Tragik

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 01.12.2009, 00:27

Tragik (Zweite Version)

Es sehnte sich ein Schwein zeitlebens
nach Geltung, Ruhm – jedoch vergebens.
Nichts hob es aus der rosa Masse,
so ohne Stammbaum, ohne Klasse.
Posthum erst fand es solches Glück,*
schön zart und kross als Bratenstück.

*Danke, leonie


I

Es sehnte sich ein Schwein zeitlebens
nach Geltung, Ruhm – jedoch vergebens.
Nichts hob es aus der rosa Masse,
so ohne Stammbaum, ohne Klasse.
Erst spät, posthum, fand es Beachtung
als Bratenstück bald nach der Schlachtung.
Zuletzt geändert von Herby am 08.12.2009, 23:08, insgesamt 2-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 08.12.2009, 01:21

Huhu Trix,

auch noch als Nachtschwärmer unterwegs? :engel:

Dass dich mein totes Schwein amüsiert, freut mich natürlich (wüsste es die arme Kreatur nur :rolleyes: ).

Die Verbindung zu Heinz Erhardt dagegen beunruhigt mich etwas, ich habe sie schon öfter unter meinen Texten gelesen. Ich schätze ihn ungemein, aber seine Diktion, sein Sprachwitz bleiben unerreicht, das ist definitiv eine höhere Liga. Der Versuch ihn zu kopieren, kann nur scheitern und zu einem müden Abklatsch führen (wie das ja meistens so ist bei Kopien).

Und ja, "posthum" wird bleiben, egal wie das Ende des Schweins auch en detail ausehen wird.

Liebe Nachtgrüße
Herby

aram
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Beitragvon aram » 08.12.2009, 03:18

Es fand posthum erst solches Glück
als Bratenstück


(einverstanden!) ...lieber herby, dein beschriebenes schwein mag uns schreibern hoffnungs-spiegel sein... erinnert an einen schwank roda rodas, in dem er den besuch bei seinem verleger schildert. dieser meint zum abschied, autor x verkaufe sich erst besser, seitdem er tot sei - "mut! auch ihre zeit wird kommen, lieber roda. auch ihre zeit."

kurz wärmende grüße aus langer kühler winternacht.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.12.2009, 09:57

Lieber Herby,

nein, ich fand der Rhythmus/die Schlusszeile muss ähnlich lang bleiben, so kurz "als Bratenstück" finde ich es zu straff klingend. Ich dachte vielmehr, du ersetzt das Bratenstück durch etwas anderes, was weniger redundant klingt zur Schlachtung..allerdings ist das sicher nicht so leicht, sonst würde ich wohl einen Vorschlag machen...

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Trixie

Beitragvon Trixie » 08.12.2009, 12:22

Hi Herby,

naja, unerreicht meinetwegen, aber vom Stil her, es geht in die Richtung, eine Richtung, die mir gefällt, mehr nicht :). Es ist trotzdem von Herby und das hat ja nichts mit Qualität zu tun, sondern mit vielleicht einem anderem Gebäude. Also, tragikomische Gedichte = eine Straße und deine Texte sind dein Haus und das Schweine-Gedicht wohnt in dem Zimmer, das direkt an das Haus von Heinz Erhardt grenzt. Der wohnt eben nebenan, in der selben Straße. Besser so?

Grüße
Die Trix

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Beitragvon leonie » 08.12.2009, 12:39

Lieber Herby,

mir gefiele ein kurzer Schluss sehr!

Liebe Grüße

leonie

Herby

Beitragvon Herby » 08.12.2009, 21:59

...nun steh ich hier, ich armer Tor und weiß soviel wie vorher... :12:

Werte Freunde des Schweinebratens,

um das arme Schwein jetzt nicht unnötig in die Länge zu ziehen und da ich mich selbst mit einem kurzen Schlussvers nur langsam anfreunden kann, setze ich oben eine Version ein, die sowohl arams als auch Lisas Vorstellung hoffentlich umsetzt und mit der ich selbst auch gut leben kann.

Liebe Trixie,

das haste ja süß erklärt. Danke!

Liebe Grüße
Herby

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Beitragvon Lisa » 08.12.2009, 22:12

Lieber Herby,

ja, das gefällt mir! Ausgezeichnet.
lach, das arme schwein
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon leonie » 08.12.2009, 22:25

Hm, also mir gefällt jetzt nicht mehr so gut, dass Du zweimal Es als Zeilenbeginn hast und der Satzbau sich auch ähnelt. Zudem gefällt das Füllwort "schön" mir nicht so...

Wie wäre denn:

Posthum erst fand es solches Glück
als zart- und krosses Bratenstück.

Liebe Grüße

leonie

(P.S Ich fände "posthum an solch exponierter Stelle und schön betont auch gut...)

Herby

Beitragvon Herby » 08.12.2009, 23:06

Liebe leonie,

ja, du reklamierst den ersten Vers völlig zu Recht. Hätte ich eigentlich auch sehen müssen, aber ich hab wohl zu lange an der Pfanne gestanden ;-)
Was jedoch den Schlussvers betrifft, so möchte ich gerne bei meiner Version bleiben, dein "zart- und krosses" erscheint mir sehr sperrig.

In der Hoffnung, dass es nun besser mundet, grüßt aus der Küche leicht dampfend
Herby

Trixie

Beitragvon Trixie » 08.12.2009, 23:30

Hi Herby,

das Wort "schön" finde ich auch nicht unbedingt passend, ich möchte reklamieren ;-).
Ist das für dich so völlig stimmig jetzt? Ansonsten hätte ich noch eine Alternative für "schön" in der letzten Zeile...

Grüße
die Trix

Herby

Beitragvon Herby » 08.12.2009, 23:41

Also die Damen sind aber auch schwer zufrieden zu stellen... wat habt ihr denn nur alle gegen "schön" ?? " "Schön zart" is doch aussem prallen Schweineleben gegriffen!

Für mich ist es jetzt stimmig, ja. Ich bin nich fies vor "schön". Aber das heißt ja nicht, dass deine Alternative nicht noch besser ist. Trix. Dann mal her damit...

Trixie

Beitragvon Trixie » 08.12.2009, 23:59

Hi Herby,
ich las spontan das Wort "gar" als quasi doppeldeutiges adjektiv.
Aber schön ist natürlich auch in Ordnung, ich mag den Text trotzdem noch sehr und ich werde ihn bestimmt auch ein paar Menschen vorlesen, um sie damit zu amüsieren.
Gut Nacht =)
die Trix

Herby

Beitragvon Herby » 09.12.2009, 02:23

Hi Trix,

ich las spontan das Wort "gar" als quasi doppeldeutiges adjektiv.


ja, ich verstehe, wie du es meinst. Das Problem ist nur, dass von genau dieser Doppeldeutigkeit die Setzung oder Nichtsetzung eines Kommas abhängt. Die Zeichensetzung dann wegen dieses Effekts komplett wegzulassen würde für mich aber auch den Wechsel zur konsequenten Kleinschreibung des Textes nachsichziehen, womit ich mich in diesem Fall sehr schwer tue. Und ohne Punkt und Komma bei gleichzeitiger Einhaltung der Groß- und Kleinschreibung überfordert mich schlicht und ergreifend.

Darum würde ich gerne bei "schön" bleiben, ja? Danke aber für deine Anregung!

Nachtgrüße
Herby


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