...weder Tag noch Stunde

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Rosebud

Beitragvon Rosebud » 06.12.2009, 19:37

Gelöscht.
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.12.2009, 09:26

Liebe Rosebud,

hm - der letzte Satz/das Ende ist irgendwie noch zu gesetzt/platt/unschön - . Und dann bin ich an einer Stelle verwirrt: Das mit der Schiene verstehe ich nicht, welche Schiene? Erst dachte ich, dass das eine zweite Zeitebene ist in der Zukunft nach der "Genesung", ich denke, in diesem Zusammenhang verwirrt das sehr? (Oder ich stehe gerade auf dem Schlauch).
Ich glaube, diese beiden Kleinigkeiten reichen für mich aus, dass sich die vielen lebendigen, nahen Beschreibungen der beiden sich für mich nicht ganz echt lesen (Kopf schief legen/lächeln, die Details Runing Gag-Zärtlichkeiten zwischen ihnen verhärten sich irgendwie zu stylisch-kitsch-Gesten), ich kann nicht beurteilen, ob das ganze in einem leicht überarbeiteten Rahmen dann die gewohnte authentische Kraft deiner anderen Geschichten hätte. Kann man verstehen, was ich meine? Da sind ganz tolle Stellen drin, etwa

Von einer Verletzung zwischen ihren Beinen haben sie ihm nichts gesagt. Wird wohl nicht schaden, wenn er ihre Scham streichelt. Feucht ist sie. Hoffentlich kein Blut, denkt er.

Da bin ich ganz echt dabei, viele andere Stellen wirken aber auf mich noch so, als hättest du dir als Autorin überlegt, wie man es authentisch erzählen könnte, wenn einem verliebten Paar solch ein Unglück widerfährt, als sei das Paar, seine Neckereien und all das ausgedacht bzw. konstruiert. Letzteres ist es ja immer, zumindest im Sinne der Fiktion, aber es darf nicht so wirken...und das tut es hier noch für mich. Ich würde gerne erfahren, ob das nur durch den etwas harten Rahmen (Auftaktbeschreibung, und besonders Endsatz) kommt oder noch im "Ganzen" liegt. Vielleicht geht es anderen ja auch ganz anders.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.12.2009, 12:32

Liebe Lisa,

ich denke, dass es um eine sogenannte Aufbissschiene geht, die Menschen bekommen, welche nachts mit den Zähnen knirschen.

Liebe Rosebud,

mit diesem Text kann ich mich gar nicht anfreunden. Das hat mehrere Gründe.
Zum einen erhält für meinen Eindruck der Text seine "Berechtigung" allein vom Rahmengeschehen des Unfalls her. Das wirkt auf mich sehr plakativ. Zum anderen erscheinen mir die Dialoge so konstruiert, dass sie mir beim Lesen fast etwas peinlich sind. "Pummelprinz-Pimmelprinz", das geht für mein Empfinden einfach nicht. "Und freust dich scheckig auf mich", "Fein" auf den Satz "Lieber ficken", "Du Stück" - puh...

Der Protagonist erscheint in diesen Bettszenen auch ziemlich selbstverliebt mit seinen Nachfragen. Nicht, dass Männer nicht oft genug so wären :-), aber auf mich wirkt das hier eher klischeehaft....
(Männer sind ja angeblich glücklich, wenn frau ihnen sagt: "Du bist der Größte", Frauen hingegen, wenn mann sagt: "Ich liebe dich", um mal das Klischee zu zitieren).

Die Dialoge stehen zudem in einem merkwürdigen Kontrast zum Geschehen am Krankenbett. Gemeinsam im Bett wirkt es so, als werde Sex "vorbesprochen" und man komme ohne große Zärtlichkeiten zur Sache. Am Krankenbett hingegen ist es ganz anders. Das verhindert für mich auch, dass die Protagonisten "glaubwürdig" wirken könnten.

Mich kann der Text im Gegensatz zu fast allen anderen von Dir deshalb leider nicht überzeugen...

Trotzdem liebe Grüße

leonie

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 07.12.2009, 15:11

.
Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 18:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 07.12.2009, 15:56

Hallo Rosebud,

ich muss sagen, mir geht es hier ähnlich wie Leonie und Lisa, es geht für mich nicht auf. Im Gegensatz zu deinen anderen Prosatexten, die du hier gezeigt hast, empfinde ich diesen hier als konstruiert, gemacht. Ich sehe den Autor, die Leinwand, die Farbe, die Mittel, die Aussage während des Lesens. Ich kann dadurch aber nicht eintauchen in seine Wirklichkeit.

Ja, vielleicht auch bei mir dann nächstes Mal wieder. :-)

liebe Grüße
Flora

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.12.2009, 16:02

Liebe Rosebud,

ich hatte schon befürchtet, dass ich schwer deutlich machen kann, was ich meine. Es ist vielleicht gerade das, dass der Unfall ein "Aufhänger" ist. Dass das andere allein dadurch "besteht", nicht aus sich selbst heraus.

Vielleicht ist das auch ein Macke von mir. Es gibt ja zum Beispiel Filme, wo Mann und Frau in einer Krise sind und dann das Kind einen Unfall hat und sie dadurch wieder zusammen kommen. Ich bin immer äußerst skeptisch, wenn zum Beispiel ein Film das "braucht".
Mir kommt das in dem Text ähnlich vor. Als müsste ein "Hammer" her, der garantiert, dass der Text wirkt. Und das macht mich einfach skeptisch.
Vielleicht ist es auch die Art, wie Du es einführst und beendest, ich könnte vermutlich besser damit leben, wenn ich mehr zwischen den Zeilen erfahren würde, was passiert ist. :smile:

"Und freust Dich scheckig auf mich" ist, so wie es gesetzt ist, doch relativ eindeutig Paul zuzuordnen. Denn der Satz vorher muss doch von Stefanie sein und Du nimmst doch dann neue Anführungszeichen...

In den Bettszenen findet, so wie Du es schreibst, ja eigentlich nur Dialog statt und Reden über Berührung oder eher noch über Sex.
Ich denke, eine Weise, die Dialoge mehr zu gestalten, wäre zu beschreiben, was zwischendrin passiert.

Zum Thema "Authentizität": Ich glaube nicht, dass das allein Empfindungssache unterschiedlicher Menschen ist. Ich muss nochmal darüber nachdenken. Vielleicht haben andere auch Ideen, was Sprache überhaupt in texten authentisch macht und was nicht. Das fände ich interessant zu erforschen.

Liebe Grüße

leonie


P.S: Ich fände es spannend, mal "Bettszenen" als Monatsthema zu nehmen, dann könnte man da auch nochmal ausprobieren, was wie warum wirkt und wann es gelingt und wann eher nicht...

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 07.12.2009, 16:28

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.12.2009, 16:31

Hallo Rosebud,

bei deinen Texten fand ich bisher immer eine oder mehrere versteckte Ebenen, offene Fragen (auf den ersten Blick), die sich jedoch durch genaues Lesen zwischen den Zeilen dann beantwortet haben. Das gefiel mir immer sehr an deiner Schreibweise.
Hier dachte ich auch, es könnte vielleicht etwas Verborgenes im Text stecken. Z.B. kam mir die Idee, dass Paul mit Stefanie spricht, während sie im Koma liegt, (also er spricht und sie denkt, da sie ihn hört), doch leider geht es nicht auf, was ich schade finde, da ich diese Idee sehr spannend fände.
Wie dem auch sei. Du hast sicher Recht, es gibt Rezipienten, die diesen Text gut finden, andere nicht. So ist das ja eigentlich immer. ,-)

Saludos
Gabriella

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Beitragvon leonie » 07.12.2009, 16:41

Liebe Rosebud,

auf mich wirkt es so wie ein "Aufhänger", ich verstehe, dass Du es anders meinst.
Für mich ist wirklich die Frage, ob Du diesen Anfang und Schluss brauchst, ich glaube, es könnte viel besser wirken, wenn der Leser erst innerhalb des Textes durch Andeutungen erfährt, was passiert ist....

Den Dialog hatte ich tatsächlich genau andersherum gelesen...

Na, mal sehn, was andere meinen....

Liebe Grüße

leonie

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noel
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Beitragvon noel » 07.12.2009, 17:17

komisch
wie verschieden an&aufgenommen wird...
oder auch nicht
den die selektion macht die individuelle realität
& auc den lebensraum


ich konnte von alpha bis omega folgen
fand mich in die dramatik, wie auch die leichtigkeit, die die erinnerung umgibt,
die wiederum die dramatik erhöht

mir bewegt es einiges
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 07.12.2009, 17:36

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 18:34, insgesamt 1-mal geändert.

Rosebud

Beitragvon Rosebud » 07.12.2009, 17:42

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Zuletzt geändert von Rosebud am 26.06.2015, 18:34, insgesamt 1-mal geändert.

Nicole

Beitragvon Nicole » 07.12.2009, 18:42

Hi Rosebud,

nun, ich finde gerade die Dialoge so schön real, zeugen sie doch von einer Körperbetontheit, die ich gut nachvollziehbar finde. Wie noel so schön sagte: von alpha bis omega.
Peinlich ist hier sicher nichts, lediglich mag eine gewissen Zimperlichkeit (die Einzelheiten der Geschehnisse liegen ja durchaus auch im Auge des Betrachters) dazu führen, den Text in diesem Punkt so zu empfinden.

Gerne gelesen,

Nicole

P.S. ein Monatsthema "Bettszenen" fände ich, auch in Hinblick auf die daraus sicherlich entstehenden Diskussionen absolut lohnenswert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.12.2009, 19:08

Liebe Nicole,

nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Die Peinlichkeit entsteht für mich nicht durch den Inhalt, da habe ich durchaus schon andere Kaliber gelesen, ohne dass mir das unangenehm gewesen wäre (manchmal war sogar das Gegenteil der Fall :-) ) .
Es hängt am Thema "Glaubwürdigkeit" und Authentizität.
Wenn ich zum Beispiel Kinderdialoge lese, wo ich ziemlich genau spüre, dass die Worte den Kindern von Erwachsenen in den Mund gelegt werden und die Kinder dadurch z.B. ziemlich altklug wirken, dann entsteht genau so ein "Peinlichkeitsgefühl" in mir.

Liebe Grüße

leonie

P.S. Ich würde gerne eine Leseversion dazu hören, vielleicht verändert das den Eindruck...


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