiere sie ja!" - und wie diese kleinen Monster das gegessen haben... in einem Tempo, dass man gar nicht mehr mit dem Schmieren nachgekommen ist.... ich habe dann ganz wahnsinnig manchmal abends einen kleinen Berg dieser Brote geschmiert, damit sie am nächsten Morgen nicht wieder ihre hysterischen Anfälle kriegen :smile: ... und einmal war das Glas Nutella leer! Das war vielleicht ein Theater! Alles habe ich versucht! Marmelade, Honig, Käse, Wurst! Eine Stunde lang hieß es immer nur: "Wo ist die Nutella? Wieso haben wir keine Nutella? Gehen wir zum Nachbarn und holen Nutella? Hat die Mamma Nutella? Wo kauft man Nutella? Hast du die Nutella gegessen?" :smile: ... kurz gesagt: ich bin leicht traumatisiert davon...

Soviel dazu :smile: Aber lass es dir weiterhin schmecken!
l

PS: "Nuss-Nougat-Creme" sagt man wohl auch noch :smile: ...

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Beitragvon leonie » 05.01.2010, 17:49

Mich würde interessieren, was genau für Euch anderen (die es so empfinden) der Punkt ist, der das Empfinden "makaber" auslöst.
Ich merke, Nicole, dass dieses Empfinden bei mir aus der "Tochter-Perspektive" herrührt und da finde ich die Vorstellung ziemlich heftig und auch übergriffig. Weil es darüber hinweggeht, dass die Tochter erwachsen war und die Brust da natürlich auch sexuell konnotiert ist. (Die Mutter sagt das ja im Krankenhaus in gewisser Weise auch: Hoffentlich liebt der Mann sie auch mit einer Brust).
Aus der Mutter-Perspektive kann ich das so nicht beurteilen, da ich keine Tochter habe. Da ist sicher zunächst das Stillen eine Assoziation. Ich vermute (und hoffe eigentlich), dass für die meisten Mütter der Gedanke Tochter (auch Sohn) - Mutter - Brust undenkbar sexuell ist. Weiß aber leider auch, dass das nicht immer so ist.

Deine momentanen letzten beiden Sätze passen insofern zu dem "Übergriffigen", weil sie der Tochter scheinbar nicht gestatten, eigene Wege zu gehen. Die Mutter will sie immer bei sich haben, trägt sie am Herzen. Und zwar in einem "körperlichen" Sinne. Sie hat sie niemals losgelassen, so wirkt es auf mich. Deshalb die Idee, das im Text noch mehr vorzubereiten. (Natürlich trägt man die Menschen, die man liebt, ober lebendig oder verstorben, "im Herzen". Dann spielt es aber gerade eine weniger große Rolle, ob sie auch körperlich anwesend sind, man kann sie loslassen, weil man weiß, sie gehen einem nicht verloren).

Das alles soll aber keine Meckern oder so sein, sondern nur ein Erläutern meiner Sichtweise. Dass ich mich so damit beschäftige, zeigt, wie Deine Geschichte mich gepackt hat.

Liebe Grüße

leonie


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