Hallo Renée,
mir geht es da anders als Herby, mir kommt es leer vor, auch ich vermisse Bilder (wobei das auch Gedankenbilder sein können) und auch einen Klang, wobei das nicht viel heißen mag, da ich hier im Forum schon oft festgestellt habe, dass man da einfach sehr unterschiedliche Vorstellungen und Empfinden hat, wann etwas ins Klingen kommt.
Meine Schwierigkeit ist, dass ich nichts Eigenes erfahre, die Liebenden, aber auch der Gedanke, der sie trägt, bleiben für mich unsichtbar, auf Distanz, lassen kein eintauchen zu. Dadurch erschöpft sich das Gedicht für mich in der Beschreibung des Gehens und diesem Bezug zum verflixten siebten Jahr. Für mich sind es auch zu viele konkrete Zuschreibungen, Benennungen, wenn es doch letztlich im Bild der Kinder aufgehen soll.
Das Wort „saumselig“ mag ich auch sehr,

ich finde allerdings, dass es hier auch klanglich mit seinem weichen Wiegen wenig eingebettet ist. Das Zischeln, das sich durch die Zeilen zieht, weil zwischen den vielen s auch sch und ss und z auftauchen, läuft für mich seltsam dem Inhalt zuwider und erzeugt für mich eher eine bedrohliche und hinterhältige Stimmung, war das so gedacht?
Spannend und sehr gelungen fand ich die erste Zeile, dieses „betreten“, als sei das Jahr ein Raum.
Das hat ja Louisa auch schon angesprochen. Vielleicht hätte man damit auch noch weiterarbeiten können. Ich war dann ein bisschen enttäuscht, dass sie einfach weiterschreiten, ohne sich umzusehen, ein bisschen, als hätten sie Scheuklappen auf.
Und muss man nicht auch zurücksehen können, sich umwenden?
Das wäre eine Frage, die das Gedicht für mich aufwerfen kann, wo ich mir aber nicht sicher bin, ob das in der Intention des Gedichtes liegt, diese Selbstkritik.
Bei dem Verweis auf die Kinder bin ich mir nicht sicher, ob das nicht der Gedanke eines Erwachsenen ist, dass sie so Hand in Hand dann
zuversichtlich gehen. Sind sie sich dessen bewusst?
Ein paar banale, rhythmisch gestaltete Sätze, eine écriture blanche, hinter der sich der Inhalt versteckt.
Mmmh, gerade deine Antwort gelesen, also wenn das natürlich alles so von dir gedacht war, dann hast du es gut umgesetzt, denn genau das war ja meine Schwierigkeit damit. Mich würde interessieren, warum du das so gestalten möchtest?
welche Funktion haben Gedichte, warum Gedichte schreiben, welche Regeln akzeptieren... Zum Beispiel schreibst du, ich könnte Bilder erfinden ... mir erscheint das wie in einem schlecht tapezierten Raum Lametta anzubringen ...
Das sind schwierige Fragen, die sicher auch nicht bei jedem Gedicht gleich zu beantworten sind, frag dich doch einfach konkret hier: warum hast du dieses Gedicht geschrieben? Was würdest du dir für das Gedicht wünschen? Wie würdest du es gerne gelesen haben und geht diese Intention auf? Wenn nein, woran liegt es.
Wobei ich mich auch Frage, ob es Gedichten bekommt, wenn sie dem Gedanken nach geschrieben werden, dass sie eine Funktion (für den Autor? den Leser?) erfüllen sollen.
Und die Regeln macht doch jeder Autor selbst, du bist doch frei zu schreiben, wie du möchtest? Wie auch der Leser (Kommentator) frei ist auf seine Weise zu lesen.
Ist es denn das „Erfinden“ oder die Bilder an sich, die dich stören?
Wenn du allerdings dein Gedicht selbst als schlecht tapezierten Raum empfindest, solltest du vielleicht daran arbeiten, bis du dich darin wohl fühlst? Das ist für mich ein seltsamer Gedanke, sein Gedicht so anzusehen, vielleicht habe ich das aber auch falsch verstanden.
Vielleicht ist ein Gedanke oder eine Anregung für dich dabei.
liebe Grüße
Flora