Biographie courte et cruelle de Cédric Fâcheux

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.11.2009, 09:12

:pfeifen: :pfeifen:
Zuletzt geändert von Renée Lomris am 28.07.2011, 03:35, insgesamt 10-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 16.11.2009, 10:08

Mon dieu, Renée ... quelle histoire!

Kurz, knapp, trocken - ein unglaublicher Erzählton, der mich frösteln lässt.

Chapeau madame!

scarlett

aram
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Beitragvon aram » 16.11.2009, 12:18

liebe renée,

klar durchgeführt im sachlich-kontrollierten, sich-nicht-gehenlassenden, bezogen auf das fokussierte jedoch genauen erzählen. die entsprechung dieser erzählform mit dem ungeschmückt dargestellten (fast könnte man sagen "erwähnten") menschenleben erreicht und überzeugt mich, obwohl meine französischkenntnisse nur für einen lückenhaften überblick über den text reichen.

ich mag texte, die neben dem erzählten einen (leer zu lassenden) raum spürbar machen, der nicht erzählbar ist.

der konstruktionsbogen mit dem vollen namen des protagonisten als erste und als letzte worte des textes geht für mich auf, die bewegung setzt von anfang an kräftig ein und ist homogen geführt, womit konstruktion zu einer 'organik' wird - (es beeinträchtigt den 'imaginationsraum' nicht, dass 'metadaten' des textes zu einer möglichen schreibübung passen)

(etwas beeinträchtigend finde ich allerdings das "et cruelle" im titel - ist geschmackssache, ob man die 'trockenheit' soweit führen will, das 'anzukündigen' - es ist sicher stringent und ok. so wie du es gesetzt hast; bei mir würde die nonchalance, nur von 'kurz' zu sprechen, allerdings stärkeren eindruck hinterlassen.)

sehr gern gelesen.

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.11.2009, 11:43

Liebe Renée,

was mir noch aufgefallen ist: sehr überlegt auch die Wahl des Namens. Vor allem natürlich Fâcheux, aber auch Cédric ist in deinem Kontext nicht ohne, wenn man ein wenig nach seiner Bedeutung forscht.

Gefällt mir sehr sehr!

An der deutschen Übersetzung allerdings müsste man noch etwas feilen.
Es ist unglaublich, wie anders die auf mich wirkt als das französische Original.
LG

scarlett

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 17.11.2009, 14:02

Liebe Scarlett, ich habe mich sehr über deine Rückmeldung gefreut. Es würde mich sehr interessieren, welchen Unterschied du zwischen der dt & frz Version findest. Bitte klar & deutlich. Ich fühle das schon lange, ich verstehe aber nicht, woran es liegt.

Lieber Aram, danke für deinen Kommentar, vielleicht könntest du dich auch ein wenig mit dem Unterschied zwischen dt. & frz. Version befassen. ... Es würde mir bestimmt helfen.

liebe Grüße

Renée

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 18.11.2009, 16:34

Liebe Reneé,

ich kann kein französisch, habe aber mit großer Freude den deutschen Text inhaliert, superb geschrieben, ganz in der Zeit!

Lieben Gruß
ELsa
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aram
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Beitragvon aram » 19.11.2009, 10:42

liebe renée,

(hm, jetzt hat sich alles umgedreht, ist plötzlich ein deutscher text - mein obiger kommentar bezieht sich darauf nicht.)

vielleicht könntest du dich auch ein wenig mit dem Unterschied zwischen dt. & frz. Version befassen.

erste frage zur deutschen fassung: warum ist der mittlere absatz in einer von den übrigen abweichenden farbe gesetzt?

es ist halt eine noch nicht ausgefeilte übersetzung; abgesehen von einigen tipp- und schreibfehlern (fächeux - potographisches - arrchiiven - zurweltkommen - eine vollwaise, wie er [komma im kontext sinnwidrig]) ist der letzte absatz zu eng am satzbau des originals und dadurch im deutschen über-umständlich.

das ist noch leicht verbesserbar, aber so treffende ausdrücke wie "le jeu du foulard" lassen sich m.e. wohl kaum gleich stark übersetzen.

trotzdem kann durch überarbeitung des letzten absatzes auch der deutsche text klarer und proportionierter und damit feiner werden.

danke aber nochmal für das 'original'.

liebe grüße!

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 19.11.2009, 11:21

Liebe Elsa, Scarlett und Aram,

ich mache die "schlechte" übersetzung noch nicht weg, denn mich würde doch interessieren, wie ihr die unterschiedlichen Versionen findet, wenn jemand die Zeit findet.

Vielen Dank

lG
Renée

aram
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Beitragvon aram » 19.11.2009, 11:25

wenn jemand die Zeit findet.

liebe renée, ich leider nicht - einen schönen herbsttag!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.11.2009, 12:23

Liebe Renée,

zu den Unterschieden zwischen Original und Übersetzung, kann ich leider nichts sagen, da meine Französisch-Kenntnisse nicht gut genug sind.
Doch zum deutschen Text möchte ich mich gern äußern. Ich finde die Art des Erzählens, dieses Distanzierte, sehr eindringlich. Die Tragik wird gerade dadurch erzeugt, dass du die Geschichte nicht auf tragische Weise, sondern emotionslos schreibst. Das finde ich sehr gelungen. Gut finde ich, dass du hier:
Etwa im gleichen Alter entdeckte er seine Leidenschaft für das, was die Kinder „Jeu de Foulard“ nannten.

den französischen Begriff stehenlässt.

Bei der aktuellen Deutschfassung habe ich nur eine Anmerkung:
Einen fatalen Irrtum indes beging er, als er seine Klassenkameraden zu einer solchen Séance einlud. Sich außerhalb jeder Gefahr wähnend, hatte er nicht begriffen, dass seine so genannten Freunde der Prahlereien über seine riskanten Todesannäherungen müde waren.

Hier frage ich mich, ob es für die Geschichte von Vorteil ist, dass du den "fatalen Irrtum" vorwegnimmst. Ich würde das streichen und ihn anstelle dessen geschehen lassen. Dadurch wird die Wirkung am Schluss m.E. umso erheblicher. Was meinst du?

Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 25.11.2009, 22:19

Liebe Renee,

der Text gefällt mir in seiner scheinbaren Objektivität sehr. (ich habe nur die deutsche Übrsetzung gelesen, da ich vermutlich nicht hinreichend gut die Feinheiten der französischen Sprache beurteilen kann.
Ich finde de Text wirklich hervorragend erzählt. In der deutschen Übersetzung würde ich die Sätze

Einen fatalen Irrtum indes beging er, als er seine Klassenkameraden zu einer solchen Séance einlud. Sich außerhalb jeder Gefahr wähnend, hatte er nicht begriffen, dass seine so genannten Freunde der Prahlereien über seine riskanten Todesannäherungen müde waren.


versuchen anders zu formulieren, da mir beim ersten Satz der Anschluss an das Vorhegehende etwas gebrochen scheint und mich beim zweiten das Partizip Präsens stört. Man könnte beispielsweise auch an so etwas denken wie:

Seine Klassenkameraden zu einer solchen Seance einzuladen, stelle sich jedoch als fataler Fehler heraus. Er wähnte sich außerhalb jeder Gefahr und begriff daher nicht, dass seine so genannten Freunde ..


Ich hab's gern gelesen.

Liebe Grüße
Max

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 29.11.2009, 12:08

Liebe Gabriella, lieber Max,

Eure Kommentare haben mich sehr gefreut und ich werde sie bei einer späteren Korrekturphase ausdrucken und als Korrekturhilfe verwenden. Ich finde es interessant, dass Ihr beide denselben Satz in jeweils unterschiedlicher Form kritisiert. Ich werde all eure Bemerkungen berücksichtigen, aber mir fehlt zur Zeit - nicht die Zeit - sondern die Ruhe mich noch einmal mit diesem Text zu befassen, der durch die frz. und deutsche Mühle gegangen ist.

Seit diesem Text habe ich versucht auf die "Meister" der Kurzprosa zurückzukommen und habe mich mit Kurzprosa von Cortazar, Lettau und G.Eich befasst und entdecke, wie gedanklich frei man in den frühen 60igern schrieb ...

Eine Debatte ... wäre schön?

Liebe Grüße
Renée

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.11.2009, 13:53

Hola Renée,

falls du am Schluss den "fatalen Irrtum" rausnehmen willst, würde ich (aus dem gleichen Grund, den ich oben nannte) überlegen, evtl. das "et cruelle" aus dem Titel zu nehmen. Wenn du es aber drin lassen möchtest, würde ich jedoch die aktivere Schreibweise á la Max nehmen.
(Inzwischen arbeite ich an der Geschichte weiter) ,(Fortsetzung)

Da wäre ich gespannt, wie so eine Fortsetzung aussehen würde. Tot isser ja schon. ,-)

Salut
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 30.11.2009, 09:10

Liebe Renee,

leider kann ich kein Französisch, ich würde das gerne im Original genießen, weil man spürt, dass es Französisch wirkt - na ja, aber dafür bekomme ich so im Deutschen (jetzt die aktuelle Werkstattübersetzung gelesen) diesen Effekt ins Deutsche gefiltert . Die Sprache erinnert mich an eine Kinosprache, wie sie dort oft eine Erzählstimme hat, wenn (mir fällt etwa der Anfang von Leolo ein, auch wenn das ganze hin zur Figur etwas sanfter gesprichen ist, so sind die Handlung/Szene doch ebenso "böse") eine amerikanische oder französische Erzählvorlage verfilmt wird. Mir gefällt das sehr gut und es rührt mich an in seiner (durch die Menschen) determinierten Schrecklichkeit, der man sich aufgrund deiner Erzählhaltung nähern kann.

Eine Fortsetzung: Einerseits spannend, nach dem Tod des Protagonisten weiterzuerzählen, andererseits finde ich den trockenen, schnellen. ironisch distanzierten Ton für die Länge genau richtig - was heißt: ich werde gespannt sein, was du daraus machst eventuell aber nicht zufrieden sein .-)

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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