Anja hasste Erbsen. Verlegen räumte sie die grünen Kugeln auf dem Teller hin und her.
Die Kartoffeln rochen nach Chlor. Sie schob sie zwischen die Backenzähne, dabei atmete sie flach, um möglichst wenig zu schmecken.
England war schön. Südengland. Das Grün ein Besonderes. Sie war auf einem Bauernhof gelandet. Henry und Caties Tochter Sarah studierte schon und die beiden waren froh, Anja eine Weile bei sich zu haben.
Gestern hatte sie zugeschaut, wie ein Kälbchen zur Welt kam. Henry hatte Stricke um ein dickes Stück Holz gebunden und die losen Enden an den Läufen des Kälbchens befestigt, die schon aus dem Hintern der Kuh ragten. „It needs help“, sagte er ruhig und rau.
Die Kuh stand ruhig, sie war still. Als sei sie die Prozedur schon gewohnt. Henry hatte seine Füße fest auf den Boden gestemmt und mit aller Kraft gezogen. Dann ging alles ganz schnell. Das Kleine fiel auf den Boden, gleich hatten Anja und Henry es mit Stroh trocken gerieben. Der Kuh hingegen schien das Kälbchen seltsam egal zu sein.
Anja schaute einer Erbse hinterher, die über den Teller rollte. Sie aß auch nicht gerne Fleisch. Trotzdem schnitt sie ein Stück von der Scheibe ab, die auf dem Teller lag. Langsam schob sie es in ihren Mund. Sie zwang sich zu kauen und sich nichts anmerken zu lassen.
„That’s tongue“, sagte Caty. “Normally we eat it on Sundays.” Sie lächelte. “I hope, you like it.”
Anja riss sich zusammen. Sie versuchte den aufkommenden Brechreiz zu unterdrücken. Dann schluckte sie das Stück Fleisch unzerkaut hinunter. Sie spürte, wie es sich die Speiseröhre hinunterschob, ein Quadrat, das kaum vorwärts kam und immer wieder nach oben wollte.
„I’m so sorry!“ sagte sie leise und schluckte. „I’m not hungry. Too much breakfast this morning.” Sie schob den Teller von sich. Caties Mundwinkel rutschten für einen Moment nach unten. Dann lächelte sie wieder.
„What about tomorrow?“, fragte sie. “Would you like to go with me to Bath?”
“Yes”. Anja drückte die Tränen weg. Sie versuchte sich auf morgen zu freuen. Und auf das zu hören, was Caty von Bath erzählte. Aber sie war froh, als Caty endlich ihren fast vollen Teller entgegennahm und den Tisch abräumte.
Sie lief hinauf in ihr Zimmer und legte sich aufs Bett. Sarah war ManU-Fan. Ein Poster der Mannschaft prangte über dem Bett.
Anja drückte ihren Kopf ins Kissen. Ihr Magen fühlte sich an, als sei ein Stück Holz darin. Weiches Holz. Jetzt dehnte es sich aus.
Sie war vielleicht fünf gewesen. Ihre Mutter hatte sie auf den Tisch gesetzt und sie geküsst. „Und jetzt mach den Mund auf“, sagte sie, „dann reiben wir unsere Zungen aneinander.“ Anja hatte es probiert und dann schnell die Zunge zurückgezogen. „Ist doch schön“, sagte Mama. „Komm, noch mal.“ Anja mochte es nicht. Sie öffnete trotzdem den Mund...
Anja stolperte ins Bad. Sie kotzte den leeren Magen aus und wunderte sich, dass kein Holzbrei kam. Sie kotzte, bis es endlich grün wurde.
Schwer atmend setzte sie sich auf der Rand der Badewanne.
Es war der einzige Tag, an dem sie Heimweh hatte.
Erstfassung:
Anja hasste Erbsen. Verlegen räumte sie die grünen Kugeln auf dem Teller hin und her.
Die Kartoffeln rochen nach Chlor. Sie schob sie auf der Gabel in den Mund Richtung Backenzähne, dabei atmete sie flach, um möglichst wenig zu schmecken.
England war schön. Südengland. Das Grün ein Besonderes. Sie war auf einem Bauernhof gelandet. Henry und Caties Tochter Sarah studierte schon und die beiden waren froh, Anja eine Weile bei sich zu haben.
Gestern hatte sie zugeschaut, wie ein Kälbchen zur Welt kam. Henry hatte Stricke um ein dickes Stück Holz gebunden und die losen Enden an den Pfoten des Kälbchens befestigt, die schon aus dem Hintern der Kuh ragten. „It needs help“, sagte er mit seiner rauen Stimme.
Die Kuh stand ruhig, sie war still. Als sei sie die Prozedur schon gewohnt, zu gebären. Henry hatte seine Füße fest auf den Boden gestemmt und mit aller Kraft gezogen. Dann ging alles ganz schnell. Das Kleine fiel auf den Boden, sofort hatten Anja und Henry es mit Stroh trocken gerieben. Der Kuh aber schien das Kälbchen seltsam egal zu sein.
Anja schaute einer Erbse hinterher, die über den Teller rollte. Sie aß auch nicht gerne Fleisch. Trotzdem schnitt sie ein Stück von der Scheibe ab, die auf dem Teller lag. Langsam schob sie es in ihren Mund. Sie zwang sich zu kauen und sich nichts anmerken zu lassen.
„That’s tongue“, sagte Caty. “Normally we eat it on Sundays.” Sie lächelte. “I hope, you like it.”
Anja riss sich zusammen. Sie versuchte einen Brechreiz zu unterdrücken. Dann schluckte sie das Stück Fleisch unzerkaut hinunter. Sie spürte, wie es sich die Speiseröhre hinunterschob, ein Quadrat, das kaum vorwärts kam und immer wieder nach oben wollte.
„I’m so sorry!“ sagte sie leise und schluckte. „I’m not hungry. Too much breakfast this morning.” Sie schob den Teller von sich. Caties Mundwinkel rutschten für einen Moment nach unten. Dann lächelte sie wieder.
„What about tomorrow?", fragte sie. “Would you like to go with me to Bath?”
“Yes”. Anja drückte die Tränen weg. Sie versuchte sich auf morgen zu freuen. Und den Faden nicht zu verlieren. Aber sie war froh, als Caty endlich ihren fast vollen Teller entgegennahm und den Tisch abräumte.
Sie lief hinauf in das Zimmer und legte sich auf das Bett. Sarah war ManU-Fan. Ein Poster der Mannschaft prangte über dem Bett.
Anja drückte ihren Kopf ins Kissen. Ihr Magen fühlte sich an, als sei ein Stück Holz darin. Weiches Holz. Jetzt dehnte es sich aus.
Sie war vielleicht fünf gewesen. Ihre Mutter hatte sie auf den Tisch gesetzt und sie geküsst. „Und jetzt mach den Mund auf“, sagte sie, „dann reiben wir unsere Zungen aneinander.“ Anja hatte es probiert und dann schnell die Zunge zurückgezogen. „Ist doch schön“, sagte Mama. „Komm, noch mal.“ Anja fand es ekelig. Aber wenn Mama es schön fand.
Anja stolperte ins Bad. Sie kotzte den leeren Magen aus und wunderte sich, dass kein Holzbrei kam. Sie kotzte, kotzte, kotzte. Bis es endlich grün wurde. Und bitter.
Schwer atmend setzte sie sich auf der Rand der Badewanne.
Es war der einzige Tag, an dem sie Heimweh hatte.
Heimweh
Hallo Renee,
Gerne. Allerdings verstehe ich deine Einwände nicht richtig. Was genau ist für dich problematisch? (ich stehe da vielleicht gerade auf dem Schlauch). (Auch was die "Naivität" betrifft).
Es sind ja auch schon einige Kommentare vorhanden, steckt da schon etwas für dich drin, worauf die Antworten möchtest oder was dir unklar ist?
viele Grüße,
Yorick.
Ich würde mich freuen, wenn es hier bei einem Text, der für mich problematisch ist, zu einer guten Diskussion käme.
Gerne. Allerdings verstehe ich deine Einwände nicht richtig. Was genau ist für dich problematisch? (ich stehe da vielleicht gerade auf dem Schlauch). (Auch was die "Naivität" betrifft).
Es sind ja auch schon einige Kommentare vorhanden, steckt da schon etwas für dich drin, worauf die Antworten möchtest oder was dir unklar ist?
viele Grüße,
Yorick.
Hi leo und Renée,
ich finde das Grün, also das grüne Erbroche - "bis es endlich grün wurde" - sehr wichtig, denn am Anfang werden die widerlichen grünen Kugeln beschrieben, die vollkommen negativ dargestellt werden. Kurz darauf wird die schöne englische Landschaft beschrieben, die sehr positiv ist, und die ist auch wieder grün. Also gerade diesen Kontrast, dass das grün einmal positiv und einmal negativ ist und am Ende nochmal aufgenommen wird im Zusammenhang mit dem Heimweh, das ebenfalls widersprüchlich erscheint, finde ichm dass es unbedingt bei grün bleiben muss.
Grüne Grüße
die Trix
ich finde das Grün, also das grüne Erbroche - "bis es endlich grün wurde" - sehr wichtig, denn am Anfang werden die widerlichen grünen Kugeln beschrieben, die vollkommen negativ dargestellt werden. Kurz darauf wird die schöne englische Landschaft beschrieben, die sehr positiv ist, und die ist auch wieder grün. Also gerade diesen Kontrast, dass das grün einmal positiv und einmal negativ ist und am Ende nochmal aufgenommen wird im Zusammenhang mit dem Heimweh, das ebenfalls widersprüchlich erscheint, finde ichm dass es unbedingt bei grün bleiben muss.
Grüne Grüße

die Trix
Ich sehe auch keine Problematik oder Naivität in diesem Text, ganz im Gegenteil. Ich finde ihn sehr gut in seiner Subtilität und Beschreibung. (Klar, Lisas Vorschlag, statt "egal" besser "gleichgültig" zu schreiben, finde ich auch gut, aber das sind m.E. nur Marginalien), welche die Story nicht zu einer problematischen machen. Und das Grün, ja, das hat hier sehr viele Konnotationen.
Nicht nur das Grün der Erbse, das Grün der englischen Landschaft, auch das Grün der Galle, sind darin enthalten.
Saludos
Mucki
Nicht nur das Grün der Erbse, das Grün der englischen Landschaft, auch das Grün der Galle, sind darin enthalten.
Saludos
Mucki
Hallo,
Was mich hauptsächlich stört, ist das gedanklich einfach Gestrickte, das sich von den grünen Erbsen zur grünen Landschaft erstreckt. Die Tatsache, dass hier das Nahrungsthema wieder aufgenommen wird und in einem kurzen Text ohne großen Tiefgang verarbeitet wird. Die englische Küche - zumindest an dem beschriebenen Tag ist so eklig wie die Zunge der Mutter, und die englische Landschaft ist toll, wie wir alle wissen. Ich denke dabei sofort an eine Französin, die in einem sehr netten und sympathischen englischen Haushalt auf der Treppe saß und heulte. Ich denke daran, und glaube, wenn man von einer Mahlzeit in England erzählt, sollte dieses Klischee bearbeitet, bedacht, verarbeitet werden. Das ist mit den Erbsen und der Zunge ist mir zu "passend", zu sehr Rohmaterial, auch wenn das sprachlich gut geschrieben ist.
Für mich ist ein Text nicht nur dann interessant, wenn er gut geschrieben ist, sondern wenn er gut geschrieben ist, und gedanklich ausgereift, und möglichst untouristisch.
Da Anja eine "Sie-Person" ist, kann sie doch vom auktorialen Erzähler ein bisschen was abbekommen, einen kleinen Seitenhieb wegen Sensiblerie, der sich dann trifft mit all den Zungenproblemen: die Tierzunge, die Mutterzunge, und die englische Zunge.
Dazu kommt die grüne Erbse: da ist doch das Verwöhnte der Prinzessin auf der Erbse doch wirklich nicht weit weg?
Und Heimweh, ja, Heimweh ... in der doppelten Bedeutung natürlich. - für mich war das schon immer ein Weh für höhere Töchter. Auch diese Zungengeschichte von der Mutter --- gut, gut, gut. Es gibt aber Schlimmeres.
Ich habe das Gefühl, Leonie, dass Scham und Schamlosigkeit eine große Bedeutung für dich haben. Das ist ein hochspannendes Thema. Da kann man mehr draus machen, als eklige Zunge in einem englischen Haushalt - was sämtliche Klischees bedient. Wie gesagt, das ist nur meine Meinung. Vielleicht geprägt von Erfahrungen mit mindestens tausend jungen Leuten, die alle, alle, ein Problem hatten, die deutsche Wurst, oder die englischen Chips in aller Schlichtheit ausnahmsweise zu verzehren. Das ist mein Leser-Kontext, ist subjektives Empfinden. Und es ist vielleicht nicht uninteressant, das zu wissen, dass solche Reaktionen möglich sind.
Texte fallen in den Kontext dessen, der liest. Der Leser schreibt einen Teil des Textes ...
Grün ist das, was aus der Galle erbrochen wird, nicht. Jedenfalls nicht grün wie die englische Landschaft. EIn solches Gift-Galle-Kakhi-Grün ist nun anders als das Grün der Erbsen, und endlich wird die Galle immer gelber, immer galliger. Die Farbe gelb ist dabei dominant, was bei der Gelbsucht (Leber, aber eben auch Galle - miteinander) zum farblichen Ausdruck kommt.
Das ist ein klitzekleines Problem und das Grün kann erhalten bleiben, nur muss dann das Wörtchen "endlich" weg.
Ich habe noch nicht alle Kommentare ausführlich gelesen, aber zumindest so, dass ich bemerkt habe, dass niemand auf die Situation des "in England essen" reagiert. Muss ja auch niemand. Das ist mein Problem. Das heißt nicht dass der Text prinzipiell problematisch ist, sondern bei mir - ganz allein vermutlich - diese Reaktion auslöst.
Das Thema Essen und Ernährung ist auf jeden Fall im Text angesprochen ... Indirekt auch das Thema Sprache, Ausland, und - die Mutter/Tochter Beziehung. Die ich aber nicht zuerst wahr genommen habe.
liebe Grüße
Renée
PS Und diese Themen : Essen, Ernährung, Sprache, Ausland sind doch nicht uninteressant ... und wie man diese Themen zubereitet ....
Was mich hauptsächlich stört, ist das gedanklich einfach Gestrickte, das sich von den grünen Erbsen zur grünen Landschaft erstreckt. Die Tatsache, dass hier das Nahrungsthema wieder aufgenommen wird und in einem kurzen Text ohne großen Tiefgang verarbeitet wird. Die englische Küche - zumindest an dem beschriebenen Tag ist so eklig wie die Zunge der Mutter, und die englische Landschaft ist toll, wie wir alle wissen. Ich denke dabei sofort an eine Französin, die in einem sehr netten und sympathischen englischen Haushalt auf der Treppe saß und heulte. Ich denke daran, und glaube, wenn man von einer Mahlzeit in England erzählt, sollte dieses Klischee bearbeitet, bedacht, verarbeitet werden. Das ist mit den Erbsen und der Zunge ist mir zu "passend", zu sehr Rohmaterial, auch wenn das sprachlich gut geschrieben ist.
Für mich ist ein Text nicht nur dann interessant, wenn er gut geschrieben ist, sondern wenn er gut geschrieben ist, und gedanklich ausgereift, und möglichst untouristisch.
Da Anja eine "Sie-Person" ist, kann sie doch vom auktorialen Erzähler ein bisschen was abbekommen, einen kleinen Seitenhieb wegen Sensiblerie, der sich dann trifft mit all den Zungenproblemen: die Tierzunge, die Mutterzunge, und die englische Zunge.
Dazu kommt die grüne Erbse: da ist doch das Verwöhnte der Prinzessin auf der Erbse doch wirklich nicht weit weg?
Und Heimweh, ja, Heimweh ... in der doppelten Bedeutung natürlich. - für mich war das schon immer ein Weh für höhere Töchter. Auch diese Zungengeschichte von der Mutter --- gut, gut, gut. Es gibt aber Schlimmeres.
Ich habe das Gefühl, Leonie, dass Scham und Schamlosigkeit eine große Bedeutung für dich haben. Das ist ein hochspannendes Thema. Da kann man mehr draus machen, als eklige Zunge in einem englischen Haushalt - was sämtliche Klischees bedient. Wie gesagt, das ist nur meine Meinung. Vielleicht geprägt von Erfahrungen mit mindestens tausend jungen Leuten, die alle, alle, ein Problem hatten, die deutsche Wurst, oder die englischen Chips in aller Schlichtheit ausnahmsweise zu verzehren. Das ist mein Leser-Kontext, ist subjektives Empfinden. Und es ist vielleicht nicht uninteressant, das zu wissen, dass solche Reaktionen möglich sind.
Texte fallen in den Kontext dessen, der liest. Der Leser schreibt einen Teil des Textes ...
Grün ist das, was aus der Galle erbrochen wird, nicht. Jedenfalls nicht grün wie die englische Landschaft. EIn solches Gift-Galle-Kakhi-Grün ist nun anders als das Grün der Erbsen, und endlich wird die Galle immer gelber, immer galliger. Die Farbe gelb ist dabei dominant, was bei der Gelbsucht (Leber, aber eben auch Galle - miteinander) zum farblichen Ausdruck kommt.
Das ist ein klitzekleines Problem und das Grün kann erhalten bleiben, nur muss dann das Wörtchen "endlich" weg.
Ich habe noch nicht alle Kommentare ausführlich gelesen, aber zumindest so, dass ich bemerkt habe, dass niemand auf die Situation des "in England essen" reagiert. Muss ja auch niemand. Das ist mein Problem. Das heißt nicht dass der Text prinzipiell problematisch ist, sondern bei mir - ganz allein vermutlich - diese Reaktion auslöst.
Das Thema Essen und Ernährung ist auf jeden Fall im Text angesprochen ... Indirekt auch das Thema Sprache, Ausland, und - die Mutter/Tochter Beziehung. Die ich aber nicht zuerst wahr genommen habe.
liebe Grüße
Renée
PS Und diese Themen : Essen, Ernährung, Sprache, Ausland sind doch nicht uninteressant ... und wie man diese Themen zubereitet ....
Liebe Renée, liebe alle,
nun ist schon ziemlich viel gesagt worden, was ich auch selber hätte sagen wollen.
Ich möchte wirklich den Text in der Grundform so lassen.
Was das "Klischee" betrifft von den Austauschschülern und "fremden" Essen. Mir ging es überhaupt nicht darum, dass sie als Austauschgast generell über das englische Essen die Nase rümpft. Anja ist höflich, was irgendwie geht, ist sie auch. Aber Erbsen gehen bei ihr gar nicht, es ist egal, ob es deutsche, englische oder andere sind. Vielleicht mochte sie sie noch nie oder sie hat als Kind sich daran "überfressen" oder so.
Ich denke, Erbsen, Kartoffeln und Zunge sind doch eigentlich nichts spezifisch englisches. In einem anderen Land, auch "zuhause" wäre vermutlich an diesem Tag ähnliches passiert (okay, zuhause wäre die Erinnerung vielleicht nicht wiedergekommen, weil das zu nah dran wäre, es hätte vielleicht auch gar keine Erbsen oder Zunge gegeben, weil ja dort bekannt ist, dass Anja das nciht mag).
Dass Caty dieses Essen gekocht hat, zeigt nur, dass sie nicht weiß, was Anja mag oder auch nicht. Das ist der einzige Aspekt der "Fremdheit" an dieser Stelle.
Was das "grün" betrifft, ist schon vieles von anderen gesagt worden, deshalb möchte ich es nciht ändern.
Und den Relativsatz finde ich sprachlich dem Text angemessener (weil er ja recht schlicht ist) als die Partizipialkonstruktion. Die kommt vielleicht ein anderes Mal zur Geltung. (Übrigens ist das auch der Grund für das weiter bestehende "egal", es ist ja Anjas Wahrnehmung und deshalb auch ihre Sprache...).
Das mit der Naivität habe ich auch nicht verstanden, auch nicht so ganz, ob Du den Text magst oder problematisch findest, Du schreibst ja eigentlich beides....
Kannst Du das nochmal deutlich machen?
Danke, dass Du Dich damit auseinandersetzt und liebe Grüße, auch an die anderen, die hier mitdiskutieren.
leonie
nun ist schon ziemlich viel gesagt worden, was ich auch selber hätte sagen wollen.
Ich möchte wirklich den Text in der Grundform so lassen.
Was das "Klischee" betrifft von den Austauschschülern und "fremden" Essen. Mir ging es überhaupt nicht darum, dass sie als Austauschgast generell über das englische Essen die Nase rümpft. Anja ist höflich, was irgendwie geht, ist sie auch. Aber Erbsen gehen bei ihr gar nicht, es ist egal, ob es deutsche, englische oder andere sind. Vielleicht mochte sie sie noch nie oder sie hat als Kind sich daran "überfressen" oder so.
Ich denke, Erbsen, Kartoffeln und Zunge sind doch eigentlich nichts spezifisch englisches. In einem anderen Land, auch "zuhause" wäre vermutlich an diesem Tag ähnliches passiert (okay, zuhause wäre die Erinnerung vielleicht nicht wiedergekommen, weil das zu nah dran wäre, es hätte vielleicht auch gar keine Erbsen oder Zunge gegeben, weil ja dort bekannt ist, dass Anja das nciht mag).
Dass Caty dieses Essen gekocht hat, zeigt nur, dass sie nicht weiß, was Anja mag oder auch nicht. Das ist der einzige Aspekt der "Fremdheit" an dieser Stelle.
Was das "grün" betrifft, ist schon vieles von anderen gesagt worden, deshalb möchte ich es nciht ändern.
Und den Relativsatz finde ich sprachlich dem Text angemessener (weil er ja recht schlicht ist) als die Partizipialkonstruktion. Die kommt vielleicht ein anderes Mal zur Geltung. (Übrigens ist das auch der Grund für das weiter bestehende "egal", es ist ja Anjas Wahrnehmung und deshalb auch ihre Sprache...).
Das mit der Naivität habe ich auch nicht verstanden, auch nicht so ganz, ob Du den Text magst oder problematisch findest, Du schreibst ja eigentlich beides....
Kannst Du das nochmal deutlich machen?
Danke, dass Du Dich damit auseinandersetzt und liebe Grüße, auch an die anderen, die hier mitdiskutieren.
leonie
Liebe Leonie,
Dein Text soll so bleiben, wie er ist. Ich finde die einzelnen Korrekturen wirklich nur sekundär. Es geht mir um die Haltung beim Schreiben, und da liegt die Naivität (die auch mir - sehr oft - unterläuft).
Ein Text handelt von einem pakistanischen Alkoholiker in Damaskus. Da kann ich nicht übersehen, dass jemand an den Islam, an den Einsatz ausländischer Arbeiter, an die politische Situation etc in Syrien denkt. (ein bisschen schnell herbei geholt) ...
Das wars
Entschuldige bitte meine Vehemenz ... Es soll nicht wieder vorkommen.
Liebe Grüße
Dein Text hat mir gefallen, aber die angesprochenen Punkte gehen über deinen Text hinaus und betrefffen eine Debatte ... die jetzt auch nicht geführt werden muss.
Ich wollte nur auch mal "Stimme" haben
Renée
Dein Text soll so bleiben, wie er ist. Ich finde die einzelnen Korrekturen wirklich nur sekundär. Es geht mir um die Haltung beim Schreiben, und da liegt die Naivität (die auch mir - sehr oft - unterläuft).
Ein Text handelt von einem pakistanischen Alkoholiker in Damaskus. Da kann ich nicht übersehen, dass jemand an den Islam, an den Einsatz ausländischer Arbeiter, an die politische Situation etc in Syrien denkt. (ein bisschen schnell herbei geholt) ...
Das wars
Entschuldige bitte meine Vehemenz ... Es soll nicht wieder vorkommen.
Liebe Grüße
Dein Text hat mir gefallen, aber die angesprochenen Punkte gehen über deinen Text hinaus und betrefffen eine Debatte ... die jetzt auch nicht geführt werden muss.
Ich wollte nur auch mal "Stimme" haben
Renée
Liebe Renée,
das hat sich überschnitten.
Ich finde es für mich schwierig, zu Deiner Lesart etwas zu sagen. Weil es so klingt, als wolle ich den Text verteidigen. Ich habe ihn so geschrieben, wie ich ihn schreiben kann. Ich denke, ich kann ihn schlecht grundsätzlich völlig anders schreiben.
Dass Du das als "ohne großen Tiefgang" beschreibst, ist natürlich nicht schön für mich. Aber es ist okay, wenn Du es so empfindest, Du hast es ja auch begründet und ich akzeptiere das.
Problematisch ist für mich die Aussage: "Es gibt Schlimmeres". Zum einen ist das sehr subjektiv, Du weißt ja nicht, wie schlimm die "Zunge" für Anja ist. Ich glaube, Missbrauch ist immer sehr tiefgreifend, gerade von einem Elternteil, weil es das vertrauen so grundlegend berührt.
Natürlich ist es schlimmer, wenn jemand jahrelang vom Vater vergewaltigt wird. Aber das ist für mich keine Gegenargument gegen diesen Text. hier geht es ja nicht darum, was noch schlimmer sein könnte, sondern darum, was Anja erlebt.
Ich fände es spannend zu lesen, wie Du es so schreiben würdest,dass Du selbst es gerne lesen würdest...
Liebe Grüße
leonie
das hat sich überschnitten.
Ich finde es für mich schwierig, zu Deiner Lesart etwas zu sagen. Weil es so klingt, als wolle ich den Text verteidigen. Ich habe ihn so geschrieben, wie ich ihn schreiben kann. Ich denke, ich kann ihn schlecht grundsätzlich völlig anders schreiben.
Dass Du das als "ohne großen Tiefgang" beschreibst, ist natürlich nicht schön für mich. Aber es ist okay, wenn Du es so empfindest, Du hast es ja auch begründet und ich akzeptiere das.
Problematisch ist für mich die Aussage: "Es gibt Schlimmeres". Zum einen ist das sehr subjektiv, Du weißt ja nicht, wie schlimm die "Zunge" für Anja ist. Ich glaube, Missbrauch ist immer sehr tiefgreifend, gerade von einem Elternteil, weil es das vertrauen so grundlegend berührt.
Natürlich ist es schlimmer, wenn jemand jahrelang vom Vater vergewaltigt wird. Aber das ist für mich keine Gegenargument gegen diesen Text. hier geht es ja nicht darum, was noch schlimmer sein könnte, sondern darum, was Anja erlebt.
Ich fände es spannend zu lesen, wie Du es so schreiben würdest,dass Du selbst es gerne lesen würdest...
Liebe Grüße
leonie
Liebe Renée,
oh, schon wieder überschnitten.
Das sollst Du auch. Du brauchst Dich hier für nichts zu entschuldigen. Ich finde Deine Sichtweise bereichernd und spannend. (Auch wenn ich den Anspruch dahinter vermutlich kaum erfüllen kann, weil meine Schreibkunst dafür zu klein ist, schadet es nichts zu wissen, dass er da ist/da sein kann.
Ich finde es gut, wenn Du da Deine Stimme einbringst.
Liebe Grüße
leonie
oh, schon wieder überschnitten.
Ich wollte nur auch mal "Stimme" haben
Das sollst Du auch. Du brauchst Dich hier für nichts zu entschuldigen. Ich finde Deine Sichtweise bereichernd und spannend. (Auch wenn ich den Anspruch dahinter vermutlich kaum erfüllen kann, weil meine Schreibkunst dafür zu klein ist, schadet es nichts zu wissen, dass er da ist/da sein kann.
Ich finde es gut, wenn Du da Deine Stimme einbringst.
Liebe Grüße
leonie
Hallo Renée, Leonie
Verstehe was du meinst.
- England --> schlechtes Essen
- Erbse --> Prinzessin
- Grün...
Natürlich sind die Assoziationen legitim. Sind mir zwar nicht gekommen, aber eben dir. ok.
„That’s tongue“, sagte Caty. --> cat got your tongue
könnte auch sein... :)
Ich sehe das als einen Text über Missbrauch. Und England als "einen Ort im Ausland". Vielleicht gint es sogar die Möglichkeit, das Klischee im text anzusprechen, um die flasche Färte abzustellen.
Ich finde das eine gute Frage. Worum geht es im Kern des Textes? Wieweit geht er / soll er gehen?
Ich habe es so gelesen, dass nur der erste Beginn des Zweifels (Auseinandersetzung) zart angestossen wird. Und zwar eine Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch. Da steckt auch Scham drin, natürlich, geht aber auch darüber weit hinaus. Das ist meine Lesart. Richtig belegt ist die nicht, weil sehr wenig da steht. Nur der Moment aufkeimenden Zweifels.
Die Szene mit Mutter und Zunge hat so eine forsche Kraft, so ein "Übergehen", Ermuntern zu einer Handlung, die eigentlich Liebenden (Partnern) zugedacht ist. Natürlich ist ein Kuss und auch Zungespiel von Eltern/Kind in Ordnung! Aber hier in dieser Szene (Text) liegt (meiner Meinung nach) eine unterdrückende Situation vor.
Vielleicht blieb es bei der Zunge. Vielleicht nur etwas viel Übermutter, vielleicht zu viel Übermutter, vielleicht nur "normales" Ausleben von vermisstem Kontakt durch die Mutter.
Vielleicht ist aber noch mehr passiert. Vielleicht war der Druck der Mutter auf die Tochter viel höher. Vielleicht gab es auch noch mehr, eindeutige sexuelle Handlungen. Natürlich ist der Missbrauch nicht ausschließlich auf sexuellen Missbrauch eingeschränkt.
Eine Stärke des Textes liegt für mich in diesem "Erwachen" --> oh Gott, was ist noch passiert.
Und eben auch die Schwäche --> Zuwenig Stoff für den Leser, zu beliebig.
Ein paar Gedanken von
Yorick.
p.s.: Leonie, die Änderung am letzten Satz "Sie hatte Heimweh." finde ich persönlich wenig gelungen. Meiner Lesart nach nimmt das zu einem großen Teil die unterschwellige Bedrohung weg.
Ein Text handelt von einem pakistanischen Alkoholiker in Damaskus. Da kann ich nicht übersehen, dass jemand an den Islam, an den Einsatz ausländischer Arbeiter, an die politische Situation etc in Syrien denkt. (ein bisschen schnell herbei geholt) ...
Verstehe was du meinst.
- England --> schlechtes Essen
- Erbse --> Prinzessin
- Grün...
Natürlich sind die Assoziationen legitim. Sind mir zwar nicht gekommen, aber eben dir. ok.
„That’s tongue“, sagte Caty. --> cat got your tongue
könnte auch sein... :)
Ich sehe das als einen Text über Missbrauch. Und England als "einen Ort im Ausland". Vielleicht gint es sogar die Möglichkeit, das Klischee im text anzusprechen, um die flasche Färte abzustellen.
Ich habe das Gefühl, Leonie, dass Scham und Schamlosigkeit eine große Bedeutung für dich haben. Das ist ein hochspannendes Thema.Da kann man mehr draus machen, als eklige Zunge in einem englischen Haushalt - was sämtliche Klischees bedient.
Ich finde das eine gute Frage. Worum geht es im Kern des Textes? Wieweit geht er / soll er gehen?
Ich habe es so gelesen, dass nur der erste Beginn des Zweifels (Auseinandersetzung) zart angestossen wird. Und zwar eine Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch. Da steckt auch Scham drin, natürlich, geht aber auch darüber weit hinaus. Das ist meine Lesart. Richtig belegt ist die nicht, weil sehr wenig da steht. Nur der Moment aufkeimenden Zweifels.
Die Szene mit Mutter und Zunge hat so eine forsche Kraft, so ein "Übergehen", Ermuntern zu einer Handlung, die eigentlich Liebenden (Partnern) zugedacht ist. Natürlich ist ein Kuss und auch Zungespiel von Eltern/Kind in Ordnung! Aber hier in dieser Szene (Text) liegt (meiner Meinung nach) eine unterdrückende Situation vor.
Vielleicht blieb es bei der Zunge. Vielleicht nur etwas viel Übermutter, vielleicht zu viel Übermutter, vielleicht nur "normales" Ausleben von vermisstem Kontakt durch die Mutter.
Vielleicht ist aber noch mehr passiert. Vielleicht war der Druck der Mutter auf die Tochter viel höher. Vielleicht gab es auch noch mehr, eindeutige sexuelle Handlungen. Natürlich ist der Missbrauch nicht ausschließlich auf sexuellen Missbrauch eingeschränkt.
Eine Stärke des Textes liegt für mich in diesem "Erwachen" --> oh Gott, was ist noch passiert.
Und eben auch die Schwäche --> Zuwenig Stoff für den Leser, zu beliebig.
Ein paar Gedanken von
Yorick.
p.s.: Leonie, die Änderung am letzten Satz "Sie hatte Heimweh." finde ich persönlich wenig gelungen. Meiner Lesart nach nimmt das zu einem großen Teil die unterschwellige Bedrohung weg.
Lieber Yorick,
ich danke Dir, ich fühle mich in Deiner Lesart sehr"verstanden".
Und den letzten Satz ändere ich wieder um, mir geht es auch so, dass mir das so zu schlicht ist, ich konnte selber aber gar nicht genau sagen, warum. Der andere fühlt sich einfach "richtiger" an.
Liebe Grüße
leonie
ich danke Dir, ich fühle mich in Deiner Lesart sehr"verstanden".
Und den letzten Satz ändere ich wieder um, mir geht es auch so, dass mir das so zu schlicht ist, ich konnte selber aber gar nicht genau sagen, warum. Der andere fühlt sich einfach "richtiger" an.
Liebe Grüße
leonie
Liebe leonie,
"sie hatte Heimweh" passte nicht. Wenn dann so, wie es jetzt wieder da steht. Jep.
Der Grund für das Heimweh ist für mich jetzt auch nachvollziehbar geworden, durch dein posting vom 12.12 und das nachfolgende von Lisa.
Saludos
Mucki
"sie hatte Heimweh" passte nicht. Wenn dann so, wie es jetzt wieder da steht. Jep.
Der Grund für das Heimweh ist für mich jetzt auch nachvollziehbar geworden, durch dein posting vom 12.12 und das nachfolgende von Lisa.
Saludos
Mucki
Liebe leonie,
ich schließe mich auch an, dein Satz passt besser als mein Vorschlag - das sehe ich jetzt auch. Insgesamt aber jetzt runder für mich.
liebe Grüße,
Lisa
Ps: Ich finde den Text übrigens nicht nur in Hinsicht auf das von dir intedierte Thema hin gelungen, sondern auch in Bezug auf den Begriff des Heimwehs ganz allgemein - ist der Text doch ein Schlüssel zu diesem komplex und ein bisschen paradoxen Gefühl, der zudem durch seine Schwere des Thema einen tief genug unten anrührt. um ganzheitlich zu wirken.
liebe Grüße,
Lisa
ich schließe mich auch an, dein Satz passt besser als mein Vorschlag - das sehe ich jetzt auch. Insgesamt aber jetzt runder für mich.
liebe Grüße,
Lisa
Ps: Ich finde den Text übrigens nicht nur in Hinsicht auf das von dir intedierte Thema hin gelungen, sondern auch in Bezug auf den Begriff des Heimwehs ganz allgemein - ist der Text doch ein Schlüssel zu diesem komplex und ein bisschen paradoxen Gefühl, der zudem durch seine Schwere des Thema einen tief genug unten anrührt. um ganzheitlich zu wirken.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
fast wärst Du mir durchgerutscht, aber ich habe Dich in letzter Sekunde eingefangen. Ich wollte Dir doch nur noch schnell sagen, dass ich mich sehr freue über das, was Du schreibst. Gerade über das, was Du zur Beziehung zwischen dem Begriff "Heimweh" und dem Text schreibst. Paradoxes Gefühl - ja, das trifft es gut...Danke Dir dafür!
Liebe Grüße
leonie
fast wärst Du mir durchgerutscht, aber ich habe Dich in letzter Sekunde eingefangen. Ich wollte Dir doch nur noch schnell sagen, dass ich mich sehr freue über das, was Du schreibst. Gerade über das, was Du zur Beziehung zwischen dem Begriff "Heimweh" und dem Text schreibst. Paradoxes Gefühl - ja, das trifft es gut...Danke Dir dafür!
Liebe Grüße
leonie
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