Gelesen (leicht geändert)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 16.06.2006, 10:32

Du hast mich aufgeschlagen,
durchblättert und
in mir gelesen.

Hast manch verborgenen
Satz gefunden, der
durch Dich erst einen
Sinn erfuhr.

Dann wieder schautest Du
gebannt und voller Leben
auf eine Seite,
eine Zeile,
sahst die Spur.

Doch bald kam Dir der
Wunsch nach Anderem.
Du warfst mich fort, zerknittert
und durchschaut.

Hast nicht gewartet,
bis der Liebe Dauer
Dir mein Geheimnis
neu und immer anders
anvertraut.
Zuletzt geändert von Paul Ost am 18.06.2006, 08:01, insgesamt 5-mal geändert.

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 16.06.2006, 11:18

Lieber Paul,
ein Buch ausgelesen und ein neues aus dem Regal geholt. Ein spannendes Buch wird oft mehrmals gelesen...
Ein sehr schöner Text
Liebe Grüsse
rockandrollhexe

Perry

Beitragvon Perry » 16.06.2006, 16:56

Hallo Paul,
ein gelungener Vergleich. Liebe ist wie ein aufgeschlagenes Buch, nur müssen Inhalt und Leserneigung eben auch zusammenpassen.
Gern gelesen!
LG
Manfred

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leonie
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Beitragvon leonie » 16.06.2006, 17:15

Lieber Paul Ost,

das ist sehr, sehr schön, finde ich. Die zweite und die letzte Strophe finde ich inhaltlich besonders gelungen.
Die Wegwerfmentalität auf die Liebe angewendet. Man macht sich nicht mehr die Mühe, den Wert zu ergründen, ein zweites mal hinzuschauen und wendet sich stattdessen Neuem zu. Zurück bleibt zerknittertes Vertrauen.
Sprachlich etwas störend empfinde ich das doppelte „mich“ in der ersten Strophe (das zweite könntest Du vielleicht streichen), den doppelten „Satz“ (könnte man vielleicht einmal durch „Zeile“ ersetzen) und den etwas konstruiert wirkenden Genitiv „der Liebe Dauer“(habe leider keinen besseren Vorschlag)

Liebe Grüße

leonie

steyk

Beitragvon steyk » 16.06.2006, 17:47

Hallo Paul,
wieder ein schöner Text von dir. Das Leben und die Liebe als Buch, jeden Tag ein anderes Kapitel. Leider gibt es nach der letzten Seite kein Happyend. Es gibt viele Bücher, so verschieden wie das Leben und de Liebe. Auf den richtigen Inhalt kommt es an - der Titel täuscht sehr oft etwas vor.

Gruß
Stefan / steyk

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 17.06.2006, 11:43

Hallo zusammen,

schön, wenn es Euch gefällt. Übrigens wollte ich, dass dieses Gedicht auf zwei Ebenen gelesen werden kann, ähnlich wie W. B. Yeats' "He wishes for the clothes of heaven" oder auch "Die Dichterin" von Gertrud Kolmar.

Der "Satz" ist eine Referenz an Gottfried Benn, dessen Gedichte ich bekanntlich trotz seiner politischen Einstellung schätze.

Deine Änderungsvorschläge, Leonie, will ich versuchsweise übernehmen. Ich habe dieses Gedicht direkt im Blauen Salon geschrieben, ganz ohne Bleistift, deshalb wird die erste Version einfach überschrieben.

Den Genitiv will ich aber so erhalten. Dativ und Genitiv müssen von uns besonders gepflegt werden. Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass nur noch ein Teil der Bevölkerung diese Fälle anwenden kann.

Beste Grüße

Paul Ost

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.06.2006, 15:46

Hallo Paul Ost,

eine Kleinigkeit noch: bei „einen Zeile“ ist ein „n“ zuviel.

Liebe Grüße und schönes Wochenende

leonie

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 17.06.2006, 19:07

Liebe Leonie,

der Fluch des Computers. Danke für Dein Tippex.

Grüße

Paul Ost

elli999

Beitragvon elli999 » 17.06.2006, 21:26

Hallo Paul,

ein schönes Stück mit vielen Metaphern (da steh ich ja voll drauf :grin: )
Doch auch nach mehrmaligem Lesen solpere ich immer wieder über
Deine Zeilen-Aufteilung. Sie reissen den Kontext iregendwie auseinander
und machen es mir schwer, Dein Werk richtig betont zu lesen, besonders
die letzte Strophe.

In S2 scheint mir ein wenig der Lesefluss gestört, vielleicht wäre dies
eine Alternativ-Möglichkeit.

Hast manch verborgenen
Satz gefunden,
der erst durch Dich
den Sinn erfuhr

Am besten gefallen hat mir die S3 "gebannt und voller Leben" sehr
schön! Die Spur jedoch bleib mir verborgen - soll der Weg des Lebens
damit gemeint sein? Hier fehlt mir laut lesender Weise irgendwie ein
Wort oder noch eine weitere Hebung.

- oder auch möglich, vielleicht fehlt mir heut abend ja auch der rechte
Sinn für Lyrik :-s

und in diesem Sinne wünsche ich noch einen schönen Abend

liebe Grüsse die elli

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 17.06.2006, 21:58

Hallo Elli999,

bestimmt fehlt Dir nicht das Gespür für Lyrik. Andererseits kann ich Dir den Text schlecht so vorlesen, wie ich ihn betone.

Auf keinen Fall zähle ich aber Silben, Hebungen oder andere Verseinheiten. Auch interessiere ich mich nicht für bestimmte Gedichttypen. Vielmehr entsteht der Rhythmus beim (Vor-)Lesen.

Die dritte Strophe habe ich jetzt ein wenig umgestellt. Vielleicht unterstützt das den Lesefluss.

Ob es mir wohl einmal gelingt, einen Text in die Hörbar zu stellen? Neben der technischen Probleme müsste ich ja auch noch meine Schüchternheit überwinden.

Gute Nacht

Paul Ost

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.06.2006, 22:03

Paul:

Ich bitte SEEEHHR darum...technisch helfe ich gerne..einfach datei an meine E-Mail und ich stelle ihn dir ein...das wäre wirklich großartig (ich würde auch gerne eine Geschichte von dir hören, aber das ginge dann doch zu weit)... :grin:

Nur Mut, es ist ja kein Photo :cool:
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.06.2006, 22:22

Hallo Elli!

Manchmal hilft es beim lesen, wenn man die Wörter in den Zeilen anders betont, als gewohnt.

Schau welche Worte du beim lesen stärker betonst, als andere. Wenn man dies ändert, ist es möglich, daß sich ein anderer Rhytmus erschließt.

Mit liebem Gruß

moshe,.c

elli999

Beitragvon elli999 » 17.06.2006, 22:58

Hallo Paul!

Den Rhythmus des laut Lesens benutze ich ebenfalls überwiegend,
es soll ja schließlich klingen, ausdrücken und nicht nur irgendeiner
Form entsprechen.

Dennoch denke ich, das die Metrik oft bei der Entstehung eines
Werkes helfen kann einen Lesefluss zu erzeugen.

Ist es nicht ebeso möglich, die Betonung durch Aufteilung der Zeilen zu beeinflussen?

Ich lese so

Hast nicht gewartet, bis der (kurze Pause mitten im Satz -Zeilenumbruch)
Liebe Dauer dir mein (Zeilenumbruch - arg stolper Kontex zerissen falsch gelesen) :shock:
....

Meinem Lesestil - vielleicht liegt es auch daran - zugeneigter wäre diese Form:

Hast nicht gewartet, (kurze Pause - Sinn verstehend-Zeilenumbruch)
bis der Liebe Dauer ( ah verstehend - Zeilenumbruch)
Dir mein Geheimnis
neu und immer anders
anvertraut.

Ist das jetzt für jemand anderen als mich selbst auch nur annähernd verständlich beschrieben??? :-s

Die Hörbar wäre hier wirklich interessant. Schüchternheit - technische Probleme - ja da können wir uns die Hand reichen. Ist aber auch ok so!

Gruss die elli

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 18.06.2006, 08:04

Liebe Elli999,

so wurde Brecht zum Dichter, was? Du hast ja Recht!

Was die technischen Probleme angeht, bestehen die vor allem darin, dass ich nicht genau weiß, was ich alles brauche, um meine Stimme überhaupt in den Computer zu bekommen.

Grüße

Paul Ost


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