frühling

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 23.11.2009, 15:30

frühling

kein licht
zwischen unseren worten
winter
schweigt aus jeder silbe

spiegel
glatt unsere Blicke
rau
gereift alle nähe

eine alte frau
gießt die azaleen
auf der spanischen treppe

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.11.2009, 09:10

Lieber Herby,

das geographische Verankern des Gedichtes empfinde ich auch als sehr wichtig.
Es öffnet damit das Gedicht, macht es verschiedensten Lesarten zugänglich.
Daher würd ich es unbedingt erhalten!

LG

scarlett

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.11.2009, 12:50

Hallo Herby,

ok, dann ist es für mich jetzt klar geworden und auch stimmig so!

Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.11.2009, 20:29

Hallo Herby,

vielleicht ist es ja das fehlende Wissen über die realen Gegebenheiten, das mich hier auf die falsche Fährte lockt.
Werden die Azaleen auch im Winter gegossen? Sind sie eingepflanzt, oder in Kübeln, die man über den Winter irgendwo einlagert?

liebe Grüße
Flora

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.11.2009, 20:55

Liebe Flora,

ich verstehe es so:
Die Überschrift deutet an, um welche Jahreszeit es geht. Ich stelle mir vor: Ein Paar (das schon lange ein Paar ist) im Frühling in Rom. Zwischen den beiden aber: eisiges Schweigen samt allem, was dazu gehört.
LyrIch sieht dei alte Frau die Azaleen gießen. Es könnte eine Metapher für die Beziehung des Paares sein, die Hoffnung ausdrückt.

Ich finde, der Text lebt gerade von dieser Spannung und den Kontrasten. Der Winter ist zwischen den beiden, obwohl um sie herum Frühling ist.

Meine Lesart, die natürlich nicht herbys oder die von anderen sein muss. Aber für mich geht es so auf...

Liebe Grüße

leonie

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 26.11.2009, 21:29

Hallo Saloner,
ich habe es als Prozess aufgefasst, im Frühling war es schon nicht gut, im Winter dann sehr schlecht...

viele Grüße
Fux

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.11.2009, 11:21

Hi Ben,

als Prozess, wie du ihn beschreibst, kann ich es nicht lesen.
Zwischen beiden herrscht Winterstimmung, doch das LI denkt/flüchtet sich in das Frühlingsbild, in dem eine alte Frau die Azaleen auf der Piazza di Spagna gießt, ein Ort, der für das LI sehr bedeutsam ist und den Frühling repräsentiert. Da es sich um ein altes Paar handelt, könnte man dieses auch als Wunsch des LIs nach einem "2. Frühling" in der Beziehung der beiden interpretieren.

Saludos
Mucki

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 27.11.2009, 12:56

Stimmt Gabriella,

viele Grüße
Ben

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.11.2009, 19:49

Hi Ben,

muss nicht stimmen, ist nur meine Lesart.
Vielleicht hat Herby ja auch so einen Prozess, wie du ihn siehst, im Sinn. ,-)

Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.11.2009, 21:39

Lieber Herby,

und noch eine Stimme ( :rolleyes: :-) ). Für mich ist die Frage bezüglich der Verortung keine entweder/oder-Frage, ich finde, man kann sie weder streichen noch geht es für mich in der derzeitigen Fassung auf - ich würde vermuten, dass eine Lösung darin liegen könnte, die Zeile nicht so ans Ende zu ziehen, das (scheinbare) "Jahreszeitenantonym" nicht so mit einem End/Überraschungseffekt aufzuziehen, sondern langsam (oder am besten vin Anfanfg an?) mit in den Text zu nehmen. Wäre das nicht eine Möglichkeit?

Das ganze würde den Text für mich zu einem sehr feinen, sprachstarken Text machen,

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Herby

Beitragvon Herby » 28.11.2009, 20:27

Werte Kommenateusen und -teure,

ich geh jetzt mal in umgekehrter Reihenfolge vor.

Liebe Lisa,
es würde mich sehr interessieren zu erfahren, warum es in der derzeitigen Fassung für dich nicht aufgeht. Mir war gerade dieser antithetische (?) Aufbau mit dem Schlusseffekt wichtig, was aber natürlich weder bedeutet, dass es so bleiben muss, noch dass bei der von dir vorgeschlagenen Variante das Element der Gegensätzlichkeit rausfallen müsste. Ich werde mich mal ran setzen und schauen, wie und ob ich deinen Vorschlag in die Praxis umgesetzt bekomme. Nur, wie gesagt bzw. gefragt: warum geht's für dich nicht auf?

Liebe Mucki, scarlett, leonie, Flora, lieber Fux

eure Gedanken fand ich interessant und nicht abwegig - bis auf einen: Mucki, du schreibst

Da es sich um ein altes Paar handelt


Woraus schließt du das? Im Text ist davon jedenfalls nicht die Rede, lediglich von einer alten Frau in der Schlussstrophe.


Werden die Azaleen auch im Winter gegossen? Sind sie eingepflanzt, oder in Kübeln, die man über den Winter irgendwo einlagert?


So oft ich es gesehen habe, Flora, waren sie eingetopft bzw. -gekübelt. Ich frage mich nur, inwieweit das fürs Textverständnis relevant ist :12:

Liebe Elsa,

es freut mich sehr, was du schreibst, herzlichen Dank.

Euch allen danke ich für die Beschäftigung mit dem Text, für eure Gedanken :blumen:

Herzliche Wochenendgrüße
Herby

PS: Hoffentlich hab ich jetzt nichts und niemanden vergessen...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.11.2009, 21:20

Hallo Herby,
Mucki, du schreibst

Zitat:
Da es sich um ein altes Paar handelt

Woraus schließt du das?

Irgendwie komme ich darauf durch diesen Passus
rau
gereift alle nähe

da ich hierin auch eine lange Zeit erlese, die beide zusammen sind.

Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.11.2009, 21:23

Hallo Herby,

So oft ich es gesehen habe, Flora, waren sie eingetopft bzw. -gekübelt. Ich frage mich nur, inwieweit das fürs Textverständnis relevant ist

*lach* Ich hätte einfach gerne, dass schon Frühling ist! Und wenn die Azaleen im Winter gar nicht da sind, kann man sie auch nicht gießen, nö.
Mucki hat geschrieben:doch das LI denkt/flüchtet sich in das Frühlingsbild, in dem eine alte Frau die Azaleen auf der Piazza di Spagna gießt,
Also für mich sind sie dort und sehen die Frau.
ein Ort, der für das LI sehr bedeutsam ist und den Frühling repräsentiert.

Und das würde ich jetzt auch eher deinen Erklärungen zuordnen, denn dem Gedicht?

liebe Frühlingsgießgrüße
Flora

Herby

Beitragvon Herby » 28.11.2009, 23:30

Liebe Mucki,

ja, ich verstehe, was du meinst. Aber die Formulierung "altes Paar" klingt für mich so nach Philemon und Baucis... Ich glaube, es läuft auf die Frage hinaus: ab wann ist ein Paar für dich ein altes Paar, und selbst über die Definition des Begriffes "Paar" ließe sich noch reflektieren... aber das führt zu weit.

Liebe Flora, Blühende,

Ich hätte einfach gerne, dass schon Frühling ist!


Das wundert mich nun angesichts deines Namens gar überhaupt nicht :engel: Und ich bin gerade dabei, mich auf den Winter zu freuen, mit hoffentlich sibirischen Temperaturen, möglichst meterhohem Schnee, Eisblumen an den Fenstern... hachja... *träum*

Lieben Gruß
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.11.2009, 00:04

Hallo Herby,
Aber die Formulierung "altes Paar" klingt für mich so nach Philemon und Baucis...

das wäre doch was Schönes, sich ein Leben lang zu lieben und gemeinsam zu sterben. Aber es passt hier natürlich nicht zu deinem Text.
Ab wann ein Paar als alt zu bezeichnen wäre und was überhaupt ein Paar per definitione ist, ist natürlich ne subjektive Sache und lässt sich sicher nicht festlegen.
Und ich bin gerade dabei, mich auf den Winter zu freuen, mit hoffentlich sibirischen Temperaturen, möglichst meterhohem Schnee, Eisblumen an den Fenstern... hachja... *träum*

Jep, ich auch. Durch eine richtige Schneelandschaft zu stapfen, ist was Wunderbares. Leider habe ich hier in Idstein noch nie meterhohen Schnee erlebt. Wenn ich da an Hamburger Zeiten denke. Ui, was für ein Unterschied.

:schneemann: Grüße
Mucki


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