Allen meinen Toten

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.11.2009, 20:04

.

3. Fassung

Allen meinen Toten

Ach wie sie sich häufen:
meine Toten

durch die Jahre doch:
man gewöhnt sich

was bleibt ist eine Sehnsucht:
an sich drücken dürfen
einatmen - die Haut


Danke für alle Hilfe!



2. Fassung
Ach wie sie sich häufen
meine Toten

durch die Jahre doch
man gewöhnt sich

was bleibt ist der Wunsch:
zu riechen an ihrer Haut und
einatmen die Umarmung



1. Fassung:

Ach wie sie sich häufen:
meine Toten

durch die Jahre doch:
man gewöhnt sich

was bleibt ist eine Sehnsucht:
an sich drücken dürfen
einatmen die Haut


by ELsa
Zuletzt geändert von Elsa am 07.11.2009, 13:54, insgesamt 3-mal geändert.
Schreiben ist atmen

Herby

Beitragvon Herby » 06.11.2009, 21:46

Liebe Elsa,

die erste Version ist in meinen Augen ganz fraglos die stärkere. Besonders die letzte Strophe von I finde ich im Vergleich eindrücklicher als die von II, nicht zuletzt wegen der Begriffe: Sehnsucht <> Wunsch.

Abendgrüße
Herby

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 06.11.2009, 21:57

Hallo Elsa!

Auch von mir die Rückmeldung, dass die erste Fassung bei weitem die stärkere ist.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

scarlett

Beitragvon scarlett » 07.11.2009, 07:59

Liebe Elsa,

erste Version!

LG

Mo, auf dem Sprung ...

Lydie

Beitragvon Lydie » 07.11.2009, 10:37

Seh ich auch so. Aber vor allem: welch inniges Gedicht!

Lydie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.11.2009, 12:47

Liebe Elsa,

mir sagt die erste Fassung auch mehr zu, allerdings heit das ja nicht, dass eine Bearbeitung von dieser sich nicht lohnen würde (muss aber auch nicht, wenn es für dich gut ist --> klar!). Zu den Doppelpunkten: Jetzt, wo sie weg sind, vermisse ich sie auch, aber ich sehe am Ende eben die durch unklare Sprache sich ergebende schräge Assoziation "Haut von den Toten einatmen", die sich lohne würden zu verhindern .-).


Ach wie sie sich häufen:
meine Toten

durch die Jahre doch:
man gewöhnt sich

was bleibt ist eine Sehnsucht:
an sich drücken dürfen
spüren ihre Haut (oder so ähnlich)

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 07.11.2009, 13:51

Lieber Herby, Ferdi, liebe Mo, Lydie, alles klar :-) Danke!


Liebe Lisa,
Zu den Doppelpunkten: Jetzt, wo sie weg sind, vermisse ich sie auch,
*g*
Die letzte Zeile werde ich vielleicht, wie Flora schrob, so machen:
einatmen - die haut das ginge doch?

Danke ihr Lieben! Ich mach da so eine Wirtschaft mit einem kleinen Gedicht, furchtbar.

ELsa
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.11.2009, 14:50

Liebe Elsie,

ja, so ist es fein! :daumen:

Saludos
Mucki

Lydie

Beitragvon Lydie » 07.11.2009, 14:57

Super so!

Lydie :daumen:

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.11.2009, 21:23

Hallo,

ich will gar nicht insistieren, wirklich nicht (!) optisch gefällt mir das wirklich gut und wie sehr mir der Text gefällt, habe ich ja auch schon gesagt, aber hat bei euch (auch mit dem Gedankenstrich) bei euch keiner das Problem, dass ihr das so lest, als wäre es die Haut der Toten? Und Haut einatmen?

liebe Grüße,
Lisa
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.11.2009, 21:37

Hi Lisa,

nein, diese Assoziation, dass die Haut der Toten gemeint ist, habe ich überhaupt nicht.
Ich denke an die Zeit, als sie noch lebten, dito lese ich das "an sich drücken dürfen"

Saludos
Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 07.11.2009, 23:06

Liebe Lisa,

Wie Mucki schon schreibt, es handelt sich nicht um den Wunsch eines Nekrophilen ;-)
Es ist ein Erinnerungsbild, wie es war, den anderen (lebendig!) im Arm haben zu können, seinen Geruch zu atmen.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

Herby

Beitragvon Herby » 07.11.2009, 23:09

Liebe Lisa,

seltsam, die von dir geschilderte Lesart wäre mir nie in den Sinn gekommen. Der Begriff "Sehnsucht", um im Text zu bleiben, schließt sie für mich aus.

Abendgrüße
Herby

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 07.11.2009, 23:10

*freu* schön Elsa.

Lisa hat geschrieben:aber hat bei euch (auch mit dem Gedankenstrich) bei euch keiner das Problem, dass ihr das so lest, als wäre es die Haut der Toten? Und Haut einatmen?

:eek: Nein, diese Assoziation hatte ich nie. Ich dachte doch auch nicht, dass sie die Toten umarmen möchte?

liebe Grüße
Flora

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leonie
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Beitragvon leonie » 07.11.2009, 23:18

Ich hatte die Assoziation auch nicht. Aber doch den leichten Hustenreiz bei der Vorstellung Haut einzuatmen.
Der Bindestrich hilft mir weiter - vielleicht auch, wie schon vorgeschlagen, das "ein" zu streichen...

Ich habe für mich schon die ganze Zeit überlegt, wie ich das weniger 1:1 formulieren könnte und finde das richtig schwer, meine momentane Version kommt auch nicht ganz ohne Abstraktum aus (erinnern):

wie schichtet sich
jahr um jahr
hornhaut in mir

ich schäl sie
vom herzen

atme erinnern
den duft
alter liebenden


Elsie, wenn das für Dich okay ist, mich würde interessieren, ob Ihr anderen Ideen hättet, wie Ihr es sagen würdet, ich habe gemerkt, dass es richtig schwer ist, Worte für dieses Haut-Einatmen-Gefühl zu finden, ich suche nochmal weiter.
(Danke Dir für die Anregung, ich denke, ich werde mich nohcmal intensiver damit beschäftigen)

Liebe Grüße

leonie


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