Salaam - Fotokopie
rosebud,
diesen text habe ich gelesen, ohne mich dazu 'entschlossen' zu haben; er hat mich von titel und erstem satz an in das erzählte hineingezogen.
menschen, mikrokosmos, auf für meinen geschmack sehr angenehme art - ruhig/unaufgeregt, genau, mit feiner (selbst-)ironie ohne überhebung, ohne 'druck' spannend - beschrieben.
die spannung trägt durch bis zum ende, ein feiner aspekt ist z.b. die nicht-fixierte, doch über währungsangabe (und evtl. titel) eingegrenzte geographie.
das ist mal ein text, bei dem ich mir als leser nicht 'dumm' (aufgrund nicht nachvollziehbarer redundanzen als für 'dumm' gehalten) vorkomme.
die gliederung in absätze ist stimmig und lesefreundlich.
auf der meta-leseebene bangte ich etwas gegen ende hin, in der erfahrung, dass es nicht all zu oft gelingt, in 'einfachem' erzählen überzeugend zu enden - hier fand ich das ende zu meiner freude gelungen.
schön über den ganzen text finde ich die spannung von distanz und nähe der begegnungen, kreativem akt und ungewissheit der beobachtung; z.b. die namens-ebene ("hessabi", "herr hessabi") zu variieren und über das firmenschild zu begründen, den beschriebenen 'vertrauenserweckend'/überzeugend bei diesem namen zu nennen und zugleich offen zu lassen, ob er überhaupt so heißen mag.
kleinigkeiten, über die ich stolperte:
- die angabe "links" irritierte mich etwas, da an dieser stelle kein kontext besteht, in dem dies etwas aussagt/ auf den es beziehbar ist.
- "Nur anderthalb Meter trennen mich von dem Gerät und der Gedanke an Hessabis Würde." - entweder komma nach gerät, oder umstellen der satzteile
- "Sie nimmt mehrere in Augenschein, umrundet dabei langsam die Kopierer" - verblüfft mich etwas, da es nicht zur vorgestellten enge der örtlichkeit zu passen scheint - "und entfernt sich aus dem Laden beinahe ungesehen mit einem davon in der Tasche."
tja das ist das einzige, was ich der geschichte nicht abnehme - dass sie mit einem kopierer in der tasche rausging .~)
sehr gern gelesen, liebe grüße und danke für die lektüre.
diesen text habe ich gelesen, ohne mich dazu 'entschlossen' zu haben; er hat mich von titel und erstem satz an in das erzählte hineingezogen.
menschen, mikrokosmos, auf für meinen geschmack sehr angenehme art - ruhig/unaufgeregt, genau, mit feiner (selbst-)ironie ohne überhebung, ohne 'druck' spannend - beschrieben.
die spannung trägt durch bis zum ende, ein feiner aspekt ist z.b. die nicht-fixierte, doch über währungsangabe (und evtl. titel) eingegrenzte geographie.
das ist mal ein text, bei dem ich mir als leser nicht 'dumm' (aufgrund nicht nachvollziehbarer redundanzen als für 'dumm' gehalten) vorkomme.
die gliederung in absätze ist stimmig und lesefreundlich.
auf der meta-leseebene bangte ich etwas gegen ende hin, in der erfahrung, dass es nicht all zu oft gelingt, in 'einfachem' erzählen überzeugend zu enden - hier fand ich das ende zu meiner freude gelungen.
schön über den ganzen text finde ich die spannung von distanz und nähe der begegnungen, kreativem akt und ungewissheit der beobachtung; z.b. die namens-ebene ("hessabi", "herr hessabi") zu variieren und über das firmenschild zu begründen, den beschriebenen 'vertrauenserweckend'/überzeugend bei diesem namen zu nennen und zugleich offen zu lassen, ob er überhaupt so heißen mag.
kleinigkeiten, über die ich stolperte:
- die angabe "links" irritierte mich etwas, da an dieser stelle kein kontext besteht, in dem dies etwas aussagt/ auf den es beziehbar ist.
- "Nur anderthalb Meter trennen mich von dem Gerät und der Gedanke an Hessabis Würde." - entweder komma nach gerät, oder umstellen der satzteile
- "Sie nimmt mehrere in Augenschein, umrundet dabei langsam die Kopierer" - verblüfft mich etwas, da es nicht zur vorgestellten enge der örtlichkeit zu passen scheint - "und entfernt sich aus dem Laden beinahe ungesehen mit einem davon in der Tasche."
tja das ist das einzige, was ich der geschichte nicht abnehme - dass sie mit einem kopierer in der tasche rausging .~)
sehr gern gelesen, liebe grüße und danke für die lektüre.
Hallo Rosebud,
wieder hast du eine Geschichte geschrieben, die mich als Leser gleich packt. Wunderbar, wie man mitten im Geschehen ist, alles vor sich sieht, selbst, wie der Erzähler, den Drang verspürt, zu helfen. Klasse, wie du die Details und die Geschäftigkeit im Laden schilderst (und was da alles geschieht) und wie wider Erwarten der Hessabi die Kopien perfekt hinbekommt. Als Leser denkt man, oh je, das wird schiefgehen.
Am Schönsten dann der Satz
und die Erleichterung, die ich als Leser spüre, genau wie der Erzähler.
Gelungen!
Saludos
Gabriella
wieder hast du eine Geschichte geschrieben, die mich als Leser gleich packt. Wunderbar, wie man mitten im Geschehen ist, alles vor sich sieht, selbst, wie der Erzähler, den Drang verspürt, zu helfen. Klasse, wie du die Details und die Geschäftigkeit im Laden schilderst (und was da alles geschieht) und wie wider Erwarten der Hessabi die Kopien perfekt hinbekommt. Als Leser denkt man, oh je, das wird schiefgehen.
Am Schönsten dann der Satz
Nach einer wunderbaren Ewigkeit halte ich zwei Stapel Papier in Händen.
und die Erleichterung, die ich als Leser spüre, genau wie der Erzähler.
Gelungen!
Saludos
Gabriella
Rosebud hat geschrieben:Was wäre Deine Begründung für ein Komma hier? Das "trennen" bezieht sich auf die Distanz zum Gerät und den Gedanken an Hessabis Würde (das "und" verbindet die beiden Objekte des Satzes). Ich will hier auch kein "Bedeutungs-Komma" nach Gerät setzen und so den Leserfluss zu sehr auf die Würde des Mannes lenken. Das wäre mir zu pädagogisch an dieser Stelle.
hallo rosebud,
die begründung ist der nah- /fernbezug der satzglieder - das bindewort verbindet hier nicht mit dem nächstliegenden objekt, die zäsur ist m.e. bedeutungstiftend nötig, ganz ohne 'pädagogik'.
genau genommen ist auch der numerus des prädikats fragwürdig, wenn die satzteile so rum angeordnet sind, weil 'der gedanke' dann singular erforderte - nur bei umstellung klappt es einwandfrei:
Nur anderthalb Meter und der Gedanke an Hessabis Würde trennen mich von dem Gerät.
liebe grüße,
aram
Hallo rosebud,
ich mag deine Geschichte aus verschiedenen Gründen.
Zunächst hat mit natürlich der Titel angesprochen; dann auch der Name Hessabi.
Dennoch habe ich beim Lesen immer irgendwie eine plötzliche Wendung oder zum Ende hin auch etwas Moralartiges erwartet. Warum, kann ich nicht genau sagen. Aber letztendlich gefällt es mir so...als Beschreibung der Situation.
Allerdings finde ich das mit der älteren deutschen Dame ein Bisschen schwammig ausgedrückt. Ich meine, woher wird gewusst, dass die Dame deutsch ist? Es wird nicht erwähnt, dass sie spricht, wie etwas das Paar, das Arabisch spricht. Hier hätte ich mir gern etwas mehr Details gewünscht, da es an anderer Stelle ja auch genau ersichtlich ist, woran der Sprecher merkt, welcher Nationalität oder Volksangehörigkeit x und y sind (eben bei dem Pärchen).
Ein Bisschen befremdlich erscheint mir die Handbewegung des Hessabi zur Verabschiedung am Ende, denn mit einer Verabschiedung verbinde ich kein Hände-in-die-Höhe-heben. Bei einer solchen Geste kommen mir eher Ausrufe wie "ya Allah" oder "ya Salaam" in den Sinn, die dann besondere Freude über etwas sehr Schönes, auch Erstaunen oder große Dankbarkeit ausdrücken. Verabschiedung, also etwa ma3 salama oder salam 3alaykum verbinde ich eher mit einem Kopfnicken, bestimmter Augensprache. So habe ich das kennengelernt.
Vielleicht magst du mich ja darüber aufklären.
Bei dem Komma stimme ich Aram zu. Wenn du keine Intensivierung des Gedanken an Hessabis Würde möchtest, muss du den Satz entsprechend umstellen, da sich sonst das Prädikat im Plural trennen auf ein Subjekt im Singular bezieht (Gedanke), was sprachlich nicht einwandfrei ist.
Herzlichst
Zafar
ich mag deine Geschichte aus verschiedenen Gründen.
Zunächst hat mit natürlich der Titel angesprochen; dann auch der Name Hessabi.
Dennoch habe ich beim Lesen immer irgendwie eine plötzliche Wendung oder zum Ende hin auch etwas Moralartiges erwartet. Warum, kann ich nicht genau sagen. Aber letztendlich gefällt es mir so...als Beschreibung der Situation.
Allerdings finde ich das mit der älteren deutschen Dame ein Bisschen schwammig ausgedrückt. Ich meine, woher wird gewusst, dass die Dame deutsch ist? Es wird nicht erwähnt, dass sie spricht, wie etwas das Paar, das Arabisch spricht. Hier hätte ich mir gern etwas mehr Details gewünscht, da es an anderer Stelle ja auch genau ersichtlich ist, woran der Sprecher merkt, welcher Nationalität oder Volksangehörigkeit x und y sind (eben bei dem Pärchen).
Ein Bisschen befremdlich erscheint mir die Handbewegung des Hessabi zur Verabschiedung am Ende, denn mit einer Verabschiedung verbinde ich kein Hände-in-die-Höhe-heben. Bei einer solchen Geste kommen mir eher Ausrufe wie "ya Allah" oder "ya Salaam" in den Sinn, die dann besondere Freude über etwas sehr Schönes, auch Erstaunen oder große Dankbarkeit ausdrücken. Verabschiedung, also etwa ma3 salama oder salam 3alaykum verbinde ich eher mit einem Kopfnicken, bestimmter Augensprache. So habe ich das kennengelernt.
Vielleicht magst du mich ja darüber aufklären.
Bei dem Komma stimme ich Aram zu. Wenn du keine Intensivierung des Gedanken an Hessabis Würde möchtest, muss du den Satz entsprechend umstellen, da sich sonst das Prädikat im Plural trennen auf ein Subjekt im Singular bezieht (Gedanke), was sprachlich nicht einwandfrei ist.
Herzlichst
Zafar
Hallo Rosebud,
die Situation mit Herrn Hessabi, der vielleicht gar nicht so heisst, und der würdevoll und mit Bedacht sämtlliche in Form von realen Stolpersteinen und auch von erklärenden Absichten vor ihm aufgebauten Hindernisse überwindet, hast du wunderbar beschrieben. Auch dass sich damit notwendigerweise (ganz leicht, im Ansatz) eine Art über die dir und uns unbekannte Gestik, Sprache, Haltung hinausgehende Investierung (surinvestissement) unterläuft, macht den Text so intensiv und spannend. Wir verfolgen solche Szenen mit einem dankbaren Glücksgefühl, weil wir sie haben empfinden können.
Dein Text vermittelt einen Zugang zur Szene, eine Teilnahme.
Darin sehe ich aber auch eine kleine Schwäche, denn dieses fein lächelnd tröstliche, dieses Streicheln der unruhigen Seele, das ist nur eine Seite, nur ein "Instrument" des Schreibens.
Das ist keineswegs ein Mangel in deinem Text, es ist vielmehr eine Frage, ob ich diesen durchaus ehrbaren Grundansatz als solchen so benennen könnte.
Dein Text ist fein, leicht, meisterhaft geschrieben, die Szenen folgen ohne Holperstellen aufeinander, die Personen nehmen wie von selbst Gestalt an. Der einzige Satz, der mich stutzen liess, war der mit der Würde. Gleichzeitig empfand ich ihn als zentral und schlüssig. Das von Aram vorgeschlagene Komma scheint mir ebenfalls notwendig.
Mich würde interessieren, wie lange du an dem Text gearbeitet hast, wie schnell oder langsam er dir aus der (elektronischen) Feder floss?
Bewunderung.
liebe Grüsse
Renee
die Situation mit Herrn Hessabi, der vielleicht gar nicht so heisst, und der würdevoll und mit Bedacht sämtlliche in Form von realen Stolpersteinen und auch von erklärenden Absichten vor ihm aufgebauten Hindernisse überwindet, hast du wunderbar beschrieben. Auch dass sich damit notwendigerweise (ganz leicht, im Ansatz) eine Art über die dir und uns unbekannte Gestik, Sprache, Haltung hinausgehende Investierung (surinvestissement) unterläuft, macht den Text so intensiv und spannend. Wir verfolgen solche Szenen mit einem dankbaren Glücksgefühl, weil wir sie haben empfinden können.
Dein Text vermittelt einen Zugang zur Szene, eine Teilnahme.
Darin sehe ich aber auch eine kleine Schwäche, denn dieses fein lächelnd tröstliche, dieses Streicheln der unruhigen Seele, das ist nur eine Seite, nur ein "Instrument" des Schreibens.
Das ist keineswegs ein Mangel in deinem Text, es ist vielmehr eine Frage, ob ich diesen durchaus ehrbaren Grundansatz als solchen so benennen könnte.
Dein Text ist fein, leicht, meisterhaft geschrieben, die Szenen folgen ohne Holperstellen aufeinander, die Personen nehmen wie von selbst Gestalt an. Der einzige Satz, der mich stutzen liess, war der mit der Würde. Gleichzeitig empfand ich ihn als zentral und schlüssig. Das von Aram vorgeschlagene Komma scheint mir ebenfalls notwendig.
Mich würde interessieren, wie lange du an dem Text gearbeitet hast, wie schnell oder langsam er dir aus der (elektronischen) Feder floss?
Bewunderung.
liebe Grüsse
Renee
Hallo Rosebud,
auch ich bin von diesem Text fasziniert. Du hast da etwas geschafft, was ich besonders bewundere und von dem ich glaube, dass ich es so überzeugend nicht hinbekäme: nämlich einen Text zu schreiben, der ohne großartige, überraschende Wendung, ohne Katastrophe und Ähnliches auskommt und einen dabei dennoch fesselt, ohne dass man am Ende das Gefühl hat, es fehlt etwas. Wunderbar beobachtet und ebenso erzählt. Sehr fein.
Liebe Grüße,
Rala
auch ich bin von diesem Text fasziniert. Du hast da etwas geschafft, was ich besonders bewundere und von dem ich glaube, dass ich es so überzeugend nicht hinbekäme: nämlich einen Text zu schreiben, der ohne großartige, überraschende Wendung, ohne Katastrophe und Ähnliches auskommt und einen dabei dennoch fesselt, ohne dass man am Ende das Gefühl hat, es fehlt etwas. Wunderbar beobachtet und ebenso erzählt. Sehr fein.
Liebe Grüße,
Rala
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